Читать книгу Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten - Angela Stöger - Страница 15

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Es sind Erlebnisse wie diese, die meine Faszination für die Welt der Laute immer wieder erneuern, weil mir die Bioakustik auf einzigartige Weise aufzeigt, wie viel der menschlichen Wahrnehmung normalerweise entgeht.

Wer nicht hören kann, muss hören wollen

Wenn auch nicht unbedingt Auge in Auge mit einem tonnenschweren Elefantenbullen: Wir müssen uns immer wieder konkret vor Augen führen, dass unser menschliches Wahrnehmungsspektrum bei Weitem nicht alles abdeckt. Diese Vorstellung fällt uns manchmal schwer, wir vergessen im alltäglichen Leben darauf. Irgendwann werde ich mit einem Ultraschall-Mikrofon in meinen Hasenstall gehen, um herauszufinden, wie viele Mäuse da drinnen leben. Ab und zu sehe ich natürlich eine vorbeihuschen, aber ich höre sie nicht. Dabei werden diese Mäuse selbstverständlich miteinander kommunizieren, quietschen, vielleicht singen die Männchen sogar den Weibchen einen Werbegesang. Das alles bleibt mir aber verborgen, weil ich es, zumindest akustisch, nicht wahrnehmen kann.

Einerseits bleiben uns Laute also aufgrund unserer Anatomie verborgen, aufgrund physikalischer Gegebenheiten, die unsere Wahrnehmung einschränken. Andererseits bleiben uns Laute verborgen – und nun sitzen wir wieder still im Wald und lauschen –, weil uns das Bewusstsein dafür fehlt oder weil wir ihnen keine Aufmerksamkeit schenken. Wenn wir aber genau hinhören und uns bewusst sind, dass Kommunikation und Interaktion immer und überall stattfinden und dass dafür Intelligenz und Bewusstsein die Voraussetzung sind – können wir dann genau diese Eigenschaften vielen Tieren immer noch absprechen?

Primaten warnen einander vor speziellen Feinden. Der Laut eines Schweines in Panik hat die gleichen akustischen Merkmale wie der eines panischen Menschen. Die Mutterkuh ruft verzweifelt nach ihrem Kalb, wenn sie getrennt werden, manchmal stundenlang. Ich glaube, je mehr Menschen besser über das Leben der Tiere Bescheid wissen, desto eher sind sie bereit zu erkennen, dass wir auf dieser Welt vielleicht doch nicht alles tun und lassen sollten, wie es uns passt.

Unser Vermögen, die Tiere näher und umfassender zu verstehen, liegt also nicht nur an der Ausweitung unserer technischen Möglichkeiten, sondern auch an unserer Haltung ihnen gegenüber, an unserer Bereitschaft den Tieren zuzuhören. Wie uns dieses Zuhören gelingen und welche Welten es uns erschließen kann, darin tauchen wir in diesem Buch ein.

Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten

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