Читать книгу I Ging - Andrea Seidl - Страница 22

Оглавление

Sun – der Wind

Kontinuierlicher Einfluss

Ich entfalte mich, ohne mich zu verlieren.

Struktur

Dieses Trigramm stellt uns die älteste Tochter der Familie vor. Es wird von der unteren Yin-Linie beherrscht und besitzt eine sanft ansteigende Dynamik. Diese offene, weiche Linie dringt in den Block aus festen Yang-Linien ein und mildert dessen Härte: so wird ein klarer Wille von Sanftheit getragen. Der Yin-Strich bildet also das Fundament für die beiden Yang-Striche. Damit entscheidet die Verbundenheit mit den Wurzeln, ob die Visionen der Yang-Linien verwirklicht werden oder aber substanzlos verpuffen. Dieses Zeichen hat die Tendenz zur Ausbreitung nach oben und unten.

Schlüsselworte

Sanft / fließend / einfühlsam / berührbar / nachgiebig / versöhnlich / flexibel / biegsam / ausgleichend / diffus / Schwingung / subtil / sich verbergen / luftig / austauschen / beweglich / diplomatisch / ahnen / gezielt wiederholen / roter Faden / beeindrucken / sich ausdehnen / anhäufen / sich entwickeln / durchdringen / sich verwurzeln / eindringen / einschmeicheln / beschwichtigen / dämpfen / geschmeidig / streicheln / Intuition / spüren / mit seinen Sinnen wahrnehmen / geschickt / wandlungsfähig / reflektieren / unvoreingenommen / neugierig / hinterfragen / suchen / ungebunden / sich ablösen / unabhängig / Hahn / Wurzel…

Archetyp

Geschichtenerzähler / Reisender / Entdecker / Träumer / Künstler / Muse

Naturbild

Der Wind ist immer in Bewegung: Er kommt aus unbekannten Räumen und zieht in unbekannte Räume, trägt Dinge und Gedanken herbei und bläst sie wieder fort. Mit Leichtigkeit löst er sich von der schweren Erde und strömt unhaltbar wohin er will. Er schwebt über den Dingen, ohne sich an sie zu binden. Er ist nicht zu sehen, zu greifen oder festzuhalten. Doch obwohl er unfassbar bleibt und meist kaum spürbar ist, besitzt er immense Macht: Weht er beharrlich in ein und dieselbe Richtung, wird er auf Dauer Felsen aushöhlen und Berge abtragen.

Neben dem Wind sind auch die Wiese und der Baum bzw. das Holz Sinnbilder dieses Halbzeichens. So könnten wir uns vorstellen, an einem heiteren Tag im Mai inmitten einer bunten Blumenwiese zu sitzen und uns an einen starken Baumstamm anzulehnen: Die Luft ist von Pollen geschwängert, zarte Schmetterlinge flattern vor unserer Nase und laden uns zum Träumen ein. Wir lauschen dem Summen der Bienen, schnuppern das Aroma der Blüten, spüren das Kitzeln der Grashalme. Wenn wir sehen, wie die langen Gräser sich in der Brise biegen, ahnen wir, dass sie gut in der Erde verwurzelt sind. Der warme Wind berührt unsere Haut. Er weht sanft, aber stetig und dringt noch in die kleinste Ritze ein. Ohne Widerstand zu erregen, gelangt er überallhin und bezeugt damit, dass letztlich das Sanfte das Harte besiegt.

Im Grunde lehren uns also Wind, Wiese und Baum alle dasselbe:Trotz höchster Sanftheit und Anpassungsfähigkeit entfalten sie sich doch unbeirrbar und ohne ihrem Wesen untreu zu werden.

Charakter

Die Energie des Windes durchdringt die Welt auf subtile und beständige Weise, im Wunsch, zu beeinflussen, ohne zu verletzen. Er versetzt die Dinge in Schwingung, gibt ihnen eine neue Richtung, gleicht innen und außen aus. Die Einwirkungen des Windes verändern uns ganz unmerklich, sie verbiegen unsere Natur nicht, sondern lenken uns sanft aber unerbittlich zu dem, was wir im Innersten schon sind. Der Wind richtet uns auf unsere spirituelle Natur aus, ohne dass wir den Kontakt zur materiellen Wirklichkeit riskieren würden. Er verbindet die körperlich-materielle und die kosmische Dimension. Denn wer unvoreingenommen seiner sinnlichen Wahrnehmung vertraut, verliert nie den Realitätsbezug. Damit sollten wir alle unsere Vorbehalte und Glaubenssätze ablegen und unseren Kopf leer machen, um die Wirklichkeit unmittelbar zu erfahren, so wie sie ist. Der Wind fordert uns auf, das Leben in seiner ganzen Vielfalt zu entdecken, ohne uns dabei entwurzeln zu lassen.


Lass deinen liebevollen Geist mit Weisheit

zuerst ein Viertel der Welt durchdringen,

dann das zweite Viertel,

das dritte und das letzte.

Erfülle die ganze weite Welt,

oben, unten, rundherum.

Durchdringe die Welt

mit Gedanken voller Liebe,

frei von böser Absicht,

erhabener, überströmender,

grenzenloser Liebe.

(Digha Nikaya)


Jeder Grashalm hat seinen Engel,

der sich über ihn beugt

und ihm zuflüstert:

Wachse, wachse!

(Talmud)

I Ging

Подняться наверх