Читать книгу Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten - Angela Stöger - Страница 10

Die Faszination der Lautproduktion jenseits der „Stimme“

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Während des Studiums lernte ich die Kommunikation zahlreicher Tierarten kennen. Mir wurde bewusst, dass die Kreativität der Natur keine Grenzen kennt. Die ausgeklügelten Mechanismen und die Diversität, mit der im Tierreich kommuniziert wird, beeindruckten mich. Selbst bei den Insekten findet man hoch entwickelte Lautapparate.

Wohl kaum ein Geräusch prägt die Klangkulisse am Stadtrand im Frühling so sehr wie der – manchmal durchaus etwas penetrante – „Gesang“ der Feldgrille. Wie für Langfühlerschrecken typisch, reibt die männliche Feldgrille dabei ihre Vorderflügel aneinander, die spezialisierte Strukturen aufweisen. Die Schrillleiste des rechten Flügels streicht über die Schrillkante des linken Flügels, um das typische Zirpen zu produzieren. Diesen Vorgang nennt man Stridulation. Wobei die Feldgrille sogar über mehrere Gesangsformen verfügt: einen an die Weibchen gerichteten Lock- und Werbegesang und – wie könnte es unter Männchen anders sein – einen Rivalengesang. Hören kann die Grille übrigens mit den Füßen, denn ihre Hörorgane befinden sich an den Vorderbeinen.

Hörprobe

Während der Paarungszeit knurren die Männchen des Zwerguramis, eines Knochenfisches, besonderes laut

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Der Knurrende Zwerggurami lebt im südostasiatischen Raum und überrascht durch ungewöhnliche Laute

Eine überraschend lautaktive Tiergruppe sind auch die Knochenfische, die ich besonders genau kennenlernen durfte, weil Professor Kratochvil, mein Doktorvater, darauf spezialisiert ist. Fische haben keine Stimmbänder, sondern produzieren Laute unter anderem mithilfe der Schwimmblase mittels sogenannter Trommelmuskeln, die sehr unterschiedlich aufgebaut sein können. Der aus Südostasien stammende Knurrende Gurami gibt zum Beispiel Laute von sich, die mithilfe von Muskulatur und Strahlen der Brustflossen samt den dazugehörigen Sehnen erzeugt werden. Besonders laut „knurren“ die Zwerggurami-Männchen während der Paarungszeit, wenn sie ihr Revier gegen Rivalen verteidigen.

Von der Heuschrecke bis zum Rothirsch oder dem Elefanten: Revierverteidigung, Abschreckung von Rivalen über Rufe, die zeigen, wie stark, fit und kampfbereit man selbst ist, sowie das Anlocken von Partnern findet man als akustisches Verhalten bei so gut wie allen Tiergruppen. Das mächtige Röhren eines dominanten Rothirsches in der Brunft oder das tiefe, pulsierende „Rumbeln“ eines sechs Tonnen schweren Elefantenbullen in der sogenannten „Musth“ – einem Zustand erhöhter Kampf- und Paarungsbereitschaft, der durch ein erhöhtes Testosteronlevel ähnlich der Brunft verursacht wird – beeindruckt Weibchen und warnt Rivalen. Bei Säugetieren gilt in der Regel: je tiefer die Stimme, desto attraktiver das Männchen. Das trifft auch auf Menschen zu: Forscher der Pennsylvania State University konnten nachweisen, dass auch Männer mit einer tiefen Stimme auf Frauen anziehend und auf andere Männer einschüchternd wirken.

Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten

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