Читать книгу I Ging - Andrea Seidl - Страница 33
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Das Zusammenhalten
Gruppengeist
Schlüsselbegriffe
Gemeinschaftswille / Geselligkeit / gesellschaftsfähig / Solidarität / sich eingruppieren / Übereinstimmung / Ähnlichkeiten / Ergänzung / Freundeskreis / sich spontan zusammentun / Wahlverwandtschaft / soziale Gruppen / Anschluss finden / erkennen, wo man hingehört / dazugehören / der Schutz der Gemeinschaft / Herdentrieb / asozial / einsamer Wolf …
Der aktuelle Moment lässt uns begreifen, dass wir soziale Wesen sind. Es tut uns Menschen einfach gut, wenn wir uns mit anderen, die uns ähnlich sind, zusammentun. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob wir tatsächlich die Energie und Möglichkeit zu einem dauerhaften Engagement besitzen. Es soll hier ja nicht nur um ein flüchtiges, unverbindliches Miteinander gehen: Entweder wir lassen uns auf die Sache ein oder nicht! Von daher macht es Sinn, das Orakel noch einmal genauer zu befragen, ob wir wirklich beständig genug sind - vor allem, wenn wir uns zum Führer so einer Gruppe berufen fühlen. Dieses Thema verlangt unser ganzes Engagement: Alle Zweifel müssen hinterfragt und überwunden werden. Denn wer zulange zögert, wird womöglich den Anschluss verpassen.
Naturbild
Auf der Erde ist Wasser: Das Bild des Zusammenhaltens.
So haben die Könige der Vorzeit
die einzelnen Staaten als Lehen vergeben
und mit den Lehnsfürsten freundlichen Verkehr gepflegt.
Wenn sich auf dem Erdboden Regen- oder Quellwasser sammelt, entstehen Rinnsale, Bäche und Flüsse, die schließlich alle im Meer zusammenfließen. Wo immer möglich vereinigen sich Wasserläufe, denn Wasser hält in sich zusammen. Es hält aber auch mit der Erde zusammen, indem es ihre Vertiefungen ausfüllt, sie durchdringt, befeuchtet und belebt, sodass neues Leben aus ihr keimen kann. All das geschieht ohne Zwang - die Erde kann es nehmen oder nicht. So stehen Erde und Wasser in fruchtbarer Beziehung, sie bilden ein wechselseitig nutzbringendes Arrangement.
Im übertragenen Sinne sehen wir hier, wie sich eine Gruppe von Menschen zusammentut, um gemeinsam den vom Wasser verkörperten Herausforderungen des Lebens zu begegnen. In der Gruppe wird es ja möglich, Aufgaben zu meistern, die den Einzelnen überfordern würden. Damit offenbaren sich Zusammenhalten, Verbindung und Solidarität als natürliche und notwendige Prozesse, die auch ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterliegen.
Gemeinsam sind wir stark
Das Zusammenhalten bringt Heil.
Ergründe das Orakel nochmals, ob du Erhabenheit, Dauer
und Beharrlichkeit hast. Dann ist kein Makel da.
Die Unsicheren kommen allmählich herbei.
Wer zu spät kommt, hat Unheil.
Diese Zeitqualität lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass Gleichgesinnte sich gerne zusammenschießen. Wir alle stehen ja immer wieder vor Situationen, die wir alleine nicht bewältigen könnten. Wenn wir Menschen aber aus unserer Vereinzelung heraustreten und mit anderen zusammenhalten, können wir enorme Kreativität entfalten. Eine Gemeinschaft, die sich geschlossen für ein Ziel einsetzt, wird zum Gewinn für jeden Teilnehmer.
Da solche Gruppen aber labil und störanfällig sind, gibt es einige Bedingungen für ihren Zusammenhalt. Vor allem braucht es große Aufgeschlossenheit, alle Beteiligten müssen sich möglichst unvoreingenommen auf die neuen Menschen und Erfahrungen einlassen, die ihnen nun begegnen. Darüber hinaus ist auch ein gutes Timing relevant: Denn wer den richtigen Moment verpasst, könnte allein zurückbleiben und bei den anderen vielleicht sogar noch Misstrauen erwecken.
Die aktuelle Lernphase stellt uns die Frage, mit welchen sozialen Gruppen oder Ideen wir uns identifizieren – wo wir also hingehören (wollen). Einen „guten Platz“ erkennen wir daran, dass sich ein entspanntes Gefühl von Harmonie und Verbundenheit einstellt. In so einem Kreis fühlen sich alle Mitglieder als ebenbürtige Teile eines Ganzen. Sie unterstützen und ergänzen sich, was gerade in schwierigen Zeiten Gold wert ist. Ihre gemeinsamen Interessen und Erlebnisse - die Erfahrung, dass alle in einem Boot sitzen - stoßen gruppendynamische Wachstumsprozesse an und schaffen festen Zusammenhalt. Dazu braucht die Gemeinschaft aber einen Mittelpunkt, wo die Fäden zusammenlaufen. Egal ob eine Person oder ein kollektives Anliegen im Fokus steht, von diesem Brennpunkt strahlt eine Kraft aus, die die individuellen Bemühungen potenziert und gerade für unsichere oder orientierungslose Menschen große Anziehungskraft hat.
Wer so eine Gruppe leiten will, trägt große Verantwortung, seine Aufgabe erfordert Toleranz und Weitherzigkeit. Hier braucht es die richtige Person am richtigen Ort zur richtigen Zeit! Es heißt also gewissenhaft zu prüfen, ob wir diesem Anspruch gewachsen sind - sonst würden wir nämlich mehr Verwirrung als Nutzen stiften. Eine gute Führungspersönlichkeit braucht eine charismatische Ausstrahlung, die ihre Mitstreiter motiviert, ihr Bestes zu geben. Wenn sich jeder nach seinen Fähigkeiten und Neigungen in das gemeinsame Projekt einbringt, kann ein beziehungsloser Haufen verstreuter Einzelkämpfer zu einem produktiven Arbeitsteam zusammenwachsen. Dabei spielt es eine wichtige Rolle, dass der Sprecher der Gruppe die verbindenden Ideale und Werte hervorhebt und in seiner Person verkörpert. Das wird ihm nur glaubhaft gelingen, wenn er seine Eigeninteressen hintanstellt und sich einer übergeordneten Wahrheit verpflichtet. Er muss sich stets daran erinnern, dass er selbst genau wie alle anderen Teil eines größeren Ganzen ist, andernfalls wird er in die Fallen dieser Konstellation geraten.
Dabei sind zwei Punkte besonders kritisch: Zum einen erliegt man im Mittelpunkt einer wohlgesonnenen Gemeinschaft nur allzu leicht der Selbstbeweihräucherung, dem Größenwahn oder irgendeiner Form egoistischen Vorteilsdenkens. Man könnte leicht vergessen, dass der geerntete Beifall nur eine Leihgabe auf Zeit ist, solange man sich nämlich als Kanal für einen höheren Auftrag begreift. Gerade weil man hier auch für andere Verantwortung übernimmt, würden sich die negativen Wirkungen niedriger Motive potenzieren. Zum anderen wächst parallel zum Grad der Identifikation mit einer Gemeinschaft auch die Gefahr, sich übermäßig von anderen Gruppen abzugrenzen, so dass es zu einer ungesunden Polarisierung kommen kann: Wir hier gegen die dort! Mit der eigenen Gruppe im Rücken halten wir uns allzu schnell für etwas Besseres als andere, die nicht dazugehören…
Zugehörigkeit
Dieses Hexagramm behandelt das universelle Prinzip der Anziehung durch wechselseitige Sympathie. Die kosmische Logik beruht ja nicht auf rationaler Vernunft, sondern auf unmittelbarer Erkenntnis: Wenn wir mit uns selbst verbunden sind, spüren wir deutlich und ohne Rechtfertigungsbedürfnis, was für uns persönlich stimmt und zu uns passt – man könnte auch sagen: womit wir zusammenhalten.
In der materiellen Ego-Welt hat das Zusammenhalten einen grundsätzlich falschen Kern. Nach ihrer entfremdeten Logik ist es wichtiger, sich an vorgegebene Vorstellungen, Schemata und Regeln zu halten, als die Wahrheit des Augenblicks zu achten. Wir sind wie verhext von der fixen Idee, wir müssten uns an irgendetwas außerhalb von uns selbst orientieren. Aus diesem Grund delegieren wir fragwürdigen Idolen, geistigen Führern, Institutionen oder sozialen Gruppen die Macht, uns zu sagen, wo es im Leben lang geht. Aus der gleichen verqueren Logik heraus klammern wir überlange an Familie, Freunden oder Partnern, auch wenn wir längst schon ahnen, dass wir unseren eigenen Weg gehen müssten.
Zu diesem Kontext gehört ein irreführendes Bild von Einheit und Harmonie - ein Kreis, der zwei Menschen umschließt. Dieses Symbol missachtet und negiert aber die persönlichen Grenzen des Einzelnen. So paradox es klingt: Einheit ist nur möglich, wenn diese Grenzen und die damit verbundene Individualität wechselseitig respektiert werden. Das angemessene Bild für eine wirklich harmonische Beziehung ist damit die liegende Acht: zwei Kreise, die sich an einem Punkt – in Liebe - berühren. Wir sollten uns also nicht mit oberflächlichen Beziehungskriterien zufrieden geben. Nur wenn wir ganz bei uns sind, können wir sinnvolle und stabile Kontakte knüpfen, denn nur unser wahres Selbst ist in der Lage, richtig zu bewerten, was wir fühlen. Diese persönliche Souveränität verbindet uns mit dem Kosmos und schenkt uns ein erfülltes Leben. Sobald wir uns aber mit einer Rolle identifizieren – ob als Konformist oder als Rebell - werfen wir unsere kostbare Unabhängigkeit weg, um uns im Netz der kollektiven Meinungen zu verheddern.
Wandellinie 1
Halte wahr und treu zu ihm: das ist kein Makel.
Wahrheit wie eine volle Tonschüssel:
so kommt schließlich von außen her das Heil.
Aus sich heraus gehen
Wer sich einsam oder unsicher fühlt, sehnt sich nach Kontakt. Dieser Wunsch, Anschluss zu finden, erfüllt sich, wenn wir anderen vorurteilslos begegnen und uns zeigen, wie wir sind. Ein offenes Herz weckt Sympathie und zieht positive Resonanzen an. Äußerlichkeiten und große Worte spielen da keine Rolle, was zählt ist eine Haltung der Aufrichtigkeit.
Echtheit und Natürlichkeit sind auch dann ein guter Rat, wenn wir bereits zu einer Gruppe gehören, aber unsere Eigenart noch zu wenig einbringen. Da wir uns eher passiv zurückhalten und an der Gesamtdynamik der Gruppe nicht wirklich teilnehmen, ist es nicht verwunderlich, dass wir bislang wenig Beachtung finden.
Hab den Mut, Profil zu zeigen und dich bemerkbar zu machen. Aber setz dich nicht unter Druck, sondern überwinde deine Hemmungen in deinem Tempo. Du bist gerade auf dem Weg, das Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit oder eine gute Beziehung zu legen. Dabei lohnt es sich, wenn du möglichst unvoreingenommen bist, dich aber von Anfang an offen zu deinem Standpunkt bekennst. Unter solchen Voraussetzungen wirst du allmählich Fuß fassen und bei den anderen ankommen.
Tiefendynamik
Wir fragen uns oft, worauf es ankommt, um sich in einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Bei dieser Frage setzt das kollektive Ego auf Druck, während das Tao uns durch Liebe und Verbundenheit überzeugen möchte. Einschüchterungen und Du-musst-Sätze gehören zur repressiven Strategie des Ego, die wir aber gar nicht so ernst nehmen sollten. Die öffentliche Meinung fordert ja immer wieder aggressiv unsere Konformität und Loyalität ein. Doch auch wenn wir uns immer wieder auf Versprechungen festnageln lassen, sind sie aus kosmischer Perspektive wertlos. Wir können ja überhaupt nur solange mit etwas zusammenhalten, wie es unserer inneren Wahrheit entspricht. Nur wenn wir wirklich wir selbst sind, sind wir im Einklang mit dem Universum und ziehen die Segnungen des Lebens an.
Wandellinie 2
Halte zu ihm im Innern.
Beharrlichkeit bringt Heil.
Loyalität zum eigenen Weg
Hier sind wir gewissermaßen von oben her eingeladen, uns einer Gemeinschaft anzuschließen. Solche seelischen Wahlverwandtschaften können uns viel Selbstvertrauen und Selbstachtung schenken. Wenn wir uns von ihnen leiten lassen, wachsen tiefe Herzensverbindungen, die es uns erlauben, bei aller Nähe doch unabhängig und echt zu bleiben.
Wer allerdings meint, er müsse unbedingt irgendwo dazugehören, und sich deshalb unterordnet und verbiegt, ist auf dem Holzweg. Er opfert seine Würde, weil er sich davon einen Vorteil verspricht. Dabei hat doch nur eine Bindung, die wirklich von innen kommt, auch das Potenzial, uns glücklich zu machen.
Du hast andere auf dich aufmerksam gemacht. Nun fass dir ein Herz und lass dich ein! Doch selbst wenn auf den ersten Blick alles optimal aussieht, solltest du dich auch nicht voreilig festlegen. Spür erst in Ruhe nach: Entspricht diese Verbindung deinem Wesenskern, und bist du ganz frei in deiner Entscheidung? Folge deiner inneren Stimme, ohne nach äußerer Zustimmung zu schielen. Die Hintergedanken und Tücken des Ego sind nicht weit!
Tiefendynamik
Zuweilen kommt der Moment, wo es die Treue zu uns selbst verlangt, uns von einem Partner oder von einer Gruppe, zu der wir lange gern gehört haben, zu trennen. Das ist keinesfalls ein Anlass, die andere Partei zu verurteilen oder gar als „hoffnungslos“ abzustempeln. So ein hartes Urteil würde dem wahren Kern dieser Menschen bitteres Unrecht tun und sie womöglich in einem Fehlverhalten weiter fixieren – mit der Folge hässlicher Konflikte.
Wandellinie 3
Du hältst zusammen mit Menschen, die nicht die rechten sind.
Schlechte Gesellschaft
Wer auf ungesunde Weise nach Zugehörigkeit sucht, gerät leicht an Menschen, zu denen er nicht passt. Sie verfolgen vielleicht egoistische, materialistische und oberflächliche Ziele, oder sind anderweitig auf einem ganz anderen Weg als wir. Da wir allerdings ein unterschwelliges Unzulänglichkeitsgefühl in uns tragen, sind wir anfällig für ihre Anträge und Schmeicheleien, mit dem Ergebnis, dass wir dann als Mitläufer irgendwo mitschwimmen, wo gar keine Wesensverwandtschaft besteht. Kurz gesagt: Wir lassen es zu, dass eine Gruppe ohne höhere Ziele uns vereinnahmt.
Pass gut auf dich auf, denn wer ohne echte innere Beteiligung mit anderen zusammenhält, ist auf der Spur des Ego. Hier gilt es genau zu unterscheiden, was dir entspricht und was dir im Grunde fremd ist. Lass dich nicht auf falsche Intimität ein, sondern zieh dich lieber auf sozial korrekte, freundlich-distanzierte Umgangsformen zurück. So hältst du dich offen für anderweitige Beziehungen, die wirklich passen. Hab noch ein wenig Geduld!
Tiefendynamik
Immer wieder halten wir uns an den Weisheiten anderer fest, an Klischees und Allerweltsmeinungen, an nicht hinterfragten Vorstellungen und ungeprüften Theorien. Dieses Verhalten setzt besonders dann ein, wenn wir vor komplexen Zusammenhängen stehen, die uns überfordern. Aus der Verwirrung heraus beugen wir uns irgendeiner Autorität, die scheinbar weiß, wie die Dinge liegen. Gleichzeitig verschließen wir uns der universellen Weisheit, die wir doch alle in uns tragen und die uns verstehen lässt, was wir zu diesem Zeitpunkt begreifen müssen. Wir brauchen gar kein übergreifendes Erklärungsgebäude, um das Leben zu meistern, es ist ja nicht unser Feind! Wenn wir den Kontakt zur kosmischen Intelligenz pflegen, werden wir alle Hilfe und allen Schutz erhalten, den wir benötigen.
Wandellinie 4
Auch äußerlich halte zu ihm.
Beharrlichkeit bringt Heil.
Heilsame Loyalität
Die moralische und spirituelle Reife dieses Menschen erlaubt es ihm, einen direkten Draht zur geistigen Führung der Gruppe herzustellen. So entsteht eine konstruktive Beziehung zu einer wegweisenden (inneren) Person. Es besteht zwar immer noch ein gewisser Wankelmut, doch der kann keinen Schaden anrichten angesichts des leidenschaftlichen Willens, sich nach oben zu orientieren. Da die ganze Situation im Einklang mit dem Fluss des Tao ist, dürfen wir auch der Person (oder Einstellung) in ihrem Zentrum vertrauen.
Du brauchst kein Hehl aus deinem Standpunkt zu machen. Wer am richtigen Platz ist, muss sich nicht verleugnen oder verbiegen. Achte ganz einfach auf eine zwanglose und freie Kameradschaft und lass dich von keiner Seite irremachen. Es ist durchaus möglich, deine Vorstellungen zu realisieren, ohne Druck auszuüben.
Tiefendynamik
Zwanghaft denken wir immer wieder, die Lösung unserer Schwierigkeiten läge in konkreten Schritten, die wir in der äußeren Welt anstrengen müssten. Doch in Wahrheit müssen wir unser Problem zuerst und vor allem im Geist durchdringen. Die spirituelle und die physische Welt sind eins. Auch die manifesten Probleme unseres Lebens entstehen im Bereich unseres Bewusstseins und können und müssen dort behoben werden.
Wandellinie 5
Offenbarung des Zusammenhaltens.
Der König lässt bei der Jagd nur von drei Seiten treiben
und verzichtet auf das Wild, das vorne abbiegt.
Die Bürger bedürfen nicht der Warnung. Heil!
Wahre Solidarität
Hier sieht man eine reife Persönlichkeit, deren entspannter Führungsstil ihr große Anziehungskraft verleiht. Sie ist offen für alle und alles, versucht aber niemanden zu drängen, zu manipulieren oder zurechtzuweisen. Sie hat es nicht nötig, um andere zu werben, da die Menschen von selbst auf sie zugehen. Wer nicht aus eigenem Antrieb kommt oder wieder gehen will, den lässt sie laufen. Mit leichter Hand und ohne Übergriffigkeit gelingt es ihr, selbst heikle Probleme zu lösen. So entsteht eine wohltuend unverkrampfte Atmosphäre: In einer freiheitlichen Gemeinschaft wie dieser muss sich niemand unter Druck setzen, und ein jeder kann offen zeigen, was in ihm vorgeht.
Nun musst du klug entscheiden, die Situation könnte nämlich schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Mach dir bewusst, dass dich niemand zwingt – du hast die Wahl, einen Rückzieher machen! Wenn du den anderen genauso viel Freiraum lässt, werden sie hinter dir stehen. Du musst dich bei niemandem anbiedern, im Gegenteil: gerade indem du deine persönliche Eigenart lebst, ziehst du die Menschen an, die zu dir gehören.
Tiefendynamik
Zuweilen vermissen wir im Leben schmerzlich das Gefühl von Verbundenheit. Dann suchen wir unser Heil im Anschluss an andere Menschen, die uns letztlich die unzureichende Verbindung mit uns selbst ersetzen sollen. Fehlt aber die gemeinsame spirituelle Basis bleibt alle Zugehörigkeit und Einigkeit substanzloser Schein. Die Identifikation mit einer sozialen Gruppe kann unserem Seelenheil sogar schaden, weil sie oft darauf hinausläuft, dass wir uns in ein Netz dogmatischer Überzeugungen verstricken („das weiß man doch!“, „So ist die Welt“). Solche Vorannahmen sorgen dafür, dass wir bekommen, was wir erwarten, auch wenn es uns gar nicht schmeckt. Jetzt geht uns ein Licht auf, wie leicht wir uns befreien können, wenn wir nur den Blick nach innen statt nach außen richten.
Wandellinie 6
Er findet zum Zusammenhalten kein Haupt.
Unheil.
Soziale Bindungsunfähigkeit
Hier sucht jemand Anschluss, weiß aber nicht, wie er es anfangen soll. Durch sein zögerliches und unklares Verhalten manövriert er sich auf den Platz des Außenseiters, der nirgends dazugehört. Doch wenn wir immer wieder davor zurückschrecken, uns zu einzulassen, weil wir echte Hingabe und Selbstverpflichtung scheuen, wird es uns später leid tun. Wer sich weder an andere binden kann noch in sich selbst Halt findet, verliert seinen Weg.
Für eine menschliche Gemeinschaft bedeutet das, dass echter Zusammenhalt und eine vertrauensvolle Atmosphäre niemals entstehen werden, solange es kein einigendes Haupt gibt. Dann muss die gemeinsame Arbeit steril und ineffektiv bleiben. An dieser Stelle fehlt offenbar die inspirierende Vision, die unseren Plänen einen größeren Verwirklichungsrahmen bieten könnte.
Solange du nicht mit dir selbst im Reinen bist, kannst du keine fruchtbaren Beziehungen eingehen und schon gar nicht andere führen. Du musst dir endlich über dein Ziel klar werden, sonst verpasst du den rechten Moment. Freilich geht so etwas nicht mit Gewalt und einem verkrampften Willen. Solange du keine eindeutige Unterstützung bekommst und dein Anliegen so vage ist, solltest du lieber auf dein Projekt verzichten.
Tiefendynamik
Wirklicher Zusammenhalt entsteht auf der Basis einer intuitiven Einstimmung. Wenn allerdings unsere innere Wahrnehmung blockiert und unvollständig ist, verlieren wir auch den Kontakt zu unserem Gespür und können dann nicht mehr abschätzen, was zu uns passt und was nicht. Diese Entwicklung ist nicht erstaunlich, denn wir haben ja von klein auf gehört, nur die Wahrnehmungen der äußeren Sinne zählten, während Gefühle und Empfindungen irrelevant seien. Da wir Menschen dermaßen stolz auf unseren Verstand sind, fallen wir immer wieder aus der fühlenden Verbundenheit mit dem Ganzen heraus. Wir nähern uns der Welt nur noch über das Denken und stülpen den Dingen unsere Vorurteile über. Was wir dann als Wirklichkeit erfahren, ist nichts als das Ergebnis unserer Projektionen - die uns furchtbar einsam machen.