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Kapitel 4

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Silas hätte mit Verwirrung, Verlangen oder gar Ärger umgehen können. Diese Gefühle verstand er. Aber nicht das. Nicht das.

Ganzheit. Richtigkeit. Diese Worte durchdrangen ihn wie ein Spieß in den Magen. Scharf. Schnell.

Seine Reaktion überraschte ihn noch mehr. Wärme. Zufriedenheit. Ein starker Beschützerinstinkt. Wenn Rhys das war, von dem Silas glaubte, dass er es war…

Bei Merkurs Eiern. Sein Herz pochte.

Vollständig. Zwei Schneiden eines Schwertes. Kameradschaft. Irgendwann Liebe?

Nein. Er konnte sich Liebe nicht erlauben. Dieses verfluchte Gefühl hatte ihn einmal fast zerstört. Stattdessen alle getötet, die ihm etwas bedeutet hatten. Nie wieder. Fae liebten zu tief, für eine zu lange Zeit.

Als Rhys' Lächeln erlosch und sich Entsetzen auf seinem Gesicht ausbreitete, wusste Silas, dass er seinen Gesichtsausdruck nicht unter Kontrolle gehabt hatte.

»Ich hätte nichts sagen sollen.« Er versuchte, sich zu erheben.

»Rhys, es ist nicht das, was du denkst.« Sonnenuntergang. Eis in seinen Knochen. Die Zeit lief ihm davon. Er wünschte alle Götter und ihre Kinder in die Dunkelheit. »Bitte… gib mir einen Moment.«

Schmerz in diesen Augen, doch Rhys blieb sitzen.

Silas fand keine Worte, zumindest nicht in einer Sprache, die Rhys verstehen würde. Silas legte eine Hand auf den Tisch und starrte seine Finger an. Er konnte seit Jahrhunderten Englisch, hatte es häufiger gesprochen als jede andere Sprache. Aber ernste Angelegenheiten? Sie brachten ihn immer nach Hause.

Er fand die passenden Worte und übersetzte sie. »Ich möchte, dass du glücklich bist, Rhys. Ich merke, dass ich sehen möchte, dass du es bist.«

Rhys beruhigte sich. Überraschung ersetzte den Schmerz.

»Das ist ein sehr ungewöhnliches Verhalten für mich«, erklärte Silas.

»Was, Sterbliche zu verführen?«, fragte Rhys. »Ich dachte, das wäre etwas, das Fae tun?«

Bei der Frage musste er auflachen. »Et tu?« Er schüttelte den Kopf. »Ich schätze, das stimmt. Ja. Aber ich führe sie nicht zum Essen aus.«

»Oder bläst ihnen einen.«

Dieses verdammte verschmitzte Grinsen. Silas wollte Rhys' Lippen noch immer um seinen Schwanz sehen. Oder sonst wo auf seinem Körper. »Auch wahr.«

Rhys rutschte auf seinem Stuhl herum. »Also lade ich dich jetzt in meine Kabine ein oder sollen wir zu dir gehen?« Er schaute erwartungsvoll.

Ah, das würde ein weiterer heikler Moment werden, aber einer, auf den er besser vorbereitet war. Noch einmal stand Silas auf und umrundete den Tisch. Dieses Mal streckte er seine Hand aus.

Rhys zögerte, aber nahm sie.

Solche Wärme. Solche Energie. Silas wollte darin baden. Er zog Rhys auf die Füße und an sich heran. Er fand Rhys' süßen Mund mit seinem eigenen und legte eine Hand auf Rhys' Hintern, um ihn eng an seinen Körper zu ziehen. Das sanfte Ziehen von Rhys' Fingern, die er in Silas' Haar vergrub, schickte einen Schauer seine Wirbelsäule hinunter.

Silas war schmerzhaft hart und wusste, dass Rhys seine Erektion gegen seinen Körper gedrückt spüren konnte. Nach einer Minute beendete er den Kuss und lockerte seinen Griff. Leise flüsterte er in Rhys' Ohr: »Weißt du, wie sehr ich dich will?«

»Ja.« Eine atemlose Antwort. »Mehr als zwölf Zentimeter.«

Silas biss ihm ins Ohrläppchen. »Ich würde dich zu gern mit in meine Kabine nehmen und dich spüren lassen, wie jeder einzelne Zentimeter in dich gleitet.«

Rhys verspannte sich. Er zog sich zurück. »Aber das kannst du nicht.« Da war Frustration in seiner Stimme.

Silas kannte dieses Gefühl nur zu gut und spürte es genauso deutlich. »Ich gehöre aufs Feld und in Wald und Wiesen. Ein Schiff in der Mitte des Ozeans ist – buchstäblich – nicht mein Element.«

Verständnis flackerte in den grünen Augen auf. »Du hast dir diese Reise nicht ausgesucht.«

»Nein, ich wurde geschickt. Und ich habe heute Nacht einen Job zu erledigen.«

»Und das kann nicht bis morgen warten?«

»Nein.«

Es war offensichtlich, dass Fragen sich in Rhys bekriegten. Seine Brauen runzelten sich, dann legte sich ein entschlossener Gesichtsausdruck auf seine Züge. »Sag mir, warum du hier bist.«

Rhys lernte dazu. Befehle statt Fragen. Denen war schwerer auszuweichen. »Es wäre besser, wenn du es nicht wüsstest.«

»Entweder traust du mir nicht oder du hast mit etwas zu tun, das wirklich gefährlich ist. Mir gefällt keine von beiden Möglichkeiten.«

»Ich vertraue dir.«

»Oh, großartig. Gefahr.«

Silas lachte auf. »Ja. Aber ich bin sehr gut in dem, was ich tue.« Er machte einen Schritt zurück, nahm Rhys' Hand und küsste sie. »Komm mit. Ich habe noch etwas Zeit.«

Rhys zog ihn vorwärts. »Ich übernehme die Führung.«

Nun, das war faszinierend. Silas ließ Rhys das Tempo und die Richtung vorgeben, ein Hauch Begeisterung flammte in ihm auf. Meistens war er der Akteur. Das hier – das hier war anders. Aber nicht unangenehm.

Sie nahmen den Aufzug, fuhren zwei Decks nach unten und gingen die Länge des Ocean-Liners entlang. »Als ich die Kreuzfahrt gebucht habe, habe ich von diesem Ort gelesen«, erklärte Rhys.

Ein Hauch von Energie – von Silas' Element – schwebte den Gang entlang und umhüllte, floss in…

Rhys. Nicht ihn, sondern Rhys. Süße Diana. Menschen zogen Elemente nicht auf diese Weise an.

Vor ihnen, hinter einer doppelflügeligen Glastür, leuchtete eine grüne Wand. Pflanzen.

»Es ist ein botanischer Garten in Miniatur. Orchideen. Farne. Tropische Pflanzen.« Rhys führte sie durch die Türen. »Und natürlich die obligatorische Bar auf der anderen Seite.«

Überall war Grün. Hohe Palmen und der Geruch von Zitruspflanzen. Glas um sie herum, das die Rot- und Orangetöne des erlöschenden Sonnenlichts hereinließ.

Leben umgab Silas, floss durch ihn und in ihn. Er machte drei Schritte den Pfad entlang und berührte einen Farn. »Ich hätte wissen sollen, dass das hier da ist. Ich hätte es fühlen sollen.«

»Na ja, wir sind auf einem großen, eisernen Boot.« Rhys legte den Kopf schief. »Sollte Eisen nicht giftig für dich sein?«

»Nein, das ist ein Irrglaube. Eisen verletzt uns nicht.« Silas drehte sich um. »Es…« Die Worte erstarben in seinem Mund.

Rhys leuchtete. Lange Stränge des Elements züngelten von den Bäumen und den Farnen und allen anderen Pflanzen und die Energie verband sich und tauchte in Rhys' Körper ein.

»Silas, was ist los?«

Dieses Mal konnte er in keiner Sprache die passenden Worte finden. Schließlich keimte ein Gedanke in ihm auf.

Splitter.

Viertel-Fae sollten nicht existieren. Ein Mythos – eine uralte Legende, die Jahrtausende alt war, die es länger gab, als die Geschichtsaufzeichnungen der Menschen zurückreichten. Die unmögliche Erklärung, an die Silas zu denken vermieden hatte. Doch Rhys stand da, in grüne Kraft getaucht.

»Silas?« Rhys packte ihn am Ellenbogen und zerrte ihn einen Pfad entlang bis zu einer Bank, auf der er sich neben ihn setzte. »Ich habe dich nicht verletzt, indem ich dich hierhergebracht habe, oder?«

Verletzt? Gelächter blubberte aus ihm hervor, gefolgt von Sprache. »Oh, bei den Göttern, nein. Ein Ort wie dieser könnte mir nie schaden.« Er schaute Rhys wieder an. »Es war nur etwas viel auf einmal.«

Das Leuchten, begriff Silas, war die Menge an Energie, die Rhys in sich aufsog. Nein, nicht aufsog. Die durch ihn zirkulierte. Sich erneuerte.

Die Luft um sie herum duftete nach Honig und schmeckte nach einem knackig frischen Frühlingsmorgen.

»Magst du Gärten wie diesen?« Silas fuhr mit seinen Fingern Rhys' Kiefer nach. Ihn zu berühren, fühlte sich nicht anders an als zuvor, doch jetzt sah er, wie seine Reserven des Elements von seiner Haut aus in Rhys übergingen. Mehr kam zurück, frisch und neu.

»Ja. All dieses Leben. Es ist ziemlich erstaunlich.« Rhys rückte näher, Hüfte an Hüfte. »Ich liebe Gärten. Früher habe ich oft stundenlang im Central Park gesessen und gelesen. Das hat mir ein stärkeres High gegeben als die Endorphine vom Joggen, verstehst du?«

»Das verstehe ich, ja.«

Selbst in diesem Garten überkam Silas tiefgreifende Angst. Die alten Fae berichteten von Kriegen, die um einen einzigen Splitter ausgetragen worden waren. Er verstand diese Geschichten jetzt. Sie – andere Fae – würden Rhys wollen, wüssten sie von ihm. Und was waren seine eigenen Absichten? Hatte er echte Gefühle für Rhys oder war es das Verlangen, einen Splitter zu besitzen?

Spiele voll Lust und Verlangen waren eine Sache, aber einen anderen in eine Falle zu locken? Niemals. Aber er würde nicht zulassen, dass ein anderer Fae Rhys für sich beanspruchte. Also zu was machte ihn das?

Rhys berührte Silas' Oberschenkel und bewegte seine Hand aufwärts. »Wie viel Zeit hast du noch übrig?« Seine Finger streiften über den von Silas' Erektion gespannten Stoff.

Silas' Herz hämmerte wild, als Verlangen sich wie eine Schlange in seinem Bauch wand. Er sog scharf die Luft ein und schaute zur Glasdecke. »Bis zur wahren Dunkelheit. Noch eine Stunde?«

»Genug Zeit also.« Rhys erhob sich und setzte sich rittlings auf Silas' Schoß. Er zog Silas' Mund zu sich und öffnete ihn mit seiner Zunge, nahm sich, was er wollte, verlangte nach einer Antwort.

Energie rauschte durch Silas und ließ jeden einzelnen Nerv aufflammen. Ein Verlangen erwachte in ihm, eine Sehnsucht nach mehr als der bloßen Erfüllung seiner Lust.

Bei den Göttern. Er hatte inmitten von uralten Wäldern Sex gehabt, und keines dieser Male hatte in ihm so ein Verlangen ausgelöst wie das hier. Und dabei küsste Rhys ihn nur.

Wer besaß jetzt wen?

Silas fuhr mit seinen Fingern Rhys' Hals hinab und machte den Krawattenknoten ausfindig, den er so umsichtig gebunden hatte. Er löste ihn und begann damit, Rhys' Hemd aufzuknöpfen. Er wollte Haut unter seinen Händen spüren. Als er Rhys' Nippel fand, rollte er ihn zwischen seinen Fingern.

Rhys unterbrach den Kuss und keuchte.

Silas schaute zu ihm auf. »Empfindlich?«

»Ich zeige dir gleich empfindlich.« Rhys' Stimme war leise und rau. Er ließ sich von Silas' Schoß gleiten und drückte seine Beine auseinander. Gürtel. Knopf. Reißverschluss. Ein Rascheln von Stoff, dann lag sein Schwanz in Rhys' Hand. »Eine Stunde, hmm?«

Der raue Klang und die Autorität in Rhys' Stimme ließen Silas atemlos zurück. Er war es nicht gewöhnt, der passive Partner zu sein. Aber momentan hatte er keine große Wahl.

Rhys leckte mit seiner Zunge über die Spitze von Silas' Schwanz und hinterließ eine nasse Spur. Langsam umschmeichelte die seidige Zunge Silas' Eichel. Ganz leichte Berührungen, kaum mehr als ein Necken. Bei jedem Streicheln der Zunge über Silas' Eichel breitete sich mehr Spannung in Silas aus.

Er zischte und vergrub seine Hände in Rhys' Haaren. Er versuchte, dessen Mund dazu anzutreiben, ihn tiefer aufzunehmen, versagte aber. Rhys war stark. Widerspenstig. »Verdammt, Rhys. Nicht.«

Die unglaublich samtene Hitze verschwand, wurde von der Kälte feuchter Luft ersetzt. »Was soll ich nicht machen?«

»Mach nicht so langsam.«

»Oh, okay.« Er grinste und begann von Neuem, in einem noch gemächlicheren Tempo. Rhys' heiße Zunge – hier schmeckend, dort tastend – zog Silas auf wie eine Uhr, bis er kurz davor war, durchzudrehen. Rhys hielt an Silas' Schwanzspitze inne und tauchte mit der Zunge in seinen Schlitz ein. Als Rhys sich zurückzog, folgte kalte Luft, die genug Druck entweichen ließ, dass Silas weiterhin auf der Kante zum Abgrund balancieren konnte, nur einen Schritt von der Erfüllung entfernt. Wieder und wieder.

Silas entließ das gutturale Stöhnen, das sich in seiner Kehle gebildet hatte. Jeder Moment war qualvoll. Wundervoll. Er würde alles dafür geben, um Rhys behalten zu können.

Rhys hörte erneut auf. »Ich will dich schreien hören, Silas.«

Unverschämt, aber bei den Göttern, ihm gefiel das. »Das mache ich normalerweise nicht.« Er streichelte Rhys' Wange mit seinen Daumen. »Aber du kannst gerne versuchen, mich dazu zu bringen.«

»Verzeih mir, ich habe mich versprochen.« Rhys zog Silas' Hose weiter nach unten um seine Beine. »Ich werde dich zum Schreien bringen.« Er zog Silas' Hüften nach vorn, zerrte ihn beinahe ganz von der Bank, als er seine Hände unter seinen Arsch schob.

Rhys nahm Silas wieder in sich auf. Von diesem unglaublich weichen Mund umgeben zu sein, war bei Weitem besser, als er es sich vorgestellt hatte. Die Wirklichkeit brachte ihn geradezu um.

Rhys leckte Silas' Länge entlang, knabberte dabei an ihm. Er leckte an Silas' Hoden und ließ seine Zunge darum kreisen, ehe er jeden einzeln zwischen seine heißen Lippen saugte.

Elementarenergie umhüllte Silas' Körper und drang in jede Zelle seines Wesens ein. Er biss sich auf die Wange, um sich davon abzuhalten, zu laut zu stöhnen. Die Erlösung von dieser exquisiten Folter lag gerade außerhalb seiner Reichweite.

Rhys legte eine Pause ein und lachte tief. »Hast du ein Problem, Silas? Ist das zu viel für dich?« Er leckte an Silas' Schwanzwurzel. Zu sanft.

Silas stöhnte frustriert.

Rhys war überall. Knabberte an seiner Spitze, streichelte seinen Schaft, leckte oder kratzte sanft mit den Zähnen an Silas' empfindlicher Erektion. Niemals umschloss er Silas' Schwanz vollständig. Silas schwebte über dem Abgrund, doch jedes Mal, wenn er sich der Erlösung näherte, zog Rhys sich zurück. Änderte den Rhythmus. Und begann dann von Neuem.

Ein Sturm tobte in Silas' Venen und er fühlte sich wie Glas, das kurz vorm Zerbersten stand. Lediglich der letzte Schlag, der ihn dazu bringen würde, in Splitter zu bersten, kam nicht.

Würde nicht so verdammt viel Energie durch ihn rasen, hätte Silas schon vor Langem seinen Illusionszauber nicht mehr aufrechterhalten können. Aber Rhys war ein Fokus, eine Quelle, und Silas ertrank in Kraft.

Verdammt seien dieser Mund und diese Hände. »Bei den Göttern, Rhys. Bitte blas mir endlich einen.«

Rhys lachte. Und dann nahm Rhys' süßer heißer Mund ihn endlich – endlich – in sich auf. Als Erstes arbeitete sich Rhys unendlich langsam seinen Weg hinauf und hinab, dann schneller und tiefer.

Silas umfasste mit einer Hand Silas' Nacken und drängte ihn, das Tempo zu steigern. Der Knoten in Silas zog sich immer enger zusammen und jeder Nerv pulsierte.

Zu guter Letzt gehorchte Rhys, bewegte sich und lockerte seine Kehle, übergab ihm die Kontrolle. Nun gab Silas den Rhythmus vor, die Tiefe. »Nimm alles.«

Die Vibrationen von Rhys' Stöhnen pumpten durch Silas' Schwanz.

Er verstärkte seinen Griff in Rhys' Haar und genoss den Anblick der Lippen, die sich um die Wurzel seines Schwanzes spannten.

Seins. Alles seins. Scheiß auf alle anderen.

Rhys bewegte seine Hände. Sie hielten noch immer Silas' Arsch, doch ein Finger glitt in seine Pospalte und drückte gegen seinen Anus. Oh fuck! Feuer zuckte durch jeden Nerv, als Silas über die Klippe fiel. Er warf den Kopf in den Nacken und schrie, während er in Rhys' Mund kam.

***

Fae-Sperma schmeckte nicht wie Pixy Stixs, so viel stand fest. Dennoch genoss Rhys den Geschmack, beinahe genauso sehr, wie er Silas' ekstatischen Schrei ausgekostet hatte. Er küsste den langsam erschlaffenden Schwanz des Fae noch einmal, ehe er aufschaute.

Silas' Augen waren geschlossen, sein Kopf in den Nacken gelegt. Er atmete tief ein und sprach: »O di!«

Latein? Er glaubte, er hatte früher schon etwas auf Latein von Silas gehört. Er legte einen Arm auf Silas' Oberschenkel. »Ich sagte doch, ich würde dich zum Schreien bringen.«

Silas schaute zu ihm herab, dann packte er die Seiten von Rhys' Hemd und Jackett und zog ihn zu sich hoch, um ihn zu küssen. Hart.

Er hatte vergessen, wie stark Silas war. Rhys war kein schwacher Mann, nicht, nachdem er Ton, Stein und Metall in seinem Atelier herumgeschleppt hatte, aber Silas zog ihn mit Leichtigkeit vom Boden.

Und Gott, er konnte küssen! Er hatte eine vage Erinnerung an die illustrierten Feenbücher aus seiner Kindheit, die schöngefärbte Sinnlichkeit des guten Volkes. Keines hatte je männliche Feen beschrieben, die Männer verführten oder Schwänze lutschten.

Die Wahrheit war besser als die Fiktion.

Silas beendete seinen Angriff auf Rhys' Mund und setzte ihn auf der Bank ab. »Lass mich meine Kleidung wieder in Ordnung bringen.« Er erhob sich und zog Unterwäsche und Hose wieder hoch.

Fae, so schien es, bevorzugten Boxershorts. Oder zumindest tat dieses Exemplar das. Rhys leckte sich über die Lippen und schmeckte Silas. Oh, ein Teil von ihm wehrte sich gegen das Konzept, dass Silas etwas anderes als ein Mensch war. Unmöglich, sagte die logische Seite seines Gehirns.

Scheiß auf Logik. Silas war das Ebenbild einer zum Leben erweckten Fantasie – groß, schlank, aber mit genug Muskeln, um eine Vorstellung von seiner Kraft zu vermitteln. Er sollte diesen Mann in Marmor meißeln – ein moderner David. Dabei mochte er die klassischen Formen nicht einmal. Abstrakt war eher sein Ding. Aber wenn er Silas in sein Atelier bekäme, würde er es tun.

Rhys brachte seine Liebhaber niemals dorthin. Seine Kunst gehörte ihm allein. Aber für Silas würde er sie teilen. Rhys räusperte sich. »Was sind deine Pläne für New York?«

Silas setzte sich. »So weit habe ich nicht gedacht.«

Er musste scherzen. »Du musst doch eine Idee haben. Ich meine, man geht nicht einfach auf eine Kreuzfahrt und denkt nicht…«

Silas lächelte, ob es nun amüsiert oder traurig war, konnte Rhys nicht sagen. »Ich lebe von Tag zu Tag.«

»Carpe diem, hm? Ist das nur dein Ding oder machen das alle Fae?«

»Nur ich.« Silas legte seine Hand an Rhys' Wange. »Kennst du den Rest des Sprichworts?«

Es gab mehr? »Nein.«

»Es ist der letzte Vers einer Ode von Horaz. Carpe diem, quam minimum credula postero. Genieße den Tag, und vertraue möglichst wenig auf den folgenden.«

Das war definitiv Latein. Es rollte Silas über die Zunge, als wäre er damit aufgewachsen. »Lebst du so dein Leben?« Würde er Silas verlieren, sobald sie in New York anlegten? »Keine Gedanken an morgen?«

Silas schwieg. Sein Blick schweifte nach oben zum dunkler werdenden Himmel auf der anderen Seite der Glasdecke. »Oh, ich habe Gedanken. Aber ich werde sie nur berücksichtigen, nachdem ich den Sonnenaufgang gesehen habe.«

Angst durchflutete Rhys. »Du glaubst, du wirst sterben. Jede Nacht.«

»Nein«, sagte Silas. »Aber ich weiß, dass ich es eines Nachts werde.«

Gezwungen, auf diesem Schiff zu sein. Geschickt, hatte er gesagt. Gefährliche Angelegenheiten. »Warum? Was bist du, so eine Art Feen-Geheimagent?«

»Fae.« Silas nahm Rhys' Hand, hob sie an seine Lippen und knabberte an seinen Fingerspitzen. »Ich arbeite für die Götterboten«, sagte er zwischen zwei Bissen.

Das Gefühl wanderte direkt in Rhys' Hoden. Er versuchte, sich auf Silas' Worte zu konzentrieren statt auf den nassen und seidigen Mund, der seinen Zeigefinger umschloss. »Götterboten?«

»Mhmm.« Silas umspielte seinen Ringfinger.

Das war offensichtlich die falsche Frage gewesen. Er versuchte es mit einer anderen. »Was tust du?«

Silas hörte auf, an seinen Fingern zu saugen, ließ sie aber nicht los. »Was auch immer sie von mir verlangen.« Er erhob sich, noch immer Rhys' Hand haltend. »Mir ist die Zeit ausgegangen.«

Der letzte Satz war beinahe ein Flüstern. Rhys stand auf und küsste Silas' Fingerknöchel. »Werde ich… Du…« Die Verzweiflung drohte, ihm die Luft abzuschnüren. »Ich möchte dich morgen sehen.«

Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Es dauerte länger – viel länger, als Rhys lieb war –, bis Silas ausatmete. Der Hauch eines Lächelns auf seinem Gesicht bot einen Hoffnungsschimmer. »Du berührst mich, Rhys, auf eine wilde und wunderbare Art und Weise. Das ist sehr selten. Wenn die Schicksalsgöttinnen es erlauben, wirst du mich wiedersehen.«

»Ich mag es nicht, mein Leben dem Schicksal zu überlassen.« Rhys küsste Silas' Hand erneut und atmete den würzigen Geruch seiner Haut ein. »Was kann ich tun, um dir zu helfen?«

Silas blickte zum Glasdach auf. Falten zerfurchten seine Stirn. »Du hast gesagt, dass es eine Bar gibt? In diesem Garten?«

Rhys deutete zu den Palmen. »Auf der anderen Seite.«

»Wenn du mir helfen willst, bleib dort, bis ich wiederkomme.« Silas ließ Rhys' Hand los. Mit einem Finger fuhr er seinen Hals entlang. »Bitte.«

Obwohl es im Garten warm und schwül war, lief Rhys ein kalter Schauer den Rücken hinunter. »Wie lange? Was ist, wenn du nicht zurückkommst?«

»Bis zum ersten Tageslicht.«

Ein Stein lag Rhys im Magen. Arbeit während der dunklen Stunden. Irgendetwas, das Silas töten könnte.

»Gott, jagst du etwa…«

Silas drückte zwei Finger gegen seine Lippen, hielt ihn so davon ab, das letzte Wort zu sagen.

»Bleib hier bis zum ersten Morgenlicht.« Ein scharfer Gesichtsausdruck hob die langen Linien von Silas' Gesicht hervor. Doch es war kein Verlangen. Den Gesichtsausdruck hatte Rhys heute oft genug gesehen, um ihn zu erkennen. »Ich werde zu dir zurückkommen.«

Die Bestimmtheit in Silas' Worten sorgte dafür, dass Rhys' Wangen sich erwärmten. Silas ließ ihn los.

»Versprochen?«

»Bei meiner Ehre.« Silas trat einen Schritt zurück. »Bleib hier im Garten.«

»Ich hoffe für dich, dass du mir das alles hier erklären wirst.«

Silas machte einen weiteren Schritt rückwärts. »Bei einem Kaffee.« Er legte seine Hand über sein Herz. »Ein weiteres Versprechen.«

»Ich werde dich darauf festnageln. Und wenn ich dich fesseln muss, um die Wahrheit aus dir herauszukitzeln.«

Ein Aufblitzen von Zähnen. »Dann habe ich ja etwas, worauf ich mich freuen kann.«

»Dein guter Kumpel Horaz wäre entsetzt. Nach vorne schauen.«

Silas lachte. »Wahrscheinlich. Er konnte manchmal so ein Arschloch sein.«

Rhys erstarrte. Hatte Silas gerade gesagt…

Ein weiteres diabolisches Grinsen von Silas. »Morgen«, sagte er. Dann drehte er sich um, stolzierte den Pfad entlang und verschwand aus dem Sichtfeld.

Weg.

Verdammt, er hasste die Leere, die von ihm Besitz ergriff, und kämpfte gegen den Instinkt an, Silas zu folgen.

Die Bar. Er könnte einen Drink gebrauchen. Rhys begann, sein Hemd zuzuknöpfen und seine Krawatte neu zu binden. Die Art, wie seine Jacke fiel, verdeckte größtenteils seinen halb steifen Schwanz.

Wie sich herausstellte, war die Tropics Bar ein sehr beliebter Ort. Die meisten Tische waren besetzt. All die kleinen verwinkelten Nischen unter den Palmen waren, wie sollte es auch anders sein, von Pärchen belegt.

Das Rauschen eines Springbrunnens untermalte die Musik eines Jazzpianisten. Die Luft duftete süß, sinnlich, allerdings nicht so lebendig wie zuvor, als er Silas in seinen Armen gehabt hatte. Oder in seinem Mund.

Rhys setzte sich auf einen Hocker an der Bar. Er kannte sogar den Kellner, der zu ihm trat, um ihn zu bedienen.

»Mr. Matherton.«

Wie hieß der Mann noch gleich? Ein Tuch, das über die Schulter des Mannes geworfen lag, verdeckte sein Namensschild. Verdammt noch mal. Namen waren wichtig, hatte Silas gesagt. Merk sie dir.

»Vasil.«

Der Kellner nickte. »Kann ich Ihnen etwas bringen?«

Die Bierauswahl war enttäuschend begrenzt. »Ich hatte an ein Bier gedacht.« Rhys tippte auf die Liste. »Aber ich bin offen für Vorschläge.«

Vasil schaute auf die Karte. »Für die meisten davon ist es hier zu warm.« Er schaute auf. »Aber Sie wirken nicht wie jemand, der gerne fruchtige Cocktails trinkt.«

»Jaa, ich bin mehr der Typ für Bier oder Jack Daniels.«

»Dann also einen Whiskey-Manhattan.«

Rhys nickte und reichte Vasil die Karte. Er hatte keine Ahnung, was in dem Getränk enthalten war, aber das Mindeste, was er tun konnte, war, dem Kellner, den er vorhin so schlecht behandelt hatte, zu vertrauen.

Sein Getränk wurde ihm in einem Martiniglas serviert, mit einer Kirsche und einer Spirale Orangenschale darin. Doch es hatte die Schärfe von Whiskey und dazu süße und bittere Noten. »Das ist gut.«

Der Kellner nickte erneut und machte Anstalten, sich umzudrehen und zur anderen Seite der Bar zu gehen.

»Vasil«, sagte Rhys. »Es tut mir leid. Wegen vorhin.«

Der Kellner hielt inne. »Machen Sie sich keine Gedanken darum.« Leicht dahin gesprochene Worte. »Mr. Quint hat ja dafür gesorgt, dass Sie für die zwei Scotch ein ordentliches Trinkgeld dagelassen haben.« Er ging fort.

Rhys lachte leise in sich hinein. Bestrafung. Bezahlung. Silas hatte so viele verschiedene Persönlichkeitsaspekte. Seine Belustigung verflog. Silas. Er schaute dem Kellner hinterher. Wusste er es? Nein, natürlich nicht. Silas hatte gesagt, dass keine anderen Fae auf dem Schiff waren.

Fae. Rhys trank einen Schluck seines Drinks und atmete dann aus. Wenn er ihren letzten Wortwechsel richtig verstanden hatte, war Silas nicht nur nicht menschlich, er war alt. Sehr alt. Rhys hatte keine Ahnung, wann Horaz gelebt hatte, aber er wusste, wann Rom gefallen war.

Rhys ließ sich vom Barhocker gleiten. Drei Stühle waren neben etwas, das wie ein Bücherregal aussah, frei geworden. Er setzte sich auf einen. Er brauchte etwas Raum und Zeit, um nachzudenken.

In was hatte er sich nur hineingeritten?

Mein geliebter Jäger

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