Читать книгу Die 12 Häuser der Magie - Schicksalskämpfer - Andreas Suchanek - Страница 18

Von Leib zu Leib

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Wow«, kommentierte Nic die Enthüllung zum wiederholten Mal. »Wie fühlt es sich an?«

»Woher soll ich das wissen, es funktioniert ja nicht!«, blaffte Jane.

Nachdem sie ihre neue Gabe enthüllt hatte, war Nic damit beschäftigt gewesen, die Konsequenzen zu verarbeiten.

»Kann man zwei Talente kombinieren?«, war Liz sofort pragmatisch geworden. »Denn als Schattenspringerin hättest du einen gewaltigen Vorteil.«

Jane hatte sich anfangs gesträubt, doch schließlich nachgegeben. Kurzerhand rollte Nic eine bequeme Decke aus, die auch nur ein klein wenig zerfleddert war, auf die Jane sich legen konnte.

»Und was genau musst du tun, damit es funktioniert?«, fragte er.

»Ich habe keine Ahnung! Wie du vielleicht bemerkst, passiert gar nichts.« Jane schien kurz davor zu stehen, ihn anzufallen.

Nic saß rechts neben ihr im Schneidersitz, Liz hatte sich links niedergelassen.

»Damit ich mich mit meinem Geist in die Vergangenheit projizieren kann, muss ich einen Gegenstand oder eine Person berühren«, erklärte Liz. »Vielleicht ist es bei dir genauso.«

Kurzerhand packte Jane Nics Handgelenk, schloss die Augen und ließ ihren Atem langsam ein- und ausströmen.

»Nichts.«

»Willst du es denn wirklich?«, fragte Liz.

»Warum, denkst du, liege ich hier?« Jane quetschte Nics Handgelenk.

»Ah, ist ja gut. Lass mich wieder los!« Er zog seine Hand zurück.

»Die Gabe gehört einem toten Magier. Du hast Schuldgefühle, willst sie eigentlich gar nicht. Möglicherweise stößt dein Inneres das Talent ab.«

»Wogegen ich kaum etwas tun kann.«

»Du könntest es akzeptieren.«

In einer eleganten Bewegung kam Jane in die Höhe. »So einfach ist das nicht.«

Damit wandte sie sich ab und verließ den Raum.

»Welcher Fatumaris ist der denn über die Leber gelaufen«, meldete sich Nox zu Wort.

Nics ganz persönlicher Albtraum stolzierte fröhlich über die Stelle, an der Jane bis eben gelegen hatte. Doch entgegen seines Auftretens wirkte er angeschlagen. Seine Augen funkelten nicht listig und gemein, wie es normalerweise der Fall war, sie blickten trübe in die Runde. Auch seinen Bewegungen fehlte der typische Elan.

»Was ist denn mit dir passiert?«

»Kümmere dich um deinen Kram. Sterben zum Beispiel.« Schweigend plumpste er auf sein Hinterteil.

»Nox?«, fragte Liz.

Nic beschränkte sich auf ein genervtes Nicken.

Sie beschlossen, Jane ein wenig Freiraum zu geben. Sie schafften einen großen Teil des alten Plunders von Chavale aus dem Labor in den Keller und funktionierten die Hälfte des Raumes zu einem Trainings­raum um.

Die folgenden Tage streiften sie die Ausrüstung über und kämpften gegeneinander. Zwar konnten sie im Herrenhaus keine größeren Kampfzauber einsetzen, doch sie übten mit abgelegtem Anima die Fingerbewegungen, mit der die Zauber gewoben wurden.

Am zweiten Tag kam Liz mit leuchtenden Augen in den Salon gestürmt, ein dickes Buch in der Hand. »Chavale besaß ein Grimoire, das hatte ich völlig vergessen«, erklärte sie.

Selbst Jane taute auf, als sie zu dritt im Trainingsraum standen und mit den Fingern seltsame Zauberkonstruktionen erschufen.

Bereits bei ihrer letzten Recherche hatten sie das Malus Magica Aeternum gefunden, in dem Chavale seitenlang seine Entdeckungen und Theorien aufgeführt hatte. Zudem hatte er eigene Zauber erfunden, die sie nun nachvollziehen wollten. Glücklicherweise hatte sich die Anleitung für Zauber all die Jahre nicht geändert. Sie konnten die Zeichnungen problemlos den jeweiligen Bewegungen zuordnen. Darunter stand, wozu sie gut waren.

»Chavales Funkenflug«, murmelte Nic, während er die passende Fingerübung ablaufen ließ. »Dadurch erscheinen Millionen von winzigen Funken und streifen durch die Reihen der Angreifer. Damit könnte man eine ganze Horde an Gegnern in Brand stecken.«

»Klingt ziemlich martialisch«, merkte Liz an.

»Er hat auch extra eine Warnung darunter notiert. Damals ging es wohl deutlich rauer zu als heute.«

»Sinnloses Gefuchtel«, krakeelte Nox. »Ihr seid echte Flaschen.«

Doch längst hatten die Worte ihre Schärfe verloren. Auch der Familiaris wurde zunehmend wütend. Gefangen im Haus konnte er seinem Auftrag nicht nachkommen, Nic zu verraten.

Jane unternahm weiter Versuche, ihre neue Gabe einzusetzen.

Gleichzeitig trafen fast täglich Berichte von Angelo ein. Er hatte sich mit Samantha zusammengetan. Die Traumwandlerin hatte ihnen vor einigen Wochen dabei geholfen, die Träume Jeremiahs zu infiltrieren. Gemeinsam arbeiteten sie daran, ein Untergrundnetzwerk aufzubauen.

Immer mehr Kisten wurden geschickt, die Ausrüstung, Verpflegung und der Kleidungsvorrat wuchsen. Angelo hatte noch keinen Hinweis auf Matt oder Gabriel gefunden.

Nach einer besonders intensiven Trainingseinheit lagen Liz und Nic keuchend auf den Trainingsmatten.

»Du warst gut«, sagte Liz.

»Du auch.« Nic lächelte.

In einer schwungvollen Bewegung rollte sich Liz an seine Seite, ihre Lippen verschmolzen zu einem Kuss. Sie schmeckte nach Minze, mit einer Mischung aus Wacholder, ihre Haut roch selbst nach dem intensiven Training nach frischem Duschgel.

Ihre Küsse wurden gieriger, eine Gürtelschnalle klackte. Liz’ Hose glitt herab.

Mit einem Knall wurde die Tür geöffnet. »Es funktioniert!«

Entsetzt schrak Nic zusammen. »Ernsthaft? Jetzt?!«

Liz schloss soeben ihren Gürtel.

»Ich war oben und habe mich fokussiert und dann plötzlich … ich habe meinen Körper verlassen und dann konnte ich alles sehen, was du siehst, was in deiner Umgebung geschieht. Allerdings verschwommen, wie durch klares Wasser, das Wellen schlägt.«

In diesem Augenblick war Nic froh darüber, dass Jane sie beide unterbrochen hatte. Andernfalls hätte er sich danach vermutlich Benotungen seiner Performance anhören dürfen.

»Damit haben wir also eine Leibwandlerin, die ihren Geist an andere Menschen heften kann.« Liz wirkte überaus zufrieden. »Und anscheinend geht das sogar ohne Berührung.«

Jane schüttelte energisch den Kopf. »Ich glaube, dass es das normalerweise nicht tut. Als ich meinen Geist ausgeschickt habe, wurde es kurz dunkel. Nur ein paar Sekunden, doch ich kenne das Gefühl.«

»Du bist durch die Schatten gereist«, schloss Nic. »Du kannst dich tatsächlich durch die Schatten projizieren, um Menschen zu beobachten!«

Wodurch sich ganz neue Möglichkeiten offenbarten. Da niemand jemanden aus dem Haus der Leibwandler kannte, besaßen sie hier keine Chance, ergänzende Informationen zu erhalten.

»Learning by doing«, erklärte Liz pragmatisch, was dazu führte, dass Jane ihren Geist ständig durch die Schatten in eines der anderen Zimmer projizierte, um sich an einen ihrer Körper zu hängen.

Anfangs gelang es nur wenige Sekunden, doch die Zeitspannen wurden länger. Als sie erstmals eine Stunde erreichte, wirkte sie gelöst und glücklich.

»Wir sollten erste Versuche außerhalb des Hauses unternehmen«, schlug sie vor.

Kurzerhand öffnete Nic den schwarzen Spiegel und gemeinsam mit Liz reiste Jane nach Zypern. Glücklicherweise wartete hinter den Dünen eine Lagune, die ständig von Einheimischen und Touristen bevölkert war.

Jane sank in den Schneidersitz, während sie ihren Geist in Sichtweite projizierte. Nachdem dies problemlos gelang, nutzte sie die Schatten und heftete sich über weite Strecken an fremde Menschen, schickte ihren Geist immer wieder auf Wanderschaft. In dieser Zeit blieb ihr Körper schutzlos zurück, doch Liz achtete darauf, dass ihm nichts geschah.

Nic hielt das Portal geöffnet und konnte auf diese Weise alles beobachten. Letztlich eine langweilige Angelegenheit, denn Jane saß nur in Trance herum, während Liz sich ständig nach Feinden umsah.

»Was ist mit der Entfernung?«, fragte Nic eines Abends beim Essen. »Gibt es da ein Limit?«

»Probieren wir es aus«, erwiderte Jane mit neu erwachtem Tatendrang.

Am kommenden Tag kehrte sie mit müdem Blick, aber zufrieden aus Zypern zurück.

»Ich habe mich an Angelo gehängt. Er war gerade irgendwo in Afrika.«

Sie hinterließen neben dem Portal einen Brief, der sich bei Annäherung von Angelo auf diesen stürzen würde. Er musste erfahren, was Jane für eine neue Fähigkeit besaß. Und tatsächlich, als Nic die Passage am nächsten Abend öffnete, schicke sein ehemaliger Trainer keine Kiste, er kam selbst zurück in das sichere Haus.

Er trug Kampfmontur, die Schultern waren noch etwas breiter geworden und als er Nic in eine Umarmung zog, war es ein Wunder, dass es nicht zu Quetschungen kam.

»Es ist schön, wieder unter Freunden zu sein.«

Sie aßen gemeinsam, tranken und berichteten einander von den Geschehnissen.

»Wir haben ein leer stehendes Haus in Afrika zu unserem Hauptquartier umfunktioniert, aber ich bin nicht sicher, wie lange wir es noch halten können«, erzählte Angelo. »Inés wird stärker, das Suchmuster der Wächter dichter. Sie nutzen Befragungen und Wahrheitszauber, die für den jeweiligen Magier sogar gefährlich werden können.« Sein Blick traf Jane. »Euer Brief hat mir einen gehörigen Schreck eingejagt. Du hast mich beobachtet, ohne dass ich etwas davon bemerkt habe.«

»Vielleicht können wir damit endlich ein paar Informationen bekommen«, gab Nic zurück. »Normale Leibwandler können sich niemals ohne Berührung einfach an Magier heften. Jane hat zwei Talente und durch die Kombination haben wir einen Vorteil.«

»Habt ihr Matt gefunden?«, fragte Angelo.

Nic schüttelte den Kopf. »Vielleicht treibt er immer noch durch das schwarze Netzwerk, ich kann ihn einfach nicht finden.«

»Meine Kontakte haben auch nichts von ihm gehört, er scheint also nirgendwo außerhalb der Verbindungen aufgetaucht zu sein.« Angelo rieb sich müde die Augen. »Aber hast du es schon mit deinen Fähigkeiten probiert, Jane?«

Sie nickte. »Keine Chance.«

»Ich habe eine Fotografie von Gabriel bei mir«, erklärte Angelo. »Würdest du versuchen, ihn zu finden?«

Sie spiegelten nach Zypern, kehrten jedoch unverrichteter Dinge wieder zurück.

»Falls Inés dafür verantwortlich ist, hat sie ganze Arbeit geleistet«, kommentierte Liz.

»Diese Frau scheint generell ziemlich gut in allem zu sein.« Nic trat wütend gegen eine Wand, was jedoch lediglich dazu führte, dass sein Fuß schmerzte.

»Warum versuchen wir nicht, sie zu beobachten?« Liz blickte in die Runde.

»Bist du verrückt?«, fragte Nic. »Und die Frage ist ernst gemeint. Wir sprechen von Inés.«

»Sie ist nicht allmächtig«, stellte Jane klar. »Auch sie macht Fehler und kann angegriffen werden. Dass ich ihr eine Fähigkeit abnehmen konnte, beweist das.«

»Trotzdem gehe ich stark davon aus, dass es Möglichkeiten gibt, sich gegen Körperwandler zu schützen«, merkte Angelo an. »Andernfalls wäre kein Magier sicher, kein Geheimnis könnte gewahrt werden.«

Letztlich gab es wohl gegen jedes Talent eine Abwehrmöglichkeit. Die Frage war, worin diese bestand.

»Ein Versuch kann nicht schaden.« Janes neu erwachter Tatendrang kannte keinen Halt.

»Wenn Inés dafür sorgen konnte, dass wir Gabriel nicht finden, wird sie sich auch abgesichert haben.« Angelo seufzte. »Aber es stimmt, einen Versuch ist es wert. Irgendwo müssen wir anfangen. Langsam gehen uns die Ansätze aus. Wenn die Wächter weiter an Stärke gewinnen und uns aufgrund von Inés’ Lügen als Gegner einstufen, werden sie uns früher oder später kriegen. Wir können nicht ewig hierbleiben.«

Abgesehen von dieser pragmatischen Einschätzung wollte ihre Feindin immerhin nicht weniger erreichen, als ein zweites Regnum einzuleiten. Der Dämon würde vor niemandem haltmachen, ganz sicher nicht vor einem alten Herrenhaus, mochte es auch noch so gut gesichert sein.

»Wir versuchen es«, entschied Jane.

»Vorher werden wir dich an einen geschützten Ort außerhalb des Hauses bringen«, erklärte Angelo. »Falls etwas schiefgeht, darf weder das Haus gefunden werden noch einer der Spiegel.«

Auf seine Worte runzelte Liz kurz die Stirn, sprang auf und rannte davon. Mit Chavales Grimoire kehrte sie zurück. Wild blätterte sie durch die Seiten, nur um es schließlich wuchtig auf den Tisch zu donnern.

»Perfekt.« Sie tippte auf eine Stelle. »Dieser Zauber ist genau für einen solchen Fall geeignet. Man spricht einen Ankerzauber, der an bestimmte Erinnerungen geheftet wird. Gerät man dann in die Fänge eines Gegners, löst man den Zauber aus, worauf alle verbundenen Erinnerungen gelöscht werden.«

»Damit man im Falle einer Befragung nichts ausplaudern kann.« Nic beugte sich über das Papier. »Da steht ausnahmsweise keine Bezeichnung. Nennen wir ihn Chavales Vergesslichkeit.« Er kicherte.

»Also schön. Bevor wir das Haus verlassen, belegt jeder seine Erinnerungen zu den Spiegeln und allem in diesen Räumlichkeiten mit«, Angelo seufzte, »dem Zauber Chavales Vergesslichkeit

Obwohl Nic todmüde war, konnte er in dieser Nacht nicht schlafen. Mittlerweile hatte er gelernt, die Kommentare von Nox zu ignorieren, gleichzeitig gab dieser sich kaum noch Mühe. Es schien fast, als verlöre der Familiaris an Kraft. Darauf angesprochen, musste Nic sich wüste Beschimpfungen anhören.

In dieser Nacht stieg er gemeinsam mit Liz auf das Dach des Hauses. Sie blickten über das nächtliche London, das von einer dichten Nebeldecke eingehüllt wurde. Der Mond war nicht zu sehen, einzig die Straßenlaternen erschufen glühende Leuchtkugeln, die einen Hauch Licht verströmten.

»Du willst wirklich mitgehen?«, fragte Nic.

»Keine Sorge, ich passe auf mich auf.« Ihre Finger verschränkten sich mit seinen. »Und ich will einen kleinen Abstecher machen.«

»Dazu hast du gar nichts gesagt!«

»Es reicht einstweilen, wenn ich davon weiß. Aber mach dir keine Sorgen.«

»Das sagst du so, ich sitze hier allein im Haus und kann nur abwarten, was geschieht.«

Liz hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. »So muss ich mir wenigstens keine Sorgen um dich machen.«

»Der Punkt geht an dich.«

Sie versanken in einem innigen Kuss, der ewig zu währen schien und doch viel zu kurz war.

»Denkst du oft an Matt?«, fragte Liz.

»Nicht in diesen Momenten«, erwiderte er mit einem verunglückten Grinsen. »Immer wieder. Ich hasse es, so machtlos zu sein. Er hätte mir schon längst geholfen, ganz sicher. Aber ich bin einfach nutzlos.«

»Das bist du nicht«, fuhr Liz ihn an. »Ohne dich wäre ich tot, um nur eine Sache zu nennen.«

»Matt und Jane wären in ihrem Haus, wo sie brav ihre Studien betreiben würden.«

»Während Inés daran arbeitet, ein zweites Regnum einzuleiten«, konterte Liz. »Lass das Selbstmitleid, okay? Wir finden Matt. Wenn niemand dort draußen etwas von ihm weiß, ist das ein gutes Zeichen. Falls Jane sich an Inés hängen kann, wissen wir bald mehr.«

Er nickte nur schwach.

Wenn sie nicht zügig eine Möglichkeit fanden, dass er das verdammte Haus wieder verlassen konnte, würde er höchstpersönlich jeden Stein wegsprengen.

Sie genossen das Beisammensein, ließen sich im Bett von der Leiden­schaft übermannen und schliefen eng aneinandergekuschelt ein.

Am nächsten Morgen lag Anspannung in der Luft. Jeder wusste, was davon abhing, dass Jane Erfolg hatte. Sie verschlangen ein kurzes Frühstück, dann verließen Angelo, Liz und Jane das sichere Haus über das Spiegelportal auf Zypern.

Nic beobachtete seine drei Freunde, bis sie hinter den Dünen verschwunden waren.

»Da gehen sie hin«, seufzte Nox. »Das war das letzte Mal, dass du deine Freunde lebend gesehen hast. Tut es sehr weh?«

Nic trat nach der Schnauze des Familiaris. Natürlich glitt sein Fuß durch die Fratze hindurch, aber es tat gut. Danach tigerte er unruhig durch das Haus. Angelo hatte deutlich gemacht, dass sie einen Tag unterwegs sein würden, um unbeobachtet nach Afrika zu gelangen. Sam würde Nic im Traum berichten, wenn seine Freunde eingetroffen waren.

Tatsächlich erschien die Traumwandlerin Nic im Schlaf und meldete, dass alle drei wohlbehalten angekommen waren. Danach blieb es still.

Die Unruhe trieb ihn sogar dazu, das Haus zu putzen, was nicht oft vorkam. Am Ende schrubbte er den Teppich so fest, dass das Scheuermittel ein Loch hineinfraß.

In der nächsten Nacht erschien Sam nicht.

Der Versuch musste längst vorüber sein. Waren sie bereits auf dem Rückweg?

Er wartete, seine Nerven zum Zerreißen gespannt. Immer wieder aktivierte Nic den Spiegel, betrachtete den Horizont auf Zypern und hoffte, dass der Blondschopf von Liz, die breiten Schultern von Angelo oder der stahlharte Blick von Jane auftauchten.

Doch nichts.

Am kommenden Tag stand Nic kurz davor, in den Spiegel zu springen, als sie endlich zurückkehrten. Dass etwas nicht stimmte, sah er auf den ersten Blick.

Jane sah aus wie eine wandelnde Leiche. Schlimmer als an jenem Tag, als er sie aus den Schatten gezogen hatte. Etwas hatte sie bis ins Mark erschüttert.

Liz trug einen dicken Folianten unter dem Arm und schritt zügig neben Angelo aus, der seine Muskeln spielen ließ. Vermutlich würde sein Shirt jeden Augenblick reißen.

Zu dritt spiegelten sie in das sichere Haus.

»Was ist los?«, fragte er sofort.

»Das musst du Jane fragen«, erwiderte Angelo. »Es hat funktioniert, aber sie will uns nichts erzählen, solange sie nicht mit dir darüber gesprochen hat.«

»Mit mir?«

»Nic, es … ich …« Sie wandte sich um und ging in den Salon. Als er sie eingeholt hatte, ergänzte Jane: »Es hat funktioniert. Inés war bei deinem Dad.« Sie rieb sich fahrig über das Gesicht. »Es kann einfach nicht sein, es ist unmöglich. Sie muss das irgendwie getrickst haben.«

»Was denn?«

»Du musst mir versprechen, dass du nicht ausflippst.«

Mittlerweile waren seine Handflächen schweißnass. »Zeig es mir.«

Wie damals in der U-Bahn in Berlin, übertrug sie die Erinnerungen magisch auf ihn. Ihr Anima erlosch, die eingesogene Magie hatte den Zauber gewoben.

»Du kannst es einfach abrufen«, erklärte sie, was völlig unnötig war, da er es schon ein Dutzend Mal getan hatte.

Was hatte Jane so aus der Fassung gebracht?

»Du kannst es nacherleben«, ergänzte sie. »Alles.« Noch einmal atmete sie schwer ein. »Aber glaub ihr nicht. Sie lügt, da bin ich sicher.«

»Wenn du mir Angst machen wolltest, ist dir das ausgezeichnet gelungen.« Nic machte sich bereit.

»Bekommen wir die Erinnerung auch?«, fragte Angelo verärgert.

»Das muss Nic entscheiden«, erwiderte Jane.

»Was?!« Der Freund schien kurz davor zu stehen, ihr den Hals umzudrehen.

Nic sank in den Sessel.

Mit einer simplen Geste, kombiniert mit einem Gedanken, löste er die Erinnerung aus, die Jane ihm geschenkt hatte.

Seine Reise begann.

Die 12 Häuser der Magie - Schicksalskämpfer

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