Читать книгу Sinja und der siebenfache Sonnenkreis - Andreas Milanowski - Страница 5
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ОглавлениеPauline verdrehte die Augen. „Und woran bitte erkenne ich so ein Wundertier? Vielleicht kann ich dir ja beim Suchen helfen!“ Sie fror und wollte nach Hause. Ganz sicher hatte sie keine Lust, jetzt nach einem Botenvogel aus Dorémisien zu suchen, was auch immer das sein sollte.
„Sie sehen aus wie Spatzen“, beschrieb Sinja. „Kleine, graubraune Vögelchen. Nur flattern sie viel schneller, ungefähr so, wie ein Kolibri…und sie haben meistens ein kleines Röhrchen am rechten Bein. Damit überbringen sie Nachrichten. Daran kannst du sie gut erkennen, ein kleines, weißes Röhrchen. Manchmal, wenn es schnell gehen muss oder kein Röhrchen zur Hand ist, kriegen sie auch einfach nur einen Zettel ans Bein gebunden.“
„Sinja“, sagte Pauline „irgendwie habe ich gerade den Verdacht, dass du mir was ans Bein binden willst. Das ist eine ziemlich merkwürdige Geschichte, findest du nicht?“ Sie dachte nach. „Gut! Wir gucken also jetzt, hier in der Dunkelheit, in der Eiseskälte, vor dem Eingang des Opernhauses, nach einem klitzekleinen graubraunen Vogel, den man wahrscheinlich schon tagsüber kaum sieht, der total schnell flattert und ein Röhrchen oder einen Zettel an der Backe hat?“
„Am Bein!“
„Ist ja gut! Dann eben am Bein! Und wenn wir ihn sehen, gucken wir böse, sagen Halt! Glissando! Keinen Schritt weiter! Dann nehmen wir ihn gefangen, foltern ihn und quetschen die Botschaft aus ihm heraus, die er uns bringt, beziehungsweise dir, weil…ich bin ja raus. Du weißt schon – wegen der Märchen. Wie gut, dass der Platz hier wenigstens beleuchtet ist. Sag mal, Sinja Wagemut…bist du sicher, dass nicht bei dir gerade was flattert?“
„Ja, absolut sicher! Warum nimmst du mich nicht ernst? Da war etwas, was nicht in diese Welt gehört und so, wie es aussah, vermute ich, dass es ein Glissando war. Warum ist das so schwer zu verstehen?“
„Weil ich nicht mehr ans Christkind glaube, verdammt noch mal!“ Pauline wurde unwirsch. „Ich weiß, wer die Geschenke unter den Baum legt!“
„Siehst du…und ich weiß, dass es Dorémisien gibt! Ich bin dort schon gewesen. In Königin Myrianas Reich. Und das hat mit dem Christkind aber sowas von gar nichts zu tun.“
„Und da willst du jetzt unbedingt wieder hin?“, fragte Pauline, immer noch ungläubig. Normalerweise war sie die Ruhigere der beiden Mädchen. Die, die sich alles anhörte, sich ihre Gedanken machte und lieber nichts sagte, als etwas Falsches. Aber das hier….das nervte sie doch gewaltig. Sinja immer, mit ihren Geschichten. Manchmal war ihre Freundin verdammt anstrengend.
„Das weiß ich noch nicht“, antwortete die. „Wenn das, was ich gesehen habe, wirklich ein Glissando war, dann bedeutet das, dass sie Kontakt suchen. Dann muss ich rauskriegen, was sie von mir wollen.“
„Aha, sie wollen Kontakt? Du glaubst das wirklich, was du da erzählst, nicht wahr?“
„Ja, natürlich! Du nicht?“ Sinja lächelte Pauline verschämt von der Seite an.
„Und wer will Kontakt mit dir aufnehmen?“
„Ich nehme an, die Elfen. Emelda, Amandra, Gamanziel. Vielleicht auch einer der Jungs. Ich weiß es nicht. Das muss ich herausfinden.“
„Und wie willst du das anstellen?“, fragte Pauline.
„Der Vogel“, antwortete Sinja, „ich muss wissen, ob er eine Nachricht für mich hat.“
„Wird schwierig“, bemerkte Pauline, „hier ist nichts mehr!“
„Ja, er ist weg. Wahrscheinlich haben wir ihn mit unserem Geschwätz vertrieben.“