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Einführung

Was ist Jacquard?

Die Jacquardtechnik ist eine von verschiedenen Methoden, um mehrfarbige Einstrickmuster zu arbeiten. Dabei wird in einer Reihe mit mehreren Farben gleichzeitig gearbeitet, was auf den ersten Blick abschreckend wirken kann.

Einstrickmuster werden für Pullover, Mützen, Schals, Fäustlinge, aber auch für verschiedene Accessoires (Kissen, Weihnachtsstrümpfe, Tassenwärmer …) verwendet. Es gibt eine Fülle von Motiven: waagrecht, senkrecht, geometrische Muster oder auch Einzelmotive (Intarsien).

Technik und Muster gibt es seit vielen Jahren, doch der Stil der Modelle hat sich gewandelt. Die weiten formlosen Pullover der 1990er Jahre sind modern geschnittener Kleidung in schönen Mustern und Farben gewichen.

Tradition des Jacquardstrickens

Die Jacquard-Stricktechnik stammt nicht von einem bestimmten Ort. Man findet sie in verschiedenen Gegenden: Fair Isle, Norwegen, Schweden, Island, die Färöer-Inseln, Estland, Lettland, Litauen oder auch die Anden – jedes Land hat seine eigene Geschichte der Jacquardmuster.

Betrachten wir drei Beispiele aus verschiedenen Ländern: Island, Fair Isle und Norwegen.

Island

Seit etwa 50 Jahren sind die Lopapeysa-Pullover (Lopapeysa = „Wollpullover“) aus der Folklore des Landes nicht mehr wegzudenken, doch die typischen Islandpullover existieren schon viel länger. Die hierfür verwendete Wolle, die sehr warm und wasserabweisend ist, wurde bereits von den Wikingern zum Weben der Segel für ihre Schiffe gebraucht.

Die Wolle der isländischen Schafe gehört zu den wärmsten Wollarten der Welt: Die langen und weichen äußeren Fasern sind sehr strapazierfähig und wasserabweisend, während die dünneren, mohairartigen inneren Fasern ausgezeichnet gegen Kälte schützen.

In den Anfängen wurden die Lopapeysa fast ausschließlich in Weiß, Grau, Hell- oder Dunkelbraun und Schwarz gestrickt, also in den natürlichen Farben der isländischen Schafe. Heute sind hingegen viele verschiedene Farben erhältlich.

Fair-Isle-Stil

Der Fair-Isle-Stil stammt von einer der Shetlandinseln, die nördlich von Schottland zwischen den Orkneyinseln und der Hauptgruppe der Shetlandinseln liegt. Der Begriff Fair Isle Knitting wird heute oft für Jacquardmuster aus der ganzen Welt verwendet. Fair Isle ist jedoch ein ganz eigener Stil, der sich auf der gleichnamigen Insel schon vor langer Zeit entwickelte, als man entdeckte, dass durch Muster mit auf der Rückseite mitgeführten Fäden (Stranded-Technik) ein doppelt dickes Gestrick entstand und man so aus dünnem Garn (Stärke Fingering/Nadelstärke 2,25-3,25) leichte und doch wärmende Kleidung stricken konnte.


Islandpullover und -jacken (links), Jacke im Fair-Isle-Stil (rechts)

Meist werden für Fair-Isle-Modelle viele verschiedene Farben verwendet (manchmal 15 oder 16), und die Muster erstrecken sich über die gesamte Fläche.


Modell: Norwegische Fäustlinge für Mimi von Anna Mazzarella

Nordischer Stil am Beispiel Norwegen

Norwegermuster bestehen im Unterschied zu den Fair-Isle-Mustern meist aus nur zwei Farben, einer Grundfarbe und einer Kontrastfarbe, in der Regel Weiß zusammen mit Schwarz, Rot oder Blau.

Die traditionellen nordischen Motive variieren je nach Land, doch meist sind es Sterne, Blumen und geometrische Figuren.

Die berühmten Selbu-Fäustlinge sind zu einem norwegischen Nationalsymbol geworden. Von anderen Fäustlingen unterscheiden sie sich dadurch, dass Handrücken und Handfläche unterschiedliche Motive aufweisen und durch eine senkrechte Linie getrennt werden. Eine weitere Besonderheit: Das Bündchen wird an Damenmodellen anders gearbeitet als an Herrenmodellen.


Jacquardstricken: für wen?

Alle, die eine neue Technik ausprobieren oder sich weiterentwickeln möchten, Anfänger und Fortgeschrittene, können sich an Jacquardmustern versuchen. Das Wichtigste ist, dass man mit Begeisterung an die Sache herangeht und sorgfältig ein geeignetes Modell auswählt, das man problemlos bewältigen kann.

In diesem Buch werden die einzelnen Schritte, die für das Rundstricken von Jacquardmustern wichtig sind, genau erläutert, damit Anfänger die Technik leicht erlernen können. Wenn Sie bereits mit der Technik vertraut sind, können Sie ein schwierigeres Modell auswählen.

Wie ich zum Jacquardstricken kam

Soweit ich mich erinnere, war ich schon immer fasziniert von den skandinavischen Ländern und ihren traditionellen Strickmustern. Noch bevor ich stricken konnte, träumte ich davon, eines Tages einen handgestrickten Jacquardpullover zu haben. Mir gefielen alle Stilrichtungen, doch da ich Island besonders reizvoll fand, wollte ich immer gern einen selbstgemachten Lopapeysa besitzen.

Während meiner Schwangerschaft vor einigen Jahren begann ich dann tatsächlich zu stricken und war sofort begeistert von diesem Hobby. Nach einigen rundgestrickten Modellen wollte ich mich an die Jacquardtechnik wagen, um endlich den berühmten Pullover zu bekommen, von dem ich schon so lange träumte – auch wenn ich gehörigen Respekt vor der Technik hatte! Der erste Versuch einer Mütze gelang mir nur mittelmäßig, doch das schreckte mich nicht ab. Ich beschloss, mich an einen Pullover mit Jacquard-Rundpasse zu wagen, das Modell Riddari von Védis Jónsdóttir, einen klassischen Islandpullover. Das hat mir auf Anhieb riesig Spaß gemacht, und seither stricke ich regelmäßig Jacquardmuster für meine Tochter und mich und entwerfe sogar eigene Modelle!

Damit Sie die Technik rundgestrickter Jacquardmuster direkt anwenden können, finden Sie im letzten Teil des Buches mehrere Modellanleitungen: für einen Kinderpullover sowie eine Mütze, zwei Pullover und eine Jacke für Damen.

Die Pullover werden entweder mit Raglanärmeln und Jacquardbordüre am Saum oder mit einer gemusterten Rundpasse gearbeitet.


Jacquard - Am Stück gestrickt

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