Читать книгу Luzides Träumen - Die Kunst des Klarträumens effektiv erlernen - Andreas Schwarz - Страница 7

Möglichkeiten
im Klartraum

Оглавление

Bevor du dir das luzide Träumen beibringst, solltest du ein genaueres Bild davon bekommen und wissen, was darin eigentlich möglich ist. Bisher konnte ich dir nur einen kleinen Überblick in die Thematik geben. Jetzt werde ich dir im Detail vorstellen, was beim luziden Träumen möglich ist. Wie könnte ich dir die Möglichkeiten, die ein Klartraum bietet, besser beschreiben, als von persönlichen Erfahrungen zu berichten? Daher werde ich in diesem Abschnitt meine eigenen Traumberichte verwenden, um dir anhand von anschaulichen Beispielen, die Möglichkeiten eines Klartraums näher zu bringen.

Ich blickte auf meine linke Hand und begann meine Finger zu zählen. Eins, Zwei, Drei... „Moment mal, warum habe ich nur drei Finger?“, dachte ich mir. Ich zählte nochmals von vorne: „Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf, Sechs, Sieben... Ah, das müsste ein Traum sein.“ Sofort überfiel mich das gewohnte Gefühl von Freiheit. Ich wusste, dass ich in meinem Bett lag und gerade träumte. Mein Bewusstsein wurde schärfer und ich fühlte mich völlig wach und klar. Ich wusste, dass mir nun alle Wege offenstanden.

Dass man im Klartraum bei vollem, wachem Bewusstsein ist, sollte dir bereits bekannt sein. Der Übergang zwischen Trüb- und Klarheit passiert rapide, wenn man in einer bestimmten Situation merkt, dass es sich um einen Traum handelt. In diesem Moment schaltet sich der präfrontale Cortex ein, der für logisches Denken und dem Treffen bewusster Entscheidungen zuständig ist. Man nimmt seine Traumumgebung ab diesem Zeitpunkt verschärft war, weiß aber trotzdem, dass man gerade im Bett liegt. Vor allem bei den ersten Klarträumen verspürt man einen gewaltigen Gefühlsüberschuss: Freude, Verblüffung, Freiheit, ...

Die Euphorie stieg sofort an. Ich war so glücklich einen Klartraum zu erleben. Die Freude sprudelte geradezu aus mir heraus. Meine Emotionen waren auf einem solch hohen Level, dass ich merkte, wie mir der Traum entglitt. Um ein Haar verfrachtete sich meine Wahrnehmung zurück in mein Bett, schaffte es aber doch noch den Fokus im Traum zu halten. Ich konzentrierte mich auf meinen Tastsinn, indem ich die kühle weiße Wand vor mir anfasste und meine Finger über den gestrichenen Putz wandern ließ. Ich sah mich in meiner Umgebung um und fand mich in meinem alten Klassenzimmer wieder.

Die Emotionsüberladung kann - vor allem bei Anfängern - zum Abbruch des Traumzustandes führen. Sobald Emotionen zu stark werden, reagiert der physische Körper mit entsprechenden hormonellen Reaktionen und bringt das Gehirn wieder in den Wachzustand zurück. Das ist völlig normal und wird dir zu Beginn deines Trainings wahrscheinlich des Öfteren passieren. Stelle dich also darauf ein, dass deine ersten Klarträume nur von kurzer Dauer sein werden. Mit der Zeit kannst du aber lernen, die Stabilität deines Klartraums zu erhöhen und somit die Dauer deines Traums zu verlängern. Mit Hilfe der Technik, bei der man sich auf seinen Tastsinn fixiert, kann man die Stabilität des Traums wiederaufbauen.

Nachdem ich meinen Traum noch stabilisieren konnte und mich in meinem alten Klassenzimmer wiederfand, hörte ich eine Stimme: „Andi! Du störst mal wieder den Unterricht!“ Ich blickte in die Richtung aus der die Stimme kam. Meine alte Lehrerin stand vor der Tafel und zeigte mit der Kreide auf mich. „Setz dich jetzt sofort wieder hin!“ Die Klasse sah mich kritisch an. Ich kannte nur wenige Personen, die angeblich meine Mitschüler waren. Meine Lehrerin, welche in diesem Traum ganz anders aussah als sonst, dafür aber genau den gleichen Charakter besaß, wurde langsam wütend. Ich ging zur Tafel und sagte ihr:„Keine Sorge, dass ist alles nur ein Traum. Sehen Sie...“ Ich sprang in die Luft, schwebte kurz und fiel langsam, wie eine Feder, wieder zu Boden. „Probieren Sie es auch mal aus.“ Ich sah, wie im nächsten Moment die gesamte Klasse aufsprang und ebenfalls versuchte in die Luft zu springen. Bei einigen funktionierte es. Darüber waren sie sehr erstaunt. Andere wiederum versuchten es vergebens. „Siehst du!“, sagte meine Lehrerin „Nicht alle träumen gerade.“ Fast habe ich ihrer Aussage Glauben geschenkt, weshalb der Traum langsam zum Trübtraum überging und ich die Kontrolle über den Traum verlor. Im letzten Moment fiel mir noch auf, dass ich es allein bin, der träumt und ich niemanden davon überzeugen muss. Die Klarheit kam wieder zurück.

Im Traum erschafft dein Unterbewusstsein Traumcharaktere. Diese können einen individuellen Charakter besitzen und dich regelrecht zum Staunen bringen. Die Charakterzüge kommen dir teilweise wie ein originales Abbild aus der Wirklichkeit vor, dennoch sind sie das Produkt deines eigenen Unterbewusstseins. Auch das Aussehen deiner Traumfiguren kann einer Person aus dem Wachleben sehr ähnlich sein. Allerdings muss das nicht zwingend der Fall sein. Traumcharaktere können eine Mischung aus verschiedenen Zügen mehrerer Personen sein und daher eine komplett neue Person erschaffen. Wenn man Traumfiguren von etwas überzeugen möchte, wird man oft an Grenzen stoßen. Nicht selten kann man beobachten, dass manche Traumcharaktere unsinnige und zusammenhangslose Dinge von sich geben. Wenn du dessen Bedeutung ergründen möchtest, dann ist äußerste Vorsicht geboten. Dies kann dazu führen, dass dein Klartraum leicht in einen normalen Trübtraum abdriftet. Versuche deine Traumcharaktere also nicht mit realen Personen gleichzustellen, sondern sehe sie als Kommunikationsmittel zu deinem Unterbewusstsein.

Ich fragte mich, warum ich eigentlich gerade in der Schule bin, obwohl ich in Wirklichkeit eigentlich studierte. „Frau Ott?“, fragte ich meine Lehrerin, richtete meine Frage aber an mein Unterbewusstsein, „Warum bin ich wieder in der Schule? Was wollen Sie mir zeigen?“ Sofort begannen sich die Charakterzüge der Lehrerin zu verändern und sie antwortete: „Ich wollte dir den Unterschied zwischen Schule und Studium aufzeigen und bewusster machen. In der Schule gibt es einen Lehrer, welcher dir sagt, was du zu tun hast, um möglichst schnell an dein Ziel zu kommen. Heute wäre das für dich jedoch kontraproduktiv und würde dich ausbremsen. Ich wollte dir klarmachen, dass Eigeninitiative das Kernelement deines Studiums ist.“ „Habe ich dich dann nicht bei deiner Arbeit gestört?“ fragte ich, „Ist es schlecht, dass ich dir mit meinem Klartraum in die Quere kam?“ „Ja, das stimmt. Du hast zwar gestört, trotzdem ist das keinesfalls schlecht für dich. Wie ich sehe ist dir etwas anderes bewusst geworden. Du hast nun den eigentlichen Grund erfahren, warum du überhaupt träumst. Noch dazu konnte ich meine Botschaft übermitteln, da du so interessiert gefragt hast, was der Traum zu bedeuten hat.“ Vollkommen begeistert wachte ich in meinem Bett auf und war um wertvolle Erkenntnisse reicher.

Im Prinzip besteht der gesamte Traum aus reinem Unterbewusstsein. Wenn wir nun in einem Traum luzid werden, verbindet sich das bewusste Denken mit dem Unterbewusstsein. Traumcharaktere bieten eine gute Möglichkeit, Fragen an das Unterbewusstsein zu stellen. Dort sind so viele Informationen abgespeichert, welche man sich unmöglich bewusst merken könnte. Das Unterbewusstsein verarbeitet im Traum verschiedenste Ereignisse aus deinem Alltag, damit bestimmte Zusammenhänge klarer werden, Gedanken sortiert werden und man sie mit tief verborgenen Erfahrungswerten kombinieren kann. Träumen ist also sehr wichtig für unseren Verstand. Da stellt sich nun die Frage: Stören wir den Prozess, wenn wir klarträumen? Nein, denn wir verarbeiten trotzdem unsere Gedanken. Dies geschieht nun auch zum Teil auf bewusster Ebene. Man eröffnet sich dadurch auch neue Möglichkeiten, indem man seinen Gedankenverarbeitungsprozess in eine bestimmte Richtung lenkt. Das Unterbewusstsein ist und bleibt weiterhin aktiv. Außerdem sammelt man bewusst wertvolle Erfahrungen, welche einem im realen Leben sehr weiterhelfen können.

In der Zeit, in der ich fleißig an meiner Bachelorarbeit tüftelte, bei der ich einen REM-Schlaf-Detektor zum Auslösen von Klarträumen entwickelte, hatte ich immer wieder mit technischen Problemen zu kämpfen. Um die Schlafphasen der Probanden messen zu können, musste ich die Daten meiner Sensoren aufzeichnen können. Dazu implementierte ich einen SD-Kartenslot, um die gesammelten Daten auf eine Speicherkarte zu schreiben und anschließend auf dem Computer auswerten zu können. Leider funktionierte die technische Realisierung nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich kam seit Tagen keinen Schritt voran. Die Zeit lief mir bereits davon, sodass ich immens unter Druck stand. Zum Glück erlebte ich in dieser Zeit einen luziden Traum, der die Situation veränderte. Ich beschloss im Traum mein Unterbewusstsein um Rat zu fragen. Völlig verblüfft bekam ich eine Antwort, welche mich sehr begeisterte. Mit Hilfe dieses Traumes konnte ich die Problematik lösen und die Elektronik der Schlafmaske in Gang bringen. Mir fiel auf, dass ich den Fehler seit Tagen an der falschen Stelle suchte. Unterbewusst war mir klar, was zu tun ist, doch auf bewusster Ebene kam ich einfach nicht auf die Lösung. Erst durch die Hilfe meines Klartraums konnte ich mich aus dieser verzweifelten Lage befreien.

Man ist von sich selbst sehr erstaunt, sobald man merkt, wozu das Unterbewusstsein eigentlich im Stande ist. Unser Verstand ist bis zu einem bestimmten Grad beschränkt. Im Klartraum haben wir die Möglichkeit auf verborgene Ecken des Unterbewusstseins zuzugreifen und somit auf kreative Lösungen zu kommen. Du kannst dein Unterbewusstsein zu unterschiedlichsten Lebensaspekten befragen. Wenn du vor einer schwierigen Entscheidung stehst, die dein Leben in unterschiedliche Richtungen verlaufen lassen kann, hast du die Möglichkeit, dein Unterbewusstsein dazu zu befragen. Luzide Träume lassen sich also auch hervorragend als Quelle für jegliche Inspiration nutzen. Die Filmmeisterwerke Inception oder Interstellar von Christopher Nolan sind laut seinen Aussagen durch luzide Träume inspiriert worden. Ähnliches ist auch von der Matrix-Trilogie von den Wachowski-Brüdern bekannt. Gesammelte Erkenntnisse im Traum kannst du ins reale Leben mitnehmen. Dies gilt übrigens auch für alle Erfahrungen, die du in deinen Träumen sammelst. So hast du die Chance, Fähigkeiten aus der realen Welt im Traum zu trainieren.

Ich besuchte einen Freund in der Nähe des bayerischen Waldes. Im Winter gab es dort immer schöne Pisten. Ich stand zuvor kaum auf dem Snowboard, weswegen ich am ersten Tag massive Probleme dabei hatte nur 10 Meter geradeaus zu fahren, ohne dass ich gleich stürzte. In der folgenden Nacht erlebte ich einen luziden Traum und beschloss meine Snowboardfähigkeiten zu trainieren. Dadurch, dass ich in der Realität bereits wusste, wie sich das Snowboarden anfühlt, konnte ich dieses Szenario auch wunderbar im Traum nachbilden. Der Traum machte mir dann so viel Spaß, dass ich richtig steile und felsige Abhänge regelrecht herunterbretterte. Am nächsten Tag ging es wieder auf die Piste und siehe da, eine deutliche Verbesserung war zu spüren. Zwar traute ich mich nicht an ähnlich steile Abhänge, wie sie im Traum vorkamen, dennoch ist meine Körperhaltung stabiler geworden und ich konnte die Piste herunterfahren, ohne dass ich auch nur einmal stürzte.

Man kann den Klartraum wunderbar dazu nutzen, um ein mentales Training durchzuführen. Oft ist der limitierende Faktor nicht die Muskelkraft oder die physische Ausdauer, die wir in bestimmten Sportarten benötigen, sondern der mentale Part. Spitzensportler werden das bestätigen können. Oft sieht man, wie Sportler ihre Augen schließen und ihre Bewegungsabläufe in Gedanken simulieren. Ein ähnlicher Effekt geschieht auch beim luziden Träumen. Da man sich mit dieser Methode einen Vorteil gegenüber seiner Konkurrenz verschaffen kann, wird das luzide Träumen bei Sportlern im professionellen Bereich immer populärer. Dieses Prinzip lässt sich auch auf alle anderen Fähigkeiten anwenden. Wenn du besser in einem Musikinstrument werden, dich in der Aussprache einer Fremdsprache verbessern oder schwierige Vorträge vor einem Publikum einüben möchtest, kannst du das wunderbar in einem Klartraum machen.

Ich sah mich in meiner Traumumgebung um und stellte mir sofort die Frage: „Träume ich gerade?“ Ich hielt mir mit meinen Fingern die Nasenflügel zu und versuchte durch die geschlossene Nase zu atmen. Da es mir gelang, wusste ich nun sicher, dass es ein Traum war. Ich befand mich mitten in Moskau, obwohl ich noch nie dort gewesen bin. Die Menschen dort sprachen Russisch. Zu meiner Verwunderung stellte ich fest, dass die Traumcharaktere makelloses Russisch sprachen. Ich selbst jedoch nicht. Auch im Traum hatte ich zuerst eine Sprachbarriere im Kopf. Meine Aussprache ließ, wie im realen Leben auch, eher zu wünschen übrig. Ich unterhielt mich jedoch mit meinen Traumcharakteren und sagte ihnen sie sollen mir doch bei der Aussprache helfen. Während ich mit einer hilfsbereiten Russin über die Moskauer Stadt flog und mich in Russisch unterrichten ließ, hörte ich überall in der Stadt Musik. Es waren Lieder aus den derzeit aktuellen Charts. Ich fand es sehr faszinierend, da die Lieder identisch mit der Realität waren. Ich genoss die Musik und war so berührt, weil ich wusste, dass diese Lieder von meinem Unterbewusstsein selbst gesungen wurden.“

Luzide Träume bringen einen immer wieder aufs Neue zum Staunen. Sprachen, die man selbst nicht perfekt beherrscht, können vom Unterbewusstsein fehlerfrei gesprochen werden. Musik, die man ein Mal gehört hat, aber unmöglich in Karaoke nachsingen könnte, werden vom Unterbewusstsein perfekt nachgespielt. Im luziden Traum bekommen wir hierauf den direkten Zugang und können uns immer wieder von unseren verborgenen Fähigkeiten beeindrucken lassen. Jede Erfahrung, die wir in der Realität gesammelt haben, können wir im Traum von unserem Unterbewusstsein abrufen lassen. Bei Erfahrungen die wir noch nicht sammeln konnten, fällt es uns eher schwer.

Ich wurde luzid, während ich davon träumte, wie ich in der Mensa aß. Das Essen dort ist nicht gerade für seine Kochkünste bekannt. Da ich aber Lust hatte etwas Leckeres zu essen, teleportierte ich mich an einen sommersonnigen Strand in der Karibik. Direkt neben dem Meer waren immer wieder Kisten mit reifen exotischen Früchten zu finden: Mango, Papaya, Maracuja, Kiwi, Ananas, usw. Ich genoss die Geschmacksexplosion jeder einzelnen Frucht, die ich zu mir nahm. Das Beste war, dass sich keinerlei Sättigungsgefühl einstellte. Ich konnte ohne schlechtes Gewissen zulangen und hemmungslos so viel essen, wie ich wollte. Jede Frucht schmeckte so realistisch und teilweise sogar noch besser. Da ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie eine Drachenfrucht probiert hatte, ging ich auf die Suche nach der Drachenfruchtkiste. Lange dauerte es nicht, bis ich sie fand und halbierte die erste Frucht in der Mitte. Ich aß das weiß körnige Fruchtfleisch und fiel in eine Geschmacksekstase. Sie schmeckte so wunderbar fruchtig und erfrischend. Der Geschmack war so gut und so neu für mich, dass ich sie direkt zu meiner neuen Lieblingsfrucht krönte. Ein paar Wochen später im Wachleben sah ich im Supermarkt eine Drachenfrucht und nahm diese gleich mit. Ich fiel vor Enttäuschung aus allen Wolken, als ich sie probierte. Der Geschmack war nicht annähernd so gut wie im Traum und wies auch so gut wie keine Ähnlichkeit auf.

Logischerweise kann das Unterbewusstsein nur Erfahrungen im Traum simulieren, die man bereits gesammelt hat. Wenn man aus dem Realitätsleben nicht weiß, wie eine bestimmte Frucht tatsächlich schmeckt, kann das Unterbewusstsein den Geschmack nur versuchen zu erraten. Dennoch ist das Unterbewusstsein in der Lage einen völlig neuen Geschmack zu kreieren, den es in der Realität so nicht gibt. Und genau das ist eine Fähigkeit, die dich im luziden Traum noch mehr zum Staunen bringt: Das Erschaffen.

Ich stieg in einen luziden Traum ein und befand mich beim Haus meiner Eltern. Obwohl ich zwar selbst keinen Führerschein zum Motorrad fahren und schon gar nicht erst ein Motorrad besaß, wollte ich es dennoch unbedingt im Traum ausprobieren. Deshalb versuchte ich mir zuerst ein Motorrad herbeizuwünschen. So einfach machte es mir mein Unterbewusstsein jedoch nicht. Egal wie sehr ich mich anstrengte, konnte ich kein Motorrad vor meinen Augen erscheinen lassen. Ich probierte es auf einen anderen Weg. Ich stellte mir vor, dass das Motorrad hinter der geschlossenen Garage steht. Ich ging zum Schalter, um das Tor zu öffnen. Nachdem das erledigt war, ging ich wieder zurück und konnte hinter der Ecke erkennen, dass die Garage nun geöffnet war und dort eine schwarze Supersportlermaschine stand. Ich stürzte mich sofort voller Freude auf dieses Abenteuer.

Im Klartraum muss man ab und zu um die Ecke denken. Oft ist es gar nicht so leicht sich etwas direkt herbei zu träumen, egal ob es sich dabei um Gegenstände, Personen oder Situationen handelt. Wenn man sich etwas nicht direkt vorstellen kann oder man dafür keine logische Erklärung findet, wird sich der gewünschte Trauminhalt nicht immer manifestieren. Wenn man seinem Unterbewusstsein eine logische Erklärung vorgaukelt, kommt man wesentlich leichter ans Ziel. Wenn man den Dreh rausbekommen hat, sind dem Erschaffen keine Grenzen gesetzt.

Ich fuhr mit dem Motorrad, konstant in einer rasanten Geschwindigkeit, weiter auf der Landstraße. Ich wollte mein Abenteuer jedoch noch weitertreiben. Ich stellte mir vor, dass auf den Armaturen ein Spezial-Knopf auftauchen würde, sobald ich meinen Blick darauf richtete. Ich drückte diesen Knopf und dann ging das Abenteuer erst richtig los. Das Motorrad begann nun abzuheben und ich konnte damit in der Luft fliegen. Es war atemberaubend. Ich fragte mich, wie schnell ich wohl damit fliegen könnte. Mit dem Ziel, eine andere Dimension zu erreichen, gab ich Vollgas. Meine Umgebung verzerrte sich um mich herum und ich hatte das Gefühl durch einen gekrümmten Raumzeittunnel zu fliegen. Ich wollte einen anderen Planeten besuchen, auf dem andere Naturgesetze galten. Und so kam ich auch an: In einer Welt, auf der die Gravitation eine Andere war. Zuerst schien es mir nicht aufzufallen, da ich immer noch in der Luft flog (das Motorrad habe ich allerdings auf meiner Reise verloren). Ich sah wie die Bewohner dieses Planeten lange und hohe Schritte machten. Ich wollte die Gravitation auch spüren und beendete meinen Flug. Ich machte ein paar Schritte und hatte das Gefühl ich wäre auf dem Mond. Es machte richtig viel Spaß, sich auf diese Weise fortzubewegen. Mir fiel auf, dass dieser Planet nicht die gleiche Form von Materie besaß wie die Erde. Die Gegenstände und die Umwelt strahlten in Farben, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich konnte meinen Augen und meinem Verstand nicht trauen. Die Fassungslosigkeit führte dazu, dass mir die Kontrolle über den Traum entglitt. Vollkommen berauscht lag ich in meinem Bett und spürte, wie die Endorphine durch meinen Körper pumpten. Dieser Traum sorgte mehrere Tage für anhaltende Glücksgefühle.

Es ist also möglich komplexe Dinge zu erschaffen, welche fernab von der Realität sind. Alles was wir dazu benötigen ist eine blühende Phantasie. Der Klartraum ist und bleibt immer ein Zusammenspiel von Bewusstsein und Unterbewusstsein, weshalb die vollständige Kontrolle nicht komplett abgegeben werden kann. Nur so sind wir in der Lage brillante Dinge erschaffen zu können, wenn wir unser Unterbewusstsein bewusst dazu animieren. Wir wissen ja, wie mächtig unser Unterbewusstsein in unserem Alltagsleben sein kann. Ängste, Phobien, Glaubenssätze und Gewohnheiten sind stark in unserem Unterbewusstsein verankert. Deswegen können wir uns in Situationen, die in unserem Alltagsbewusstsein auftreten, nur schwer bewusst dagegenstellen. Wenn wir im Traum also Zugang zu unserem Unterbewusstsein haben, können wir unser Unterbewusstsein auch umprogrammieren.

Im Grundschulalter stand ich nach der Schule alleine an der Bushaltestelle, während eine Frau mit ihrem Schäferhund an mir vorbeispazierte. Aus heiterem Himmel sprang der Hund auf mich und biss mir direkt in meine Hüfte. Da ich zum Glück eine dicke Jeans trug, kam ich mit Quetschwunden davon. Das Problem waren aber nicht die körperlichen Wunden und Schmerzen, sondern die psychischen Folgen. Nach diesem Erlebnis in solch jungen Jahren, konnte ich mich anschließend nur schwer in die Nähe eines Hundes trauen. Ich träumte auch öfter von aggressiven Hunden, die mich verfolgten. Nachdem ich älter wurde und schon ein wenig Erfahrung im luziden Träumen hatte, träumte ich eines Nachts wieder davon, wie mich ein Hund angriff. Währenddessen wurde ich luzid und beschloss mich meiner Angst zu stellen. Ich drehte mich um und blickte mutig auf den aggressiven Hund. Ich wusste mir konnte nichts passieren, da ja nichts davon real ist. Ich stellte dem Hund die Frage: „Was willst du von mir? Warum läufst du mir immer hinterher?“ Der Hund wurde plötzlich sehr zahm und begann zu sprechen: „Ich laufe dir hinterher, weil du willst, dass ich dir hinterherlaufe. Ich dachte du brauchst es, damit du dich vor mir schützen kannst.“ Sofort wurde mir Einiges klar. Natürlich bleibt meinem Unterbewusstsein nichts anderes übrig, als mir einen Hund hinterherlaufen zu lassen, damit ich Hunden weiterhin aus dem Weg gehe, um mich unbewusst zu schützen. Sobald ich aufhörte wegzulaufen, verschwand meine Angst und die damit verbundene Schutzhaltung. Ich spielte etwas mit dem Hund und gewann immer mehr Vertrauen zurück. Das sorgte auch dafür, dass ich im Wachleben besser mit Hunden umgehen konnte und meine Angst schließlich verlor.

Mit luziden Träumen haben wir also die Möglichkeit unser Unterbewusstsein nach unseren Wünschen leichter umzuprogrammieren. Klarträume eignen sich besonders gut, um Ängste oder Phobien loszuwerden. Doch Vorsicht: Versuche nicht tiefsitzende psychische Traumata ohne Begleitung eines erfahrenen Therapeuten zu therapieren. Du solltest so etwas nur bei Kleinigkeiten, bei denen du psychische Stabilität garantieren kannst, ausprobieren. Ebenso kann man damit negative Gewohnheiten, wie beispielsweise Rauchen oder ungesunde Ernährung in den Griff bekommen. Man kann also seine Lebensqualität immens steigern. Wenn wir einmal die Macht hinter dem Unterbewusstsein genauer betrachten, sehen wir, welch unglaubliches Potential uns das luzide Träumen bietet. Der Placebo-Effekt, eine besonders starke Heilfunktion unseres Unterbewusstseins, kann im luziden Traum genutzt werden. So können wir Krankheiten schneller und effektiver heilen. Mit Hilfe luzider Träume können wir also unsere Selbstheilungskräfte stärken. Immense Vorteile der persönlichen Weiterentwicklung liegen also klar auf der Hand. Doch lass uns doch einmal auf einen anderen wichtigen Teil vom luziden Träumen eingehen, nämlich Spaß und Unterhaltung. Im Folgenden werde ich dir einen meiner verrücktesten Abenteuerträume erzählen.

Während ich in der Luft flog, wurde mir allmählich klar, dass es sich um einen Traum handelte. Ich freute mich den luziden Zustand erreicht zu haben und legte sofort los. Ich hatte Lust auf ein richtiges Abenteuer. Da ich zu dieser Zeit die Anime-Serie One Piece häufig ansah, entschied ich direkt dort einzusteigen. Ich drehte mich noch in der Luft mehrmals schnell im Kreis. Die Umgebung um mich herum verschwamm und ich kreierte eine neue Welt. Überall um mich herum wimmelte es nun vor lauter Abenteuern: Urwälder, Meere, feindliche Piraten, usw. Viele von meinen Traumcharakteren besaßen - wie in dem Anime auch - so genannte Teufelskräfte. Es handelt sich dabei um spezielle Fähigkeiten, welche beispielsweise die Kontrolle von bestimmten Naturkräften ermöglichen oder Eigenschaften bestimmter Materialen übernommen werden können. Ich selbst hatte die Eigenschaften von Gummi, genau wie der Hauptcharakter Ruffy im Anime. Ich konnte meinen Körper in alle Richtungen dehnen, da er aus Gummi bestand. Schläge oder Stöße konnten mir nichts anhaben, weshalb ich in meinem Abenteuer große Vorteile hatte. Ich flog vom Himmel hinab und hüpfte wie ein Flummi am Boden auf und ab. Ich stürzte mich auf die Piraten und verwickelte mich in wilde Prügeleien. Mir konnten die anderen natürlich nichts anhaben, egal wie fest sie zuschlugen. Ich konnte meine Arme beliebig weit ausdehnen und konnte somit viele Kämpfe für mich gewinnen. Es machte richtig viel Spaß, doch es wurde noch spannender. Ein guter Freund namens Zorro, ein Schwertkämpfer, kam zu mir geeilt, um mir eine Nachricht zu überbringen. Meine Freundin wurde von einem Fiesling gefangen genommen. Mir blieb natürlich nichts anderes übrig, als mich auf die Suche nach ihr zu machen. „Halt!“, schrie Zorro, „Iss das hier!“ Er warf mir eine rote Frucht zu. Ohne zu zögern aß ich sie, denn ich wusste was sie bedeutete. Sie verleite mir die Fähigkeit mich in Feuer zu verwandeln. Und nicht nur das, ich konnte sogar einen feuerspeienden Drachen rufen. Alle Piraten um mich herum versanken in Ehrfurcht. Zorro und ich stiegen auf den Drachen und flogen zur Stadt in der meine Freundin gefangen genommen war. Die Piraten dort waren etwas mächtiger, aber das machte nicht viel aus. Ich konnte mich nun in Feuer verwandeln, hatte einen Drachen und einen mutigen Schwertkämpfer an meiner Seite. In brenzligen Situationen verlangsamte ich die Zeit und konnte mir somit ebenfalls einen Vorteil verschaffen. Zu dritt nahmen wir die ganze Stadt auseinander, bis ich, mit ein wenig Mühe und Rätselarbeit, schließlich auf meine Freundin stieß. Ich befreite sie und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss, der meine Emotionen zum fließen brachte. Ich war heilfroh sie gefunden zu haben, umarmte sie ganz fest und drehte mich mit ihr im Kreis. Die Umgebung verschwamm wieder und ich wechselte die Location. Wir plumpsten beide aus einer Höhe von ca. 10 Zentimetern auf einen feinen warmen Sandstrand und waren nun allein und ungestört... Eine Weile später entspannten wir am Strand und kamen dann auf die Idee im Meer zu tauchen. Dazu verwandelten wir uns in Delfine, die unter Wasser atmen können. Im rasanten Tempo konnte ich mich nun im Wasser fortbewegen und wir erkundeten gemeinsam die Tiefen des Meeres. Der Blick war fantastisch. Leuchtende bunte Fische umgaben uns, fluoreszierende Lebewesen erhellten uns das Wasser. Ich ging noch einen Schritt weiter. Dazu tauchte ich hinab bis zum Meeresgrund und setzte mich dort in die Hocke. Ich sammelte all meine Kräfte zusammen, um mich vom Boden abzustoßen. Dazu vereinigte ich all meine Energie und katapultierte mich direkt nach oben. Im Wasser verspürte ich noch einen leichten Widerstand, als ich es jedoch verließ, flog ich widerstandslos mit irrer Geschwindigkeit empor. Ich flog so hoch, dass ich die Erdkrümmung sehen konnte. Es ging noch weiter, bis ich schließlich vollständig im All landete. Ich hatte den Blick auf die Erde, den Mond und alle anderen Planeten in unserem Sonnensystem. Den restlichen Traum verbrachte ich damit, eine Reise durch die Galaxie zu unternehmen.“

Du siehst also, dass du selbst über die Grenzen deines Traumes bestimmst. Du kannst erleben, was immer du möchtest, vorausgesetzt du kannst es dir vorstellen. Du kannst all deine Phantasien ausleben, ohne dass du Angst vor Abweisung, Unfällen oder Tot haben musst. Der luzide Traum ist deine eigene Welt und du allein bist Gott dieser Welt.

Luzides Träumen - Die Kunst des Klarträumens effektiv erlernen

Подняться наверх