Читать книгу Jacquard - Am Stück gestrickt - Anna Dervout - Страница 6
ОглавлениеKAPITEL 1
Einstrickmuster: Unterschiede
Umgangssprachlich wird „Jacquard“ häufig für alle Formen des mehrfarbigen Strickens verwendet. Der fachlich korrekte Oberbegriff ist jedoch „Einstrickmuster“. Einstrickmuster können wiederum in Jacquardmuster und Intarsienmotive unterteilt werden. In diesem Kapitel werden die Techniken und ihre Unterschiede genau erläutert.
In Reihen oder rundgestrickt?
Man kann Einstrickmuster auf geraden Stricknadeln oder einer Rundnadel in Hin- und Rückreihen stricken. Vielleicht haben Sie davon schon einmal gehört oder es selbst versucht. Viel einfacher ist es jedoch, die Muster rundzustricken, ganz gleich, ob traditionelle oder moderne Motive.. Worin genau unterscheiden sich diese beiden Methoden?
+Einstrickmuster in Hin- und Rückreihen zu stricken ist die kompliziertere Technik, da man dabei nicht nur in den rechts gestrickten Reihen mit mehreren Fäden in verschiedenen Farben gleichzeitig arbeitet, sondern auch in den links gestrickten. Viele versuchen sich zuerst an Einstrickmustern in Reihen – dabei ist das viel schwieriger! Auch in der Strickschrift müssen hier alle ungeraden Reihen von rechts nach links gelesen werden, alle geraden Reihen jedoch von links nach rechts. In diesem Buch wird ausschließlich die Technik rundgestrickter Einstrickmuster beschrieben.
+Einstrickmuster in Runden zu stricken ist hingegen auch traditionell die gebräuchlichere Technik, die es ermöglicht, ausschließlich auf der rechten Seite der Arbeit zu stricken. Welche Vorteile hat dies? Zum einen ist es einfacher, da man keine links gestrickten Rückreihen arbeiten muss. Und da es einfacher ist, werden die Fadenspannung und damit das Maschenbild schöner und gleichmäßiger. Man muss lediglich beachten, dass für diese Technik stets eine Rundstricknadel (oder ein Nadelspiel) verwendet wird.
Jacquardtechnik
Die Jacquardtechnik (englisch stranded knitting oder stranded colourwork) ist in traditionellen und modernen Strickanleitungen gebräuchlich und wird auch für die Modelle in diesem Buch verwendet..
Die Mehrfarbigkeit entsteht durch Wiederholung kleiner Einstrickmuster über die gesamte Arbeit oder einzelne Partien. Die dazu benötigten Fäden werden jeweils entlang der gesamten Reihe oder Runde auf der Rückseite der Arbeit mitgeführt.
Jacquardmuster ist der Oberbegriff für verschiedene Arten mehrfarbiger Einstrickmuster, wie sie traditionell in vielen Ländern gestrickt werden. Dabei ähneln sich die Muster, doch jedes Land hat seinen eigenen Stil.
+Der Fair-Isle-Stil, für den eigene Regeln gelten, nimmt dabei eine Sonderstellung ein – z. B. werden die Muster über die gesamte Fläche von Pullovern oder Jacken (Rumpf und Ärmel) gearbeitet.
+Für alle anderen Jacquardstile gelten weniger strenge Regeln; die Jacquardmuster können beispielsweise auf die Rundpasse (englisch yoke) beschränkt bleiben.
Die Fäden der verschiedenen Farben werden über die gesamte Runde auf der Rückseite mitgeführt.
Nordische und andere Jacquardmuster
Abgesehen vom traditionellen Fair-Isle-Stil gelten bei der Verwendung der Jacquardmuster keine besonderen Regeln. Die meisten modernen Strickanleitungen fallen unter diese Kategorie. Die traditionellen Muster der skandinavischen Länder (Norwegen, Finnland, Schweden) oder der isländischen Lopapeysa sind also Jacquardmuster, unterscheiden sich jedoch vom Fair-Isle-Stil.
Die Motive sind meist größer als Fair-Isle-Motive, sodass zwischen den Maschen einer Farbe mehr als 10 Maschen liegen können. Für eine gute Spannung müssen die Fäden auf der Rückseite daher alle 7 Maschen eingewebt werden, denn nur mit relativ kurzen Spannfäden erhält man ein glattes, gleichmäßiges Maschenbild. Arbeitet man mit Spannfäden über mehr als 7 Maschen, ohne sie durch Kreuzen einzuweben, wird die Arbeit dick und ungleichmäßig und lässt sich auch durch feuchtes Spannen nur schwer glätten.
Die Aspekte Fadenführung und Fadenspannung werden in den Kapiteln 8 und 9 detailliert behandelt.
EINWEBEN DER FÄDEN
Zum Einweben der Fäden auf der Rückseite wird die gerade nicht verwendete Farbe regelmäßig mit dem gerade verwendeten Faden überkreuzt, um eine gleichmäßig verteilte Spannung zu erzielen.
Fair-Isle-Stil
Diese Technik stammt von der Insel Fair Isle. Ein traditionelles Fair-Isle-Modell muss die folgenden Kriterien erfüllen:
+In einer Runde dürfen nicht mehr als 2 Farben verwendet werden: eine Grundfarbe und eine Kontrastfarbe. Dies hat zugleich praktische und ästhetische Gründe: Das Stricken wird erleichtert und geht schneller – dadurch wird die Fadenspannung verbessert und das Strickbild wird gleichmäßiger.
+Fair-Isle-Strickmuster sind bewusst so konzipiert, dass in einer Runde niemals mehr als 7 aufeinanderfolgende Maschen derselben Farbe vorkommen. Dadurch dass Grund- und Kontrastfarbe stets in kurzen Abständen wechseln, erübrigt sich das Kreuzen der Spannfäden auf der Rückseite der Arbeit.
+Das Motiv muss diagonale Linien enthalten, damit die Spannung der mitgeführten Fäden gleichmäßig über die Arbeit verteilt wird. So wird die Arbeit schön dicht und dennoch gut dehnbar. Senkrechte Linien gilt es hingegen weitestgehend zu vermeiden, da die Arbeit dadurch weniger elastisch wird.
+In der Regel sind die verwendeten Motive symmetrisch und werden über eine ungerade Rundenzahl gearbeitet. Dies ist kein Muss, aber meist wirken die Muster so harmonischer und sind auch leichter zu merken.
+Fair-Isle-Modelle werden traditionell rundgestrickt. Die Öffnungen für die Ärmel, die Rundung des Halsausschnitts und die Vorderteile einer Jacke werden mit der Steek-Technik gearbeitet (siehe Kapitel 10).
+Es wird reine Wolle ohne Antifilzausrüstung verwendet (Typ Shetlandwolle).
Intarsientechnik
Die Intarsientechnik ist eine weitere Möglichkeit, Einstrickmuster zu arbeiten. Die Methode eignet sich für einzelne oder mehrere in großem Abstand angeordnete Motive. Dabei werden keine Spannfäden mitgeführt wie bei der Jacquardtechnik, sondern es wird in ein und derselben Reihe mit mehreren Knäueln einer Farbe gearbeitet. So kann man z. B. ein einzelnes Motiv in der Mitte einer Arbeit anbringen.
Für Harry-Potter-Fans: Erinnern Sie sich an die Pullover, die Mrs. Weasley für Ron und Harry gestrickt hat? Um die Initialen in das Vorderteil eines Pullis einzustricken, verwendet man die Intarsientechnik, nicht die Jacquardtechnik.
Diese Technik ist schwieriger als die Jacquardtechnik, vor allem für Anfänger (warum, erfahren Sie in Kapitel 7).
Vorderseite: Das Jacquardmuster wird über die gesamte Reihe wiederholt, das Intarsienmotiv ist dagegen ein Einzelmotiv.
Rückseite: Bei der Jacquardtechnik laufen die Fäden in der gesamten Reihe auf der Rückseite mit, bei der Intarsientechnik nicht. Hier werden mehrere Knäuel derselben Farbe verwendet.