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Eine neue Suchtdefinition ist überfällig

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Mit kritischem und gesundem Menschenverstand kann jeder Mensch darauf kommen, dass Nikotin nicht süchtig machen kann, denn sonst würde jeder Raucher nachts mit Entzugserscheinungen wach werden, sobald sein Nikotinspiegel abgesunken ist – das ist beispielsweise bei Heroin immer der Fall.

Doch genau dieser gesunde Menschenverstand scheint wirtschaftlich nicht erwünscht zu sein, denn wenn jeder Raucher plötzlich nicht mehr täglich sein Geld zum Fenster heraus und den Zigarettenherstellern in den Rachen wirft, und dabei überdies sogar gesund bleibt, brechen die Umsätze zweier Industriezweige ein: Tabak und Medizin – oder haben Sie gedacht, die Hersteller von Zigaretten oder Medikamenten wären Ihre Freunde?

Um den Teufel bei den Hörnern zu packen, müssen wir uns zunächst aus seiner Zwickmühle befreien, und das ist die Suchtdefinition der WHO, an der sich alle anderen Definitionen orientieren. Diese besagt nämlich sinngemäß:

Eine Sucht könne sich sowohl körperlich als auch psychisch niederschlagen und führe zu einem Zwang, Substanzen zu konsumieren. 1

Diese Formulierung ermöglicht es, jede Art von Zwangsverhalten medikamentös zu behandeln, selbst wenn es für jeden Geisteswissenschaftler, zu denen ich gehöre, kristallklar ist, das hier ein unterbewusst erlerntes Verhalten für den Zwang sorgt und nicht etwa eine biologische Abhängigkeit.

Ich fordere daher auf, zu differenzieren und präzise zu formulieren:

Eine physische (körperliche) Sucht ist eine erworbene Substanzabhängigkeit zur Erhaltung physiologischer Funktionsvorgänge. Eine psychische Sucht ist ein chronisch wiederkehrendes Befriedigungsverlangen.

Auf Deutsch: Der Körper braucht Stoffe zum Leben, die Psyche braucht Wirkungen zum Glücklichsein. So einfach ist das!

Der Körper kann nur nach etwas süchtig sein, das er zum Leben braucht. Diese Substanz muss nach Suchterwerb fortan von außen zugeführt werden.

Die Psyche hingegen kann gar nicht süchtig werden, denn sie braucht zur Befriedigung ein bestimmtes Gefühl (eine Information) und keine Substanzen.

Wenn die Sucht tatsächlich, wie bislang vermutet, kausal von den Inhaltsstoffen einer Zigarette abhinge, könnte sie folglich mit körperlich wirksamen Methoden (Medikamente, Hilfsstoffe, Ersatzprodukte) bekämpft und aufgelöst werden. Das ist der Grund, warum so gut wie alle Verhaltenszwänge, die laut dieser „Gummidefinition“ zu Süchten erklärt werden, wie etwa Spielsucht, Sexsucht, Esssucht, Internetsucht, Sammelsucht oder auch Alkoholsucht niemals durch Medikamente oder Abstinenz aufgelöst werden können.

Als aufgelöst kann eine Sucht nur dann gelten, wenn beim Süchtigen nach der Behandlung der gleiche Status wie beim Nichtsüchtigen hergestellt ist. Das heißt, wenn ein 16-Jähriger eine Zigarette rauchen kann und danach nicht automatisch weiterraucht, dann muss das bei einem 60-Jährigen, der jahrzehntelang gequalmt hat, auch klappen. Und es klappt auch, allerdings nicht mit Abstinenz oder einer Tablette. Das Ziel der wirtschaftlichen Interessen des Medizinsystems besteht offenbar darin, einen Menschen zum Patienten zu erklären, um ihn dann ein Leben lang mit Angst an Medikamente zu binden.

Dass eine Definition, die jahrzehntelang als „wahr“ galt, aufgrund neuer Forschungsergebnisse und Erkenntnisse abgeändert oder gar revidiert werden muss, ist zum Glück nichts Neues. So wurden beispielsweise die WHO-Definitionen von „Krankheit“, „Gesundheit“ und „Geisteskrankheit“ mehrmals umformuliert. Die Definition von „Sucht“ erfuhr in den letzten Jahrzehnten ebenfalls einige Modifikationen, sodass sogar Fachleute nicht immer den letzten Stand berücksichtigen. Da sich aufgrund unterschiedlicher Suchtdefinitionen immense Widersprüche, Paradoxien und nicht zu erklärende Ausnahmen ergeben, wird es Zeit, dass wir eine weitere Aktualisierung an der bestehenden Definition von „Sucht“ vornehmen. Allein hierdurch könnte künftig die wenig aussichtsreiche medikamentöse Behandlung von Rauchern genauso der Vergangenheit angehören wie die Behandlung von Cholera mit einem Aderlass.

Der Weg dorthin ist nicht weit. Noch nicht einmal radikales Umdenken ist erforderlich, um hinter das Geheimnis der vermeintlichen Sucht zu kommen. Hier ist lediglich Ihre Offenheit gefordert – und da Sie ja weniger oder gar nicht mehr rauchen möchten, haben Sie einen guten Grund, alte Standpunkte und Glaubenssätze zu prüfen. Sehen wir uns also im nächsten Schritt einmal an, was eine Zigarette genau ist, und beginnen wir mit ihrer Bedeutung für den Menschen.

Nikotinsucht - die große Lüge

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