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PT-6: Akute Konflikte, Emotionen, Stress

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Der mentale Zustand ist bei einem akuten (d. h. im Bewusstsein präsenten) Konflikt durch Widersprüche und Diskrepanzen gekennzeichnet, verbunden mit akutem Stress und Emotionen (Lazarus, 1991, 1993, 1999) – Angst, Ärger, Eifersucht, Kränkung, Depression etc. Häufig drehen sich in diesem Zustand die Gedanken im Kreis, verbunden mit einem Gefühl der Ausweglosigkeit; in anderen Situationen bleiben die Gedanken plötzlich stecken (»Da fiel mir nichts mehr ein!«), verbunden z. B. mit Erschrecken.

Eine anschauliche Schilderung eines solchen akuten Konfliktzustands findet sich in dem Roman »Die Leiden des jungen Werther« von Goethe. Die Heldin Lotte verbringt eine schlaflose Nacht, nachdem sie von dem unsterblich in sie verliebten Werther am Abend zuvor heftig bedrängt und gegen ihren Willen geküsst worden war. Sie hatte Werther danach von sich gestoßen und ihm gesagt, sie wolle ihn nie wieder sehen. Nun weiß sie nicht, ob sie das ihrem Ehemann erzählen soll.

»[Sie] hatte die letzte Nacht wenig geschlafen (…). Ihr sonst so rein und leicht fließendes Blut war in einer fieberhaften Empörung, tausenderlei Empfindungen zerrütteten das schöne Herz. Wie sollte sie ihrem Mann entgegengehen? Wie ihm eine Szene bekennen, die sie so gestehen durfte und die sie sich doch nicht zu gestehen getraute? (…) Konnte sie wohl hoffen, dass ihr Mann sie ganz im rechten Licht sehen, ganz ohne Vorurteil aufnehmen würde? Und konnte sie sich wünschen, dass er in ihrer Seele lesen möchte? Und doch wieder, konnte sie sich verstellen gegen den Mann, vor dem sie immer wie ein kristallhelles Glas offen und frei gestanden war, und dem sie keine ihrer Empfindungen jemals verheimlicht noch verheimlichen können? Eins und das andere machte ihr Sorgen und setzte sie in Verlegenheit.« (Goethe, 1789/1960, S. 118).

Dieser Entscheidungskonflikt macht sie am nächsten Tag handlungsunfähig. Als ihr Ehemann Albert von seiner Dienstreise zurückkommt, begrüßt sie ihn »mit einer verlegenen Hastigkeit« (S. 119). Auf seine Frage, was in der Zwischenzeit geschehen sei, antwortet sie »mit Übereilung« nur, dass Werther da gewesen sei. Danach verfällt sie in eine tiefe Niedergeschlagenheit. Es wurde

»immer dunkler in Lottens Gemüt. Sie fühlte, wie schwer es ihr werden würde, ihrem Mann, auch wenn er bei bestem Humor wäre, das zu entdecken, was ihr auf dem Herzen lag; sie verfiel in eine Wehmut, die ihr umso ängstlicher ward, als sie solche zu verbergen und ihre Tränen zu verschlucken suchte.« (Goethe, 1789/1960), S. 129).

Gelassenheit durch Auflösung innerer Konflikte

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