Читать книгу Schloss der dunklen Leidenschaft | Erotischer SM-Roman - Angelique Corse - Страница 6
ОглавлениеKapitel 3
Fröhliches Gelächter drang an Celinas Ohren, als sie den Ballsaal betrat. Die junge Frau versuchte zu lächeln, was nur halbherzig gelang. Wieder umschnürte das verhasste Korsett ihre Taille, war jedoch nicht der Hauptgrund für den mühsam verborgenen Widerwillen.
Tapfer bahnte Celina sich ihren Weg durch die Menschenmenge und steuerte auf den rettenden Diwan zu. Sofort wandten sich die Köpfe nach ihr um. Woran es diesmal lag, konnte Celina nicht sagen und es interessierte sie auch nicht. Undamenhaft ließ sie sich auf die weichen Kissen fallen und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Unwillkürlich formte sich ihre Hand zur Faust und Celina widerstand dem Wunsch, irgendetwas oder irgendwen zu schlagen. Obwohl ihr Zorn sich gegen mehrere Personen inklusive sich selbst richtete, wollte er nicht verrauchen.
Sie blickte an sich hinunter. Das mädchenhafte, weiß-rosa Seidenkleid schien wie eine Farce, zumal es nicht mit ihren Haaren harmonierte. Aber Caroline hatte darauf bestanden, weil es ihrer Meinung nach Celinas jugendliche Unschuld hervorhob.
Wenn sie wüsste, dachte Celina mit einem Hauch Bitterkeit.
Körperlich gesehen mochte es der Wahrheit entsprechen, doch in ihrem Geist zeigte sich das umgekehrte Bild. In einer Mischung aus Verachtung und Trauer erinnerte Celina sich an das gemeinsame Frühstück am Morgen.
Nach dem ernüchternden Gespräch mit Anne waren sie zum Haus zurückgekehrt und hatten eine aufgelöste Caroline vorgefunden. Zwar war es ihr mithilfe von Annes Mutter gelungen, den wütenden, angetrunkenen Alvin zu beruhigen und ins Bett zu schaffen, doch währenddessen waren einige Beschimpfungen gefallen, die niemand der Anwesenden erneut auszusprechen wagte. Dergleichen war auch unnötig, denn die tränenfeuchten, schamhaft geröteten Wangen von Celinas Mutter sagten genug.
Es folgte ein endloser Schwall an Entschuldigungen und Rechtfertigungen, in deren Verlauf sie Caroline mehrfach stützen musste. In Celinas Augen war es überflüssig, denn nicht ihre Mutter oder sie hatten einen Fehler begangen, sondern Alvin. Ganz allein er hätte sich für dieses ungebührliche Verhalten entschuldigen müssen. Zwar hatten die Steins versprochen, trotz des Ereignisses in freundschaftlichem Kontakt zu bleiben, doch die ungewöhnlich kühle Verabschiedung sagte etwas anderes. Eine jahrzehntelange Freundschaft war auf tragische Art und Weise zerstört.
Zu Celinas eigener Überraschung betrübte sie das jedoch weniger, als sie selbst angenommen hätte. Schließlich hatten Anne und sie sich im zarten Alter von vier Jahren auf einer Spielwiese kennengelernt, woraus eine tiefe Freundschaft entstanden war. Zusammen hatten sie gelacht, geweint, waren gelobt und bestraft worden. Selbst die stürmischen Tage der Jugendzeit, in denen Seele und Denkstrukturen sich verändern, hatte ihre Zuneigung schadlos überstanden.
Aber jetzt kam es Celina vor, als wäre ihre einst so vertraute Kameradin innerhalb weniger Sekunden zu einer Fremden geworden. Sie hatte Anne nicht wiedererkannt. Dass ihre Freundin ihre zum Teil rebellische Ansicht nicht teilte, hatte Celina sich gedacht. Schon immer war Anne die Stille und Gehorsame gewesen, während sie selbst sich durch einen leicht aufmüpfigen Charakter auszeichnete. Dies hatte in der Vergangenheit manchmal zu kleinen Reibereien geführt, aber niemals eine Entfremdung verursacht.
Bis jetzt. Nachdem Anne ihr in den Rücken gefallen war und sie entrüstet gemaßregelt hatte, hatte Celina das Gefühl, einen anderen Menschen vor sich zu haben. Von der Schockiertheit und Annes Aufforderung, demütig vor Gott zu kriechen, ganz zu schweigen. Jener Ratschlag war nicht nur sinnlos, sondern bei näherer Betrachtung auch völlig absurd. Entgegen den Konventionen hatte sie keinen großen Bezug zum Glauben, beschränkte ihre Aktivitäten diesbezüglich auf den wöchentlichen Kirchgang am Sonntag. Und Anne wusste das.
Verbissen kämpfte Celina das Gefühl von Einsamkeit nieder und richtete ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf die anderen Gäste des Balls. Dieser war weniger stark besucht als der letzte, was Celina mit Erleichterung erfüllte. Zwar hatte sie trotzdem eine volle Tanzkarte, jedoch berührten die gierigen Blicke sie viel weniger als am Abend zuvor.
Einen Wimpernschlag lang meinte sie sogar, ihren unbekannten Beobachter in der Menge zu spüren. War er auch hier? Der Gedanke selbst dauerte nur kurz, trotzdem reichte es, ihr einen Schauer über den Körper zu jagen. Gleich darauf spürte sie eine starke Hitze, selbst das dünne Seidenkleid schien an ihrem Körper zu kleben. Schweißperlen rannen ihr über Stirn und Schläfen, verfingen sich in einzelnen Strähnen, die aus ihrer Frisur geschlüpft waren.
Um ihre Erregung zu überspielen, nahm Celina eine bequeme Sitzposition ein, wobei ihre roten Wangen mit Sicherheit nicht unbemerkt blieben.
»Verdammt.« Celinas Hände zitterten wie Espenlaub und sie drückte ihren Rücken gegen die Lehne. Das verhinderte zwar ein nervöses Hin- und Herrutschen, konnte ihre Fantasien jedoch nicht aufhalten. Celina schloss die Augen. Innerhalb weniger Minuten war sie der Welt entrückt.
»Was passiert hier?«, fragte sie sich nach einer Weile und hatte Mühe, klar zu sehen.
Ihre Augenlider waren schwer wie Blei und Celina fühlte sich, als wäre sie gerade aus einer tiefen Ohnmacht erwacht. Außerdem klebte der Seidenstoff wie eine zweite Haut an ihrem Körper und zeichnete ihre weiblichen Formen deutlich nach.
»Ich wünschte, ich könnte es einfach ausziehen«, fauchte Celina verärgert, ohne sich bewusst zu sein, was sie aussprach. Das Korsett drückte gnadenlos in ihre Seiten.
»Warum tust du es nicht?« Die plötzlichen Worte ließen sie zusammenzucken. Doch anstatt aufzuspringen, starrte Celina wie hypnotisiert auf die geisterhaften Schemen, die sich unruhig und nur wenige Meter von ihr entfernt bewegten. Nach und nach löste sich eine schwarz gekleidete Gestalt aus ihnen. Obwohl Celina weder seine Augen noch sein Gesicht vollständig erkennen konnte, verzogen sich ihre Lippen zu einem strahlenden Lächeln. Der Mann war ohne Zweifel ihr fremder Beobachter. Woher Celina diese Erkenntnis nahm, wusste sie nicht.
Ihr Herz klopfte so schnell, dass es ihr aus der Brust zu springen drohte. Gespannt verfolgte sie jeden Schritt, den er näherkam. Ihre Brustwarzen richteten sich erwartungsvoll auf, stießen gegen das massive Korsett ihres Kleides. Celina war sicher, dass er es sehen konnte, doch ihre innere Gleichgültigkeit erstickte alle Scham. Jeder Anstand, jede Schicklichkeit verloren ihre Bedeutung.
»Guten Abend, Celina.« Die Angesprochene war überrascht, dass er ihren Namen kannte und sie außerdem sofort duzte.
Aber selbst diese seltsame Tatsache ignorierte sie arglos und konzentrierte sich stattdessen auf seine blauschwarzen Haare, die wie ein Umhang über die breiten Schultern fielen. Wie mochten sie sich zwischen ihren Fingern anfühlen? Celinas Augen glänzten vor unterdrücktem Verlangen. Obwohl sie mit derartigen Dingen bisher nur theoretische Erfahrungen hatte, siegten Hunger und Neugierde über jedes andere Gefühl. Ihr Gegenüber schien es zu spüren. Er grinste amüsiert und entblößte dabei zwei Reihen weißer Zähne.
»Hast du es so eilig, meine Schöne?« Seine Hand legte sich auf ihre Stirn und glitt langsam, aber sicher ihre Wange und den Hals hinab.
Ohne Zögern streckte Celina sich ihm entgegen, sie lechzte nach jeder winzigen Berührung. Doch er ließ sich Zeit und presste seine Lippen auf ihre. Celina keuchte, auch weil er sie mit einem wilden Zungenspiel überfiel. Doch anstatt sich zu wehren, krallte sie sich in seine Schultern und versuchte, das Spiel so gut wie möglich zu erwidern.
Erst nach einigen Minuten lösten sie sich wieder voneinander und Celina rang nach Atem. Sie versuchte, in das Gesicht des Fremden zu schauen. Welche Farbe mochten seine Augen haben? Bestimmt dunkel, geheimnisvoll. Wie würden diese sie anblicken? Wie ein Objekt der Begierde, mit dem man ein paar schöne Stunden verbringen wollte? Oder wie ein billiges Stück Fleisch, welches man danach wegwarf? Die Aussicht auf Letzteres ließ Celina erneut die Hand zur Faust ballen. Es ärgerte sie, nicht zu wissen, was der Fremde beabsichtigte, und noch mehr, dass ihr ein Blick in seine Augen versagt blieb. Denn diese waren das Fenster zur Seele.
Ein unwilliges Murren entwich ihrem Mund und der Unbekannte grinste erneut.
»Keine Angst, meine Schöne. Alles wird zur rechten Zeit ans Licht kommen.«
Celina presste die Lippen aufeinander und schwieg. Obwohl seine Stimme ihr einen Gänsehautschauer über den Rücken jagte, trösteten die Worte sie nur begrenzt. Seit den Vorfällen in ihrer Familie hatte Celina schmerzhaft gelernt, dass Worte häufig über die Realität hinwegtäuschten. Die Begründungen und Versprechungen ihres Vaters erwiesen sich als Schall und Rauch. Sie unterdrückte die Traurigkeit und blickte ihr Gegenüber stattdessen fragend an. Ihr innerer Aufruhr war ihm nicht verborgen geblieben.
»Fürchte dich nicht.« Celina erschrak, als sie seine kräftigen Finger an ihrem Hals spürte. Würde er etwa …?
»Ich will dich nicht schänden.«
Ist das gleichbedeutend mit ›Ich will dir nicht wehtun‹? Noch während ihr diese Überlegung durch den Kopf schoss, spürte sie, wie die Luft erneut knapp wurde.
Ihre Augen weiteten sich. Der Fremde würgte sie! Im Bruchteil von Sekunden überzog ein hauchdünner Schweißfilm Celinas Arme und Beine. Der rasende Puls ließ Handgelenke und Schläfen alarmiert pochen, ebenso erfüllte ein brennender Schmerz ihren Hals. Dennoch zwang sie sich, ruhig liegen zu bleiben und sich auf den Fremden zu fokussieren. Was auch immer er vorhatte – Hysterie würde nichts nützen, außer dass sie noch schlechter atmen könnte.
Zu Celinas Verwunderung ließ ein zärtliches Lächeln seine Gesichtszüge weicher werden, doch machte der Fremde keine Anstalten, seine Hand von ihrer Kehle zu nehmen. Stattdessen griff er nach unten und schob mit einer einzigen Bewegung ihre Röcke zur Seite. Etwas Kühles, Undefinierbares streifte über die nunmehr entblößten Schenkel. Celina hörte ihn schwer atmen und die Röte zog sich bis in ihre Haarspitzen. Hatte er bemerkt, dass …?
»Oh.« Sein warmer Atem liebkoste die Innenseiten ihrer Schenkel. »Du bist feucht.«
Celina wimmerte. Mehr konnte sie nicht tun und dies war nicht allein dem leichten Würgen geschuldet. Woher ihre Erregung kam, wusste sie nicht, dafür aber, dass solche Neigungen als abartig galten.
»Die Menschen verabscheuen oft Dinge, die sie nicht verstehen.«
Mit diesen Worten kroch der Fremde wieder nach oben und strich ihr tröstend übers Gesicht. Für kurze Zeit schloss Celina entspannt die Augen, obwohl die Hand noch immer auf ihrem Hals ruhte. Im nächsten Moment verschloss er ihre Lippen, diesmal mit einer ungestümen Leidenschaft, die Celina nur allzu gern durch Aufsetzen erwidert hätte. Doch sie war nahezu bewegungsunfähig.
»Vertrau mir.«
Celina spürte, wie er langsam ihr Mieder öffnete und den Ansatz ihrer Brüste liebkoste.
Sie stöhnte leise und verfluchte erneut das Korsett. Jenes drückte das sensible Fleisch nach oben, ohne es vollständig freizugeben. Aber genau das wollte und brauchte Celina jetzt. Sie biss die Zähne zusammen und musterte ihr Gegenüber flehend. Das leichte Zittern ihrer Schenkel und das heiße Verlangen nach mehr war kaum noch zu ertragen. Er schmunzelte. Seine Hand legte sich ohne Zögern auf den unnachgiebigen Stoff.
»Jedes Gefängnis ist nur so lange eines, bis man weiß, wie man fliehen kann.«
Er küsste ihren Hals, ohne die Hand fortzunehmen. Celina entspannte sich so gut wie möglich, fuhr aber zusammen, als eine kurze, heftige Bewegung folgte. Erschrocken starrte sie den Fremden an. Er hatte ihr Korsett einfach nach unten gebogen und so ihre Brüste befreit. Ein Keuchen verließ ihren Mund, gefolgt von starker Gänsehaut. Nur knapp unterdrückte Celina den Impuls, die Arme zu verschränken. Niemals zuvor hatte sie jemand so gesehen.
Doch anstatt der erwarteten Scham durchflutete eine verschlingende Hitze ihren Körper, auch weil der Fremde sie ohne Zögern streichelte. Quälend langsam umkreisten seine Finger zuerst den äußeren Rand, zeichneten die Apfelform nach, bevor sie sich den Brustwarzen widmeten. Diese kräuselten sich wie auf ein geheimes Zeichen hin und wurden anschließend hart wie Stein. Celina stöhnte. Alles in ihr bettelte, er solle bloß nicht aufhören, im Gegenteil: Sie wollte mehr, viel mehr.
Der Fremde schien es zu spüren. Abrupt beendete er seine Zärtlichkeiten und begann stattdessen, Celinas Brüste grob zu kneten. Seine Hände gruben sich regelrecht in das empfindliche Fleisch, was sie mit einem erstickten Stöhnen beantwortete. Die Möglichkeit einer Gegenwehr kam ihr überhaupt nicht in den Sinn, obwohl das, was sie hier taten, ungewohnt war.
»Ich werde dir geben, wonach du verlangst, meine Schöne.« Seine Stimme ließ Celinas Schenkel unwillkürlich zucken. »Zuvor aber werde ich deinem pikanten Geschmack noch ein bisschen Würze hinzugeben.«
Obwohl sie nicht verstand, was genau er damit meinte, leuchteten ihre Augen erwartungsvoll, obwohl auch ein wenig Angst dabei war. Doch Celina wusste, dass er sie nicht verletzen würde. Der Fremde grinste teuflisch, ihr Vertrauen schien ihm zu schmeicheln. Langsam hob er sein Rotweinglas und führte es erst an seine, dann an Celinas Lippen. Diese trank eilig, obwohl sie den Geschmack von Alkohol eigentlich verabscheute.
Plötzlich spürte Celina, wie etwas Feuchtes über ihren nackten Oberkörper rann, und unterdrückte einen Aufschrei. Schwer und unaufhaltsam lief der Rotwein über ihre Brüste, wurde dort von der Zunge des Fremden empfangen. Wie ein Verdurstender nahm er jeden einzelnen Tropfen auf, umspielte dabei ihre Brustwarzen und saugte an ihnen. Celinas Keuchen wurde lauter, die neuartige Lust schwemmte ihre Gedanken regelrecht fort. Es gab keine Zweifel oder moralische Grenzen, nur noch jenes heiße Prickeln in ihrem Körper, das nach Erfüllung verlangte.
»Bitte«, wimmerte sie und ließ ihre Hände über seinen Nacken gleiten. »Befreie mich aus diesem Kleid.«
Der Fremde schaute Celina an, in seinen Augen blitzte unübersehbar der Schalk.
»Es ist ein wenig heiß, nicht wahr?«, fragte er in einer Mischung aus Ironie und Belustigung.
Sie presste die Lippen aufeinander. Es ärgerte sie ein wenig, dass er sie verspottete. Dennoch nickte sie brav.
»Ich verstehe.« Sein Lächeln ließ ihr Herz schneller schlagen. »Dann will ich dir mal behilflich sein.«
Seine Hände legten sich auf ihre Hüften und rissen mit einer einzigen Bewegung die Stoffmassen herunter. Celinas Augen weiteten sich. Woher beherrschte er diesen Kunstgriff? Waren es nur seine Hände? Oder hatte er schon so viel Erfahrung? Der Gedanke hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, weswegen Celina ihn eilig zur Seite schob. Was interessierte es sie, ob der Fremde tatsächlich existierte, oder ob er, wenn dem so war, andere Frauen oder auch Männer liebte? Hier und jetzt war der Fremde ihr Traumbild und sie würde ihn genießen.
Das erneute Nass des Rotweins unterbrach Celinas Gedanken und sie sah, wie die Spur – ähnlich einem blutroten Fluss – ihren Bauch hinunterlief. Ihre Muskeln reagierten reflexartig, zumal der Fremde sofort zur Stelle war. Akribisch leckte er jeden einzelnen Tropfen auf und es schien ihn überhaupt nicht zu stören, dass diese sich langsam ihrem Schambereich näherten. Celinas Wangen färbten sich dunkelrot. Er würde doch nicht etwa …?
Ein langer, sanfter Kuss stoppte für den Bruchteil einer Sekunde ihre Furcht. Trotzdem sträubte sie sich leicht, als seine Finger langsam über ihre Klit wanderten.
»So schön und angeschwollen.« Sein Tonfall klang tief, als käme er direkt aus den Tiefen der Hölle. »Keine Sorge, ich werde dich erfreuen.«
Celina spürte einen kühlen Luftzug an ihren Schamlippen, als der Fremde behutsam und immer intensiver darüberstrich. Ihr Körper reagierte augenblicklich und das letzte Bisschen Widerstand erstarb. Wie in Trance verfolgte Celina seine gleichmäßigen Bewegungen, die jene Hitze in ihr immer mehr ansteigen ließen und außerdem dafür sorgten, dass ihre Hüften sich auf und ab bewegten.
»Bitte«, flehte Celina und versuchte, ihn anzuschauen. »Gib mir mehr.«
Die Brauen ihres Gegenübers schnellten in gespielter Verwunderung nach oben. »So? Wird das junge Fräulein etwa lüstern?« Sein Grinsen ließ ihr Innerstes weich werden. »Aber gut, ich werde deinem Wunsch nachkommen und dir Erfüllung schenken.«
Er unterbrach seine Zärtlichkeiten und stand auf, was Celina protestierend knurren ließ. Er sollte nicht aufhören, nicht jetzt. Auch irritierte es sie ein wenig, dass er sich nicht entkleidete. In den verbotenen Büchern ihres Vaters hatte sie gelesen, dass Männer es immer taten, bevor sie sich mit einer Frau vereinten.
Ein kurzer Schrecken durchfuhr Celinas Gedanken. Würde er sie hier nackt und unbefriedigt liegen lassen? Sie musterte ihn, studierte jede seiner Bewegungen bis ins kleinste Detail. Wie ein Gentleman kniete er vor ihr und bog ihre Schenkel weit auseinander, sodass er freien Blick auf ihre feuchte Scham hatte.
»Wunderschön und so bereit.« Celina erschauerte unter diesem Kompliment, wenngleich die Situation ungewohnt war.
Niemals zuvor hatte sie jemand so betrachtet, geschweige denn berührt, zumal ihr nicht klar war, was der Fremde genau vorhatte. Gleich darauf spürte sie, wie er die Innenseiten ihrer Schenkel liebkoste. Zuerst auf Kniehöhe, anschließend wanderte er Stück für Stück nach oben. Celina seufzte. Die Mischung aus weichen Lippen und verspielter Zunge fühlte sich ungewöhnlich gut an. Letztere schien außerdem Spaß daran zu haben, Bilder auf ihre Haut zu malen. Etwas verunsichert legte sie die Hände auf seinen Kopf, um ihn am Aufhören zu hindern – was der Fremde aber nicht vorhatte. Im Gegenteil, in Kürze würde er ihre Scham erreichen, die schon ungeduldig auf ihn wartete.
Ein erwartungsvolles Zucken durchfuhr Celinas Oberschenkel. Was würde der Fremde tun, wenn er sein Ziel erreicht hatte? Plötzlich verließ ein erstickter Aufschrei ihren Mund und ein winziger Schmerz raste durch Celinas Adern. Hatte er sie gebissen? Offensichtlich. Sein Kichern erhärtete ihren Verdacht.
»Schmerz und Lust gehen oftmals Hand in Hand, meine Schöne.« Sein kühler Atem linderte angenehm das Brennen. »Doch heute werde ich dieses Verhältnis sowie meine eigenen Bedürfnisse zurückstellen.«
Bevor Celina sich erkundigen konnte, was genau er damit meinte, streifte seine Zunge bereits ihre Klit. Viel zu kurz, um wirklich befriedigend zu sein, dennoch warf Celina ihren Kopf in den Nacken. Geschickt ließ er sie zwischen den Wänden hin und her tanzen, liebkoste die empfindlichen Schamlippen und berührte immer wieder Celinas Lustzentrum, das mehr und mehr anschwoll.
Celina ballte die Hände zu Fäusten und versuchte krampfhaft, ein lautes Stöhnen zu unterdrücken. Das, was der Fremde mit ihr tat, war unglaublich und geradezu verboten schön.
Nun weiß ich, was der Pfarrer meint, wenn er von fleischlicher Sünde spricht, dachte sie, bevor heftige Erregung ihren Körper schüttelte.
Der Fremde hatte ihre Klit zwischen seine Lippen genommen und saugte gierig daran. Zusätzlich lagen seine Hände auf ihrem Becken, was ein Entkommen verhinderte. Celina spürte die Lust wie einen Vulkan in sich aufsteigen und erreichte zuckend den Höhepunkt. An den leicht schmatzenden Geräuschen erkannte sie, dass der Fremde jeden einzelnen Tropfen ihrer Lust gierig aufsaugte. Erst nach wenigen Minuten hob er den Kopf und schaute sie an. Seine Lippen glänzten von ihrem Saft.
Langsam erhob der Fremde sich.
»Du …«, begann Celina und stockte sofort wieder.
In ihrem Innern herrschte Aufruhr und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Der Fremde lächelte nachsichtig und schloss Celina kurz in die Arme. Als sie erneut zum Sprechen ansetzte, legte er einen Finger auf ihre Lippen.
»Sage nichts, meine Schöne. Bald wirst du alles verstehen. Es wird nicht lange dauern, bis wir uns wiedersehen.«
Celina nickte stumm und dennoch spürte sie Enttäuschung, als der Fremde in der gesichtslosen Menge verschwand, ohne sich noch einmal umzusehen.
Nur zögernd öffnete Celina die Augen. Sie brauchte einige Sekunden, um sich wieder bewusst zu werden, wo sie sich befand. Die Fragmente ihres Tagtraumes verschwanden nur langsam und in ihrem Kopf tobten unzählige Fragen. War der Fremde vielleicht doch mehr als eine sexuelle Fantasie? Celinas Verstand sträubte sich gewaltsam gegen diese Möglichkeit, doch auch objektiv betrachtet war der Traum sehr merkwürdig. Allein seine Worte. Sie schienen mit jedem Mal deutlicher zu werden. Besonders der letzte Satz ähnelte stark einem Versprechen.
Celina fuhr sich mit einem Seidentaschentuch über das Gesicht und tastete nach ihrer Frisur. Erleichtert stellte sie fest, dass sich lediglich einige Strähnen gelöst hatten. Doch wie viel verrieten ihre Wangen? Sie hatte das Gefühl, als wären sie noch immer stark gerötet, und es gab keinen Spiegel, der die Wahrheit hätte zeigen können. Celina fluchte leise und verlangte eilig nach einem Glas Wasser. Als das kühle Nass ihre Zunge streifte, fühlte sie sich sofort besser. Die Unsicherheit jedoch blieb. Wie viel Zeit hatte sie in ihrem Tagtraum verbracht? Mehr als eine Stunde? Oder doch nur wenige Minuten?
Ein Blick auf die tanzenden Paare verriet, dass es augenscheinlich niemandem aufgefallen war! Doch konnte sie sich dessen sicher sein?
Eine tiefe, von Alkohol getränkte Stimme drang an ihr Ohr. »Fräulein Celina, ich habe schon überall nach Ihnen gesucht.«
Die Angesprochene verzog das Gesicht. Nein. Alles, bloß nicht Rudolf. Seit Anfang der Ballsaison war er derjenige, der sie am meisten anstarrte und oftmals sogar verfolgte. Celina hatte versucht, ihm zu sagen, dass er als Ehemann nicht infrage komme, und auch, dass ihrerseits kein Interesse an einer Freundschaft bestehe. Die Abfuhr schien ihn jedoch regelrecht anzuspornen. Egal, welchen Ball oder welche Gesellschaft Celina besuchte – Rudolf war ebenfalls dort und stellte ihr mit hungrigen Blicken nach.
Zugegeben, er war im gleichen Alter wie sie und sah gar nicht mal schlecht aus. Er hatte dunkelbraune Haare, eine schlanke Figur und achtete auf seine Kleidung. Allerdings waren das so ziemlich alle Vorzüge, die Rudolf vorweisen konnte. Ohne es zu merken, rümpfte Celina die Nase. Ihre Versuche, sich mit ihm zu unterhalten, waren stets an seiner mangelnden Bildung sowie Engstirnigkeit gescheitert. Außerdem hatte er immer wieder versucht, das Gespräch in die sexuelle Richtung zu lenken, was bei Celina Brechreiz auslöste. Auch wenn sie in dieser Beziehung recht offen war, teilte sie diese Offenheit nicht mit jedem.
Ekel stieg in ihr auf, als Rudolf seine Hand auf ihren Arm legte. Warum ließ er sie nicht einfach in Ruhe? Hilfesuchend schaute Celina zu den anderen Gästen, doch niemand machte Anstalten, sie aus der prekären Situation zu befreien. Heiße Wut stieg in ihr auf.
»Was wollt Ihr, Rudolf?«, fragte sie mühsam beherrscht, in der Hoffnung, dass er das Weite suchen würde. Jede Sekunde in seiner Gegenwart schien zu viel.
»Aber, aber, Fräulein Celina.« Der Angesprochene hob abwehrend die Hände und nahm zu ihrer Erleichterung endlich die Finger von ihrem Arm. »Ich wollte Euch nicht erschrecken, sondern lediglich daran erinnern, dass Ihr mir noch einen Tanz schuldet.«
Celina überlief es kalt, ihr lästiger Verehrer hatte recht. Deutlich lesbar prangte sein Name auf der Tanzkarte. Innerlich ohrfeigte sie sich selbst. Warum hatte sie diesen Annäherungsversuch nicht unterbunden, als noch Zeit gewesen wäre? Selbst in hohen Kreisen war es der Dame erlaubt, einen Tanz zu verweigern. Und die Aussicht, Rudolf so nahe zu sein, erfüllte Celina mit Abscheu. Wie konnte sie nur so naiv sein zu glauben, Rudolf würde sich mit einem Tanz zufriedengeben?
Ein Blick in seine Augen verriet ihr das Gegenteil. Kein Hauch von Respekt oder Güte lag in ihnen. Rudolf begehrte sie, um jeden Preis. Für ihn waren Celina und auch andere Frauen lediglich willenlose Objekte, mit denen er tun konnte, was und wann es ihm beliebte. Nicht so wie der mysteriöse Fremde. Sein Abbild vor ihrem geistigen Auge ließ Celinas Hände erzittern. Sie wollte Rudolf nicht so nahe an sich heranlassen. Er wollte mehr als einen Tanz, dessen war Celina sich gewiss.
Doch es gab kein Entkommen, wenn sie ihre Eltern und sich selbst nicht blamieren wollte. Ein Gesichtsverlust wäre alles andere als förderlich für ihre Suche, zumal Rudolf trotz mangelnder Intelligenz großen Einfluss besaß. Celina seufzte schicksalsergeben und reichte ihm die Hand. Dabei hatte sie das Gefühl, eine lebendige Schlange zu berühren.