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4. Drei Hügel Manapa

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»Im Haus wird nicht geraucht!«

Diesen Satz seiner Mutter hatte Manapa Opum immer noch in den Ohren. Denn jeden Tag hatte sie es ihrem Mann sagen müssen. Deswegen war das Haus der Opums auch das einzige in Drei Hügeln gewesen, das eine Veranda hatte, wo man immer wieder den armen Mampo bei Wind und Wetter rauchen sehen konnte. Aber, dieser Satz veranlasste auch heute noch Manapa, seine Pfeife draußen vor der Tür zu rauchen. Nach seinem Lieblingsfrühstück, Brombeerpfannkuchen mit einem großen Becher frischer Milch wusch er sich, versuchte seine braunen halblangen Locken mit einem Kamm zu bändigen und zog sich an. Dann stopfte er seine Pfeife und entzündete sie mit einem Kienspan. Er ging nach draußen in den frühen klaren Morgen. Die Sonne stieg gerade im Osten über dem Nebelwald auf. Manapa atmete tief die frische Luft ein, die nach Wald und Fluss roch. Er zog seine Stiefel an, die vor der Tür standen, und ging um das Haus herum. Es war nicht groß, aber er hatte es mit seinen eigenen Händen erbaut. Es war auch nicht aus Stein, sondern aus Holz, aber genau das liebte er daran.

Das Haus seiner Eltern stand nicht mehr. Als er zehn war, hatte ein Blitzschlag das Heim seiner Familie zerstört. Bei dem Unglück waren auch seine Eltern ums Leben gekommen.

Daraufhin wuchs er bei seiner Tante Hilgo und seinem Onkel Jeper auf. Beide kümmerten sich um ihn, wie um einen eigenen Sohn, den sie nie gehabt hatten. Vor kurzen hatte er seinen dreißigsten Geburtstag gefeiert, leider nur mit Tante Hilgo, denn auch sein Onkel Jeper war schon tot. Oft saß er so da, hinter dem Haus auf seiner Holzbank und hing seinen Gedanken nach, während er auf den Aerenyr schaute.

Er lebte gerne hier zwischen dem Fluss und dem großen Wald. Und er war gerne Holzfäller, ein angesehener Beruf bei den

Gromlums, aber leider auch sehr einsam. Es war hart, aber er liebte es, hier inmitten der Natur zu leben.

Sorgfältig klopfte er seine aufgerauchte Pfeife aus , säuberte sie und ging zurück ins Haus. Dort stellte er sie in den Pfeifenständer. Danach spülte er sein Geschirr weg und machte ein bisschen sauber. Nachdem er sein Bett gemacht hatte, zog er sich seine Weste an und ging hinunter zum Fluss. Dort hatte er sich einen Steg gebaut, an dem sein Boot lag. Er stieg in das schwankende Gefährt und ruderte los.

Manapa wollte nach Drei Hügeln um Geschäfte zu machen, mit seiner Ware: Brennholz, Räucherholz, Holz für die Schreiner und Tischler, für die Wagenbauer und so weiter und sofort. Das Handeln und Feilschen lag ihm nicht aber es gehörte leider dazu. Zwei Mil flussaufwärts wäre ganz schön anstrengend für einen Ungeübten gewesen. Aber nicht für Manapa. Er strotzte vor Kraft und Vitalität und schaffte die Distanz in Windeseile.

Er legte in drei Hügeln an und sah vor sich eine fast glatte Graslandschaft, die nach tausend Schritt in den Nebelwald überging. Auf der Fläche vor ihm erhoben sich drei große Hügel, um und auf denen die Wohnstätten der Gromlums standen, kleine weiße Häuser, mit klobigen Türen, die sich den Besuchern öffneten. Runde Fenster ließen Licht und Luft in die Stuben, und die Dächer aus Rietgras boten Schutz vor Wind und Regen. Jedes Haus hatte einen blühenden Vorgarten mit wilden Blumen und Kräutern und ordentlich angelegte Kieswege führten durch das Dorf von Haus zu Haus.

Eine wunderbare Idylle ... zum angucken. Gromlums waren von Natur aus ein sehr friedliches Volk, aber die Fehden unter den Großfamilien gehörten schon zum guten Ton. Irgendwelche Streitereien gab es immer. Wurden die einen beigelegt, so brachen Neue oder auch Alte wieder auf.

Einer der Gründe für Manapa, nicht nach Drei Hügeln zu ziehen.

Heute hatte er einen vollen Plan. Er musste zu den Rutinrags, den Flatoks, den Agaps, den Rimizers, den Kradagrugs, zu Bulbo dem Schmied, einer seiner besten Freunde und zu Serm den Fassbauer. Er überlegte, wer gerade, mit wem in Fehde lag. Hmmmm ... kam aber nicht drauf. Egal.

Er ging vom Steg zum Marktplatz, wo die Fischer ihre Ware feilboten. Er grüßte alle recht freundlich und öffnete das Gatter zum Vorgarten seines ersten Kunden, den Kradagrugs. Manapa klopfte dreimal feste gegen die Tür.

Eine kleine, fette Frau mit einer schmierigen Schürze öffnete die Tür. Ihr strohiges braunes Haar stand zu allen Seiten ab. Ein Tropfen Rotz hing an ihrer roten Nasenspitze, den sie geräuschvoll hochzog.

»Häh?«, fragte sie. Das rechte Auge schaute ihn an, das linke blickte auf ihre Nasenspitze.

›Bei allen Göttern, nein‹, dachte Manapa. Ganz deutlich fing er an zu sprechen.

»Hallo Alma. Wie geht es dir ?«

»Häh?« Sie schaute ihn an wie eine Kuh.

»Wie geht es dir ?«

»Häh?«

»Ähem. Ist Serde da?«

»Gagi igi gageee. Nyani gigi hä dä dä fönö. Sek.«

Dabei gestikulierte sie heftig mit einem großen hölzernen Löffel vor seinem Gesicht herum und schaute Manapa zornig an.

»Na gut Alma, ich komme dann morgen wieder.«

»Gageeee. Hage gage! Ohhhh ...«, abrupt hörte sie mitten im Satz auf zu sprechen und sah mit leuchtenden Augen etwas hinter Manapa an.

»Schmattalingse!«, rief sie, tänzelte auf Zehenspitzen an Manapa vorbei und hüpfte einem bunt schillernden Schmetterling hinterher.

Manapa drehte sich kopfschüttelnd um. »Meine Herren. Warum macht eigentlich immer Alma bei mir die Tür auf? Die ist so nach und nach ja komplett durchgeknallt.«

Trotzdem konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Er wandte sich wieder der Tür zu und rief ins Haus: »Serde, bist du da?«

Keine Antwort. Also nochmal. Lauter.

»Serde! Ich bin es Manapa.«

Nichts. Komisch. Da ließen sie doch wirklich Alma allein zu Hause. Unglaublich. Manapa ging durch den Vorgarten zurück zum Gatter.

»Alma, ich gehe dann mal. Tschüss, ne?«

Alma spielte immer noch mit dem Insekt fangen, und rief die ganze Zeit lauthals: »Schmaaattalingse! Schmaaatalingse!

Iii biens, de Aaaaalmaaaaa!«

Nix wie weg hier und ab zum nächsten Haus. Die Flatoks, die sogar einen Türsteher hatten, der die Gäste einließ und manchmal auch wieder rausschmiss.

»Guten Morgen Häsnö!«, rief er ihm über den Gartenzaun hinweg zu.

»Guten Morgen Manapa. Komm besser morgen wieder. Der Alte hat wieder Stress mit den Rutinrags und ist nicht gut aufgelegt.«

»Na das läuft ja super heute«, seufzte Manapa und ging zu den nächsten.

Den Rimizers.

Er öffnete das Gatter der Schafweide und schloss es auch schnell wieder. Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie ihm einmal ein Lamm entwischte. Er war den ganzen Tag durch das Dorf gerannt um es wieder einzufangen und hatte sich dabei zum Gespött der Leute gemach.

Das Haus der Rimizers war riesig. Es hatte sogar zwei Stockwerke und lag oben auf einen der drei Hügel.

»Hallo Pari. Alles klar?«, sagte er zum Türsteher. Einen groben Kerl mit flammend roten Haaren, die im wüst zu allen Seiten abstanden – und wusste schon, welche Antwort kommen würde.

»Alles klar, wenn die Agaps nicht wären«, brummte er und öffnete Manapa die Tür.

»Tja«, sagte Manapa, im vorbeilaufen.

Die Fehde der Agaps gegen die Rimizers war schon fast so alt wie Drei Hügeln selber. Kurz nachdem die Rimizers ihr Haus oben auf dem Hügel erbaut hatten bauten die Agaps ihres unten am Fuße des Hügels. Die Rimizers meinten die Agaps würden den Hügel unterminieren damit er samt dem Haus der Rimizers zusammenstürzen solle. Die Agaps waren der festen Überzeugung, dass die Rimizers immer wieder Schafe stehlen würden. Aber da Gromlums eigentlich, wie ja schon erwähnt, sehr friedlich waren gab es bisher noch keine Handgreiflichkeiten. Trotzdem. Seit geraumer Zeit lag eine gewisse Würze in dem Streit. Nämlich, seitdem Undar Agap, das Oberhaupt seiner Familie, jetzt auch noch zum Dorfvorsteher gewählt worden war. Das piesackte die Rimizers wie ein spitzer Stein im Schuh.

Manapa trat in die große Halle ein. Fast dreißig Gromlums lebten in diesem Haus unter einem Dach. Das Oberhaupt Ransor, der schon über hundert Jahre alt war, saß in der Nähe des Kamins in einem großen gemütlichen Ohrensessel, rauchte eine Pfeife und sah zufrieden seinen Ururenkeln, die ihm zu Füßen saßen, beim spielen zu. Seine beiden Töchter und seine zwei Schwestern führten den Haushalt. Die jüngeren Kinder Ururenkel, Urenkel, Nichten und Neffen waren zu Hause, die Älteren draußen beim Jagen, Fischen, auf den Feldern oder Schafe hüten.

»Manapa!«, rief Ransor mit seiner brüchigen Stimme und winkte ihn matt herbei.

»Nur nicht täuschen lassen von dem alten Fuchs.« dachte Manapa. Ransor war schlau und gerissen, wenn es ums Handeln ging.

Manapa lief einen Zick-Zack-kurs durch die Kinder, zog sich einen Hocker herbei und fühlte sich, wie ein kleines Kind, der sich zum Großvater setzte, um ein Märchen zu hören.

»Also Manapa, was führt dich zu mir?«

Innerlich seufzte er tief; denn jetzt wusste er, dass Ransor gute Laune hatte und Lust aufs Handeln dazu. »Was wohl? Knöpfe will ich dir nicht verkaufen.«

»Nana, junger Mann, mal nicht so schnippisch.« Der alte Mann saugte stark an seiner Pfeife und stieß in kleinen Kringeln den Rauch wieder aus.

»Nun gut. Ich brauche ein Bund Graginholz zum Räuchern, neun Bündel Brennholz und drei Bünde Reisig. Aber trocken«, fügte er lauter hinzu. »Letztes Mal war es klatschnass.«

»Klatschnass?«, entrüstete sich Manapa. »Dass ich nicht lache. Mein Reisig ist immer korktrocken.«

Pause. Der Alte blies wieder Kringel in die Luft. Manapa überschlug kurz, was er haben wollte. Jetzt hoch anfangen und noch fünf Siberne dazu.

»Fünfzehn!«

»Hah!« rief Ransor aus, dass ihm fast die Pfeife aus dem Mund fiel und so laut, dass sich alle zu den beiden umdrehten.

»Du Wucherer, Halsabschneider, Lump du! Ich lass dich rausschmeißen....Acht!«

»Nä nä. Dreizehn wenigstens.«

»Ahhhh! Was haben wir nicht schon alles für dich getan. Das ist also der Dank für unsere Treue ... Zehn. Mehr geht nicht.«

»Also zwölf muss ich haben, sonst lassen wir’s.«

»Frauen habt ihr das gehört?«, rief er seinen Töchtern zu.

»Der Mann hier plündert unsere Haushaltskasse. Man könnte es schon fast als Diebstahl bezeichnen. Ab nächste Woche können wir für einen Monat nur noch Suppe essen.«

»Du kannst doch sowieso nur noch Suppe essen«, sagte Manapa spitz. Ransor guckte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

»Bist ein harter Brocken geworden, Manapa Opum, und unverschämt noch dazu. Bekommst elf und gut ist.«

Einen mehr als gedacht. »Na gut Ransor!«, und er streckte ihm die Hand hin.

Pari kam hereingestürmt. »Großvater, Großvater!«, schrie er durch die Halle. »Es ist was mit Igejai. Komm schnell.«

»Igejai? Bei allen Göttern! Ich komme. Geh´ schon mal vor. Manapa hilf mir.«

Igejai war die Seherin und Schamanin des Dorfes. Sie war Ransors Schwester, aber auch eine gute Freundin von Manapas Tante Hilgo. Also interessierte es ihn genauso. Er half Ransor hoch, spürte Trotz allem noch eine erstaunliche Kraft in dem alten Mann, der zielstrebig losmarschierte, nachdem er hochgekommen war. In der Mitte zwischen den Hügeln war der Marktplatz, an dem auch die kleine Hütte der Schamanin stand, um die herum jetzt ein großer Auflauf herrschte. Ransor drängelte sich nach vorne durch. Igejai stand mit einem weißen Leinentuch bekleidet vor der Tür. Sie war nur ein Jahr jünger als Ransor aber ihre häufigen Wanderungen in der Geisterwelt ließen sie noch älter als ihn aus sehen.

Sie hatte die Arme seitlich erhoben und die Augen waren auf weiß gedreht. Schaum quoll aus ihrem Mund und lief an ihrem Kinn herunter. Sie brabbelte unverständliches Zeug. Ransor versuchte sie anzusprechen, worauf sie aber nicht reagierte. Plötzlich verstummte sie und ihre Augen rollten zurück in die normale Position. Sie waren pechschwarz und starrten in weite Ferne. Jäh schrie sie auf und ihr ganzer Körper versteifte sich.

Dann begann sie, zu sprechen:

»Die fliegenden Echsen kommen,

mit Feuer bringen sie Tod und Verderben.

Sie sind nur die Vorhut derer, die Böses wollen,

und kommen von den Bergen.

Flieht und holt Hilfe von den Xin,

ein mutiger Mann soll rennen,

muss zum Silbersee schnell hin,

soll Luthul und Ussengal dort nennen.«

Dann brach sie wie vom Blitz getroffen zusammen. Pari und Manapa hoben sie auf. Sie war leicht wie Papier. In der Hütte legten sie sie ins Bett. Ransor setzte sich auf einen Stuhl zu ihr. Draußen zerstreute sich die Menge.

Flatternd öffneten sich Igejais Augen.

»Hatte ich wieder eine Vision?«, fragte sie mit rasselndem Atem.

»Ja meine Liebe«, antwortete Ransor sanft und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich gehe jetzt. Pari wird hierbleiben und ich schicke ein paar von der Familie, die dich abholen. Die nächsten Tage wohnst du bei uns.« Seine Schwester nickte schwach. »So machen wir das«, flüsterte sie und lächelte dankbar Ransor an. Mit einem Schnaufen stand er auf und ging entschlossen über dem Marktplatz nach Hause, gefolgt von einem ziemlich verdatterten Manapa. In der Halle setzte er sich in seinen Ohrensessel und stierte ein paar Minuten vor sich hin. Manapa wollte gerade auf sich aufmerksam machen als Ransor ihn mit seinem Stock auf’s Bein schlug.

»Au!«, sagte Manapa entrüstet. »Geht’s noch?«

Ransor achtete gar nicht drauf. »Pass auf junger Opum. Sag allen Familien Bescheid. Heute Abend möchte ich ein Treffen beim Ahnenbaum.«

Manapa wollte gerade aufbegehren, aber Ransors Blick hieß ihn, es sein zu lassen.

Er machte sich, mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, auf den Weg. Irgendetwas stimmte nicht, ganz und gar nicht.

Fast den ganzen Tag war er unterwegs um allen Familien und den Handwerkern, die alle noch nicht verheiratet waren und so noch keiner Familie angehörten, Bescheid zu geben.

Auch Manapa durfte abends dabei sein. Er hatte den restlichen Tag dann in der Taverne zum goldenen Schaf verbracht. Das Gesprächsthema Nummer Eins war natürlich die Vision der Schamanin. Nachdem die Dämmerung hereinbrach, machten sich die Oberhäupter der Familien auf zum Ahnenbaum, der etwas außerhalb des Dorfes nah am Fluss stand. Fackeln erhellten den Platz und er füllte sich schnell. Manapa ging zu den Handwerkern. Nik Knabap , der Wagenbauer nickte ihm freundlich zu. Er hatte schon mittags mit ihm geplaudert. Aram Bento der Netzflicker war wie immer brummig und schlecht gelaunt und sagte nur ein kurz angebundenes »HALLO«. Bulbo Fretnos, der Schmied, sein bester Freund lächelte ihn an und bat ihn zu sich. Er gab Manapa einen Becher Bier und sie stießen an.

»Du warst vorhin so schnell weg. Was ist denn los? Und spielst du jetzt den Laufburschen für den alten Knittersack Ransor, oder was?« Er grinste ihn dabei mit seinem löchrigen Gebiss breit an. »Quatsch, ich war bei den Rimizers und hatte schon einen richtig guten Handel ausgemacht, da kam Pari und rief den Alten und der zuckelte direkt los. Hin zu seiner Schwester, die ja diese Vision hatte. Danach war er wie ausgewechselt. Richtig panisch. >Na ja<, hab ich mir gedacht, mach ich mal lieber, was er sagt. Ist ja halb so wild .... Aber pscht. Undar.«

Der Dorfvorsteher war ein enorm fetter Gromlum. Das Gesicht hatte was von einer Ratte und sein schwarzes Haar kämmte er mit Fett zurück. Wie ein nasser Sack hing ein schreiend bunter Mantel an den Schultern herunter. Die Schärpe, die ihn als Dorfvorsteher auszeichnete, saß mehr als eng und schnitt in seine schwabbelige Wampe.

»Was für ein ekeliger Typ«, dachte sich Manapa. »Wer hat den bloß vor zwei Jahren gewählt?«

»Liebe Freunde«, begrüßte Undar überschwänglich die Versammlung. »Mein guter Nachbar Ransor Rimizer hatte es ja sehr dringlich gemacht, dass wir uns hier alle treffen. Also übergebe ich das Wort an meinen alten Freund. Ransor, bitte.«

Der alte Mann stand auf und hielt sich an seinen Stab fest.

»Ich habe euch alle gerufen, weil ich glaube, dass es an der Zeit ist, Entscheidungen zu treffen.«

»Hört, hört«, rief Undar und schaute dabei feixend in die Menge.

»Bitte Undar. Lass wenigstens heute deinen Sarkasmus und unseren Streit außen vor«, antwortete bissig Ransor.

Zustimmendes Gemurmel der Leute ließ den Dorfvorsteher peinlich berührt von einem Bein aufs andere tippeln.

»Ihr habt alle mitbekommen was Igejai...«

»Deine Schwester ...«, warf Undar ein.

»Ja meine Schwester, und? Sie ist die Seherin und Schamanin von Drei Hügeln und ihr wisst, was sie in ihrer Vision gesehen hat. Es ist das, was in der Prophezeiung der Xin von Kiltona steht. Es droht Gefahr. Wir müssen fliehen. Wir müssen ...«

»Jetzt ist mal gut Ransor. Wir müssen gar nichts. Nur weil deine Schwester mal wieder zu viel Rauschkraut geraucht hat und wirres Zeug plappert ...«

»Was erlaubst du dir Undar«, brüllte der Alte ihn an. »Sie ist unsere Seherin und Schamanin.«

»Wer braucht die denn noch?«, fragte Undar in die Runde. »Wer braucht deine verrückte Schwester noch, Ransor. Wer hört denn noch auf sie ...? Niemand! Ransor! Niemand!«

Ransor stand mit offenem Mund dar und schaute ungläubig Undar an. Es war totenstill. Auch Manapa konnte nicht glauben, was er da hörte. Tante Hilgo war eine Freundin der Schamanin. Wie konnte Undar so herablassend über die Schamanin reden. Murmeln erhob sich.

»Ruhe«, brüllte Undar. »Wer glaubt denn noch an die Prophezeiung, die irgendeine Xinfrau vor fast tausend Jahren von sich gegeben hat. Keiner. Lass uns in Ruhe mit so einem Quatsch, Ransor. Wir haben nächste Woche das große Rennen in Drei Hügeln, falls das einer vergessen hat. Alle Bewohner der Dörfer am Aerenyr kommen hierher in unser Dorf und werden feiern. Verbreite woanders Angst. Es wird nichts passieren. Das garantiere ich euch. Zustimmendes Gemurmel der Familienoberhäupter die Undar nahe standen. Die anderen waren still. Ransor schüttelte den Kopf. Schaute hoch und wollte noch was sagen.

»Ach alter Mann«, platzte Undar dazwischen. »Geh nach Hause und setz´ dich an deinen Kamin. Die Versammlung ist beendet.«

Einzelne Klatscher bestätigten Undar. Er drehte sich um und watschelte gemächlich von dannen. Dann rief er noch einmal: »Kommt Leute, ich gebe, einen aus.«

Seine Freunde und auch ein paar, die sich auf ein, zwei spendierte Biere freuten, folgten ihm. Einige der anderen gingen zu Ransor und versuchten ihn aufzumuntern. Nach kurzer Zeit stand er aber allein da und wurde von Manapa und Bulbo nach Haus gebracht.

Zu Hause erzählte er der Familie von den bösen Worten Undars. Die Männer wollten schon zum Haus der Agaps um den frechen Hund zur Rede zu stellen.

Ransor verbot es und befahl etwas ganz anderes.

Am nächsten Morgen brach die Familie Rimizer mit all ihren Habseligkeiten auf. Sie verließen Drei Hügeln Richtung Sandrossee. Ransor war sich sicher, dass nur die Xin, die alten Freunde der Gromlums, ihnen helfen und Schutz bieten konnten. Undar und ein paar andere Familienoberhäupter schauten dem Tross nach und schüttelten die Köpfe.

»Schwachsinn«, brummelte Undar und machte sich weiter an die Vorbereitungen zum großen Rennen.

Thuazar

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