Читать книгу Das Spiel der Dämonen, Teil 3 (Planet Marduk, 2265 n. Chr.) - Andreas Parsberg - Страница 5
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ОглавлениеCedric war innerlich wie zerrissen.
Laura wollte nicht mehr mit ihm sprechen. Aber wie sollte das denn funktionieren? Er sah sie doch fast täglich in der Schule. Jedes Mal verspürte er einen stechenden Schmerz, wenn er sie mit einem anderen Jungen zusammen sah.
Frauen haben ja keine Ahnung, wie wir Jungs leiden!, dachte er verbittert. Haben denn Mädchen keine Gefühle?
Na gut, Cedric Vogt, dachte er sachlich, ein Problem nach dem anderen lösen. Etwas lag ihm schwer im Magen und hatte lange blonde Haare.
Michelle!
Wie sollte er ihr bloß klarmachen, dass er nichts von ihr wollte?
Er hatte sie angerufen, um die Beziehung zu beenden, kam jedoch nicht dazu, da sie ihn gebeten hatte, gemeinsam mit ihr zur Halloween Party zu gehen, die jedes Jahr in der Turnhalle der Schule stattfand.
Dann nahm er seinen gesamten Mut zusammen.
„Gut, Michelle, wenn du unbedingt willst, gehe ich mit dir zu Halloween. Aber eines sage ich dir: Das ist das letzte Mal, dass ich mich mit dir treffe.“
Er war stolz auf sich, das war ja wohl eindeutig ausgedrückt.
Mit klaren Worten hatte er die Beziehung beendet!
„Toll, Cedy Bärli“, flötete Michelle. „Ich wusste doch, dass du mitkommen würdest. Mein Kostüm ist schon fertig und ich schaffe deines auch noch rechtzeitig.“
Frau Venus! Mann Mars!
Cedric verstand mal wieder gar nichts.
Er hatte doch eben die Beziehung beendet. Sie war strahlend über dieses Thema hinweggegangen und wollte ihm sogar ein Kostüm besorgen.
„Du brauchst mir kein Kostüm zu besorgen“, protestierte Cedric.
„Ich gehe als Julia“, plapperte Michelle, ohne auf seinen Einwand zu achten. „Du erinnerst dich sicher an meine Rolle bei der Schulaufführung. Ich habe einen beigen Rock an, dazu eine rosa Bluse mit Rüschenkragen. Außerdem setze ich diese süße, kleine Kappe auf, die mit Perlen bestickt ist. Meine Tante Monika will mir noch passende braune Satinschuhe kaufen. Ein irres Kostüm! Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, es endlich zu tragen. Du wirst begeistert sein!“
Sie hatte ohne Punkt und Komma gesprochen, ohne Atem zu holen und erwartete nun ein Zeichen der Begeisterung von Cedric.
Als er schwieg, sprach sie schnell weiter.
„Jonas, der Bruder von Bernd hat vor einigen Jahren im Residenztheater den Romeo gespielt. Ich habe ihn schon danach gefragt. Er wird mir das Kostüm vorbeibringen. Du wirst klasse aussehen, Cedric.“
Cedric spürte ein leichtes Schwindelgefühl.
Kann es sein, dass er dieses Telefonat nur träumte, er in Wahrheit in seinem Bett lag und tief schlief?
„Ich habe nicht die Absicht als Romeo zu gehen!“, erklärte er entsetzt. „Da gehe ich ja noch lieber als Gollum von Herr der Ringe!“
„Du musst als Romeo gehen! Wie sollen die Leute sonst erkennen, dass ich Julia bin? Keine Angst, ich mach das schon.“
„Wie wäre es mit Frodo Beutlin?“, jammerte Cedric. „Ich verkleide mich als Dunländer oder Ostling, wenn es sein muss auch als Elbe. Aber bitte nicht Romeo. Das tust du mir nicht an!“
„Cedy Bärli, dein Kostüm ist am Samstag bei mir, dann kannst du es abholen.“
„Hallo? Michelle? Ich gehe nicht als Romeo“, wiederholte Cedric mit fester Stimme.
„Komm, stell dich nicht so an!“
„Ich mach mich doch nicht lächerlich!“, betonte Cedric.
„Du wirst es überleben. Also dann bis Samstag. Ich muss jetzt los. Bussi, Cedy Bärli“
„Nenn mich nicht Bärli!“
Michelle legte auf. Cedric hatte keine Chance mehr, etwas zu erwidern.
Während der nächsten Tage war Michelle wie vom Erdboden verschluckt. Jedenfalls hielt Cedric vergeblich in der Schule nach ihr Ausschau.
Ständig versuchte er, sie am Handy zu erreichen, jedoch antwortete nur ihre Mobilbox. Auf seine SMS oder auf Mitteilungen über WhatsApp reagierte sie gar nicht.
Als er schließlich über den Festnetzanschluss ihrer Eltern anrief, behauptete ihre Mutter, dass Michelle viel zu erkältet sei, um an das Telefon kommen zu können.
„Kann ich denn wenigstens kurz mal vorbeischauen?“, fragte Cedric ungeduldig.
„Nein, Michelle ist nicht fähig, heute mit dir zu reden. Aber ich soll dir von ihr ausrichten, dass sie am Samstag dein Kostüm vorbeibringt.“
Ein unangenehmer Verdacht stieg in Cedric auf: Schwänzte etwa Michelle den Unterricht in der Schule, nur damit er ihr nicht sagen konnte, dass er nicht mit zur Halloween Party gehen wollte?
Nein, dachte er überzeugt, so durchtrieben sind Mädchen nicht. Nein?
Am Mittwoch rief Cedric erneut über das Festnetz ihrer Eltern an.
„Sagen Sie Michelle bitte, dass ich gleich bei ihr vorbeikomme, wenn sie am Telefon nicht mit mir reden will“, ließ er ausrichten.
Doch wieder hatte ihre Mutter eine Ausrede parat.
„Das geht leider nicht“, erklärte sie freundlich, aber bestimmt. „Wir wollen gleich mit Michelle zum Arzt fahren. Hinterher muss sie sofort ins Bett und sich ausruhen. Aber morgen kommt sie wieder zur Schule.“
Niedergeschlagen legte Cedric auf. Er fand das alles sehr verdächtig, aber er wusste nicht, was er dagegen unternehmen konnte.
Als er Michelle am nächsten Tag in der Schule sah, winkte er und rief. Sie verschwand jedoch in der Mädchentoilette. Nach dem Unterricht wartete er vor dem Schuleingang, um sie abzufangen. Aber sie kam nicht. Sie musste wohl den Hinterausgang benutzt haben.
Jetzt reichte es Cedric!
Wütend machte er sich auf den Weg zu ihr nach Hause.
„Bitte sagen Sie Michelle, dass ich sie sofort sprechen möchte“, erklärte er entschlossen, als ihre Mutter öffnete.
„Tut mir leid, Michelle kann jetzt nicht. Sie zieht sich gerade um, da sie gleich zum Tanzkurs muss.“
„Sagen Sie ihr bitte, dass ich am Samstag nicht mit zur Halloween Party gehe, wenn sie jetzt nicht mit mir redet.“
„Gut, ich werde es ihr sagen.“
Wenige Minuten später kam Michelle die Treppe heruntergesaust.
„Hallo Cedy Bärli! Du wolltest mit mir reden?“
„Nenn mich nicht Bärli“, erwiderte er.
„Natürlich, wenn du das sagst. Aber deshalb hättest du nicht extra vorbeikommen müssen. Du hättest mir das am Telefon sagen können.“
„Dein Handy ist ständig ausgeschaltet!“
„Ich weiß, mein Akku ist kaputt. Den neuen kann ich erst am Montag im Handy-Laden abholen. Aber das ist doch kein Grund, hier so resolut aufzutreten, obwohl ich mich geehrt fühle, dass du traurig bist, weil du mich nicht erreichen konntest.“
Sie lächelte ihn zuckersüß an und klimperte mit ihren Wimpern.
„Ich komme wegen dem Kostüm“, sprach er leicht genervt weiter. „Ich werde nicht als Romeo gehen!“
„Ach, Cedy Bärli, fang doch nicht schon wieder an. Das hatten wir doch schon besprochen. Warum machst du wegen eines albernen Kostüms so einen Aufstand?“
„Nenn mich nicht Bärli!“
„Natürlich.“
„Außerdem mache ich keinen Aufstand. Ich gehe nur einfach nicht als Romeo.“
Michelles Miene verdüsterte sich.
„Jetzt hör mir mal zu, Cedy Bärli! Allmählich reicht es mir! Du hast versprochen, mit mir zur Halloween Party zu gehen. Ist doch klar, dass du dich dann auch so anziehen musst, wie ich es will.“
„Bin ich blöd? Dann such dir doch einen anderen Begleiter! Ich werde mich jedenfalls nicht als Romeo lächerlich machen.“
Michelle begann zu zittern. Ihr Körper bebte, als sie anfing zu weinen.
„Du bist gemein, Cedric Vogt! Der fieseste Typ, den ich kenne! Ich habe schon überall erzählt, dass wir zusammen zur Party gehen. Und nun machst du mich vor allen lächerlich. Wo soll ich denn so kurzfristig einen andern Typen finden?“
„Du hättest ausreichend Zeit gehabt, wenn du mir nicht die ganze Woche ausgewichen wärst.“
Michelle weinte immer stärker. Ihre großen blauen Augen waren tränengefüllt. Ihr Körper zitterte.
Beschwichtigend legte Cedric ihr die Hand auf die Schulter.
„Wein doch nicht, Michelle. Bitte, nicht weinen.“
Sofort ging wieder ein Strahlen über ihr Gesicht. Sie kuschelte sich an seine Schulter und sah ihn schmeichelnd an.
„Dann gehen wir also zusammen? Denk daran, du hast es mir versprochen.“
Cedric hatte das Gefühl, eine zentnerschwere Last liege auf seinen Schultern. Michelle hatte Recht!
Er hatte es ihr versprochen!
Jetzt konnte er sie doch unmöglich im Stich lassen!
Er war gewohnt, sein Wort zu halten, außerdem konnte er ein Mädchen nicht weinen sehen.
„Okay, Michelle“, sagte er seufzend. „Wir gehen zusammen hin.“
„Und du trägst das Romeo Kostüm?“
„Aber künftig treffe ich die Entscheidungen!“
„Sicher“, flüsterte sie lächelnd, kuschelte sich mit ihrem Kopf an seine Schulter und streichelte mit ihren Fingernägeln seinen Bauch entlang.
„In Zukunft sucht mein Cedy Bärli die Kostüme aus.“
„Nenn mich nicht Bärli!“
„Natürlich.“
„Und es war das letzte Mal, dass wir zusammen ausgegangen sind!“
„Klar“, antwortete sie strahlend. „Ich verstehe euch Jungs doch. Du möchtest lieber mit mir allein sein, da dir die Blicke der anderen Jungs auf meinen Körper nicht gefallen.“
„Du verstehst mich offenbar immer noch nicht, Michelle!“
„Oh doch, ich verstehe euch Jungs ganz genau. Daher habe ich auch eine Überraschung für dich!“
„Was für eine Überraschung?“
„Du darfst mir nach der Fete helfen, mein Kostüm auszuziehen“, hauchte sie lüstern und knabberte an seinem Hals. „Du darfst mir alles ausziehen und dann mit meinem nackten Körper machen, was du willst. Am Samstag sind meine Eltern nicht zu Hause. Wir haben das Haus die ganze Nacht nur für uns allein. Ich werde dir alle Träume erfüllen.“
„Michelle lass das! Ich sagte doch, ich will nichts mehr von dir!“
„Du wirst wollen. Glaub mir, ich werde dir alles geben und du wirst es genießen, Cedy Bärli.“
„Nenn mich nicht Bärli!“
„Machst du mir bitte den Reißverschluss zu“, sagte Laura und lächelte ihre beste Freundin an.
Vanessa durchquerte Lauras Zimmer und zog den Reißverschluss an dem schwarzen Hexenkostüm zu. Sie trat zurück und musterte ihre Freundin.
Laura sah toll aus, selbst als Hexe! Ihr langes dunkelbraunes Haar fiel weich um das hübsche Gesicht und reichte fast bis zur Mitte des Rückens.
„Du siehst wunderschön aus“, sagte Vanessa.
„Danke“, antwortete sie und lächelte. „Du doch auch. Du wirst das hübscheste Mädchen auf der Halloween Party sein. Die meisten Jungs stehen doch auf blond und blauäugig und werden nur Augen für dich haben.“
„Eigentlich habe ich keine Lust auf die Schulparty. Wie kann man nur auf so eine blöde Idee kommen, eine Halloweenfete zu veranstalten?“, fragte Vanessa, freute sich aber schon seit Wochen auf die Party. Sie liebte es einfach zu viel, im Mittelpunkt zu stehen.
„Du siehst wirklich klasse aus in dem Zigeunerkostüm“, antwortete Laura. „Deine kunstvoll geflochtenen Haare sehen wunderschön aus. Wenn ich ein Junge wäre, würde ich mich sofort in dich verlieben.“
Vanessa lächelte. „Danke, Süße.“
Sie sprang auf, wirbelte um die eigene Achse.
„In dem Outfit fühle ich mich auch wie eine Zigeunerin.“
Laura nahm ihren großen Hexenhut und setzte ihn auf. „Und ich fühle mich wie eine böse Hexe“, sagte sie lachend und blickte dann auf die Uhr.
Gleich würde ihre Mutter sie zur Schule fahren.
Sie freute sich schon sehr auf die Party.
Vielleicht ergab sich ja sogar eine Gelegenheit, in Ruhe mit Cedric zu sprechen. Immer wenn sie ihn in der letzten Zeit in der Schule getroffen hatte, war er von vielen Freunden umringt gewesen.
Sie hatte sogar schon überlegt, ob sie ihn mal wieder anrufen sollte, hatte sich aber doch nicht getraut. Seit dem letzten Gespräch hatte sie viel nachgedacht und verstand seinen Blickwinkel. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass er eifersüchtig gewesen war. Das verursachte ein Kribbeln in ihrem Bauch, denn das würde bedeuten, dass er etwas für sie empfand.
Darüber wollte sie mit ihm reden. Außerdem musste er von ihrem Traum erfahren. Aber nur unter vier Augen. Hoffentlich nahm ihn nicht diese blöde Ziege Michelle total in Beschlag.
Ihre Mutter fuhr sie zur Turnhalle der Schule.
Die beiden Mädchen standen in der Eingangshalle und schauten sich um.
Der Anblick der verkleideten Schüler wirkte faszinierend. Es war ungefähr jedes denkbare Horrorkostüm vertreten. Von ihrem Standpunkt aus konnten sie Vampire, Zombies und Hexen sehen. Eine Gruppe in Gothic-Kostümen fiel besonders auf. Ein Werwolf mit spitzen Zähnen versuchte, aus einem Weißbierglas zu trinken. Der Teufel unterhielt sich mit einem Harlekin, während ein Skelett mit einem Seeungeheuer stritt.
Laura stellte sich mit Vanessa und Anna an einen Stehtisch, trank ein Glas Hugo und genoss den Abend.
Die Musik war toll, die Band hatte sich auch verkleidet und die Gesichter bemalt. Anderthalb Stunden lang alberte Laura mit ihren Freunden herum. Sie war so guter Dinge, dass sie ausgelassen winkte, als Michelle und Cedric die Turnhalle betraten. Er winkte lächelnd zurück, aber Michelle wandte sich hochnäsig ab.
Sie kamen beide tatsächlich als Romeo und Julia.
Laura fand, dass Cedric in seinem Kostüm ziemlich unglücklich wirkte. Er trug eine dunkelbraune Kniebundhose, darunter eine beige Strumpfhose.
Darüber ein weit geschnittenes weißes Hemd mit einem braunen Gürtel um die Hüfte. Auf dem Kopf ein Barett aus weichem Samt mit Bordüre. Die flachen, braunen Schnallenschuhe wirkten leicht homophil.
Michelle dagegen schien ganz in ihrem Element zu sein. Sie begrüßte ausgelassen ihre Freunde und ließ sich in ihrem tollen Kostüm bewundern.
Pünktlich um dreiundzwanzig Uhr begann die Prämierung der besten Kostüme. Alle stellten sich im Kreis vor der Bühne auf. Die Jury bestand aus der Direktorin, dem Kunstlehrer und dem Inhaber der Tanzschule.
Laura stellte sich gar nicht erst mit auf. Sie wusste auch so, dass ihr Hexenkostüm keinen Preis gewinnen würde. Außerdem fand sie es unterhaltsamer, von der Bar aus das Geschehen zu beobachten.
Sie bemerkte, wie Cedric und Michelle miteinander stritten. Es ging offenbar darum, ob sie sich gemeinsam der Jury präsentieren sollten. Cedric wirkte dabei ziemlich sauer. Michelle packte ihn einfach am Arm und zog ihn mit sich zur Bühne. Hocherhobenen Hauptes stolzierte sie vor der Jury entlang und zerrte Cedric hinter sich her.
Laura bewunderte die stolze Haltung und das wunderschöne blonde Haar von Michelle. Kein Wunder, dass Cedric ganz verrückt nach ihr war. Eine so attraktive Frau konnte es sich auch leisten, einem Jungen auf der Nase herumzutanzen.
Erstaunt sah Laura, wie Cedric und Michelle den dritten Preis für ihre Kostüme bekamen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte Cedric überhaupt keinen Preis verdient. Er wirkte in seiner Verkleidung viel zu unglücklich und verkörperte den Romeo nicht glaubhaft. Mit seinen flachen Schnallenschuhen und der Strumpfhose hätte er auf dem Christopher Street Day mehr Eindruck und Bewunderung erzeugt.
Michelle platzte vor Stolz. Sie nahm den Preis für den dritten Platz, die neue CD von PUR mit dem nicht ganz unpassenden Titel „Schein & Sein“, strahlend entgegen.
„Siehst du“, wandte sie sich triumphierend an Cedric, „ich hab dir ja gesagt, dass du toll aussiehst.“
„Ja, klar“, antwortete Cedric und wirkte dabei deprimiert. „Ganz toll!“
„Hier halt mal die CD“, flötete Michelle, drehte sich zur Seite und winkte einem Mann in einem Vampirkostüm ausgelassen zu.
„Hallo, Philip! Du hast den ganzen Abend noch kein einziges Mal mit mir getanzt.“ Sie ließ Cedric mit der CD stehen und lief hinüber zu Philip.
Laura beschloss, die günstige Gelegenheit zu nutzen. Beschwingt lief sie zu Cedric, der immer noch wie bestellt und nicht abgeholt herumstand.
„Hallo, Cedric. Willst du nicht lieber mit mir als mit der CD tanzen“, fragte sie süß grinsend.
Verwirrt drehte sich Cedric zu ihr um.
„Klar, gerne. Aber erst mal muss ich das Ding loswerden.“
„Okay, ich warte hier auf dich.“
Cedric lief zur Garderobe und steckte die CD in seine Manteltasche. Nach wenigen Minuten kam er zurück. Er strahlte plötzlich über das ganze Gesicht. Die Band spielte langsame und ruhige Musik. Es erinnerte ihn an die Verlobungsfeier seines Bruders.
„Kannst du denn mit den hohen Schuhen tanzen?“, fragte er Laura und bewunderte ihre High-Heels.
„Natürlich. Warum sollte das nicht gehen?“
„Ich würde ständig über meine eigenen Füße stolpern. Ist das nicht schwer, mit so hohen Absätzen zu laufen?“
„Na ja, es ist nicht ganz einfach. Aber mir gefallen sie sehr gut“, sagte sie und blickte ihn fragend an.
„Die Schuhe stehen dir sehr gut und betonen deine tolle Figur. Du bist die schönste Hexe in der Turnhalle.“
„Danke sehr, Romeo“, hauchte sie sanft, nahm seine Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. „Komm, lass uns tanzen.“
Anfangs klappte es nicht besonders gut.
Laura kam mit ihren ungewohnten hohen Absätzen zweimal ins Stolpern. Doch nach kurzer Zeit tanzten sie immer sicherer zusammen. Cedric hielt sie fest in seinen Armen und genoss den Geruch ihrer Haare.
„Cedric“, begann Laura zögernd. „Es tut mir leid, dass wir gestritten haben.“
„Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist alles meine Schuld.“
„Du hast übrigens Recht gehabt. Mein Verhalten war ziemlich albern. Aber das soll nun anders werden. Ehrlich. Heute Abend bin ich zum Beispiel allein hergekommen.“
„Allein? Und wo stecken deine vielen Verehrer?“
Laura lachte. Cedric spürte ein Kribbeln in seiner Herzgegend. Er sah sie sanft und zärtlich an, dass ihr ganz kribbelig wurde.
„Du bist schon ein besonderes Mädchen“, flüsterte er schließlich.
Laura war unsicher, was er damit meinte.
Ob er es schade fand, dass sie nicht so war wie Michelle?
„Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht, Cedric. Ich möchte mich nicht zwischen dich und Michelle drängen.“
Atemlos und angespannt wartete sie auf seine Antwort.
„Weißt du, Laura, ich kann mich nicht so gut ausdrücken. Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll ...“
Laura spürte plötzlich einen dicken Kloß im Hals und kämpfte mit den Tränen. Nein, so schnell wollte sie nicht aufgeben.
Zum ersten Mal war sie sich seiner körperlichen Nähe bewusst. Sie spürte die Wärme seiner Hände auf ihrem Körper und den Duft seiner Haut. Als er sie noch dichter an sich zog, fühlte sie eine eigenartige Erregung in sich aufsteigen. Verwirrt vergrub sie den Kopf an seiner Schulter.
„Cedric! Kommst du mal bitte!“
Die durchdringende, laute Stimme von Michelle brachte Laura sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie erschrak und zuckte einen Schritt zurück.
„Lass uns später weiterreden“, sagte Cedric, drehte sich um und schritt zur ungeduldig wartenden Michelle.
Laura nickte und versuchte angestrengt, die Tränen der Enttäuschung zurückzuhalten. Sie wollte nicht länger mit ansehen, wie Michelle strahlte. Voller Traurigkeit verließ sie die Turnhalle und ging nach Hause.
Sollte er doch den Abend mit seiner Michelle verbringen!