Читать книгу Das Spiel der Dämonen, Teil 3 (Planet Marduk, 2265 n. Chr.) - Andreas Parsberg - Страница 7
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ОглавлениеCedric war zornig. Er fluchte und schimpfte.
Warum hatte Laura nichts von ihren Alpträumen erzählt?
Er wusste, dass dies das Werk von Chimay war. Dieser Mistkerl wollte Laura wehtun, da er ihm wegen der Spielregeln nichts tun konnte.
Der Dämon hatte mittlerweile beide Kämpfe verloren.
Seine Wünsche, Teile aus Cedrics Seele zu erhalten, blieben bisher unerfüllt. Sicherlich war der Dämon mit Zorn- und Rachegelüsten überfüllt und suchte ein Ventil! Sollte dies Laura sein?
Würde er ihr deshalb diese unheimlichen Alpträume senden?
Aber was sollte das mit den Gängen in der Schule?
Er musste dieses Problem lösen!
Laura darf nicht leiden. Sie hatte sicher Angst! Warum nur hat sie mir nichts erzählt? Ich hätte ihr doch helfen können!
Aufgrund dieser Überlegungen hatte Cedric das Treffen am Max-Born-Gymnasium vorgeschlagen. Hier würde er das Problem lösen!
Nur noch dreißig Minuten bis zum Treffen.
Ich muss mich beeilen, dachte er hektisch. Er wollte sie nicht warten lassen, außerdem spürte er ein Kribbeln in seinem Bauch. Eine seltsame Unruhe erfasste ihn. Etwas stimmte nicht!
Er zog sich eine frische Jeans an und kämmte sein Haar.
Plötzlich klopfte es an seine Balkontür!
Cedric erschrak und ließ den Kamm fallen. Es war bereits dunkel, sodass er den Grund des Klopfens nicht sehen konnte.
Vorsichtig schlich er zur Balkontür und blickte hinaus. Ein erneutes Klopfen, nur wenige Zentimeter von seinem Kopf entfernt, verursachte ihm eine Gänsehaut.
Dann entdeckte er auf dem Balkon einen Vogel.
Das Tier saß auf dem Fensterbrett und blickte ihn vorwurfsvoll an.
Es war kein normaler Vogel!
Das Tier hatte die Gestalt eines adlergroßen Graureihers mit langen Hinterkopffedern. Sein Gefieder glänzte in goldenen und roten Farben. Er wirkte wie ein Symbol der aufgehenden Sonne. Der wunderschöne Vogel war gewiss einen Meter groß und anscheinend zornig erregt, denn er klopfte erneut an die Fensterscheibe.
Cedric öffnete die Balkontür.
„Wer bist du denn?“, fragte er den merkwürdigen Vogel.
„Benu.“
Der Vogel konnte sprechen!
Die Situation erinnerte ihn stark an Bastet, die sprechende Katze.
„Ich bin Cedric“, antwortete er, da ihm nichts Besseres einfiel. Er hatte keine Routine mit sprechenden Vögeln.
„Ich bin sauer!“, plapperte der Vogel.
„Warum denn?“, fragte Cedric verwundert.
„Ich wurde unterbrochen!“
Cedric überlegte, ob er wirklich wissen wollte, wobei der Vogel unterbrochen wurde. Das Tier blickte ihn aber erwartungsvoll an.
„Äh... na gut. Bei was wurdest du denn unterbrochen?“
„Ich wollte mir gerade ein Nest aus Myrrhe bauen!“
„Toll. Gratuliere. Wolltest du Eier legen?“
Der Vogel blickte ihn völlig entsetzt an.
„Ich vermehre mich nicht!“, gab das Tier als Antwort.
„Aber dann stirbt deine Rasse aus. Es liegt doch in der Natur, dass man sich vermehrt. Ihr Vögel legt dafür Eier. Oder warum wolltest du sonst ein Nest bauen?“
„In bestimmten Zeitabständen muss ich nach Heliopolis, wo ich mir im Tempel des Sonnengottes Re ein Nest aus Myrrhe baue. Hier verbrenne ich beim Sonnenaufgang in der Glut der Morgenröte, um aus meiner Asche verjüngt wieder aufzuerstehen und zum Himmel emporzufliegen.“
„Du baust dir also ein Nest, um darin zu verbrennen?“
„Ja!“
„Das klingt aber bescheuert!“
„Ich bin der Heilige Vogel von Heliopolis!“, erwiderte der Vogel hoheitsvoll.
„Gratuliere. Was ist Heliopolis? Hat das etwas mit deiner Verbrennungsaktion zu tun?“
„Du bist dumm, Mensch!“
„Danke, sehr freundlich, aber ich weiß wirklich nicht, was das sein soll.“
„Du Unwissender! Heliopolis ist die Sonnenstadt im Alten Reich und wurde vom Schöpfungsgott Hu erschaffen.“
„Na gut, ich kenne auch deinen Hu nicht, denn es klingt eher wie ein asiatischer Karatekämpfer. Aber das ist sicher auch falsch. Bevor du mich wieder als dumm bezeichnest, sollten wir das Thema wechseln.“
„Dummer Mensch!“
„Ja, ich weiß, aber ich gehe ja noch zur Schule. Daher weiß ich, dass Heliopolis griechisch klingt. Kommst du aus Griechenland?“
Der heilige Vogel schnatterte nervös. Seine Augen funkelten zornig.
„Heliopolis ist eine altägyptische Stadt nordöstlich des heutigen Kairo, in welcher der bedeutende Atum- und Re-Harachte-Tempel steht.“
„Ach so, du kommst also aus Ägypten?“
„Ja!“
„Dann kennst du sicher Pharao Ramses II., ich bin flüchtig mit ihm bekannt.“
„Jeder in Ägypten kennt den Pharao, selbst wir Vögel.“
„Schickt dich Ramses?“, fragte Cedric.
„Richtig, ich vergaß“, schnatterte der Vogel. „Durch deine dummen Fragen hast du mich völlig verwirrt. Der Pharao erwartet dich in der Abtei St. Laurentius. Das dritte Spiel soll beginnen!“
„Aber das geht nicht. Ich habe mich mit Laura und meinen Freunden am Max-Born-Gymnasium verabredet!“
Der Vogel legte seinen Kopf zur Seite und blickt Cedric an, als zweifle er an seinem Verstand.
„Der Pharao erwartet uns!“
„Ja, das habe ich verstanden! Aber Laura wartet auf mich. Sie hat Alpträume! Ich muss ihr helfen.“
„Der Pharao befiehlt und wartet nicht!“
„Das glaube ich gerne“, erwiderte Cedric. „Sei doch ein liebes Vögelchen und richte Ramses aus, dass ich mich etwas verspäte.“
„Vögelchen?“
„Ja, bitte, sei so lieb. Ich fahre schnell zur Schule und löse das Problem der Alpträume, dann komme ich schnellstmöglich zur Abtei.“
„Vögelchen ist kein Bote und erst recht nicht lieb. Vögelchen hat keine Zeit, denn Vögelchen muss sein Nest aus Myrrhe bauen.“
„Das habe ich kapiert. Du kannst ja mit deiner Verbrennungsaktion etwas warten, ich werde mich auch beeilen.“
„Verbrennungsaktion?“
„Warum widerholst du mich ständig?“, fragte Cedric und wurde langsam zornig. Laura wartete auf ihn und war in Gefahr. „Los Vögelchen, flieg zum Pharao und richte ihm aus, dass ich später komme.“
„Vögelchen ist jetzt böse!“
„Das ist mir jetzt auch egal“, fauchte Cedric. „Flieg in unseren Garten und suche dir ein paar Regenwürmer. Langsam nervst du mich. Ich muss zu Laura!“
„Regenwürmer?“
„Hörst du irgendwie schlecht?“
„Ich esse keine Regenwürmer. Ihhhhhh“, schnatterte Benu aufgeregt.
„Dann flieg halt hungrig zum Pharao. Ich habe jetzt keine Zeit mehr, meine Freunde warten bereits. Los, husch, husch, Vögelchen flieg!“, sagte Cedric bestimmend, drehte sich um und wollte sein Zimmer verlassen. Laura war in Gefahr!
Er musste sich beeilen!
Plötzlich wurde alles schwarz!
Cedric verlor jedes Raum- und Zeitgefühl und glaubte zu schweben. Er spürte, wie seine Beine den Boden verließen und er durch die Zimmerdecke flog. Wenige Augenblicke später flog er über Germering. Er erkannte die Stadthalle und den S-Bahnhof.
„Vögelchen fliegt mit dummem Menschen gemeinsam!“, schnatterte Benu, der sich direkt über ihm befinden musste.
Nach wenigen Augenblicken erreichten sie die Abtei St. Laurentius. Der Vogel ließ ihn vor dem Altar auf den kalten Boden fallen.
Cedric blickte hoch und erkannte den Pharao.
„Du hast mich warten lassen, Benu“, sprach Ramses erbost.
„Der Mensch ist dumm!“, plapperte der Vogel hektisch. „Dumm! Dumm! Dumm!“
Der Pharao schnippte mit seinen Fingern und der Vogel Benu war mit einem lauten Knall verschwunden.
„Er kann manchmal lästig sein, ist aber sonst ein guter Vogel.“
„Ja, das glaube ich“, stammelte Cedric.
„Willkommen, Cedric“, sagte der Pharao.
„Danke Hoheit. Ich habe Angst um Laura“, antwortete er hektisch und befürchtete, von Ramses unterbrochen zu werden. „Chimay erscheint in ihren Träumen und will ihr etwas Schlimmes antun.“
„Chimay!“, donnerte der Pharao mit mächtiger Stimme.
„Was gibt es, alte Mumie“, antwortete der Dämon mit seiner spöttischen Stimme. Er saß lässig im hinteren Teil der Abtei auf einem Stuhl.
„Was ist mit dem Mädchen?“
„Was weiß ich, was mit seiner Hure ist. Die ist mir doch egal, ich stehe nicht auf dürre Weiber.“
„Laura ist keine Hure, du Missgeburt“, schrie Cedric.
„Schon gut, Cedric“, beruhigte ihn der Pharao.
„Du rührst das Mädchen nicht an!“, befahl der Pharao.
„Ich werde der Nutte nichts tun! Außerdem habe ich für so einen Dreck keine Zeit. Ich will das dritte Spiel gewinnen, denn ich weiß bereits, welchen Teil seiner Seele ich mir nehme! Er wird nie wissen, was Liebe ist.“
„Du bekommst einen Tritt in deinen Arsch, damit du zurück in die Hölle fliegst, du Schweinefurz!“, schrie Cedric.
„Schrei nur, du Jammerlappen. Wenn ich aus deiner Seele die Fähigkeit der Liebe nehme, wird dir das Mädchen egal sein. Dann kümmere ich mich um deine Hure. Sie wird mich glücklich empfangen!“
„Drecksau!“, rief Cedric außer sich vor Zorn.
„Jetzt reicht es!“, donnerte der Pharao. „Er kann während des Spieles deiner Freundin nichts tun. Konzentriere dich lieber auf deine kommende Aufgabe. Chimay reist mit dir in der Zeit und wird die Welt von Laura verlassen. Also beruhige dich.“
„Ja, Hoheit“, antwortete Cedric ergeben.
„Können wir das dritte Spiel beginnen?“, fragte der Pharao.
„Ich habe doch keine andere Wahl“, antwortete Cedric.
„Stimmt!“
„Dann können wir beginnen“, sagte Cedric mit fester Stimme.
Der Pharao nickte und hob seine beiden Hände.
„Das dritte Spiel möge beginnen!“
Die Stimme von Ramses hallte durch das alte Gemäuer der Abtei. Es bildete sich ein schwarzer Nebel, der alles einhüllte.
Die goldene Truhe aus Akazienholz erschien auf dem Altar.
Durch ihr Erscheinen erstrahlte der gesamte Raum und hüllte ihn in eine heilige Atmosphäre.
„Du weißt, was du zu tun hast“, sprach der Pharao.
Cedric schritt zum Altar und griff in die Öffnung der heiligen Truhe. Sein Körper wurde von Wärme und Liebe durchdrungen. Er spürte wieder die große Menge der kleinen Steintafeln und zog wahllos eine heraus.
Diese reichte er dem Pharao, der die Schriftzüge darauf laut vorlas:
Togan
Planet Marduk III
November 2265
Der Dämon Chimay lachte laut. „Hey, du Schlappschwanz, wir reisen in die Zukunft. Das ist meine Lieblingsepoche. Hier bekommst du die Abreibung, die du längst verdient hast!“
Dann wedelte er mit seinen Händen und verschwand.
„Hast du den Ort und die Zeitepoche verstanden, Cedric?“, fragte der Pharao, nachdem er abgewartet hatte, bis der Dämon verschwunden war.
„Ich reise in die Zukunft, oder?“
„Ja, hier steht das Jahr 2265“, antwortete der Pharao, „Das ist eindeutig die Zukunft.“
„Was bedeutet Togan?“
„Ich weiß nicht Cedric“, antwortete der Pharao.
„Den Planet Marduk III kennen Sie sicher auch nicht, oder?“
„Du weißt doch, Cedric“, erwiderte Ramses. „Ich habe vor dreitausendzweihundert Jahren gelebt und kann dir versichern, dass zu meiner Zeit niemand etwas von einem Planeten Marduk wusste.“
„Sie haben Recht, Hoheit“, antwortete Cedric demütig. „Was geschieht nun weiter?“
„Such dir einen Helfer für deine Zukunftsreise aus!“
„Stimmt. Ich überlege kurz“, sagte Cedric mehr zu sich selbst. „Hm... also, Science Fiction, Raumschiff, Flug zu Planeten.“
Er schloss die Augen und dachte an seine Kindheit. Wie oft hatte er mit seinen Eltern auf der Couch gelegen und diese Science Fiction Serie gesehen. Wie hieß die denn? Mist! Ich kann mich nicht erinnern. Da hat doch dieser Typ mit den spitzen Ohren mitgespielt. Wie hieß er? Speck, nein. Spick, auch nicht. Keine Ahnung. Wie hieß das Raumschiff in der Serie? Irgendetwas mit entern oder kapern. Oh ja, daran erinnere ich mich, dachte er begeistert. Raumschiff Kaperprise, ja genau! Aber wie hieß der Captain? Ich erinnere mich nur an den coolen Spruch: Beam me up, Scotty. Ja genau!
Plötzlich wusste er seinen Helfer!
„Ich nehme Captain James Scott vom Raumschiff Kaperprise! Der war so cool und hat immer alle Probleme gelöst!“
„So sei es!“, sagte der Pharao hoheitsvoll.
Der Pharao hob seinen Krummstab. Die goldene Truhe verschwand.
„Leg dich auf den Altar“, forderte ihn Ramses auf.
Cedric wusste, was auf ihn zukam. Er befolgte die Anweisungen von Ramses, legte sich auf den Altar und schloss seine Augen.
Er sah wieder die vielen Farben und spürte das irrsinnige Glücksgefühl in seinem Körper. Dann kamen die Energie und die Euphorie.
Die Farben wurden intensiver.
Alles drehte sich immer schneller.
Seine Gefühle schlugen Purzelbäume.
Dann wurde alles schwarz!