Читать книгу Luzides Träumen - Die Kunst des Klarträumens effektiv erlernen - Andreas Schwarz - Страница 9
ОглавлениеDie Schlafphasen:
Was passiert wenn wir schlafen?
Wenn wir das Klarträumen lernen möchten, dann müssen wir unseren Schlaf genauer unter die Lupe nehmen. Dieser ist aber etwas komplizierter, als man oft denkt. Während wir schlafen, durchlaufen wir verschiedene Schlafphasen. Darunter fallen Leichtschlafphasen, Tiefschlafphasen und die so genannte REM-Schlafphase. Diese wechseln sich in der Nacht zyklisch ab. Somit durchläuft man in der Nacht mehrere Traumphasen. Es ist also sinnvoll mehr über seinen Schlaf zu erfahren, um die Häufigkeit seiner Träume und somit auch seiner luziden Träume zu steigern.
Um Klarheit über die verschiedenen Schlafphasen zu erhalten, werfen wir einen Blick auf ein Schlafmessinstrument, welches in modernen Schlaflabors zum Einsatz kommt. Eine Versuchsperson wird dazu mit Hilfe von Elektroden mit dem Gerät verbunden.
Mittels Elektroenzephalographie (EEG) können Gehirnwellen verschiedener Gehirnareale gemessen werden. Das Elektrookulogramm (EOG) stellt die Augenbewegungen des rechten und linken Auges dar. Mit der Elektromyographie (EMG) werden Muskelbewegungen detektiert. Häufige Messpunkte sind die Kinn- und Beinmuskulatur. Der Herzschlag wird mit Hilfe des Elektrokardiogramms (EKG) gemessen. Mit einem Pulsoxymeter kann auf den Sauerstoffgehalt des Blutes geschlossen werden. Weiterhin kann das Schnarchen am Kehlkopf detektiert werden, welcher nasale und orale Luftflüsse beobachtet und Atembewegungen von Brustkorb (Thorax) und Bauch (Abdomen) analysiert.
Wertet man die Ergebnisse dieser Messungen aus, kann man erkennen, dass sich die Messwerte im Laufe des Schlafs zyklisch verändern und sich der Schlaf in verschiedene Schlafphasen einteilen lässt. Bei einer bestimmten Schlafphase beobachtet man schnelle Augenbewegungen unter den geschlossenen Augenliedern, weshalb diese Schlafphase auch als REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) bezeichnet wird. Diese Schlafphase ist für uns besonders interessant. Die anderen Schlafphasen werden in NREM-Schlafphasen (Non-rapid Eye Movement) unterteilt. Diese bestehen aus zwei Leichtschlaf- und zwei Tiefschlafphasen. Mit Hilfe der Messwerte lässt sich ein Hypnogramm erstellen, das im Folgenden als Beispiel dargestellt ist.
Durch die Analyse der biologischen Signale lassen sich also fünf unterschiedliche Schlafphasen messen, die eine charakteristische Reihenfolge besitzen und sich etwa alle 90 Minuten zyklisch wiederholen. Bei einem ungestörten Schlaf werden vier bis sechs Schlafzyklen während einer Nacht durchlaufen.
1. NREM-Schlafphase: erste Leichtschlafphase
In der Einschlafphase suchen wir unser Bett auf, lesen vielleicht ein Kapitel oder schauen uns noch etwas im Fernseher an, um uns auf den Schlaf vorzubereiten. Jeder hat hierfür sein eigenes Ritual. In diesem Moment stellt sich das Gehirn bereits darauf ein, in den Schlaf überzugehen und verlangsamt die Hirnwellenaktivität.
Schließen wir unsere Augen und entspannen uns, geben wir unserem Gehirn die Möglichkeit vom Beta-Bewusstseinszustand in den Alpha-Bewusstseinszustand einzutreten. Der Verstand entspannt sich und fährt die Sinneswahrnehmung herunter. Auch die Muskulatur beginnt sich zu entspannen. Die Atmung und der Puls nehmen einen angenehmen Rhythmus ein. Auch die Augen entspannen sich und bewegen sich nur geringfügig. Die erste Leichtschlafphase wird erreicht. In dieser können plötzliche Muskelzuckungen auftreten, da die Muskulatur entspannt und man sich dadurch schwerelos fühlt. Oft wird dieses Gefühl als ein freier Fall wahrgenommen und man erschrickt reflexartig.
2. NREM-Schlafphase: zweite Leichtschlafphase
In diese Schlafphase tritt man ein, wenn sich die Muskulatur noch weiter entspannt hat und auch die Augenbewegungen fast komplett nachgelassen haben. Besonders gut kann man diese Schlafphase anhand der auftretenden K-Komplexe und Spindelmuster im EEG (Gehirnwellenmuster) erkennen. Das Gehirn befindet sich im Theta-Bewusstseinszustand.
Bereits in dieser Phase können Träume auftreten, die oft sehr realitätsbezogen sind und unser Alltagserleben widerspiegeln. Hier werden offensichtlich die erlebten Ereignisse verarbeitet und neue Lösungskonzepte, für eine wahrscheinlich auftretende Situation in der Zukunft, entworfen. Handelt es sich hierbei um ein komplexes Problem (wie beispielsweise eine Trennung vom Partner, der Verlust einer nahestehenden Person, Entscheidungen über weitere Zukunftswege o. Ä.), kann die nächste Schlafphase oft nur erschwert erreicht werden. Somit verliert der Schlaf massiv an Qualität, da wichtige Tiefschlafphasen nicht erreicht werden.
3. NREM-Schlafphase: leichte Tiefschlafphase
In dieser Schlafphase verlangsamen sich die Gehirnwellen weiterhin und man tritt allmählich in den Delta-Bewusstseinszustand ein.
Die K-Komplexe und Spindelmuster im EEG werden seltener, die Muskeln sind vollständig entspannt und auch die Augenbewegungen haben sich auf ein Minimum reduziert. Die körperliche Erholung wird eingeleitet, die Körpertemperatur wird heruntergefahren und der Puls verlangsamt sich.
4. NREM-Schlafphase: starke Tiefschlafphase
Diese Schlafphase ist die tiefste aller Schlafphasen und ist absolut notwendig für eine gesunde Erholung des Körpers. Jetzt wird der Hormonhaushalt wieder in Einklang gebracht, die Muskulatur vermehrt regeneriert, antioxidative Mechanismen eingeleitet, die dem Alterungsprozess entgegenwirken und vieles mehr. Träume sind in dieser Schlafphase eher unwahrscheinlich.
Die Hirnwellenaktivität hat sich massiv verlangsamt und schwingt im Bereich von 0,5 bis 2 Hz. Auch der Atem und Herzschlag ist deutlich zurückgefahren. Das Aufwachen aus dieser Schlafphase fällt extrem schwer. Man schläft oft innerhalb weniger Sekunden wieder ein und vergisst es sogar, wenn man aufgewacht ist. Gerne wird hier der Wecker versehentlich abgeschaltet und man wundert sich anschließend darüber, dass der Wecker gar nicht geklingelt hat.
REM-Schlafphase
Nathaniel Kleitmann (der Entdecker der REM-Schlafphase) und William Dement führten eine Studie durch, welche belegt, dass 80% der Versuchspersonen, die aus dem REM-Schlaf geweckt wurden von lebhaften Träumen berichteten. Im Gegensatz dazu konnten nur 7% der Versuchspersonen von Träumen berichten, die aus dem NREM-Schlaf geweckt wurden. Da somit die Wahrscheinlichkeit auf einen Traum in der REM-Schlafphase am höchsten ist, wird diese Schlafphase als aktive Traumphase eingestuft. Welchen Zweck Träume erfüllen ist bis heute noch nicht genau geklärt. Man vermutet stark, dass Träume erlebte Situationen sortieren und auf mögliche Zukunftssituationen vorbereiten sollen.
Sieht man sich den REM-Schlaf auf den Daten der Schlaflabormessung an, kann man feststellen, dass die Hirnwellenaktivität massiv zugenommen hat und sogar teilweise die des Wachzustands übersteigt.
Anhand dieser Gesichtszüge, wird die Gefühlslage des Träumenden widergespiegelt. Wer aus dem REM-Schlaf aufgeweckt wird, kann sich sehr gut an seinen erlebten Traum erinnern, berichtet aber auch von einem sehr tiefen Schlaf.
Während dieser Schlafphase leitet der Körper eine Art Körperlähmung ein, die den Körper davor schützt, geträumte Ereignisse tatsächlich auszuführen. Dieses Phänomen wird Schlafparalyse oder Schlafstarre genannt. Da in seltenen Fällen beim Aufwachen nicht sofort die Schlafparalyse gelöst wird, kann es vorkommen, dass man sich nicht bewegen kann. Die Augenmuskulatur und auch die Atmung sind nicht von der Lähmung betroffen, da sie durch spezielle Nervenfasern gesteuert werden. Das sorgt dafür, dass während dem REM-Schlaf schnelle Augenbewegungen auftreten und die Atmung sehr unregelmäßig ist.
Obwohl die REM-Schlafphasendauer zu Beginn des Schlafs relativ kurz ist, verlängert sich die Dauer nach jedem Schlafphasenzyklus. Somit träumt man in frühen Morgenstunden deutlich länger und öfter, als in der Nacht. Logisches Denken ist in dieser Schlafphase im Normalfall nicht möglich, da der präfrontale Cortex des Gehirns inaktiv ist.
Wer in der Lage ist, diesen Teil seines Gehirns mit bestimmten Techniken zu aktivieren, erlebt das luzide Träumen. Eine erhöhte Aktivität im präfrontalen Cortex beim luziden Träumen wurde unter anderem von Dr. Ursula Voss in ihren Forschungen bestätigt.
Zusammenfassung
Für uns als Klarträumer ist es wichtig unseren Schlaf so erholsam wie nur möglich zu gestalten, damit wir unsere REM-Schlafphasen verlängern können. Die REM-Schlafphase ist die für uns interessanteste Schlafphase, da in ihr aktiv geträumt wird. Wie wir diese Schlafphase besser nutzen können, um die Wahrscheinlichkeit auf luzide Träume zu steigern, wirst du im zweiten Kapitel näher erfahren.