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2. Achten Sie auf Spezialisierungen
ОглавлениеWenn Sie Hilfe bei konkreten psychischen Leiden finden wollen, dann sollte ein möglicher Anbieter auf Ihre Problematik spezialisiert sein, ähnlich wie Fachärzte in der körperlichen Medizin.
Warum sind Spezialisierungen wichtig? Als Betroffener ist man umso mehr in einem einseitigen Denk-, Gefühls- und Verhaltenskreislauf verstrickt, je spezieller und schwerwiegender ein psychischer Leidenszustand ist. Um hierbei helfen zu können, kann eine tiefere Spezialisierung eines Helfers nötig sein, damit dieser in der Lage ist, Hilfesuchende wirklich dort abzuholen, wo sie momentan stehen. Nicht-spezialisierte Helfer können das nicht immer, auch wenn sie ein gutes Grundverständnis haben.
Beispielsweise sind die Ursachen von Depressionen und Angststörungen oft sehr ähnlich, dennoch kann es sinnvoller sein, sich bei einer schweren Depression an einen Spezialisten für Depressionen zu wenden, und bei starken Ängsten eben an einen Spezialisten für Ängste.
Spezialisierungen sind in der Praxis jedoch nicht selbstverständlich. Manche Anbieter halten sich für universal-zuständig. Sie präsentieren ihre Leistungen für eine ganze Palette an psychischen Problemen oder pauschal für »jedes Leiden« oder »jede Lebenslage«. Typisch für solche Anbieter ist auch, dass sie nur eine einzige oder sehr wenige Methoden als Allheilmittel anpreisen. Das zeigt sich beispielsweise bei angeblichen Angstspezialisten, die kaum etwas anderes kennen (wollen) als die Konfrontation. Diese ist zwar bei Ängsten meistens sinnvoll, aber für sich allein oft nicht ausreichend.
Wer spezialisiert ist gibt dies meistens auf der Homepage, in Inseraten, Flyern etc. bekannt. Auch auf Such-Portalen im Internet kann man bei der Detailsuche Spezialisierungen angeben. Ansonsten sollten Sie sich im persönlichen Kontakt nach Spezialisierungen erkundigen.
Vermeiden Sie Anbieter, die
• keine Spezialisierungen angeben und auch auf Nachfrage meinen, Spezialisierungen seien nicht nötig
• vorgeben, bei »jedem Leiden« oder »jeder Lebenslage« helfen zu können
• sowohl bei den Leidenszuständen als auch bei den Methoden zu viele »Spezialisierungen« vorgeben, denn das ist etwa so, wie wenn man mehrere Musikinstrumente irgendwie spielen kann, aber keines davon ordentlich
• methodisch zu einseitig spezialisiert sind, also zum Beispiel nur Konfrontationstherapie oder nur Familienaufstellung machen. Solche Angebote sollte man eher nur als mögliche Ergänzungen sehen.
Diese Aufzählung von Leidenszuständen dient als Orientierung zur Selbsteinschätzung:
• Angstzustände, Panikattacken, Klaustrophobie, Auftrittsangst (Redeangst), Flugangst …
• Depression, Erschöpfung, Kränkung, Trauer
• Persönlichkeitsstörungen, z. B. Borderline (BPS), Narzissmus
• Probleme mit verschiedenen Formen von Gewalt (als Opfer wie auch als Aggressor), z. B. Mobbing, Gewaltausbrüche, Neigungen wie Verletzungsabsichten, Rachsucht oder Mordgedanken
• Missbrauch und Missbrauchsfolgen
• Traumata verschiedener Art
• Essstörungen
• Süchte (Alkohol, Drogen, Esssucht, Spielsucht, Sexsucht …)
• Zwänge, z. B. Selbstverletzung, Waschzwang, Wiederholungszwang, Zwangsgedanken
Wahnstörungen, Psychosen, Halluzinationen.