Читать книгу Das Spiel der Dämonen, Teil 3 (Planet Marduk, 2265 n. Chr.) - Andreas Parsberg - Страница 3
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Oktober 2012
Es war ein herrlich milder Samstagabend, als Fabian Laura abholte. Er hatte bereits den Führerschein und fuhr einen silbernen Kleinbus.
„Gehört meiner Mutter“, sagte er zu ihrem verwunderten Blick.
„Verstehe“, erwiderte Laura. „Hätte mich auch sehr gewundert. Das Auto passt nicht zu einem jungen Mann.“
„Na ja, Mütter halt. Wenn du willst, können wir nach Pasing fahren und durch die Arkaden spazieren“, schlug Fabian vor.
„Toll.“
„Oder wir fahren nach München und gehen ins Kino.“
„Hört sich auch gut an“, antwortete sie und nickte zustimmend mit ihrem Kopf.
„Na ja, ins Point nach Gilching wirst du sicher nicht wollen. Ich habe gehört, dass Michelle und Cedric dort hinfahren.“
„Nein, danke“, sagte sie ablehnend.
„Von mir aus können wir auch Bowling spielen gehen“, bot Fabian an.
„Dazu hätte ich auch Lust“, fand Laura.
„Oder magst du lieber etwas essen gehen. In Starnberg hat eine neue Pizzeria aufgemacht, soll klasse sein.“
„Ja, gerne. Hunger hätte ich auch.“
„Okay, was wollen wir nun machen?“ fragte Fabian.
„Wir fahren ins Point!“ erklärte Laura.
Seufzend verdrehte Fabian in gespielter Verzweiflung die Augen und startete den Motor.
„Also fahren wir ins Point“, sagte er, obwohl er darüber verwundert war. Hatte sie nicht eben so bestimmend abgelehnt, ins Point zu fahren?
„Gut, wenn du unbedingt willst, dann fahren wir halt in die blöde Disko“, antwortete Laura.
„Wie? Wenn ich will. Du sagtest doch, du willst ins Point.“
„Nein, natürlich nicht. Das war dein Vorschlag!“ sprach sie resolut.
„Aha, ja gut, wenn du nicht willst, können wir auch zum Bowling fahren.“
„Nein, du hast beschlossen, dass wir ins Point fahren, also machen wir das auch. Du bist der Junge und hast bestimmt. Also machen wir es auch so, wie du es wolltest“, sagte Laura.
„Genau. Ich habe es beschlossen, also fahren wir ins Point!“
„Wenn du unbedingt möchtest“, flötete Laura unschuldig.
„Ja, klar!“
Nur fünfzehn Minuten später erreichten sie die Diskothek in Gilching. Es war bereits sehr voll, die Musik laut und das Licht dämmrig.
„Magst du lieber hier an der Bar bleiben oder wollen wir uns hinten einen Sitzplatz suchen“, fragte Fabian und blickte sie prüfend an.
„Wie du willst“, antwortete sie gleichgültig.
„Ich würde lieber mit dir ungestört an einem Tisch sitzen.“
„Okay.“
Er drehte sich um und suchte mit seinen Blicken nach einem freien Tisch.
„Fabian?“
„Ja, Laura?“
„Kannst du mir an der Bar ein Mineralwasser holen?“
„Ja, klar. Gerne doch.“
Er schritt zur Bar und rief dem Barkeeper seine Bestellung zu. Nur wenige Augenblicke später stand Laura direkt neben ihm.
„Der Platz hier ist super“, flüsterte sie in sein Ohr. „Den hast du gut ausgesucht. Von hier haben wir einen guten Überblick.“
„Äh! Ja, stimmt“, erwiderte Fabian. „Aber wollten wir nicht an einem Tisch sitzen?“
„Nein.“
„Okay.“
„Den Platz hier hast du schon richtig ausgesucht.“
Laura überlegte krampfhaft, was sie mit Fabian reden sollte. Ihr fiel nichts ein. Zum Glück war die Musik so laut, dass eine Unterhaltung kaum möglich war.
Nachdem er sein drittes Bier getrunken hatte, legte er seinen Arm um ihre Schulter. Anfangs war Laura etwas verwirrt und hätte sich lieber wieder befreit. Aber dann fand sie es albern, wegen so einer Lappalie einen Aufstand zu machen. Was war schon dabei, wenn Fabian sie ein bisschen in den Arm nahm? Das gehörte wahrscheinlich mit dazu, wenn sich ein Mädchen mit einem Jungen traf.
Trotzdem irritierte sie seine Berührung so sehr, dass sie kaum noch etwas von der Musik mitbekam. Unsicher sah sie ihn von der Seite an, als er sie immer fester an sich zog und zu streicheln begann.
„Lass das!“, flüsterte sie.
„Äh... wieso? Gefällt dir das nicht?“, fragte er.
„Nein! Ich will nicht, dass du mich befummelst.“
„Okay, dann halt nicht“, antwortete er enttäuscht.
„Ich muss kurz für kleine Mädchen“, sagte sie, um sich von ihm lösen zu können. Sie nahm seinen Arm von ihrer Schulter und flüchtete in Richtung Toiletten. Laura wollte gerade um die Ecke biegen, als sie Cedric sah. Er lehnte lässig an einer Wand und blickte sich in der Disko um. Seine Augen schienen den Raum abzuscannen. Neben ihm stand Michelle.
Nein, eigentlich presste sie ihren schlanken Körper an ihn und blickte von unten verzückt zu ihm hinauf.
Die Idee mit der Toilette war für Laura erst einmal vergessen. Sie machte einen Bogen und ging in etwa fünf Meter Entfernung an den beiden vorbei. Cedric hatte sie gesehen und beobachtete jeden ihrer Schritte.
Das spürte sie instinktiv!
Sie schlenderte zurück an die Bar, versuchte, mit jedem Schritt ihre schlanke Figur zu präsentieren, und schmiegte sich an Fabian.
Aus den Augenwinkeln sah sie die Blicke von Cedric. Er beobachtete genau, was an der Bar vor sich ging.
„Magst du mich nicht den Arm nehmen?“, fragte sie.
„Klar, gerne, wenn du magst“, antwortete Fabian.
„Alles, was du möchtest. Du kannst mich auch etwas streicheln“, flötete Laura.
„Äh... ja. Ich dachte, dir gefällt das nicht?“
„Wie kommst du denn darauf?“, antwortete sie.
„Du hast doch vorhin gesagt, dass ich dich nicht befummeln soll.“
„Jetzt darfst du mich befummeln.“
Fabian schüttelte verwirrt den Kopf, dann nahm er einen Schluck Bier und beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken.
Er durfte sie befummeln und nur das zählte!
Die Gedanken und Wünsche von Mädchen würde er sowieso niemals verstehen. Er legte seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie nahe an sich heran. Seine Hand streichelte ihren Rücken herauf und wieder herunter. Zuerst stoppte er an ihrem Gürtel, dann ließ ihn die Wirkung des Alkohols mutiger werden. Er überschritt die Gürtelgrenze und berührte ihre festen Pobacken.
Laura erschrak heftig, als sie seine streichelnde Hand auf ihrem Hintern spürte. Das ging nun wirklich zu weit! Sie hatte ihm zwar erlaubt, dass er sie berühren konnte, aber damit meinte sie, dass er ihre Hand halten durfte. Vielleicht auch über den Arm streicheln, aber doch nicht ihren Po berühren!
Das war eine Intimität, die sie keinem Jungen gestatten würde, insbesondere nicht Fabian, der sie merkwürdig angrinste.
Sein Atem roch nach Bier!
Sie überlegte gerade, ob sie ihn wegschupsen oder gleich eine Ohrfeige verpassen sollte, als eine Stimme neben ihr erklang.
„Hallo! Stören wir?“, fragte Cedric und blickte zornig auf die Hand von Fabian. „Ich dachte, ihr wolltet nach München ins Kino fahren?“
„Ja, das wollte ich auch“, antwortete Laura. „Aber Fabian hat sich für das Point entschieden. Ich hatte kein Mitspracherecht.“
„Du wolltest also unbedingt ins Point, Fabian?“, fragte Cedric seinen Freund.
„Äh... ja. Naja, so unbedingt auch wieder nicht. Aber Laura...“
„...ließ dich allein entscheiden“, beendete Laura seinen Satz.
„Ja, oder so“, stammelte Fabian, erneut verwirrt. Mädchen sind schon merkwürdig!
Cedric kümmerte sich nicht weiter um seinen Freund. Er blickte direkt zu Laura und nahm freudig zur Kenntnis, dass sie seine Hand von ihrem Po entfernt hatte. „Wie gefällt es dir hier?“
„Etwas laut an der Bar“, antwortete sie. „Ich wollte lieber mit Fabian allein an einem ruhigen Tisch sitzen, aber er wählte diesen Platz aus.“
„Äh... ja“, stammelte Fabian und wollte Laura verbessern. Dann entschied er sich dagegen, da es sowieso keinen Sinn machte. Erst jetzt erkannte er Michelle, die direkt hinter Cedric stand und ihre Arme um seinen Bauch schlang.
„Hallo, Michelle“, begrüßte er sie freundlich lächelnd.
„Hallo, Fabian“, strahlte sie ihn mit einem honigsüßen Lächeln an. „Ich freue mich sehr, dich wiederzusehen. Seit dieser langweiligen Party bei Laura habe ich dich nicht mehr gesehen.“
„Langweilige Party?“, zischte Laura das blonde Mädchen an.
„Ach Laura, du bist auch hier“, flötete Michelle unschuldig. „Ich habe dich gar nicht gesehen. Entschuldige, aber es ist so dunkel hier und du trägst recht unauffällige Kleidung. Ist das wieder der gleiche Rock, den du bereits auf deiner merkwürdigen Party getragen hast?“
„Ich habe zwei von den Röcken“, antwortete Laura. Sie bebte innerlich vor Wut, auch auf sich selbst, denn ihr war keine bessere Antwort eingefallen.
Was war das denn für ein Konter?
Ich habe zwei Röcke, wie peinlich war denn dieser Satz gewesen?
Aber die blöde Ziege nahm ihr die Spontanität und Kreativität eines passenden Kommentares.
„Er steht dir sehr gut“, sprach Michelle mit einem Grinsen im Gesicht. „Auch wenn du nicht die notwendige weibliche Figur für einen Rock hast. Dir steht als maskuliner Typ eher eine Hose. Du hättest eine Jeans anziehen sollen.“
Laura atmete tief ein und wieder aus. Sie zählte leise bis zehn und überlegte, wie es sich anfühlte, wenn sie ihr die Nase brechen würde.
„Jetzt ist es aber wieder gut“, unterbrach Cedric, der spürte, dass Laura kurz vor einer Explosion stand.
„Hey Mann, unterbrich doch die Mädels nicht“, unterbrach ihn Fabian. „Ich finde ihr Gespräch voll spannend.“
„Hier ist gar nichts spannend“, sagte Michelle mit spitzer Zunge. „Dazu würden zwei gleichwertige Gegner gehören. Ich habe Laura nur ein Kompliment zu ihrer muskulösen Figur gemacht.“
„Ich finde, sie hat einen megascharfen Körper und einen tollen Po“, erwiderte Fabian und betrachtete Laura bewundernd.
„Deine Fummelei schien ihr auch gefallen zu haben“, lästerte Michelle. „Sie strahlte so glücklich, als deine Hand die kräftige Muskulatur ihrer Pobacken massierte.“
„Bitte nicht“, flüsterte Cedric, während er die kochende Laura beobachtete. Der Laura-Vulkan stand kurz vor dem Ausbruch. Er beugte sich vor und flüsterte in ihr Ohr. „Töte sie nicht, sonst müssen wir die Pfütze ihres Make-ups vom Boden aufwischen. Du kannst mir glauben, sie hat mehrere Schichten davon in ihrem Gesicht.“
Laura wollte wirklich gerade aufspringen und Michelle eine Ohrfeige verpassen. Cedric hatte dies instinktiv gespürt.
Woher kennt er mich nur so gut?, dachte sie.
Als er sich zu ihr beugte, seine Lippen ihr Ohr berührten, verwandelten sich die Hassgefühle gegenüber Michelle in Zuneigung zu Cedric. Dann flüsterte er die witzigen Worte bezüglich ihres Make-ups. Plötzlich musste sie lachen. Sie strahlte Cedric glücklich an und spürte in diesem Moment eine unsichtbare Verbindung.
Michelle schien dies zu erkennen und blitzte Laura zornig an. Sie wollte gerade eine weitere Gemeinheit platzieren, als Cedric sie mit einer Handbewegung unterbrach.
„Wir verstehen uns doch alle prima, richtig?“, fragte Cedric.
Die drei blickten ihn völlig verstört an.
Wer versteht sich hier denn?
Selbst Michelle war von dieser Frage so verwirrt, dass ihr keine passende Antwort einfiel.
„Dann lasst uns doch gemeinsam einen ruhigen Tisch suchen und uns in Ruhe unterhalten“, beschloss Cedric.
„Äh, ich finde es hier an der Bar viel schöner“, antwortete Fabian.
„Ich will mit der an keinen Tisch“, erklärte Michelle, während sie hochnäsig auf Laura deutete. „Hier an der Bar kann man doch viel besser gesehen werden.“
„Dann bleibt ihr halt an der Bar“, sagte Cedric zu Fabian und Michelle. „Laura und ich werden uns einen Tisch suchen. Ihr kommt dann nach, wenn ihr ausführlich betrachtet wurdet.“
„Ja, gerne“, lächelte Laura zu Cedric. Sie sprang auf, ergriff seine Hand und verließ mit ihm den Barbereich.
„Okay, dann suchen wir uns halt einen Tisch“, sagte Fabian und stand auf. Gemeinsam mit Michelle folgte er Cedric.
Kurz darauf saßen sie an einem kleinen Tisch im hintersten Winkel der Diskothek. Fabian starrte auf sein Bier. Michelle zog einen Schmollmund, da sie gegen ihren Willen mit Laura an einem Tisch sitzen musste.
Laura und Cedric unterhielten sich angeregt über Sport. Sie fand es herrlich, mal wieder ausgiebig über Fußball zu fachsimpeln. Cedric schien sich heute selbst zu übertreffen und machte einen witzigen Spruch nach dem anderen. Laura konnte sich vor Lachen kaum halten. Sie liebte seinen ironischen Humor.
Innerlich musste sie über Michelle grinsen, die sich eindeutig zu Tode langweilte. Das Thema Sport schien sie nicht besonders zu interessieren.
Plötzlich erhob sich Michelle und ergriff die Hand von Cedric.
„Komm, Cedy Bärli, lass uns gehen, bevor ich einschlafe.“
„Michelle?“, flüsterte Laura leise, als Michelle sich nach ihrer Handtasche bückte und ihr Hinterteil hervorstreckte. Wütend drehte sich Michelle um und funkelte Laura an.
„Ja?“, fragte sie bösartig.
„Richte Eileen einen schönen Gruß von mir aus. Du wirst doch sicher mit der Freundin von Cedric in Kontakt stehen.“
Michelle drehte sich zornig um und eilte in Richtung Ausgang.
„Vielen Dank!“, sagte Cedric, bevor er hinter Michelle herrannte.
„Wir gehen auch“, entschied Laura und zog Fabian aus seinem Stuhl.
„Ich will aber noch nicht fahren“, antwortete er.
„Dann bleib halt hier, ich gehe jetzt.“
„Eigentlich hast du Recht. Es wird langweilig hier, lass uns fahren.“
„Wenn du möchtest“, sagte Laura und schritt in Richtung Ausgang. Fabian folgte dichtauf.
Neben dem Auto seiner Mutter blieben sie stehen. Laura erkannte, wie sich in geringer Entfernung Cedric und Michelle heftig stritten. Der Anblick gefiel ihr, das wollte sie beobachten und genießen.
„Ich will noch etwas hier stehenbleiben und frische Luft atmen“, sagte sie zu Fabian. „Es war sehr stickig im Point.“
„Willst du hier spazieren gehen?“, fragte Fabian verwundert.
„Nein, lass uns hier stehen bleiben.“
„Ich fand es vorhin etwas merkwürdig“, sagte Fabian.
„Was denn?“
„Du und Cedric! Ihr habt so vertraut gewirkt. Läuft da was zwischen euch?“
„Cedric ist mit Michelle zusammen, das hast du doch gesehen.“
Fabian blickte sie skeptisch an. Er schien nicht überzeugt zu sein.
Dann trat er einen Schritt näher, umfasste ihre Hüften und zog sie an sich heran. Laura hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst, erkannte aber in diesem Augenblick, wie Cedric zu ihnen herübersah.
Bereitwillig schmiegte sie sich an Fabian.
Als er den Kopf senkte um sie zu küssen, ließ sie es geschehen.
Es fühlte sich falsch an.
Der Kuss mit Cedric hatte sie vor Glück fast explodieren lassen. Bei Fabian spürte sie nichts.
Laura schob ihn weg, als ein Auto vorüberfuhr. Es war der Wagen von Michelle. Cedric saß am Beifahrersitz und blickte sie im Vorbeifahren traurig an.
Geschah ihm ganz recht, dass er mitbekommen hatte, wie Fabian sie küsste!
Zufrieden lächelte sie Fabian an.
„Jetzt können wir fahren.“
„Ich will dich aber nochmals küssen“, antwortete er.
„Vergiss es!“
„Warum denn? Du schmeckst aber so lecker“, sagte Fabian.
„Das kann ich von dir nicht sagen, du stinkst nach Bier!“
Als sie schließlich vor ihrer Haustür hielten, stellte Laura zufrieden fest, dass es ihr inzwischen Spaß machte, sich abends mit Jungs zu treffen. Es war gar nicht so schwierig, wie sie immer gedacht hatte.
Fabian stellte den Motor aus und nahm sie zärtlich in die Arme. Sie schob ihn sanft weg und öffnete die Autotür.
„Bis bald, Fabian. War nett mit dir.“
„Ich fand es auch schön, Laura“, antwortete Fabian. „Treffen wir uns nächstes Wochenende wieder?“
„Tut mir leid, Fabian, ich hätte schon Lust, aber ich bin bereits verabredet.“
Sie hoffte, dass er nicht nachfragte, mit wem, denn das hatte sie noch nicht entschieden. Sie wusste nur, dass sie in der nächsten Zeit so viele Jungs wie irgend möglich kennenlernen wollte.
Das war viel spannender, als zu Hause herumzuhängen und diesem blöden Cedric Vogt nachzuweinen!
Während sie sich im Badezimmer abschminkte, spürte sie plötzlich wieder ein beklemmendes Gefühl. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihr Körper bildete eine Gänsehaut.
Nein, bitte nicht, dachte sie erschrocken.
Sie wusste, was geschehen würde. Sie würde wieder in diesen unheimlichen Traum zurückkehren. Wieder und wieder. Sie würde sich den Rest der Nacht unruhig im Bett herumwälzen.
Laura bekämpfte die Müdigkeit, die sie überfallen hatte, und stand auf. Sie ging ins Badezimmer und ließ sich kaltes Wasser über das Gesicht laufen, um wach zu bleiben.
Vergebens. Während sie sich das Gesicht abtrocknete, merkte sie, wie ihre Augenlider zuzufallen drohten. Laura überlegte, ob sie sich einen Kaffee kochen sollte. Normalerweise mochte sie das Zeug nicht, aber jetzt schien es ihr ratsam, sich mit einer Tasse Kaffee vor den Fernseher zu setzen und sich einen Film anzusehen.
Alles andere, nur nicht schlafen und träumen!
Laura schlich so leise wie möglich aus dem Zimmer. Sie wollte ihre Eltern nicht wecken. Die wären sicher nicht begeistert davon, dass ihre Tochter nach Mitternacht aufstand, um Kaffee zu trinken und fernzusehen. Sie würden es auch nicht verstehen, wenn Laura versuchte, es ihnen zu erklären.
Nur mit Cedric wollte sie über diesen Traum reden.
Aber er wird nie wieder mit mir reden. Er hatte gesehen, wie ich mit Fabian geknutscht habe, dachte sie traurig. Die Freundschaft war nach diesem Kuss endgültig vorbei.
Im Küchenschrank fand sie den Instantkaffee, der ihrem Vater so schmeckte. Sie rührte einen Löffel davon in einen Becher mit heißem Wasser und fügte Milch und Zucker hinzu. Im Wohnzimmer warf sie ein paar Kissen auf den Boden und machte es sich vor dem Fernseher gemütlich. Der starke Kaffee schmeckte wie Schlamm, aber das Koffein würde sicher seine Wirkung tun und sie ein paar Stunden wachhalten.
Sie schaltete zwischen den Sendern hin und her, fand aber nichts, was sie interessierte. Schließlich legte sie eine DVD ein und sah sich Folgen von Criminal Minds an. Die temporeiche und spannende Staffel würde sicher verhindern, dass sie einschlief.
Laura schlürfte langsam ihren Kaffee, während Aaron Hotchner sein Team führte, Dr. Spencer Reid mit seiner hohen Intelligenz die Täter analysierte und Derek Morgan diese zur Strecke brachte.
Eine halbe Stunde später war der Becher leer und sie kämpfte wieder mit dem Schlaf. Sie döste ein paar Sekunden, riss die Augen auf, döste wieder ein. Wenn ich doch nur den Ton lauterstellen könnte, dachte sie erschöpft. Aber sie wagte es nicht, um ihre Eltern nicht zu wecken.
Kurz nach zwei Uhr verlor Laura schließlich ihren Kampf gegen den Schlaf. Sofort war sie wieder in ihrem Traum und rannte einen düsteren Flur entlang. Neben sich hörte sie wieder die Schritte einer anderen Person, dann die Stimme von Cedric.
„Du musst aufwachen“, flüsterte er ängstlich. „Es ist zu gefährlich für dich in seiner Nähe. Er ist der Tod und will dir wehtun!“
Laura blickte zur Seite und erkannte Cedric. Er trug ein gestreiftes Hemd aus Baumwolle. Darüber eine Weste mit kleinen aufgenähten Taschen, sowie ein Tuch aus gelbem Stoff, das um seinen Hals gebunden war. Auf dem Kopf hatte er einen Cowboyhut mit einer breiten Krempe. Außerdem trug er eine Blue Jeans, die an seinem Gesäß und den Schenkeln mit Leder verstärkt war, dazu ein Revolverholster mit zwei silbernen Pistolen. Die Sohlen seiner Cowboystiefel klapperten bei jedem Schritt laut auf dem Boden.
„Wie siehst du denn aus?“, fragte Laura verwirrt. „Spielst du Cowboy und Indianer oder gehst du auf einen Maskenball?“
Cedric war jetzt genau neben ihr und schaute ihr voller Furcht in die Augen. Sie konnte seine Angst fast spüren.
„Cedric! Wovor hast du so große Angst?“, rief sie laut.
„Er will dich töten, weil er sich an mir rächen möchte. Dein Tod soll seine Rache sein!“, antwortete er voller Grauen.
Cedric rannte an ihr vorbei. Sie erreichten eine Treppe, die nach unten führte. Plötzlich befanden sie sich in einem dunklen Kellerflur und standen vor einer schweren Metalltür.
„Was ist das für ein Raum?“, fragte Laura voller Beklemmung.
„Das ist der Heizungsraum. Hier werde ich das Problem lösen, aber ohne dich!“
„Spinnst du? Ich lasse dich doch nicht allein!“, antwortete sie bestimmend.
„Nein! Bitte, Emily, wach auf.“
Sie spürte, wie selbst im Traum eine eiskalte Hand nach ihrem Herz griff, es langsam zusammendrückte und ihr Tränen in die Augen trieb.
„Wer zum Teufel ist Emily?“ rief sie zornig und wollte ihn an der Schulter fassen. Aber er begann sich langsam aufzulösen.
„Du musst aufwachen, Emily“, hörte sie seine Stimme, die immer leiser wurde. „Er will dich töten!“
„Hast du noch mehr Mädchen, von denen ich wissen sollte?!“, schrie sie ihn zornig an. „Hey, bleib da und erklär mir das!“
Sie versuchte ihn zu erreichen, aber Cedric löste sich einfach in Luft auf. Nach wenigen Sekunden war er verschwunden.
„Was tust du hier, Laura?“
Mühsam machte sie die Augen auf. Sie lag auf dem Boden des Wohnzimmers vor dem Fernseher. Ihr Vater stand im Bademantel neben ihr und sah sie wütend an.
„Oh, hallo Vati.“ Sie versuchte, ganz unschuldig zu klingen. Schließlich hatte sie nichts Verbotenes gemacht.
„Was tust du hier im Wohnzimmer? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie spät es ist?“
„Nein“, gab sie zu und schaute auf die Digitaluhr am DVD-Player: 03:10.
„Äh... ich muss eingeschlafen sein.“
„Natürlich! Das ist mir auch aufgefallen“, fuhr er sie an. „Warum bist du nicht in deinem Zimmer? Ich dachte, du wärst längst ins Bett gegangen.“
„War ich auch“, erklärte sie und wünschte, er würde sich nicht so aufregen. „Aber ich konnte nicht schlafen, da bin ich ins Wohnzimmer gegangen, um ein bisschen fernzusehen.“
Er blickte sie nochmals zornig an. Aber sie war seine einzige Tochter, er konnte ihr einfach nicht böse sein, besonders nicht, wenn sie ihn mit ihren grünen Augen so ängstlich ansah.
„Aber jetzt solltest du den Fernseher ausmachen und wieder in dein Zimmer gehen.“
Laura nickte gehorsam. Gähnend rappelte sie sich hoch. Ihre Knie waren weich. Wahrscheinlich noch eine Nachwirkung des schrecklichen Traumes. Was wird Cedric sagen, wenn ich ihn auf Emily anspreche? Aber es war ja nur ein Traum, gab es dieses Mädchen überhaupt? Sie beschloss, seine Reaktion genau zu beobachten, wenn sie ihn auf das Mädchen Emily ansprach. Vor was wollte mich Cedric warnen? Seine Stimme hatte ängstlich geklungen.
Fabian pfiff vor sich hin, als er den Kraillinger Joggingpfad durch den Wald lief. Es war erst sieben Uhr morgens, aber er hatte nicht länger schlafen können. Ständig dachte er an Laura, an den Kuss auf dem Parkplatz. Die wahnsinnigen Gefühle wühlten ihn innerlich auf.
Er war dabei, sich zu verlieben.
Was sollte es sonst sein?
Es hatte ihn in dem Moment erwischt, als Laura in dem orangefarbigen, enggeschnittenen Etuikleid auf der Party von Michelle erschienen war. Dieser Anblick hatte ihn buchstäblich umgehauen.
Bisher hatte er nie geglaubt, dass er jemals solche Gefühle für ein Mädchen empfinden konnte. Die Liebe hatte ihn fest in seinen Klauen.
Er fragte sich, ob Laura für ihn das Gleiche empfand. Sein Lächeln verblasste, als ihm klar wurde, dass es vielleicht nicht der Fall war. Sie hatte den ganzen Abend nur Cedric beeindrucken wollen, trotz des Kusses auf dem Parkplatz.
Na gut, er hatte alle Zeit der Welt. Er würde es nicht zulassen, dass seine Ungeduld die aufkeimende Beziehung verdarb. Zwar wusste er noch nicht genau wie, aber er wollte dafür sorgen, dass Laura sich genauso in ihn verknallte, wie er sich in sie verliebt hatte.
Plötzlich hörte er ein ungewöhnliches Geräusch!
Er spürte einen kalten Schauer seinen Rücken herabrinnen und beschloss, nicht stehen zu bleiben oder sich umzudrehen. Er joggte weiter, ohne seinen Schritt zu verändern. Vielleicht ist es irgendein Vogel oder ein Reh, beruhigte er sich. Oder der Wind, der die Blätter bewegte. Es hätte alles Mögliche sein können.
Erneut hörte er dieses Geräusch!
Es war nicht nur lauter, sondern verlangte seine volle Beachtung. Es war eindeutig kein Vogel, auch nicht der Wind.
Da war jemand!
Und dieser Jemand forderte mit einem betonten Husten Aufmerksamkeit.
Zwei Möglichkeiten gingen Fabian durch den Kopf: Er konnte entweder schnell losrennen, ohne sich überhaupt umzublicken, oder er wandte sich um und stellte sich demjenigen, der ihn verfolgte. Laura würde sich niemals in einen Feigling verlieben, überlegte er mutig, blieb stehen und drehte sich um.
Die dunkle Silhouette einer Person tauchte etwa fünf Meter entfernt von ihm auf. Der Mann schritt selbstbewusst auf Fabian zu und blieb direkt vor ihm stehen. Er sah aus wie ein Mönch mit einer braunen Kutte, deren Kapuze über den Kopf gezogen war.
Fabian bekam auf einmal Herzklopfen. Aber er schaffte es, den Fremden mit einer festen Stimme anzusprechen.
„Kann ich Ihnen helfen, Herr Pastor?“
Es war einen Moment still, dann folgte ein tiefes, ruhiges „Ja“!
Fabian runzelte die Stirn, er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Was wollte der Kirchenmensch von ihm?
Oder war es einfach nur irgendein Idiot in einer Verkleidung?
„Sie dürfen mich gerne überholen“, sagte Fabian. „Ich überlasse Ihnen den Vortritt.“
Der Fremde blieb einfach stehen, sichtlich unbeeindruckt.
„Verstehen Sie meine Worte nicht?“
„Laura gehört dir nicht!“, antwortete der Fremde leise und gefährlich.
Na großartig!, dachte Fabian, noch einer, der in Laura verliebt ist.
Aber ein Mönch?
Das ist eher ungewöhnlich, aber in dieser verrückten Welt schien es nichts zu geben, was es nicht gab.
Fabian atmete tief ein und reckte die Schultern zurück.
„Warum sollte Laura mir nicht gehören?“
Der Fremde blickte ihn eigentümlich an, sagte aber kein Wort.
„Mir ist es zu blöd, mit einem Fremden über Laura zu reden. Lassen Sie mich einfach in Ruhe!“
Nach diesen Worten drehte sich Fabian um und joggte weiter in die Richtung, die er vorher eingeschlagen hatte. Als er einen Blick zurückwarf, bemerkte er, dass der Mönch ihm mit ausgreifenden Schritten weiterhin folgte.
Fabian blieb abrupt stehen, drehte sich um und funkelte den Fremden genervt an.
„Ich habe gesagt, Sie sollen mich in Ruhe lassen!“, fauchte er.
„Laura gehört zum Spiel! Lass sie also in Ruhe“, sprach der Mann.
„Mich interessiert nicht, was Sie sagen. Ich flirte mit Laura, solange ich möchte! Kapiert?“
„Niemand mischt sich in das Spiel ein!“
„Was für ein Spiel?“, fragte Fabian leicht verwirrt. „Bowling?“
„Ich habe gesehen, wie du sie auf dem Parkplatz vor der Diskothek geküsst hast!“
„Das hat Ihnen wohl gefallen. Sind Sie einer von diesen verrückten Spannern?“
„Laura gehört zum Spiel!“, knurrte der merkwürdige Mönch.
Fabian schüttelte verständnislos den Kopf.
„Das sagten Sie bereits. Sind Sie krank?“, fragte er. „Sie sollten sich besser von jemandem helfen lassen.“
Der Fremde funkelte ihn mit stechend gelben Augen an.
Fabian drehte sich um und joggte weiter. Diesmal etwas schneller. Der unheimliche Typ verursachte ihm eine Gänsehaut.
Der Mönch folgte ihm erneut. Er schien mit Fabian problemlos Schritt halten zu können.
„Was wollen Sie denn immer noch von mir?“, rief Fabian, mittlerweile mit einem Hauch Unsicherheit in seiner Stimme.
Dann überlegte er, dass der Fremde vielleicht aus irgendeinem Grund herausbekommen wollte, wo er wohnte. Das wollte er auf keinen Fall zulassen!
Fabian stellte sich vor, wie der Wahnsinnige nachts in sein Zimmer schlich und... was? Ihn angriff? Ihn töten wollte?
„Ich habe gesagt, dass Sie mich in Ruhe lassen sollen!“, forderte er laut. Seine Stimme klang, ohne dass er es wollte, ziemlich verzweifelt.
„Du musst Laura in Ruhe lassen“, fauchte der Fremde.
„Lassen Sie das Mädchen selbst entscheiden!“
Der Mönch schob seine Kapuze etwas nach hinten. Fabian konnte stechende gelbe Augen erkennen, die ihn fixierten, beinahe hypnotisierten. Der Fremde sprang mit einem mächtigen Schritt direkt vor Fabian.
Ihm blieb vor Schreck die Luft weg!
Alles passierte so schnell und unerwartet, dass Fabian gar nicht begriff, was los war. Im fahlen Mondlicht sah er das grässliche Gesicht des Fremden. Es wirkte wie ein Zombie aus einem Horrorfilm. Die Haut hing bleich und fleischig an den Wangen herunter. Dann öffnete der Fremde seinen Mund. Fabian sah gelbliche, spitze Zahnstummel und roch einen faulen, stinkenden Atem. Es roch nach Tod!
Der unheimliche Mann grinste teuflisch. Fabian erschrak über diesen furchterregenden Gesichtsausdruck.
Noch nie hatte er solche mörderischen, teuflischen Züge bei einem Menschen gesehen. Dann begann sein Herz zu rasen, als er erkannte, dass er keinen Menschen vor sich hatte!
Plötzlich spürte er einen seltsamen Schmerz, der sich über seinen gesamten Körper ausbreitete.
Er blickte an sich hinunter und schnaufte schockiert.
Ein Messer steckte in seinem Bauch!
Laura wachte vollkommen geschafft am nächsten Morgen um kurz nach zehn Uhr auf. Sie war irgendwann von Sirenengeheul geweckt worden, aber zu müde gewesen, um darauf zu reagieren. Sie hatte sich zur anderen Seite gerollt und war wieder eingeschlafen. Jetzt fragte sie sich, was da wohl vorgefallen war.
Sie zog sich den Morgenmantel über und ging in das Wohnzimmer, wo ihre Mutter gerade Kaffee trank und die Nachrichten im Fernsehen verfolgte.
„Guten Morgen“, grüßte Laura.
„Hallo, mein Schatz“, erwiderte ihre Mutter, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
Laura holte sich aus der Küche eine Tasse Tee und setzte sich neben ihre Mutter auf die Couch.
„Was war das heute Morgen für ein Lärm? Ich habe es nur im Halbschlaf mitbekommen.“
Ihre Mutter riss sich vom Bildschirm los und sah Laura an.
„Du meinst die Sirenen?“
„Ja.“
„Ein Jugendlicher ist beim Joggen im Wald mit einem Messer angegriffen worden“, berichtete ihre Mutter. „Nicht weit von hier entfernt.“
„Was ist denn genau passiert?“, erkundigte sich Laura neugierig und leicht schockiert.
„Die Polizei weiß noch nicht genau, was geschehen ist. Der Junge wurde mit einem Messer im Bauch auf dem Joggingpfad gefunden. Sie haben ihn sofort mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.“
„Das ist ja widerlich!“
„Ja“, bestätigte ihre Mutter. „Da schau nur, sie bringen den Bericht erneut. Der Junge sieht richtig niedlich aus.“
Laura traute ihren Augen nicht, als sie zum Bildschirm blickte. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr jemand einen Kübel Eiswasser ins Gesicht kippen. Plötzlich war sie hellwach.
Sie starrte ihre Mutter erschrocken an, dann wieder auf das Bild im Fernsehen, von dem die Nachrichtensprecherin über den Vorfall berichtete. Vielleicht ist es nur jemand, der ihm ähnlich sieht, dachte sie.
„Was ist los?“, erkundigte sich ihre Mutter.
„Er sieht aus wie...“, stammelte Laura.
In diesem Augenblick wurde der Name des Opfers wiederholt: Fabian S. aus Gauting bei München.
Laura fühlte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich. Es war Fabian! Oh Gott, sie konnte es nicht glauben. Er war es wirklich!
„Laura, Schatz, ist alles in Ordnung?“
Sie antwortete nicht, sie konnte nichts anderes tun, als auf den Bildschirm zu starren, wo indessen der Wetterbericht durchgegeben wurde.
„Laura, du kanntest diesen Jungen?“
Irgendwie schaffte sie es zu nicken. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie hatte erst gestern Nacht mit ihm geredet, mit ihm gelacht und ihn geküsst.
„Gestern Abend...“, flüsterte sie und sah ihre Mutter benommen an, die den Fernseher jetzt ausmachte.
„Du warst gestern Abend mit ihm zusammen?“, fragte ihre Mutter.
Laura nickte wieder. Sie konnte einfach nicht weiterreden, legte eine Hand vor den Mund, weil ihr plötzlich schlecht wurde.
„Ist alles in Ordnung, Schatz?“, erkundigte sich ihre Mutter erneut. „Du siehst schrecklich aus.“
„Ich fühle mich auch fürchterlich“, bestätigte Laura. „Vielleicht gehe ich besser wieder ins Bett.“
„Ja, mach das“, antwortete ihre Mutter. „Ich bringe dir noch einen Tee und etwas zum Essen.“
Vollkommen durcheinander ging Laura in ihr Zimmer zurück. Sie legte sich ins Bett und wickelte sich wie eine Mumie in die Decke ein. Aber sie schaffte es nicht einzuschlafen. Dabei sehnte sie sich verzweifelt danach, der Realität für eine Weile entfliehen zu können.
Schließlich schlief sie doch ein.
Als sie Stunden später aufwachte, war es, weil ihre Mutter sie sachte berührte.
„Ein Mann von der Kriminalpolizei ist hier und möchte mit dir sprechen“, flüsterte ihre Mutter.
Was folgte, bekam Laura nur halb mit, so benommen fühlte sie sich noch. Kriminalhauptkommissar (KHK) Albrecht Schubert vom Kriminalfachdezernat 1 aus München war ein kleiner untersetzter Mann mit intelligenten Augen. Er schoss in kurzer Folge eine Frage nach der anderen auf sie ab.
Wann haben Sie Fabian S. zuletzt gesehen?
Wo haben Sie ihn zuletzt gesehen?
Worüber haben Sie beide gesprochen?
Hatten Sie einen Streit?
Sind Sie ein Liebespaar?
Wie lange kannten Sie ihn schon?
Die Fragen waren endlos. Schließlich, es schien Stunden gedauert zu haben, obwohl ihre Mutter ihr später sagte, dass es nur dreißig Minuten gewesen waren, beendete der Ermittler seinen Besuch.
Laura legte sich wieder zurück in ihr Bett. Er verdächtigt mich, dachte sie leicht erstaunt. Jemand muss dem Kommissar von ihrem gestrigen Date berichtet haben. Wahrscheinlich war sie die Letzte gewesen, die ihn vor dem Attentat gesehen hatte.
Armer Fabian, dachte sie.
Ihr kamen die Tränen und tropften unaufhörlich auf ihr Kissen. Sie musste sich dringend erkundigen, wie es ihm geht.
Wer konnte etwas wissen?
Vielleicht hat Cedric zu Fabians Familie Kontakt.
Sie beschloss daher, schnellstmöglich Cedric anzurufen.