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Verschiedene Rollen im Leben

Lebensrollen, welche in der Literatur mitunter auch „Lebenshüte“ genannt werden, sind Verhaltensweisen, welche ein Individuum im Alltag präsentiert. Diese Verhaltensmuster können ebenso direkt Fühl- und Denkmuster symbolisieren. Erfahrungsgemäß hat eine Person diverse Lebensrollen. Dies ist per se weder nachteilig noch vorteilhaft. Probleme können jedoch langfristig auftreten, wenn Sie sich permanent in einer Rolle für eine Zielgruppe verstellen oder zu viele unterschiedliche Lebensrollen einnehmen wollen. Die beträchtlichste und offensichtlichste Diskrepanz zwischen verschiedenen Rollenanwendungsgebieten sind die Rollen im Privat- und Berufsleben. Die Besetzung von einer Lebensrolle bei der Arbeit oder im Privaten ist vorwiegend eine logische Folge von Wertedifferenzen zwischen beiden Bereichen und der unterschiedlichen hierarchischen Position der Person. Müssen Sie beispielsweise beruflich etwas mehr Härte zeigen, kann dies sogar zur Kompensation in Form von großer Herzlichkeit im Privatleben, zum Beispiel bei Ihren Kindern führen. Diese unmittelbare Kompensation sollte von allen Freunden und Verwandten akzeptiert werden, denn die Versagung dieser Herzlichkeit kann dazu führen, dass die Person sich verhärtet oder abgestoßen fühlt. Diese Wandelbarkeit zwischen der Rolle bei der Arbeit und der Rolle im Privatleben kann besonders im Rahmen der Regeneration und Freizeitgestaltung von Bedeutung sein (Kapitel 2.5.).

Die Kenntnis der eigenen Lebensrollen hilft Ihnen, eine ausgewogene Persönlichkeit zu bilden, welche nicht nur intuitiv, automatisiert und ohne eigene Wahrnehmung Verhaltensweisen kompensieren muss, sondern aktiv alle Facetten seiner Persönlichkeit Beachtung schenkt.

Bewusst eingenommene Rollen als Spiegel individueller Werte und Bedürfnisse

Wie im Beispiel erwähnt, müssen Sie zahlreiche Lebensrollen anderer Personen bedingungslos akzeptieren, andere bedürfen aber möglicherweise der Rücksprache mit dem Rollenträger. Interessanterweise können Sie aus einer erkennbaren Lebensrolle meist auch grundlegende Bedürfnisse und Werte der jeweiligen Person ableiten. Typische Lebensrollen, welche hier dargestellt werden, sind die des „Familienmenschen“ oder „Arbeitstieres“, des „Spaßgetriebenen“, des „Vernünftigen“, des „Wohlhabenden“ und des „Ausgabenbewussten“.


Abbildung 15: Lebensrollen und Verhaltenseinstellungen

Familienmensch versus Arbeitstier

Die Herausforderung, Familie und Beruf in Einklang zu bringen

Die Lebensrolle eines „Familienmenschen“ entsteht erfahrungsgemäß in bestimmten Phasen einer Partnerschaft. Dies können die erste Wohnung, die Hochzeit oder das erste Kind sein. Sehr häufig wird diese Rolle auch als Kompensation und Gegenpol zur gleichzeitigen Rolle des „Arbeitstieres“ entwickelt. Wenn eine Person aufgrund ihrer beruflichen Situation nur wenig Zeit mit der Familie verbringen kann, entwickelt sich ein schlechtes Gewissen und die Familiennähe sowie Familientreue wird in den kurzen Zeiten des Zusammenseins voll ausgelebt. Dies kann positiv aber auch negativ aufgenommen werden.

Der Familienmensch denkt bei umfassenden Entscheidungen primär stets an die Familie. Wichtigste Frage ist für ihn, wie weit Kinder und Partner davon beeinflusst werden. An Wochenenden oder an anderen freien Tagen werden auch schon mal gegen den Willen der Familie Aktivitäten zum Zweck des Zusammenseins durchgeführt. Dies gibt dem Familienmenschen das Gefühl, Zeit mit der Familie zu verbringen, für sie da zu sein und mit ihr Spaß zu haben. Personen in dieser Rolle sollten auf keinen Fall zu stark von dieser Rolle abgedrängt werden. Eine kritische Anmerkung kann schnell dazu führen, dass die Person sich in Bezug zum vermeintlich Einzigen in ihrem Leben nicht verstanden oder sogar verstoßen fühlt. Bleibt jedoch das berufliche Engagement des Familienmenschen unter einem akzeptierbaren Niveau und reichen deshalb beispielswiese die Einkünfte nicht, muss an der Rolle als Familienmensch gearbeitet werden.

Motivation von „Workaholics“

Die Rolle des Arbeitstieres hat eine beträchtliche emotionale Motivation und ist zwar leicht zu identifizieren, jedoch außerordentlich schwer zu bearbeiten. Warum leben so genannte „Workaholics“ für Arbeit, Anerkennung und für eine positive Aufgabenlösung? Arbeitstiere finden in der Arbeit einen eigenen Lebenssinn und motivieren und bestätigen sich damit mit den beruflichen Aufgaben. Eine bessere Position im Unternehmen wird gleichbedeutend mit einem besseren Leben. Die Motivationen für ein Arbeitstier können Ziele und Wünsche – bzw. Ehrgeiz – oder Verdrängung sein. Im ersten Fall denkt das Arbeitstier nicht direkt an die Arbeit oder die Aufgabe an sich, sondern vielmehr, was diese Aufgabe für sein Fortkommen bedeutet oder wie sie ihn einem fokussierten Ziel näherbringt. Der zweite Fall, die Verdrängung, ist ein häufiger Beweggrund von Arbeitstieren, wird jedoch weder einer Person zugesprochen noch sich selbst zugestanden. Diesen Personen fehlt es an Orientierung. Sie wissen nicht, wie sie ohne Arbeit leben würden. Die direkte Frage, was sie ab dem Tag machen würden, ab dem sie finanziell so unabhängig wären, dass sie nie wieder arbeiten müssen, können sie meist nicht eindeutig beantworten. Die Personen werden es sich und anderen nicht eingestehen, aber sie sind privat ziellos. Diese Ziellosigkeit wird durch Arbeit kompensiert. Sie nutzen die Arbeit als Motiv, um sich nicht der privaten Langeweile hinzugeben. Noch aktiver wird bei emotionalen Ereignissen auf die Arbeitsrolle eingegangen. Arbeit lenkt ab, Arbeit ist ein Anlass, um Sachen nicht tun zu können oder zu müssen.


Abbildung 16: Stufenlosigkeit von Rollen und Rollenwechseln

Vernünftig versus spaßgetrieben

Der innere Konflikt zwischen Spaß und Vernunft

Zwei weitere Rollen, von welchen nahezu jede Person eine annimmt, sind die Rollen des Vernünftigen oder des Spaßmenschen. Diese Rollen unterscheiden sich meist nicht im Privat- und Berufsleben, wobei trotzdem stets versucht wird, beruflich vernunftorientiert zu erscheinen. Obwohl beruflich und privat eine gleiche Tendenz sichtbar ist, werden auch diese beiden Rollen nicht konstant eingehalten, sondern meist zielgruppengerecht angepasst. Unter Freunden, Sportkameraden, gut bekannten Kollegen oder in anderen vertrauten Kreisen wird eher die Rolle des Spaßmenschen gespielt. In beruflich wichtigen Kreisen adaptieren die gleichen Personen meist eher die Rolle des Vernunftmenschen. Im Privatleben möchten die meisten von uns ihrer Umgebung signalisieren, dass sie Spaß am Leben haben, dass sie im Leben erfolgreich sind und alles erreichen, was sie erreichen möchten.

Präferenz des Vernunftmenschen in der Arbeitswelt

Der Spaßmensch wird allerdings von den Führungsverantwortlichen in Unternehmen eher nicht so gern gesehen. Spaßmenschen stellen Nachhaltigkeit, Qualität oder Schnelligkeit in den Hintergrund und stehen damit für eine nicht vollständig konzentrierte Mitarbeit. Der Vernunftmensch ist professionell und kalkulierend. Er verzichtet auf zeitweiligen Spaß, um einem fortwährenden Ansatz nachzugehen. Diese Vernunftmenschen werden im Büro gern gesehen und werden gelegentlich sogar aktiv gesucht. Sie zeichnen sich meist nicht durch hochgradige Kreativität und Initiative aus, sorgen jedoch für qualitativ hochwertige und besonders zuverlässige Arbeitsergebnisse. Im Privatleben werden Vernunftmenschen oft als Langweiler abgetan, da sie nicht bereit sind, größere Risiken einzugehen, und oftmals wenig spontan sind. Meist wälzen diese Personen entsprechende Vorwürfe jedoch relativ leicht ab oder fühlen sich nicht einmal tangiert. Ein Vernunftmensch handelt aus Überzeugung, demzufolge können Sie ihn nicht mit Verspottungen oder Hinweisen umorganisieren.

Beide Rollen haben ihre Existenzberechtigung

Ebenfalls kann das Einnehmen einer dieser Rollen zur parallelen Kompensation durch die andere Rolle führen. Eine vernunftorientierte Person möchte gern beweisen, dass sie kein Langweiler ist, und ebenso möchte eine spaßorientierte Person suggerieren, dass sie gleichwohl äußerst durchdacht und systematisch handelt bzw. handeln kann. Meist können Sie die eigene Adaption einer diesen Rollen schnell vornehmen. Beide Rollen haben ihre Existenzberechtigung und sollten demnach auch ausgelebt werden. Dabei sollten Sie aber fortwährend darauf achten, dass Sie sich nicht zu stark auf ein Extrem polarisieren. Ein vollständiges Leben können Sie nur mit Besonnenheit erfolgreich angehen. Gleichzeitig sollten Sie aber nicht auf Spaß verzichten und sorgfältig sich selbst Zeit einräumen, um diesen gebührend auszuleben. Folglich sollten Sie Freiraum für beide Rollen einplanen und die Zeit auch genauso nutzen, wie vorgesehen.

Wie Sie mit Personen umgehen, welche Vernunft- oder spaßorientiert sind, hängt von der Beziehung zu dieser Person ab. Als unmittelbarer Partner dieser Person sollten Sie eine Polarisierung in einen Bereich, egal welchen, versuchen abzuwenden. Dies können Sie vor allem durch die aktive Planung der gemeinsamen Freizeitgestaltung erreichen.

Wohlhabend versus ausgabenbewusst

Wenn Geiz als erstrebenswerte Eigenschaft beworben wird …

Die folgenden Lebensrollen sind keine neuen Erscheinungen unserer Gesellschaft, die Abgrenzung der beiden zeigt sich jedoch zunehmend offensichtlich. Diese Rollen sind die einer wohlhabenden und die einer ausgabenbewussten Person. Typische Beispiele für die gezielte Ansprache ausgabenbewusster Menschen sind Werbekampagnen mit Top-Designern bei Billigmode-Anbietern oder Slogans, welche zum Geiz anregen. Demgegenüber steht die Rolle des Wohlhabenden, welcher dem sozialen Umfeld suggerieren möchte, er wäre finanziell vollkommen unabhängig. Diese Unabhängigkeit soll dabei als Symbol für individuellen Erfolg und Kompetenz gelten. Die ausgabenbewusste Person hingegen versucht, jede Ausgabe zu evaluieren: Ist die Höhe des Preises angemessen? Wie weit lassen sich Vorteile durch andere Umstände erwirken, beispielsweise durch die Veränderung von Kaufort und Kaufzeitpunkt?

Wenn Sie sich selbst dem Kreis der Wohlhabenden zuordnen möchten, sollten Sie sich bewusst werden, dass gerade diese Rolle in einem Kreis, in welchem Sie Aufmerksamkeit erregen möchten, eher auf Ablehnung stoßen könnte. Gut situierte Personen reden nicht über Geld, sie prahlen nicht – vorwiegend genießen sie zurückgezogen.

Ausgabenbewusste Menschen können sich durchschnittlich sogar mehr Luxus leisten als die Wohlhabenden, welche ihr Geld in großer und unkoordinierter Aktion unter die Menschen bringen, um Eindruck zu machen. Es geht nicht darum, stets sein Geld zu horten, denn Geld ist ein Tauschmittel. Ohne einen konkreten Austausch gegen materielle oder immaterielle Güter ist es nur wertloses Papier. Dieser Austausch muss nicht gegen materielle Güter stattfinden, sondern kann auch die Finanzierung einer Ausbildung oder eines Urlaubs sein. Gerade in der modernen Marktsituation können Sie weitgehend homogene Güter zu unterschiedlichen Preisen erwerben. Es ist demnach nur clever, den günstigeren Preis für das gleiche Produkt zu wählen.

DISG-Modell

Vielfalt existierender Persönlichkeitsmodelle

Die historischen Persönlichkeitsmodelle von Carl Gustav Jung (1875 bis 1961), Hans Jürgen Eysenck (1916 bis 1997), Ernst Kretschmer (1888 bis 1964) und Abraham Harold Maslow (1908 bis 1970), welche vorwiegend auf der Untersuchung von psychisch gestörten Menschen basierten, haben in den 1920er-Jahren in der Studie „Emotions of Normal People“ von William Moulton Marston eine bis heute angewandte Strukturierung gefunden. Besonders durch die folgende Arbeit von John Geier ist das so genannte DISG-Modell äußerst populär geworden.

Vier Verhaltenstypen im DISG-Modell

Das DISG-Modell ordnet das Verhalten einer Person vier verschiedenen Verhaltenstypen zu. Diese vier Typen sind dominant, initiativ, stetig und gewissenhaft und können in einer Vier-Felder-Matrix dargestellt werden. Dabei entwickelt eine Person stets Verhaltensmuster aus allen vier Feldern, jedoch herrscht bei einer getrennten Beobachtung von Privat- und Berufsleben normalerweise eine Tendenz in eine bestimmte Richtung vor. Determinante für die unterschiedlichen Tendenzen ist erfahrungsgemäß die Differenz zwischen einem positiven oder freundlichen sowie einem negativen oder konkurrierenden Umfeld.


Abbildung 17: Persönlichkeitsausprägungen im DISG-Modell

Die Achsen waren in der ursprünglichen Fassung des Modells mit „günstige Wahrnehmung“ und „ungünstige Wahrnehmung“ sowie „aktive Reaktion“ und „passive Reaktion“ benannt, wurden jedoch in Rahmen der Weiterentwicklung des Modells zur heutigen Darstellung abgeändert. Das DISG-Modell können Sie zur Selbsteinschätzung sowie zur Fremdeinschätzung verwenden. Besonders im Rahmen der Formulierung von persönlichen Zielen und der Zukunftsplanung ist die Verwendung der DISG-Kategorien außergewöhnlich förderlich.

Grundsteine für eine persönliche Zukunfts- oder Zielorientierung

Die vier Verhaltenstypen, welche sich aus der Matrix ergeben, sind gekennzeichnet durch verschiedene Eigenschaften. Die Zuordnung einer Person zu einem Verhaltenstypus können Sie über so genannte Persönlichkeitseinschätzungen vornehmen. Haben Sie die Person erst einmal einem Typ zugeordnet, können Sie nun versuchen, Basisannahmen, Werte und Grundverständnisse dieser Person herauszukristallisieren und bei Bedarf individuell anzusprechen. Im Rahmen der Fremdeinschätzung hilft Ihnen die Typisierung, um Präferenzen der Person zu erkennen und einen angepassten Umgang mit der eingeschätzten Person aufzubauen. Dies kann beispielsweise bei einer Zielgruppenbeobachtung vor einer Präsentation vorkommen. Im Rahmen der Selbsteinschätzung können Sie durch die eigene Einordnung in dieses Schema Ihre individuellen langfristigen Bedürfnisse verstehen lernen und damit Grundsteine für eine persönliche Zukunfts- und Zielorientierung legen.

Einen konkreten Persönlichkeitseinschätzungstest zur Selbstdurchführung bzw. Durchführung mit anderen finden Sie am Ende dieses Kapitels.

Die vier verschiedenen Gruppen werden nun anhand ihrer Eigenschaften voneinander abgegrenzt. Aus diesen Eigenschaften können Sie dann direkt Bedürfnisse dieser Person oder Gruppe ableiten. Jede Person bevorzugt je nach Situation und DISG-Zugehörigkeit einen bestimmten Verhaltensstil, also ein Verhaltensmuster. Mit einer aktiven Assimilation an diesen Stil oder an diese Präferenzen können Sie als Gesprächspartner versuchen, Spannungen und Unsicherheiten gar nicht erst aufkommen zu lassen und eine angenehme sowie produktive Gesprächsstimmung zu gewährleisten.

Dominant: „die Feuerroten“ – was-orientiert

Was kennzeichnet die „Dominanten“?

Personen dieser Gruppe treten sehr selbstbewusst, willensstark, entschlossen, durchsetzungsfähig, meist sogar konkurrierend auf. Anderen Personen gegenüber sind sie fordernd, direkt, vielleicht sogar autoritär. Beruflich sind sie energisch, sachorientiert und wollen Ergebnisse sehen, welche sich an den gesetzten Zielen orientieren. Die eigene Handlungsfreude hüllt diese Personen in ständige Aktivität. Andere können diese Personen schnell als aggressiv, intolerant und anmaßend einschätzen und das beherrschende und antreibende Auftreten ablehnen. Personen dieser Gruppe drücken ihre Gefühle nicht aus und haben insgesamt ein ausdrucksloses und eher kühles Auftreten. Sie entsprechen Carl Gustav Jungs „Extravertiertem Denktypus“ und Marstons „Dominance Style“.

Wie sollten Sie mit solch einer Person umgehen? Bleiben Sie sachlich und bringen Sie die Angelegenheit schnell auf den Punkt. Was sie besonders mag: gut organisierte Präsentationen.


Abbildung 18: Eigenschaften dominanter Menschen laut DISG-Model

Initiativ: „die Sonnengelben“ – wer-orientiert

Merkmale der „Initiativen“

Die Personen dieser Gruppe sind enthusiastisch, positiv, optimistisch und emotional. Anderen gegenüber treten sie offen, sogar anziehend und umgänglich auf. Sie bemühen sich um gute zwischenmenschliche Beziehungen und postulieren den Spaß am Leben auch während der Arbeit. Beruflich sind sie überzeugend und redegewandt. Dabei sind sie jedoch nicht dominant, sondern lassen stets dem Gegenüber die freie Entscheidungswahl. Manchmal konzentrieren sie sich auch stark auf externe Anerkennung. Als negative Punkte sind anzubringen, dass diese Personen von anderen schnell als hektisch und voreilig angesehen werden. Das aufgewühlte und extravagante Benehmen wird oft als Indiskretion und Ehrgeiz überzeichnet. Theoretisch entsprechen die Personen dieser Gruppe Carl Gustav Jungs „Extravertiertem Gefühlstypus“ und Marstons „Influence Style“.

Wie sollten Sie mit solch einer Person umgehen? Sie sollten versuchen, eher gefühlsbezogen aufzutreten. Schaffen Sie ein herzlich-freundliches Umfeld und vermeiden Sie zu viele Details in Ihren Ausführungen. Diese Personen mögen besonders schriftliche Dokumente, welche Sie ihnen extra zu Vor- oder Nachbereitung übergeben. Sie freuen sich über alles, was ein menschliches Entgegenkommen vermuten lässt.


Abbildung 19: Initiative Menschen laut DISG-Model

Stetig: „die Erdgrünen“ – wie-orientiert

Merkmale der „Stetigen“

Diese Personen erscheinen entspannt, zuverlässig, bescheiden, zurückhaltend und beständig. Sie erhoffen sich möglichst konstante Lebensumstände. Anderen gegenüber treten sie ermutigend, mitfühlend, geduldig und unterstützend auf. Beruflich sind sie besonders achtsam und teamfähig. In unklaren Situationen und auf Neues reagieren sie eher zurückhaltend. Ihre Gefühle äußern sie offen und zwanglos. In vielen fachlichen Bereichen erscheinen sie zäh und stur, obwohl sie gleichzeitig eher fügsam und abhängig sind. Dies liegt an dem Willen, ständig die komplette Methodik zu verstehen und daran, dass sie keinerlei Unverständnis akzeptieren. Vielen Themen gegenüber wirken sie indifferent. Theoretisch entsprechen sie Carl Gustav Jungs „Introvertiertem Gefühlstypus“ und Marstons „Steadying Style“.

Wie sollten Sie mit solch einer Person umgehen? Brechen Sie das Eis mit einem persönlichen Einstieg ins Gespräch. Stellen Sie Wie-Fragen. Besonders mögen diese Personen, wenn Sie Interesse an ihrer Meinung zeigen und ihnen noch etwas Zeit bis zu der Entscheidung geben.


Abbildung 20: Stetige Menschen laut DISG-Modell

Gewissenhaft: „die Eisblauen“ – warum-orientiert

Merkmale der „Gewissenhaften“

Personen dieser Gruppe erscheinen strukturorientiert, diszipliniert, symptomatisch und eher besonnen. Sie setzen hohe Maßstäbe an sich selbst und andere, besonders an Personen im direkten Umfeld. Anderen gegenüber treten sie kritisch, hinterfragend und formal auf. Beruflich scheinen sie eher vorsichtig und präzise, da sie stets vor jedem Handeln alles sorgfältig durchdenken. Für sie zählt die Qualität der Analyse. Sie erscheinen häufig distanziert und lehnen jede Form von Autorität ab. Am liebsten kommunizieren sie schriftlich. Ihre steife und sture Art wird oft als kalt empfunden. Ihre Unentschlossenheit wird oft als Misstrauen gewertet. Theoretisch entsprechen sie Carl Gustav Jungs „Introvertiertem Denktypus“ und Marstons „Compliant Style“.

Wie sollten Sie mit solch einer Person umgehen? Sie sollten stets sachlich bleiben, alles genauestens recherchieren und dies kommunizieren. Besonders mögen Personen dieser Gruppe, wenn alles perfekt geplant ist und Sie sie nicht unter Zeitdruck setzen.


Abbildung 21: Gewissenhafte Menschen laut DISG-Modell

Selbsttest

Bewerten Sie zu jedem Punkt im Feld A der Tabelle 2 die Eigenschaften von 1 (kaum zutreffend) bis 4 (zutreffend). Die Buchstaben in Spalte B dienen der Auswertung danach. Wenn Sie diesen Test mit anderen Personen durchführen, lassen Sie die Spalte B leer und fügen die Buchstaben erst bei der Auswertung ein, um eine mögliche Verzerrung zu vermeiden.

Tabelle 2: Selbsttest nach dem DISG-Modell


Zählen Sie die Buchstaben nach Ihrer Gewichtung, also A· B. Das Ergebnis zeigt Ihre Ausprägung in den vier Dimensionen gemäß Ihrer Selbsteinschätzung in diesem Test. Zur Verdeutlichung können Sie das Ergebnis auch in die DISG-Grafik eintragen.


Abbildung 22: Ihre Selbsteinschätzung nach dem DISG-Test

Ausstrahlung

„Ausstrahlung ist der Spiegel unserer Seele.“

Die Ausstrahlung einer Person kann bereits innerhalb von Sekunden ihr Image und damit die Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft ihrer Umgebung bestimmen. Damit wird Ausstrahlung im privaten sowie beruflichen Leben zu einem sehr wichtigen Betrachtungsgegenstand. Sie ist das „gewisse Etwas“, sie ist „Charme“.

Es heißt, „Ausstrahlung ist der Spiegel unserer Seele“, damit ist sie also nicht nur Fassade, sondern repräsentiert unsere Lebenseinstellung, unsere Authentizität und Macht, wobei „Macht“ vor allem in Form der unschädlichen Verzauberung der eigenen Umgebung gemeint ist. Die beträchtliche Bedeutung von Ausstrahlung ist jedoch auch eine Gefahr. Die Ausstrahlung als Mittel der Erreichung dieser Macht führt häufig zum affektierten und verschleierten Auftreten von Personen; beispielsweise kleiden sich Personen entgegen ihrem intellektuellen Auftreten. Damit geht die ganze Persönlichkeit durch erkennbare Affektivität in ihrer Darstellung unter. Auf dieses Problem wird ausführlicher im Kapitel 2.2. eingegangen.

Basis einer bewundernswerten Ausstrahlung ist vorerst die Übereinstimmung von Verhaltensmustern mit den Fühl- und Denkmustern. Besonders authentisch erscheint Ausstrahlung, wenn sie selbstbewusst ist und mit Selbstachtung einhergeht. Auch eine intuitive Verhaltensweise, welche auf Selbstbewusstsein, aber auch auf einem gesunden Maß Selbstkritik beruht, ist den meisten Menschen sympathisch. Eine Person, welche zufrieden ist oder die Unzufriedenheit durch die akkurate Kenntnis seiner Ziele auf den Punkt bringen kann, strahlt Sicherheit aus. Diese Sicherheit macht ausgeglichen und selbstbewusst und fördert somit eine authentische und für die meisten Menschen wünschenswerte Ausstrahlung.

Zur Erfassung seiner Ausstrahlung bietet sich das Selbst- und Fremdbild an. Dabei hat das Selbstbild kaum eine große Aussagekraft, da Ausstrahlung stets beim Betrachter entsteht. Dieser Betrachter kann die wahrgenommene Ausstrahlung detailliert beschreiben. Zu berücksichtigen ist dabei, dass der Betrachter jedoch stets durch die Beziehung zum Betrachteten geprägt ist (Kapitel 1.4.). Soll die zeitintensive und mühevolle Erstellung eines ausführlichen Fremdbildes umgangen werden, können Sie einfach darum bitten, gesagt zu bekommen, wie Sie bei der anderen Person ankommen. Dabei sollten Sie der befragten Person Zeit geben, diese Punkte alleine zusammenzustellen, damit sie nicht in den aktuellen Zeitrahmen gepresst und durch die persönliche Gegenüberstellung mit Ihnen beeinflusst wird. Nach der Erstellung des Fremdbildes sollten Sie dieses gemeinsam besprechen, ohne jedoch Veränderungen an den Punkten vorzunehmen. Erklärungen können hinzugefügt werden, aber auf keinen Fall werden Punkte neu geordnet oder sogar durchgestrichen. Diese Umfrage führen Sie gegebenenfalls in einer Art 360°-Feedback durch (Kapitel 1.3.).

Aus der Auswertung Handlungspotenziale ableiten

Anhand dieser Einschätzungen können Sie nun identifizieren, welche zusätzlichen Aspekte sie noch positionieren wollen. Als Zielvorstellungen können Sie dabei beispielsweise die Kategorien und Eigenschaften der DISG-Verhaltenstypen verwenden. Dabei sei erneut erwähnt, dass Ausstrahlung stets natürlich erscheinen muss. Demnach müssen Sie neue und wünschenswerte Eigenschaften oder Verhaltensweisen sehr konsequent in Ihre Persönlichkeit implementieren, um glaubwürdig zu sein.

Strahlung und ausstrahlendes Objekt

Eine kleine Gedankenanregung zum Ende dieses Abschnitts: Ausstrahlung hat etwas mit Strahlen zu tun, wie aus dem Wort ablesbar ist. Strahlung ist aber bildlich betrachtet nie der Gegenstand an sich, sondern nur etwas von diesem Entsendetes. Demnach sollten Sie auch achtsam sein, wenn Sie die Ausstrahlung anderer Personen detailliert interpretieren. Gerade Kinder und Jugendliche sind durch das Spielen und Auftreten in zahllosen verschiedenen Gruppen besonders variabel in ihrer Ausstrahlung. Auf gleiche Weise können auch Menschen, die in unterschiedlichsten sozialen Kontexten verkehren, äußerst unterschiedliche Ausstrahlungen haben.

Persönlichkeitstests durchführen

Die Betrachtung und Identifikation von individuellen Persönlichkeitsstrukturen durch die noch heute verwendeten Persönlichkeitstests initiierte R. S. Woodworth. Seine ersten Befragungen, welche er im Jahre 1919 mit amerikanischen Soldaten durchführte, wurden weiterentwickelt und sind heute ausgereift.

Vielzahl verschiedener Verfahren für Persönlichkeitstests

Es gibt verschiedene Systeme und Verfahren zur Durchführung von Persönlichkeitstests. Die bekanntesten Verfahren sind wohl das Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI), das thematische Apperzeptionsverfahren (TAT), das verbale Ergänzungsverfahren, Formdeutungstest (Roschach-Test) sowie spielerische und zeichnerische Gestaltungstests. Bei dem Roschach-Test, einem viel verwendeten psychologischen Test, wird dem Probanden eine Serie von Tintenklecksen zur Deutung vorgelegt. Dem folgend sollen die Befragten von antizipiertem und aktuellem Verhalten berichten, was der Verhaltensmusteridentifikation dient. Weitere Tests sind das Hirn-Dominanz-Instrument (HDI), der Myers-Briggs-Typen-Indikator (MBTI) und die Persönlichkeits-Struktur-Analyse (PSA). Diese Tests weisen nur zum Teil eine feststehende Struktur von Fragestellungen und erwarteten Antworten auf, manche betrachten auch das Zusammenspiel von Mimik und Gestik.

Um aus solchen Tests zu lernen, müssen Sie ehrlich sein

Eine Maskerade in solchen Tests bringt keinen Mehrwert. Erfahrungsgemäß spiegeln unehrliche Ergebnisse nur ein weiteres ausgeglichenes Bild wider, mit welchem Sie sich nicht identifizieren können und aus welchem Sie nichts aktiv lernen können. Demnach gilt es, bei diesen Tests ehrlich zu sein. Diese Tests sind nicht darauf ausgelegt, Schwachstellen zu finden, sondern übergeordnete Denk- und Verhaltensmuster zu kristallisieren.

„Character cannot be made except by a steady, long continued process.“

STEPHEN R. COVEY

Übung 1.3

(A) Was ist der Unterschied zwischen Angst und Furcht?


(B) Was ist der Unterschied zwischen Fühlmustern, Denkmustern und Verhaltensmustern?


(C) Welche Faktoren beeinflussen das Selbstwertgefühl positiv und negativ?


(D) Welche vier Persönlichkeits- bzw. Verhaltenstypen existieren laut DISG-Persönlichkeitsmodell? Nennen Sie je drei Charakteristika jedes Typus.


Soft Skill für Young Professionals

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