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Li – das Feuer

Bewusstwerdung

Erkenne dich selbst

Struktur

Dieses Trigramm zeigt uns die mittlere Schwester und wird von der zentralen weiblichen Linie geprägt. Sie besetzt den Platz der rationalen Vernunft, die Innen- und Außenwelt miteinander verbindet. Das Feuer der beiden Yang-Linien haftet am passiven, nährenden Brennstoff des Yin in ihrer Mitte. Nach außen präsentiert sich dieses Trigramm damit stark und klar, im Inneren ist es leer. Der weiche Strich verkörpert ein still in sich ruhendes Herz inmitten lebhafter äußerer Bewegung. Die Bewegungsrichtung des Trigramms lodert nach oben.

Schlüsselworte

Strahlen / Licht / Sonne / Gold / schön / glänzen / warm / Lebensfreude / Liebe / Erfolg / optimistisch / lebendig / begeistert / vernünftig / Selbstkontrolle / Verstand / rational / scharfsichtig / hellsichtig / bewusst / reflektieren / Motivation / (Selbst-)Erkenntnis / wahrnehmen / unterscheiden / intelligent / forschen / analysieren / klären / vergleichen / beurteilen / interpretieren / verstehen / Gedanken / Ideen / einfallsreich / Vorstellungskraft / Fantasie / idealisieren / projizieren / Schein / Illusion / zusammenhängen / anhaften / abhängig / klammern / sich verteidigen / angreifen / fordernd / Stress / unruhig / intensiv / verbrennen / überheblich / ehrgeizig / sich verzehren / leidenschaftlich / Herz / Phönix / Waffe / Auge …

Archetyp

Sieger / Anführer / Star / Playboy / Menschenfänger / lachendes Kind

Naturbild

Feuer hat eine enorme Anziehungskraft. Seine unentwegt ihre Gestalt verändernden Flammen fangen unsere Blicke magisch ein. Wir fühlen uns am Feuer warm, lebendig und freudig erregt. Doch das Feuer ist ein zwiespältiges Phänomen: Einerseits erhellt es die Nacht und offenbart uns Dinge, die vorher unsichtbar waren, andererseits blendet es uns und verzerrt unsere Wahrnehmung. Und so faszinierend ein Feuer auch ist, reicht seine Kraft doch nicht weit - außerhalb seines Kreises bleibt alles kalt und dunkel. Denn im Gegensatz zum reinen grenzenlosen Licht des Himmels ist das Feuer an die Erde gebunden. Sein Anfang und Ende liegen im Vorhandensein von materiellem Brennstoff, der von den züngelnden Flammen in Licht und Wärme verwandelt wird, bis nichts mehr davon da ist.

Feuer ist der Inbegriff von Kreativität und Verwandlung, aber auch von Zerstörung. Sobald das Feuer den kontrollierenden Rahmen der eingegrenzten Feuerstelle verlässt, kann es Angst und Schrecken verbreiten. Es wird nicht innehalten, bevor es nicht alles aufgezehrt hat, nicht einmal, wenn es dabei seine eigenen Grundlagen vernichtet.

Charakter

Feuer liebt Bewegung und Aktivität, es hat ein herzliches, warmes Temperament. In seinem Angesicht lassen wir unseren Alltag hinter uns und feiern: wir erleben Höhepunkte an Freude, Schönheit, Liebe und Erkenntnis, baden in Ekstase und Erfolg. Doch das ist nur eine Seite des Feuers. Gerät es nämlich außer Kontrolle, werden wir von Ehrgeiz und der Gier nach Anerkennung zerfressen. Dann wollen wir immer mehr, machen uns von Äußerlichkeiten abhängig und verzehren unsere Lebenskraft. Ein feuriges Temperament kann in Hitzigkeit ausufern - dann zeigt sich seine eigensinnige, eingebildete Seite, die ständig befürchtet, zu kurz zu kommen.

Die Feuerenergie ist stetig bestrebt, Dinge zu klären und Einsichten zu gewinnen. Sie bewegt sich in der Welt des Verstandes, der Bedeutungen und Informationen und will Licht in ungeklärte Zusammenhänge bringen. Feuer umschreibt die Energie des Denkens und der Bewusstwerdung: es lässt uns erkennen, was in uns vorgeht. Allerdings bekommen wir nur dann ein unverzerrtes Bild, wenn wir beweglich bleiben wie die Flamme, statt uns auf Vorurteile und starre Charakterstrategien zu versteifen. Denken ist kein Selbstzweck, es braucht immer ein Objekt, um konstruktiv zu sein. Die reale Problemstellung entspricht dem Brennstoff, an dem sich unser Denken entzündet und an dem es haftet, bis es seinen dunkelsten Kern erhellt hat. Sobald die Frage restlos geklärt ist, darf auch unser Denken wieder verlöschen, zur Ruhe und zur Leere zurückkehren, um für Neues bereit zu sein. Ohne einen definierten Bezugspunkt in der Wirklichkeit verliert es sich und gleitet in Illusionen ab. Dann fantasieren und träumen wir, oder wir machen uns Sorgen, grübeln und rationalisieren.


Es gibt zwei gleich gefährliche Abwege :

die Vernunft schlechthin zu leugnen

und

außer der Vernunft nichts anzuerkennen.

(Blaise Pascal)


Ja, ich weiß, woher ich stamme!

Ungesättigt gleich der Flamme

Glühe und verzehr ich mich.

Licht wird alles, was ich fasse,

Kohle alles, was ich lasse:

Flamme bin ich sicherlich.

(Friedrich Nietzsche)

I Ging

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