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Robert und Tina

Samstag, 28. April

Gegen vier Uhr morgens Stop irgendwo hinter Cecina, kleiner, geschotterter Parkplatz mit Blick auf das Meer, wenigstens am Tage. Kurzer Spaziergang noch in der Finsternis über flache Felsen bis zur Brandung. Das hatte sein müssen. Dann ein kurzer, eher ermüdender Schlaf im Auto, Martina und ich. Immerhin, die Zeit der unterdimensionierten Nachkriegs - Limousinen ist längst vorbei, in räumlicher wie auch in leistungsmäßiger Hinsicht. Um sieben Uhr weiter zum nächsten, geöffneten Café in St. Vincenzo, due cappuccini per favore con Cornetti. Wo ist die Toilette? Oh bella Italia!

Die letzten Kilometer schon bei Tageslicht durch toskanische Lieblichkeit, Pinien, Schirmpinien natürlich, Gehöfte, Wiesen. Tina: „schau´ doch mal, die sanften Hügel!“ Mädchenidylle. Aber sie ist süß in ihrem Röckchen und der weissen Bluse. Sonst säße sie nicht neben mir, gewiß nicht. Ich bin kein Masochist.

Piombino, wirklich gewordene Hässlichkeit. Morgendlicher Industriequalm, spart das Zigarettenrauchen. Sehr ökonomisch. Nikotin ist ungesund, weiß doch jeder. Im Hafenbüro Gedränge. „No Portoferraio heute, alles voll!“ Da haben wir den Salat. Die italienischen Wochenendtouristen. Alle PKW-Plätze belegt auf dem ollen Kahn. Vorher nachdenken? Zu spät für Selbstvorwürfe.

„Vai a Porto Azzurro“, rät einer mit Skippermütze. Sieht aus, als verstünde er was von unseren Schwierigkeiten. Keine schlechte Idee immerhin, das wäre dann im Südosten, kein Problem. Nicht für uns.

„Due biglietti per Porto Azzurro, per favore.“

Der „berretto uniforme“ hat mich doch tatsächlich verstanden. Tina lacht über meine Aussprache, macht nichts.

Es ist schön, wenn sie ihre Mundwinkel so charmant hochzieht.

Gute Gelegenheit für eine Fahrt über den östlichen Teil der Insel, denke ich mir. Tina bewundert den sonnigen, nur leicht bewölkten Himmel. „Genau so hab´ ich mir Italien vorgestellt“, jubelt sie glücklich. Da gibt’s ja wohl noch mehr in diesem Land, ich sage das aber nicht laut, ich will sie nicht kränken. Übrigens erstaunlich wenig Müdigkeit nach der langen Anreise.

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An Bord der Fähre. Unser Auto Zentimeter genau Blech an Blech mit den Fiats, Lancias, Maseratis und den vielen Franzosenkarren, leicht erkennbar an den Beulen ringsrum. Scheint doch alles perfekt zu gehen. Clevere Jungs, die Besatzung. Wir auf dem Oberdeck, in den Sciroccohimmel blinzelnd. Alles läuft glatt. Am Kai unten pfeift sich eine schmutzig grüne Lokomotive mit schreiendem Lärm vorwärts, engfenstrige Waggons kleben dahinter. Das ganze rattert bis zu dem Fähranleger. Gewimmel von Menschen, aus den Türen herausquellend, mitten im Gewühl Lilo und Chris, beide mit Taschen beladen, grauenhaft bei der zunehmenden Hitze. „Da unten sind sie! Hallo!“ Was wollen die im Fahrkartenbüro? Ach ja, ohne Auto kein Problem mit Porto Azurro, ich verstehe. Kein Platzproblem. Aber einen Tag und eine Nacht im Zug? Nein danke. Dann lieber auf der Rückbank mit Tina.

Die Zwei verschwinden in der Menge, die sich die Gangway hochwälzt. Gehören ja zu unserer Crew, auch wenn sie die andere Fähre nehmen. Man sieht sich später. Zurufe wären sinnlos bei dem allgemeinen Radau. Und winken, da kann man sich genau so gut an der Nase kratzen. Das bringt mehr.

Unser Frachtpott rauscht sich rückwärts von der Pier weg, dreht dann schwerfällig und stampft raus in die freie See. Tina wieder: “Schau doch mal, da vorne, Robert. Land in Sicht.“ Ist sie nicht cool auf die Seefahrt vorbereitet? Sehr gut. Sie hat die Küste von Elba ausgemacht, Kompliment. Cavo ist nur zwanzig Kilometer von uns weg. Ab morgen, mit Skippermütze, heisst das dann: „elf englische Meilen.“ Bis Portoferraio noch mal zehn Kilometer, heute. Aber wir nehmen einen mehr südlichen Kurs. Porto Azurro, richtig.

Elba also im Dunst voraus. Schon wieder hoch von den Liegestühlen an Deck und ab in den Verladeraum. Dröhnt ganz schön da unten, das stählerne Muskelpaket. Über siebentausend Pferdestärken. Mehr brauche ich nicht zu sagen. Wer hält sich die Ohren zu? Klar, meine Martina.

Wir stehen rechtzeitig auf dem Fahrzeug - Deck. Ruckeln, Rauschen endlos, die Festmacher spannen sich. Und schon klappt der mächtige Unterkiefer des Schiffsbugs herab. Wir haben noch Zeit, weil wir in Piombino als letzte auffuhren, am Heckende, Steuerbordseite. Jetzt also warten, bis alle raus sind, dann wir als letzte an Land.

Tina natürlich, wie das junge Reh vorausspringend, winkt mir von Land aus fröhlich zu. Noch zehn Autos fahren auf der Mittelspur von Bord. Jetzt Geschäftigkeit der Mannschaft, Gedränge und Laufen. Motoren dröhnen, Gewinde quietschen, das Stahlmaul will sich wieder schließen. Was ist los? Die Festmacher werden eingeholt. „Mensch Tina“, schreie ich,“ „komm zurück, schnell, wir legen wieder ab.“ Gleich ist sie wieder bei mir, kuschelt sich an mich. „Du bist mein Held!“ Ich grinse verlegen. Aber recht hat sie. Was war los? „Porto Azurro später“, also noch kein blauer Hafen. Wir sind noch nicht am Ziel, ein Zwischenstopp in Rio Marina, von dem ich nicht gewusst habe. Muss ja niemand erfahren.

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Portoferraio. Jetzt aber runter von der Fähre und auf den nächsten Parkplatz. Wieder mal am Dorfrand, aber diesmal mit sportlicher Einlage. Bei zwölf Prozent Steigung rückwärts zwischen zwei andere Blechvehikel, das ist schon was. Im Ort alles zu, kein Essen zu bekommen. Siesta oder was? Wenigstens ist Markttag, gut für Obst, und zwei kleine Schwarze an der Ecke. Mit Milch, für mein Kätzchen. Eine aufgewärmte Minipizza, das war’s dann. Von wegen italienische Küche und so. Macht Hunger nachsichtig? Ich meine, dem Magen gegenüber ist’s eine Gemeinheit. Aber gut. Schönes Mittelmeerwetter, blauer Himmel, wenigstens.

Das Ausparken gelingt spielend leicht. das Städtchen lockt mit „Casa Le Grotta“, ganz in der Nähe des Klublokals, schlappe dreizehn Kilometer auf der Strada Provinziale sechsundzwanzig. Die ganze Strecke bebaut, mal mit Siedlungen, dann wieder Olivenplantagen. Reihe neben Reihe wie eine Kompanie Rekruten. Die letzten drei Kilometer an der Bucht entlang. Auch blau. Auch voller Häuser. Aber tadellose Aussicht auf das Meer. Man sieht sogar das kleine, vorgelagerte Inselchen in Nord - Nord - Ost. Neben einem Tennisplatz findet unser Zweihundertdreißiger genügend Raum zwischen Renault und Simca. Schmaler, gestrüppreicher Weg runter zum Clubhaus.

Früher Nachmittag, immer noch leicht bewölkt und angenehm warm. Keine lästigen Formalitäten wegen der Schiffspapiere. Italienisch locker. Es folgt die Übergabe des Sportgeräts, Abzählen aller Tassen, Segel und Fender. Deutsche Genauigkeit. Auch das geht vorüber. Endlich auf der kleinen stimmungsvollen Freiterasse. „Oh mein Gott, alles ist so farbig wie im Paradies!“ Richtig, das war Tina eben. Sie hat ja recht. Wirklich. Die blutroten Tischtücher, das intensive Ocker der Hauswände, die bunten Autos hinter der Oleanderhecke. Die roten Blüten? Die leuchtenden Orangen? Das Blumenbeet rund um die Tische? Ach ja, auch okay.

Herrlicher Ausblick über die Bucht, darüber das Profil des Apennin am Horizont, und die qualmenden Schlote von Piombino. Davor noch Scoglietto. Die Sonne brennt. Um uns herum üppig wie Unkraut hoch gewachsene, blühende Geranien, auch rot, aber heller als die Tischdecken. Irgendwie auch hygienischer, wenn man den umher summenden Insekten glauben kann, die sich mehr für die verkommenden Essensreste interessieren.

Wieder hoch jetzt auf schmalem Pfad zum Parkplatz, dann über eine enge, nur teilweise asphaltierte Kurvenpiste hinauf bis zu dem großen Platz oberhalb der Villa Romana del Grotte. „Du, Robert, der sieht man aber an, daß sie schon sehr alt ist.“ Kultur am Nachmittag. „Ja Schatz, du hast recht.“ Der weitere Straßenverlauf ist akzeptabel. Es geht hinab in die Ebene bis zum Hafen. Dort an der Hafenmole soll es eine weitere römische Villa geben. Wir interessieren uns aber beide mehr für unser Schiff, das da irgendwo liegen soll. Also am Kai entlang und Augen offen halten, Skipper. Randbemerkung: die zweite Villa kommt nicht so richtig in Sicht, sie soll nur aus Mauerresten auf einer Fläche von zehn mal zwanzig Metern bestehen, garantiert echt antik. Man hat Mosaikkrümel am Boden gefunden. Strictement interdit d’entrer.

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Yachten an der Pier, wenige Masten, die hin und her wippen und sich von den Fallen zum Aluminiumkonzert animieren lassen. Mal sehen, wie das in den Nächten wird. Jetzt passt es ganz harmonisch zu dem Ambiente des Hafens, der Häuser entlang des Hafenbeckens und der vielen Tische und Stühle auf den Gehwegen. Meine Tini sagt nichts, diesmal. Gesehen hat sie das alles, da bin ich mir sicher. Wo ist nur die Hanseatica? Ganz hinten, ziemlich am Ende der Pier endlich der Ausleger, dessen hafenseitige Klampen für Segler freistehen. Die andere, westliche Seite ist dem Wasserschiff aus Piombino vorbehalten.

Das ist also unsere Yacht, unser Zuhause, wenigstens für die nächsten zwei Wochen. Ein schnittiger, flinker und wendiger Kreuzer, wie gemacht zum Schippern zwischen den glatten Granitbuckeln in den schwedischen Schären. Nicht gerade typisch für Mittelmeerfahrten. Aber seht, wie solide. Alles Holz, Pitchpine, unverwüstlich. Sogar ein Holzmast. Wissen wir natürlich schon. Der Deutsche vom Klub hatte sie wohl vertäut. Ordentliche Vor - Achter - und Springleinen. Bombensicher. Teutonisches Ehrenwort. Garantiert. Am Ufer, jenseits der Straße, die große Uhr im Turmbogen, „genau vier“, stelle ich automatisch fest. Und noch keine Spur von Lilo und Chris. Die wollen doch auch mit. Wer die sind? Na, Freunde von uns. Ich rede nicht so gerne über andere, vielleicht mal später, wenn wir an Bord sind, da bleibt es nicht aus, daß man redet. Es sind die, denen wir in Piombino nicht zugewinkt haben. Zufrieden?

Gute Wahl, unsere Hanseatica, denke ich. Die Entscheidung hat aber Tina getroffen. „Die hat so schöne Bullenaugen, Robert. Und hinten können wir gemütlich sitzen und frühstücken. Nur das zackige, große Rad stört ein bißchen. Kann man das nicht abschrauben, vielleicht?“ Mein Gott, wie ich dieses Mädchen liebe.

Fünfunddreißig Fuß Länge über Alles, Sluptakelung, eingebauter Diesel mit genügend Power, wenigstens für´s Mittelmeer. Aber unterschätze dieses Seengebiet nicht! Der Golf von Lion hat’s in sich, braucht sich nicht zu verstecken hinter der Ostsee, nicht mal vor der Nordsee. Ich sage nur Kattegat und Skagerrak. Du weisst, was ich meine. Und die Straße von Messina ist auch nicht übel, egal, ob du von Norden oder von Süden kommst. Die Düse zwischen Festland und Sizilien macht’s. Manche sagen, das seinen dort Skylla und Charybdis, nördlich von Messina. Odysseus und seine Sirenen lassen grüßen.

Gleich neben dem Schiff wartet am Straßenrand eine Parklücke auf uns. Das wäre im Sommer ganz anders hier. Wir steigen aus. Tina gleich zum Segler rüber und hops über die Reling mit den Straßenschuhen. Na ja, sie hat’s gleich bemerkt. Braves Kind. Eigentlich ist sie weder brav noch ein Kind, in gewisser Hinsicht. Ich sagte schon, daß ich sie liebe. Du ahnst, warum, oder? Große Gefühle in der Erinnerung an frühere Törns, macht mich ziemlich fertig, diese Rührseligkeit. Aber sie ist da, was soll ich machen.

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An Backbord, was will der klobige Typ da? Riesiger Seesack neben ihm auf den Decksplanken. Was quatscht er Tina an, ich sehe besser mal nach dem Rechten.

„Hey Mann, alles cool Mann. Skipper, hab´ ich recht?“

Das meint er doch nicht im Ernst. Was soll die blöde Anmache!

Tina schon unten in der Kajüte, ihr Kopf im Niedergang wie ein Eichhörnchen in seinem Bau.

„Reiß´ dich mal zusammen und sei ein Gentleman“, befehle ich mir.

„Was gibts, kein Zuhause?“

„Dachte, ihr nehmt mich ein Stück mit. Hab´ meinen Kahn drüben auf Reede, weißt schon, Liegegebühren und so.“

Jetzt weiß ich, was los ist.

„Du bist es, Klaus, stimmt’s ? Hab´ dich kaum wieder erkannt.“

„Klar, Mann, bin ich. Schön, daß du dich an mich erinnert hast, na ja vielleicht auch doch nicht so schön.“

Das also ist Rheuma - Klaus. Jeder in hundert Meilen Umkreis kennt ihn, oder wenigstens etwas von seinem traurigen Schicksal.

Klaus war mal jung und gut aussehend, so wie ich heute. Kann Euch Tina bestätigen. Damals war das Leben easy. Er schaffte sich eine kleine Yacht an, und lebte von einem Tag zum anderen hier auf Elba. Touristen, Hobbysegler ohne Boot, vielleicht auch mal ein Schmuggler, war ihm egal, Hauptsache, es kam Kohle rüber. So ließ es sich leben, keine Steuer, keine Bürozeiten, vor allem kein meckernder Chef, wenn man mal eine Stunde später kam, weil der Abend vorher voll Party und man selbst voll mit Stoff war.

Alles lief gut. Jahrelang. Auch wenn die Winter etwas einsam waren. Das Mittelmeerklima machte kein Problem, auch nicht auf dem Wasser, für den jungen Kerl. Aber dann blieben die Kunden aus, die anderen hatten inzwischen entweder selber ein Schiff oder einfach keinen Bock mehr auf Seefahrt. Wie auch immer, das Geld wurde knapp, der Liegeplatz in erster Lage an der Pier zu teuer. Also raus auf Reede. Tja, und da ist er dann ganz abgesackt. Nur die Nachsicht, das Mitleid, oder auch nur die Neugier seiner Zeitgenossen hielten ihn am Leben. Denn keiner, der ihn an Bord besuchte, ging ohne eine kleine oder größere Aufmerksamkeit. Man dachte an die Launen des Lebens ebenso wie an Klausis Leichtsinn, aber wie gesagt, das Mitleid…

Eine der Launen hieß Rheuma. Immer in dem feuchten Seeklima, ohne rechte Heizung in dem Kahn, was sollte sonst sein. Er litt und fluchte, vegetierte mehr, als daß er lebte, und die Jahre gingen unerbittlich dahin. Bis zum heutigen Tag. Und weiter. Bis auf weiteres.

Das ist die Geschichte vom kleinen Klaus, die aber kein gutes Ende finden kann, so wie im Märchen.

Wie auch immer, jetzt sitzt er da vor mir, hoffnungsvoll für den Augenblick unseres Auftauchens. Was sollte sein. Ein paar Kröten, Hand auf die Schulter, freundliches Grinsen. Abmarsch, bitte.

Übrigens, letztes Jahr, während meiner Segelausbildung, war ich mal draußen bei ihm. Freundschaftlicher Besuch. Hab´ mir im Klub ein Schlauchboot ausgeliehen, satte fünfzig Pferde, der Yamaha, und dann rüber geprescht zu ihm auf die Reede. Trostlos, kann ich Euch sagen, voll deprimierend, das ganze. Nicht, daß sein Schiff irgend wie vernachlässigt gewesen wäre, das keinesfalls. Aber, mein Gott, was machte er da draußen den ganzen Tag? Die Sprache der Fische lernen, oder mit Wind und Wellen über den Salzgehalt der Weltmeere diskutieren, oder sich über die Sandmengen aufregen, die der Scirocco von der Sahara ohne jede Grenzkontrolle nach Europa schaffte, so wie andere es mit den verdammten Drogen machten? Halt, stop, das betrifft wohl mehr Südamerika, sorry. Jedenfalls kann man verrückt werden mit sowas, ich meine den Klaus. Vielleicht ist er es schon, ein wenig. Wäre sogar eine Hilfe für ihn, was? Da hatte es Napoleon, natürlich zu seiner Zeit, noch besser. Hatte auch ganz andere Zukunftschancen, der Mann.

Tina bedrückt, kein Mundwinkel nach oben Ziehen, keine weitere Bemerkung. Ratlosigkeit. Klaus schiebt ab mit seinem Kramhaufen. Wird wieder mal jemanden finden, der ihn auf seinen Plastiksegler zurück bringt. Immer fand sich eine Gelegenheit, freiwillig oder mit moralischem Druck. Davon versteht er inzwischen eine ganz Menge. Scham war lange von Bord gefallen, irgendwann, irgendwo.

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„Jetzt aber los, Mädel.“ Unser Gepäck vom Kofferraum unter Deck schleppen, auf dem Rücksitz noch Einzelheiten der letzten Nacht wegräumen, alles gut verschließen. Due settimane. Bella Italia.

„Du, jetzt sehen wir uns mal um. Ich könnte was zu essen gebrauchen, Du sicher auch.“ Nichts wie rüber auf die Straßenseite mit den vielen Restaurants und Cafés, den Geschäften, die man wegen der Stühle und Tische nur auf Umwegen betreten kann. Ich will nichts kaufen. Aber Tina, lieber nicht fragen. Sie kann ja ihren Mund aufmachen, denke ich. Bin ich ein Macho?

Ein Blick nach drüben, Klaus ist weg, verschwunden zwischen den garnicht so zahlreichen Menschen.

„Was jetzt?“ fragt Tina mit einem Lächeln, das keine Antwort erwartet, auch nicht duldet.

„Aber Tini, wir kommen doch gerade erst über die Straße!“

„Dann gehen wir halt wieder rüber,“ schmeichelt sie.

„Du meinst…“

“Ja, mein´ ich.“

„Ich hab´ aber einen Riesenhunger.“

„Ich doch auch, mein Süßer.“

“ Na, wenn’s so ist, dann los.“

Am Abend dann doch noch was zwischen die Zähne, viel Gemüse, das Stückchen Fleisch ein bißchen klein als Belohnung für…lassen wir das. Die aushängende Speisekarte hatte nicht schlecht ausgesehen, vor allem für Hungrige. Man schmeckt ja erstmal nicht, man liest nur. Der wohlklingende Name meines Menüs ist das beste daran. Drei hauchdünne Scheiben Fleisch, so, wie ich Salamiaufschnitt kenne, eine Kartoffel und Gemüse, dreissig Franc. Tina hat etwas mit Bohnen bestellt, ich glaube Chili. Merkwürdig. Es kommt eine Art Suppe. Gerade als wir fertig sind, wird noch eine Schale mit kalten, roten Bohnen auf den Tisch geschoben. Die lehnen wir dann ab. Das ist uns doch zu blöd. Passend zu dem frugalen Dîner ein unverschämter Wirt. À santé. Ein böser Reinfall.

Gar keine so große Überraschung, Christian und seine Frau zu treffen auf der Straße, nach dem ersten Menue fatal hier, ich meine das Abendessen. Portoferraio ist nicht wirklich groß, nur die gebogene Hafenstrasse hin und zurück, wo anders ist sowieso niemand. Großes Hallo, da seid ihr, wie schön, wir haben euch gesehen in Piombino, Ihr wart aber auf der falschen Fähre, nein waren wir nicht. Porto Azurro, ach so, gute Idee, wenn man nicht vorgebucht hat. Vorwurf? Ironie, beissend, versteckt? Wer war denn da so schlau. Derart etwa der Willkommensgruß. Verbesserungsbedürftig, ausbaufähig.

Alle vier noch mit den Autos zum Klub, der Deutsche bringt uns wieder zurück. Sieht aus, als würde er Gerhard heissen, der Speerstarke. Na ich weiss nicht. Aber germanisch eben. Wir dann in der Kajüte, Plätze verteilen, Sachen aufräumen, Lampe an, eine Flasche auf den Tisch und erstmal überlegen, was genau machen wir morgen?

Geschaukel, Wellengang im Hafenbecken, ein Großer kommt noch rein. Schließlich Körperhygiene, soweit möglich, im Schmutz der Duschen auf der Werft. Keine Saison. Wieder an Bord. Chris: „wir machen noch einen kurzen Gang.“ „Ja, macht nur. Tina hat schon wieder was anderes mit mir vor. Nichts dagegen. Und dann in die Einzelkojen. Gemurmel, Glucksen unter dem Kiel, Mastengeklingel, Schlaf, Schlaf. Hanseatica, wache über uns.

Robert und Tina

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