Читать книгу Frozen Hearts: Arctic Heat - Annabeth Albert - Страница 10
Kapitel 6
ОглавлениеEin überraschend kalter Wind schnitt in Owens Haut, als er sein neues Auto für die Fahrt zum Hatcher Pass belud, und er hoffte, dass es kein Anzeichen des kühlen Empfangs war, der ihn dort erwartete. Er war zurück in Anchorage, nachdem er mehrere Tage lang umhergefahren war und sowohl in der Umgebung von Denali als auch auf der Kenai-Halbinsel etwas Zeit verbracht hatte. Hattie hatte ihre Unterkunft für ihn zwar möbliert gelassen, aber er hatte trotzdem die vorgeschlagenen Vorräte eingekauft, die er brauchen würde, bis er es zum nächsten Mal in eine Stadt schaffte. Und ein paar Tage mit schlechtem Handyempfang hatten ihn davon überzeugt, sich ein Satellitentelefon zu gönnen. Sosehr er das Einkaufen vor allem für Elektronik normalerweise genoss, versuchte er doch, sich zu beeilen, da er pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt ankommen wollte.
Ich werde warten.
Der Punkt ließ die Textnachricht, mit der Quill auf Owens Ankündigung geantwortet hatte, noch bedrohlicher wirken. Außerdem hatte er Owens Frage, ob er irgendetwas aus einem Geschäft brauchte, knapp verneint. Na, egal. Einige Tage lang die Gegend zu erkunden, hatte Owens Stimmung gehoben, ihn daran erinnert, warum er das tun wollte, und ihn darin bestärkt, sein Bestes zu geben. Er ignorierte Quills Protest, dass er nichts brauchte, und besorgte als Friedensangebot gute Schokolade und das Solstice IPA, das er mochte.
Da er wusste, wie angespannt Quill war, gab er sein Bestes, um Anchorage zügig hinter sich zu lassen, aber er war immer noch nicht an die kurvigen Bergstraßen gewöhnt, die nach dem Highway kamen. Wie er auf seinen Reisen der letzten Tage bereits herausgefunden hatte, konnte eine Schlange langsamer Wohnmobile die Fahrtzeit leicht verdoppeln.
Nicht, dass er ihnen das Schneckentempo übel nahm – abgesehen davon, dass die Straßen in höheren Lagen heikel wurden, gab es spektakuläre Aussichten auf verblichenes, goldenes Gras und Sträucher vermischt mit stolzen, grünen Tannen und zerklüfteten, grauen Felsen, die in den sanften, blauen Himmel hinaufragten, an dem nicht einmal ein Wolkenfetzen zu sehen war. Diese Region des Bundesstaats war als eins der Kronjuwelen für den Tourismus in Alaska bekannt: so nahe an Anchorage, dass sie leicht erreichbar war, aber auch rau genug für erfahrene Naturliebhaber. Die Abteilung für natürliche Ressourcen bezeichnete die Region als Mat-Su, kurz für Matanuska-Susitna Borough, und das regionale Büro befand sich in Wasilla, wo Quills Boss stationiert war.
Zu beiden Seiten der Straße begrenzten schneebedeckte Gipfel den schmalen Pass und er konnte mühelos sehen, wie herausfordernd diese Straße sein würde, wenn der Winter ernsthaft hereinbrach, vor allem, als er auf Schotter fuhr und die letzten, besonders holprigen Kilometer zum Besucherzentrum zurücklegte. Wenn Schnee fiel, würden die Schneepflüge etwa zweieinhalb Kilometer vor diesem Teil umkehren und der Weg hinein oder hinaus konnte nur mit Skiern, Schneeschuhen oder Schneemobil zurückgelegt werden.
Eine kleine Gebäudeansammlung breitete sich vor ihm aus – historische Bergbauhütten und Geräte und dazwischen das moderne Besucherzentrum und die öffentlichen Toiletten. Er parkte auf dem großen Parkplatz und schulterte eine seiner Taschen, bevor er zu den Gebäuden hinüberging. Große Schilder bewarben die verschiedenen Wanderwege, denen Besucher folgen konnten, und Freude breitete sich flatternd in Owens Bauch aus, als seine Aufregung wuchs. Er konnte es kaum erwarten—
»Du kommst spät.« Quill, der finster dreinblickend vor dem Besucherzentrum stand, setzte Owens Tagträumen ein abruptes Ende. In seiner Uniform wirkte Quill sogar noch beeindruckender als in Owens Erinnerung.
»Entschuldige. Bin in unerwarteten Verkehr geraten.« Owen trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich hatte nicht vor, dich warten zu lassen.«
»Schon gut.« Quills schwerer Seufzer, als er nach Owens Gepäck griff, verriet, dass es das nicht wirklich war. »Lass mich das nehmen.«
»Nein, schon gut. Ich kann es tragen.« Owen riss die Tasche zurück. »Zeig mir einfach, wo ich meinen Kram verstauen soll, und dann kannst du mir Arbeit geben.«
»Dachte, du machst dich heute sozusagen mit dem Land vertraut. Zuerst führe ich dich kurz herum und später kommst du mit mir auf Patrouille. Morgen ist früh genug für die Wartungsprojekte, die wir für dich aufgehoben haben.«
Wenn er Quills deutliches Unbehagen bedachte, war das Angebot einer Führung großzügig und Owen versuchte, ihn mit einem Lächeln zu belohnen. Quills todernster Ausdruck blieb jedoch bestehen, als er Owen ins Besucherzentrum und eine Treppe hochführte. Er wusste bereits aus der Stellenanzeige, dass sie beide hier oben kleine Wohnungen mit einem Gemeinschaftsbereich hatten, ähnlich wie in Owens ehemaligem Studentenheim. Der Gemeinschaftsbereich war groß und heimelig mit einer Küche auf einer Seite, Tisch und Stühlen in der Mitte und schließlich einem Sofa, Bücherregalen und einem großen Holzofen auf der anderen Seite.
»Das Badezimmer.« Quill zeigte auf einen Raum hinter dem Sofa. »Dank der alten Sanitäranlagen ist es leider geteilt. Wir haben Glück, dass sie hier oben überhaupt eine Dusche installieren konnten.«
»Das ist okay. Eine Dusche ist gut.« Nicht mitten in der Nacht die Treppe hinuntergehen zu müssen, war gut genug für Owen. Ungebeten kam ihm ein Bild von Quill unter der Dusche in den Kopf – wie sein großer Körper die kleine Duschkabine ausfüllte und Wassertropfen von…
Reiß dich zusammen, tadelte er sich und versuchte, sich wieder darauf zu konzentrieren, was Quill sagte.
»Und das ist dein Bereich.« Quill öffnete eine weitere Tür neben dem Badezimmer. Das Zimmer war größer als die meisten in Studentenheimen, die Owen bewohnt hatte, mit einem richtigen Bett an einer Wand, einer Kommode, Bücherregal, Tisch und einer kleinen Theke mit einer Herdplatte und Kaffeemaschine darauf.
»Hübsch.« Owen stellte seine Tasche auf das Bett. Es eine Wohnung zu nennen, wäre übertrieben gewesen, aber es war bequem und Owen war kein Mensch, der viel Platz brauchte. Er hatte einen zu großen Teil seines Lebens mit den Mieten in San Francisco verbracht, um in der Hinsicht anspruchsvoll zu sein. Der ganze Bereich war bescheiden und rustikal, aber anders als die steife Konversation durchaus gemütlich. Er konnte leicht die sieben Monate hier wohnen, aber bei der Spannung, die zwischen ihnen köchelte, war er weniger sicher. Matratzen und heiße Duschen mal beiseite – ihm war es wichtiger, dass sie gut miteinander auskamen, als dass er irgendwelche Annehmlichkeiten brauchte.
Zu diesem Zweck öffnete er die Tasche und nahm das Bier und die Schokolade heraus. »Ich hab dir Bier für den Kühlschrank mitgebracht. Wie haben du und Hattie normalerweise die Mahlzeiten aufgeteilt? Ich würde gerne kochen.«
Quill runzelte die Stirn. »Ich kümmere mich normalerweise um meine eigenen Mahlzeiten. Ich esse sowieso zu verschiedenen Zeiten. Mach dir um mich keine Gedanken.«
Owen hatte so eine Ahnung, dass Quill zumindest teilweise log. Er und Hattie standen sich zu nahe, um nicht ein paar Mahlzeiten geteilt zu haben, aber mit seinen fest zusammengepressten Lippen wirkte Quill bereit, alle weiteren Fragen abzuwehren. Und Owen hätte darauf bestanden, aber in Quills Augen lag eine Unsicherheit, die ihn innehalten ließ.
»Das ist in Ordnung.« Er musste einfach über andere Wege auf die Freundschaft hinarbeiten und herausfinden, wie er es für Quill angenehmer machen konnte. Er ging in den Gemeinschaftsbereich zurück und stellte das Bier in den Kühlschrank, bevor er sich zu Quill umdrehte. »Also, was ist mit der Führung? Oder soll ich zuerst meinen restlichen Kram holen?«
»Wir können beides machen. Ich helf dir mit deinem Gepäck, dann können wir mit den Quads für die Tour rausfahren. Weißt du, wie man die fährt?«
»Jepp. Als ich im Ressort in Tahoe gearbeitet habe, sind wir damit überallhin gefahren und ich hab seitdem auch mit Freunden Spritztouren gemacht.« Er genoss Quills überraschten Blick weit mehr als er sollte. Quill würde einfach lernen müssen, dass Owen wirklich für jede Herausforderung bereit war, die er ihm stellte.
***
Quill war in der Hölle. Owen sah locker in diesem Stanford-Pullover, der Quill für immer an dunkle Seitengassen und heiße Küsse erinnern würde, viel besser aus als er sollte. Er hatte es mit einer sportlichen Cargohose und Wanderstiefeln kombiniert und sah besser für die Arbeit geeignet aus als bei ihrer ersten Begegnung. Aber er war trotzdem viel zu attraktiv für Quills Seelenfrieden und noch dazu viel zu redselig, voller Geschichten über die Fahrt und Shopping in Anchorage und seine Reisen der letzten Tage. Es lag nicht daran, dass Quill nicht gerne zuhörte – tatsächlich war genau das Gegenteil der Fall –, sondern eher daran, dass er sich einfach nicht zusammenreißen konnte, was Owen betraf, und nicht die professionelle, höfliche Distanz wahren konnte, die er brauchte.
Vielleicht war das eigentliche Problem, dass Owen schlichtweg zu leicht zu mögen war. Freundlich. Kompetent. Und nett, dass er das Bier mitgebracht hatte. Vielleicht allzu selbstbewusst, aber das schien zu seinem Charme zu gehören, obwohl Quill befürchtete, dass Owens grenzenloser Optimismus dazu führen würde, dass er sich übernahm. Wie jetzt, als er das Quad mit kritischem Blick umkreiste und seine zusammengekniffenen Augen verrieten, dass er über irgendetwas Verwirrendes nachdachte, ohne allerdings Quill um Hilfe zu bitten.
»Es ist ein paar Jahre her, aber ich denke, ich komme zurecht«, sagte Owen, als er den Helm von Quill entgegennahm. Ihre Finger streiften sich und natürlich dachte Quill sofort wieder an den Kuss zurück.
Wenn jeder flüchtige Kontakt diese Wirkung auf ihn hatte, würde es wahrhaftig ein langer Winter sein. Wie üblich konzentrierte er sich auf die Arbeit, um jegliches Unbehagen zu überspielen. »Laut Vorschrift brauchen wir einen Helm, obwohl du hier eine Menge Leute sehen wirst, die ohne fahren. Und ich halte eine vernünftige Geschwindigkeit, auch wenn ich nach einem Notruf ausrücke. Du kannst niemandem helfen, wenn du selbst im Graben liegst.«
»Verstanden.« Owens ungeduldiger Ausdruck war nicht weit von einem Augenrollen entfernt. Wahrscheinlich hatte er die Ermahnungen satt, da Quill die Zeit, in der sie Owens Gepäck hinaufgetragen hatten, genutzt hatte, um ihm nicht nur die benachbarten Gebäude und Wanderwege zu zeigen, sondern auch weitere Warnungen auszusprechen. Quill wollte nicht gerade so dienstbeflissen sein, aber er schien es nicht verhindern zu können.
»Ich führe dich um den Besucherbereich hier im Tal herum und dann fahren wir zu einigen der beliebteren Stellen, die ich um diese Jahreszeit patrouilliere. Die meisten deiner Pflichten haben mit Wartung zu tun, nicht mit Patrouille, aber du solltest in den nächsten Tagen vor dem ersten Schneefall etwas Zeit damit verbringen, dich mit der Gegend vertraut zu machen, damit du vorbereitet bist, falls wir einen Anruf bekommen und ich Verstärkung brauche.«
»Ich werde bereit sein.« Owen grinste, obwohl es Quill wehtat, diesen letzten Teil hinzuzufügen. Verdammte Budgetkürzungen. Es gefiel ihm nicht, zu wissen, dass Owen seine Hauptverstärkung war – seine Rangerkollegen waren zwar hilfsbereit, hatten aber alle selbst große Territorien, die sofortige Unterstützung erschwerten. Und nicht, dass er Ärger erwartete, aber ein unbewaffneter Neuling war in den meisten Situationen vermutlich eher eine Belastung als eine Hilfe. Allerdings hatte er seine Befehle und die sagten, dass er Owen nutzen sollte, so viel er konnte. Sie würden sporadisch Hilfe von anderen Ehrenamtlichen haben, aber abgesehen davon würden sie mit einer nie endenden Liste an Aufgaben auf sich allein gestellt sein.
»Wird nicht mehr lange dauern, bis wir auf Schneemobile umsteigen. In den oberen Höhenlagen liegt bereits etwas Pulver und wir bekommen wahrscheinlich als Nächstes Schnee.«
»Ich kann auch ein Schneemobil fahren.« Owen schenkte ihm ein weiteres Bereit-für-alles-Grinsen, während er gleichzeitig an der Zündung des Quads herumfummelte und es ein zweites Mal starten musste. Das ältere Fahrzeug war etwas knifflig zu starten, aber es würde Owen trotzdem nicht umbringen, um Rat zu fragen.
»Mir nach«, sagte er, bevor er auf sein eigenes Fahrzeug kletterte, obwohl er gar nicht sicher war, ob Owen auf ihn hören würde. Er blieb seinen Worten treu und begann schön langsam mit einer sanften Runde durch das Tal, bei der er alle Parkplätze und Wanderwege passierte, die er auf seinen Patrouillen regelmäßig kontrollierte.
Er hielt auf einem der größten Parkplätze an, der eine weite Aussicht auf das Tal bot, und deutete zu den Toiletten. »Wir haben eine Firma, die die Latrinen instand hält, aber du wirst trotzdem dafür verantwortlich sein, dass sie mit allem ausgestattet sind. Wenn dir irgendetwas Ungewöhnliches auffällt, sagst du mir Bescheid.«
»Wie Leute, die es treiben oder so? Das ist etwas, das wir in Tahoe relativ oft gesehen haben.« Owens Lachen war beinahe ansteckend, aber er schien nicht mehr als ein angespanntes Lächeln zustande zu bringen. Und er brauchte wirklich keine Anspielung auf Sex. Es war schon schlimm genug, dass seine Gedanken ganz von allein in diese Richtung wanderten.
»Es ist ziemlich rustikal, daher ist das kein häufiges Problem. Schätze, der Geruch hält sogar die Jüngeren davon ab.«
»Ich merk es mir.« Owens Grinsen blieb. »Und glaub mir, ich bin mehr als dankbar, dass wir im Besucherzentrum grundlegende Abwasserreinigung oder was auch immer haben. Ich weiß, dass einige der ehrenamtlichen Stellen Unterkünfte mit Plumpsklos haben.«
»Jepp. Glaub mir, im Januar wirst du Loblieder darauf singen.«
»Hast du schon immer vor Ort gewohnt?«, fragte Owen, der es offenbar nicht eilig hatte weiterzufahren. »Ich weiß von anderen Helfern, dass es wirklich zu variieren scheint. Manche Ranger wohnen in Rangerstationen, vor allem in abgelegeneren Gegenden, manche in Hütten oder Häusern in der Nähe und manche wohnen in Städten und pendeln zu ihren Zuständigkeitsgebieten.«
»Ja.« Quill zuckte mit den Schultern. »Sie haben mir die Wohnung angeboten, als ich neu als Ranger angefangen habe, mit lächerlich niedriger Miete, die von meinem Gehaltsscheck abgezogen wurde, und damals erschien es mir wie ein gutes Angebot.« Nach Jahren in lauten Häusern und Studentenheimen hatte sich ein ruhiger Ort damals perfekt angefühlt. Und wenn er sich jetzt manchmal fragte, wie es wäre, einem Wohnort seinen eigenen Stempel aufzudrücken, wie Hattie und Val es taten, schob er diese Gedanken beiseite. Das Letzte, was er brauchte, war noch mehr Platz, in dem er nur sich selbst als Gesellschaft hatte. »Ich war nie jemand, der viel Besitz hat, daher hat es mir gut gepasst. Hatte nie einen Grund, wieder zu gehen.«
»Cool. Ich bewundere diesen Minimalismus. Ich hab einen Teil meines Krams verkauft, bevor ich die Bay Area verlassen habe, und mich danach so viel besser gefühlt. Wer weiß, vielleicht versuche ich es mit einem Tiny House, wenn ich meine Liste durchhabe.«
Die Erwähnung von Owens Liste war eine notwendige Erinnerung, dass das nur ein befristeter Ausflug für ihn war, dass er im Frühling abreisen würde und dass all diese Peinlichkeit ein Enddatum hatte. Er deutete auf ihre Quads. »Gehen wir.«
»Warte.« Owens Stimme war leise und er ging auf die andere Straßenseite, die zum Parkplatz führte, und auf einen sanften Abhang zu, wo in diesem Moment ein großer Elch stand und scheinbar überlegte, ob er die Straße überqueren oder umdrehen sollte. Owen weitete die Augen.
Quill stand still neben Owen, da er den Elch nicht verschrecken, aber auch mehr von Owens Begeisterung beobachten wollte, als der sein Handy herausholte und ein paar Fotos schoss. Sein breites Grinsen war richtig ansteckend. Nach all der Zeit war Quill an die wilden Schafe, Elche, Vögel, Bären und arktischen Eichhörnchen gewöhnt, die sein Territorium bevölkerten, aber als er beobachtete, wie Owen mit solchem Staunen reagierte, entspannten sich seine Schultern und er musste unwillkürlich lächeln.
Es war… nun ja, kein besonderer Moment, denn die hatte Quill nicht. Aber es war etwas, eine ruhige Kameradschaft, die Quill nicht sehr oft bekam, und es ließ seinen Puls summen. Schließlich ging der Elch den Weg zurück, den er gekommen war, und Owen steckte sein Handy wieder in die Tasche.
»Danke, dass du mich gerade nicht gedrängt hast. Der war ja riesig. Das war so cool.«
»Kein Problem.« Quill setzte seinen Helm wieder auf und fuhr weiter, versuchte nun aber, alles mit Owens staunendem Blick zu sehen. Es war ein wunderschöner Spätnachmittag, die schneebedeckten Berge bildeten einen Kontrast zu dem in Erwartung des Winters grüngoldenen Tal. Er hatte diesen Ausblick schon seit Jahrzehnten, aber er wurde nie weniger atemberaubend, obwohl es leicht war, das neben den täglichen Anforderungen der Arbeit aus den Augen zu verlieren.
Als sie zum Besucherzentrum zurückgekehrt waren und die Quads neben den Schneemobilen im Geräteschuppen geparkt hatten, durchströmte Quill eine seltsame Rastlosigkeit. Dort draußen war alles einfacher gewesen und auf vertrautem Boden, anders als die kniffligere soziale Landschaft mit dem Wissen, dass ein Abend zu zweit vor ihnen lag.
»Wann hast du offiziell Feierabend?«, fragte Owen.
»Es ist nicht wie Polizeiarbeit. Es gibt keine richtigen Schichten oder Arbeitsstunden. Wenn ich längere Zeit weg bin, wie für die Schulung, werde ich von einem anderen Ranger vertreten, aber abgesehen davon bin ich auch der Mann, wenn um Mitternacht irgendetwas passiert. Im Sommer gehen wir nach den Öffnungszeiten des Besucherzentrums und im Winter arbeiten wir wegen des wenigen Tageslichts nicht so lange, aber ich behalte mein Satellitentelefon bei mir, auch in der Nacht.«
»Aber du könntest schon ein Bier zum Abendessen trinken, oder?«, drängte Owen. »Ich dachte, ich könnte etwas mit den Lebensmitteln kochen, die ich aus Anchorage mitgebracht habe, und du könntest mir alles über die Wartungsarbeiten erzählen, die du geplant hast, damit ich morgen direkt anfangen kann.«
Das klang nett. Zu nett. Und klar, er und Hattie hatten gemeinsame Mahlzeiten und das gelegentliche Bier genossen, aber etwas an Owens Plan fühlte sich zu gemütlich an. Zu sehr wie eine Einstiegsdroge, mehr von Owens Gesellschaft zu wollen. Und das Letzte, was er brauchte, war, der Versuchung nachzugeben und dann sieben Monate peinlicher Interaktionen und Drama zu ertragen, mit dem er einfach nicht umgehen konnte.
»Ach nein«, sagte er, als sie die Tür des Zentrums erreichten, wandte den Blick ab und konzentrierte sich auf die alten Bergbaugebäude anstatt auf Owens erwartungsvolles Gesicht. »Geh ruhig vor und mach etwas für dich. Ich habe Schlösser an den Nebengebäuden, die ich überprüfen will, und muss dem Büro Bescheid sagen, dass du angekommen bist. Solche Sachen.« Ehrlich gesagt waren das alles Dinge, die warten konnten, aber das musste Owen nicht wissen. »Ich brauche noch eine Weile, also mach dir keine Gedanken um mich.«
»Okay.« Die Enttäuschung war Owen deutlich anzuhören und Reue brachte Quills Entschlossenheit ins Wanken. Er ballte die Hände zu Fäusten, um es sich nicht noch einmal zu überlegen.
Aber er blieb standhaft, erinnerte sich daran, dass er ohnehin schlechte Gesellschaft war, und ließ Owen allein die Treppe hinaufgehen. Besser, dass sie die Dinge richtig begannen – getrennte Mahlzeiten, getrennte Leben, keine chaotischen Verwicklungen. Er beschäftigte sich lange und überprüfte alle Nebengebäude auf Spuren von Eindringlingen. Es war nicht ungewöhnlich, vor allem in dieser Jahreszeit, dass Leute campen wollten, wo sie nicht campen sollten. Trotzdem dehnte Quill die Aufgabe doppelt so lange aus, wie sie eigentlich dauern sollte, und setzte sich dann ins Rangerbüro im Erdgeschoss, um einige Berichte und anderen Papierkram durchzugehen.
Als er schließlich nach oben ging, war der Gemeinschaftsraum leer und still, wie er gehofft hatte, und die Küche sauberer als je zuvor. Sogar die Oberflächen blitzten. Der Geruch von Huhn und Gewürzen hing allerdings noch in der Luft und Quills Magen knurrte und erinnerte ihn daran, wie lange es her war, seit er ein schnell zusammengeklatschtes Sandwich zu Mittag gegessen hatte. Bevor er sich jedoch noch einmal dasselbe zum Abendessen machen konnte, bemerkte er einen Plastikbehälter auf dem Esstisch und einen Klebezettel mit seinem Namen darauf.
Quill – Ich hab etwas mehr gekocht. Dachte, ich würde dir das Kochen abnehmen, aber wenn Huhn und Reisnudeln mit milder Knoblauchsoße nicht dein Ding sind, stell es einfach in den Kühlschrank, dann esse ich es morgen. Owen
Fuck. Quill atmete heftig aus. Flirten konnte er ziemlich leicht abwehren. Aber Freundschaft… Mann, Freundschaft stellte sich als schwieriger heraus. Und Owen zu mögen, war vielleicht das Einzige, was gefährlicher war als seine lästige Anziehung. Also ihn tatsächlich zu mögen. Denn sexuelle Anziehung führte zu Verlegenheit, aber Zuneigung…
Er musste innehalten und sich den plötzlich verkrampften Nacken reiben, während er sich daran erinnerte, dass Zuneigung zu Schmerz und anderen Dingen führte, die er bestimmt nicht wieder erleben wollte. Vermeidung war vermutlich seine beste Option, aber verdammt, er fühlte sich nicht gut damit. Verdammt sollte Owen dafür sein, dass er in so vielerlei Hinsicht so verlockend war.