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Kapitel 7
ОглавлениеOwen hasste es, ignoriert zu werden. Gott sei Dank hatte er fröhliche Playlists und lange Akkulaufzeiten, während er an den verschiedenen Projekten auf seiner Liste arbeitete. Die Aufgabenliste dieses Morgens – in Quills ordentlicher, wenn auch enger Handschrift verfasst – schrieb Mülldienst vor. Und wie es in den letzten Tagen üblich geworden war, war die Liste irgendwann vor Owens Erwachen auf dem Esstisch erschienen. Es spielte keine Rolle, wie früh Owen seinen Wecker stellte. Quill war ein Meister darin, vor der Dämmerung auf und davon zu sein, wobei er eine zu drei Vierteln gefüllte Kanne Kaffee und einen Zettel mit Anweisungen hinterließ. Ohne seine umfangreiche Musiksammlung hätte ihn der begrenzte menschliche Kontakt wirklich in den Wahnsinn getrieben.
Seine Stimmung war so tief gesunken, dass es der Höhepunkt seines Tages gewesen war, als er gestern beim Putzen der Toiletten einige Touristen getroffen hatte, und er hatte wahrscheinlich länger mit der Gruppe geplaudert als sie vorgehabt hatten, so sehr hatte er sich nach einem richtigen Gespräch gesehnt. Und es war nicht so, als würde er Quill nie sehen, aber wenn er es doch tat, waren ihre Interaktionen auf die verdammte Liste beschränkt: Quill zeigte ihm, was getan werden musste, und verschwand dann wieder. Und klar, der Kerl hatte zweifellos Rangerkram zu erledigen, aber es war auch mehr als offensichtlich, dass er Owen aus dem Weg ging, indem er früher aufstand, später zurückkehrte und nie blieb, wenn sie gemeinsam an etwas arbeiteten. Er war stets höflich, bedankte sich bei Owen fürs Essen und überließ ihm den Kaffee, blieb aber auch distanziert und es machte Owen verrückt. Es erinnerte ihn zu sehr an die langen, einsamen Tage der Chemotherapie – Kontakt mit dem medizinischen Personal, aber eine verzweifelte Sehnsucht nach persönlicheren Beziehungen.
Als er sich um die Stelle beworben hatte, hatte sich Owen auf seine lang gehegten Fantasien um Alaska herum konzentriert: den Schnee, die Landschaft, das Abenteuer. Und klar, die Stellenanzeige hatte ihn gewarnt, auf einsame Arbeit vorbereitet zu sein, manchmal mehrere Tage lang, aber er hatte nicht wirklich über diesen Teil nachgedacht, sondern angenommen, dass er diese Herausforderung anpacken würde wie alles andere auch. Aber in Wahrheit tat sich seine extrovertierte Seele schwer und es hatte noch nicht einmal ernsthaft geschneit. Er würde auf keinen Fall aufgeben, aber wenn das so weiterging, würde er bis zum Frühling nur noch Selbstgespräche führen.
So rockte er während der Arbeit zu seiner Musik, ließ den hämmernden Beat durch die Kopfhörer seine Magie wirken und legte Schwung in seine Schritte, während er Mülleimer auf Parkplätzen ausleerte und die vollen Säcke auf einen kleinen Anhänger lud, der an sein Quad angekuppelt werden konnte. Er war fast fertig mit einem der tiefer gelegenen Parkplätze, als Quill herangebraust kam und sein Quad schneller fuhr als Owen es je gesehen hatte. Er hielt direkt neben den Mülleimern an und schüttelte den Kopf, zweifellos über die alberne Tanzeinlage, die Owen allein und im Freien hinlegte.
»Was gibt's?«, fragte der, während er seine Kopfhörer von den Ohren zog. Es musste etwas Ernstes sein, wenn Quill mitten am Tag zu ihm kam, aber seine grimmige Haltung hielt Owen davon ab, das laut anzumerken.
»Wir haben einen Notfall.« Quill nahm seinen Helm ab. »Zwei Wanderinnen sind draußen auf einem der steileren Wege. Eine ist ausgerutscht und gefallen. Sie hat schlimme Knie- und Handgelenksverletzungen, möglicherweise eine Gehirnerschütterung. Die andere ist zurückgekommen, um Hilfe zu holen, weil sie allein nicht stark genug ist, um ihre Freundin zu tragen. Ich bin zu dir gekommen, weil ich noch jemanden brauche, wenn eine Trage notwendig wird.«
»Natürlich.« Owen wischte sich die Hände ab. »Wie ist der Plan?«
»Wir können mit den Quads in die Nähe kommen, aber dann müssen wir noch dreißig oder vierzig Minuten zu Fuß gehen, um die Verletzte zu erreichen. Ich habe über Funk angekündigt, dass wir vielleicht medizinische Evakuierung brauchen, aber dafür müssen wir sie zu einer Stelle transportieren, wo der Helikopter landen kann.«
»Verstanden. Ich folge dir zum Zentrum zurück und lade den Müll ab. Ich wette, wir brauchen den Anhänger, um sie vielleicht zu transportieren, der kann also dranbleiben. Der Wanderweg fängt irgendwo dort an, oder?« Mit dem Adrenalinschub wechselte Owen mühelos in Krisenmodus und ging den Notfallplan durch.
»Ja, aber wir nehmen einen Umweg, um die Verletzte zu erreichen. Der Weg ist steil und schmal, also fahren wir einen weiten Bogen, bis wir ihn kreuzen, und gehen das letzte Stück zu Fuß. Ich habe schon alles Nötige eingepackt.«
»Wo ist die Freundin?« Owen fand seinen Helm und setzte sich auf sein Quad, bereit, Quill zurück zu folgen.
»Sie ist heruntergekommen, bis sie Empfang für einen Anruf hatte, und dann zu ihrer Freundin zurückgegangen. Hoffentlich kommt sie vor uns bei ihr an.«
»Hoffen wir es. Wenigstens ist es ein klarer Tag.«
»Aber der Wind ist nicht zu unterschätzen. Wir müssen uns beeilen, ich glaube, das Wetter wird bald umschlagen. Vielleicht schneit es sogar über Nacht. Es überrascht mich, dass der erste Sturm der Saison noch auf sich warten lässt. Aber das ist wahrscheinlich der Grund, aus dem wir diese Woche mehr Wanderer hatten – alle versuchen, vor der Schneeschuh- und Skisaison ein letztes Mal rauszukommen.«
Da er Quills Ungeduld spürte, nickte Owen und startete sein Fahrzeug. »Ergibt Sinn. Wir treffen uns dann am Zentrum.«
Sie brachten die Rückfahrt schnell hinter sich, luden den Müll ab, überprüften Owens Tank und warfen Decken in den Anhänger, um den möglichen Transport zu erleichtern. Owen folgte Quill auf einer holprigen Strecke, zuerst über einen Pfad, den er kannte, dann querfeldein durch die Hügel, und vertraute darauf, dass Quill wusste, wohin sie unterwegs waren. Schließlich stießen sie auf einen schmalen Pfad, der einen steilen Abhang hinaufführte.
»Ab hier laufen wir.« Quill verstaute seinen Helm und nahm einen großen Erste-Hilfe-Koffer, eine zusammenklappbare Trage und einige Decken heraus.
»Was kann ich tragen?« Owen streckte die Arme aus und ließ Quill keine andere Wahl, als ihm die Decken zu geben. Dann marschierten sie den Weg entlang, Owen achtete auf dem fremden Terrain auf seine Schritte, während sich Quill schneller bewegte. Er drehte immer wieder den Kopf und inspizierte die Umgebung.
»Ich schaffe das schon, versprochen.« Quills ständige Beobachtung löste ein Kribbeln in Owen aus.
»Ich beobachte nicht dich. Muss Ausschau nach Bären oder anderen Tieren halten – es ist die falsche Jahreszeit für viele Bären, aber man kann nie wissen. Wachsamkeit ist wichtig.«
»Ah. Tut mir leid.« Gedemütigt versuchte Owen, schneller zu gehen und sich an Quills längere Schritte anzupassen. In einem Versuch, die Spannung zu lösen, hielt er seine Stimme lässig. »Ich nehme an, du hast im Laufe der Jahre eine Menge Bären gesehen und nicht die von der angenehmen Sorte.«
»Es gibt eine angenehme Sorte?« Quill runzelte niedlich die Stirn, als er Owens Witz nicht begriff.
»Du weißt schon, die zweibeinige, stämmige Sorte…«
»Oh.« Quills Wangen liefen rot an. »Ja. Nein. Solche nicht…« Er hustete und seine Verlegenheit lenkte Owen so ab, dass er an einer schwierigen Stelle besonders vorsichtig sein und die Decken anders tragen musste, um das Gleichgewicht zu halten.
»Und die andere Sorte?« Er hatte Nachsehen mit Quill, bevor der weiterstottern konnte.
»Wilde Tiere sind hier so häufig, dass ich die Sichtungen nicht mehr zähle. Hatte eine oder zwei knappe Begegnungen mit einer Bärenmama, aber hauptsächlich ist es die beste Verteidigung, wachsam zu bleiben.« Eine ganze Weile gab Quill ihm Tipps in Sachen Bärensicherheit und Owen hielt ihn am Reden, indem er Fragen stellte und zuließ, dass Quill sich auf den vertrauten Boden seiner Warnungen zurückzog.
So lustig es auch war, Quill aus dem Konzept zu bringen, Owen wollte nicht flirten, sodass einer von ihnen stolperte. Die Aussicht auf das Tal unter ihnen war atemberaubend, aber er versuchte, sich auf die vor ihnen liegende Aufgabe zu konzentrieren, da das hier keine angenehme Wanderung war und Quill ein Tempo vorgab, das nicht viel Betrachtung der Umgebung zuließ.
»Wir sollten jetzt nah dran sein«, sagte Quill, als sie eine Reihe kleiner Hügel hinter sich ließen und der Boden weiter oben wieder gerade wurde. »Sie hatte verdammtes Glück, dass sie nicht auf dem Teil mit dem steilen Abhang gestürzt ist. Dann hätten wir es mit einer viel schwierigeren Situation zu tun. Es wird auch so schon eine Herausforderung sein, die Verletzte runterzutragen. Wenigstens haben sie nicht die Schneegrenze passiert.«
»Ja.« Owen atmete schwer, sowohl vom Tempo als auch der zunehmenden Höhe. Er freute sich nicht auf den Rückweg, aber zuerst mussten sie die Wanderer erreichen.
»Hier drüben«, rief eine Frau und Owens Herz beschleunigte zusammen mit seinen Füßen. Eine ältere Frau in dicker Wanderkleidung mit einer Strickmütze auf den grauen Haaren winkte sie zu einer Stelle hinüber, wo eine andere Frau neben dem Weg auf einem kleinen Abhang lag. Sie hatte einen Rucksack unter dem Kopf und war mit einer Rettungsdecke zugedeckt.
»Wir haben euch! Wir sind hier, um zu helfen. Welche Verletzungen hat sie?« Owen hastete zu den Frauen und bemerkte einen Moment zu spät, dass er wahrscheinlich Quill die Führung überlassen sollte, da er derjenige mit weit größerer Erfahrung war. »Tut mir leid«, murmelte er Quill zu und trat zurück, damit dieser an die Verletzte herantreten und die Situation einschätzen konnte.
»Na ja, Helen hier hat sich schwindlig gefühlt und bevor ich mich's versah, ist sie runtergerollt. Es war alles so plötzlich.« Die unverletzte Frau, die im kultivierten Ton der Ostküste sprach, deutete auf ihre Begleiterin.
»Ihr war schwindlig, bevor sie gestürzt ist?« Quill kniff die Augen zusammen und warf Owen einen schnellen, vielsagenden Blick zu, der Owens anfängliche Angst bestätigte, dass das kein gutes Zeichen war.
»Wie fühlen Sie sich jetzt? Irgendwelche Schmerzen in der Brust? Schwächegefühl? Diabetes oder andere Vorerkrankungen?« Owens Gedanken stürmten voraus, während er mehrere schreckliche Möglichkeiten überdachte.
»Ich habe Schmerzen.« Helen runzelte die Stirn, ihre Augen waren glasig. »Diabetikerin bin ich nicht und normalerweise bin ich fit wie ein Turnschuh. Norma kann das bezeugen. Ich weiß nicht, was passiert ist. In meinem Kopf dreht sich immer noch alles.«
»Ich denke, eine medizinische Evakuierung ist hier der richtige Schritt. Ich werde versuchen, ein Signal zu bekommen, um dem Helikopter Bescheid zu sagen, dass wir Sie gefunden haben und uns sofort mit ihnen treffen werden.« Immer noch mit gerunzelter Stirn entfernte Quill sich, während er sein Satellitentelefon herausholte.
»Der Meinung bin ich auch«, sagte Owen so beruhigend, wie er konnte. »Je schneller wir Sie zu einem Arzt bringen können, desto besser. Jetzt erzählen Sie mir von Ihren anderen Verletzungen.«
Mit Normas Hilfe zeigte Helen ihr verdrehtes Knie und rapide anschwellendes Handgelenk. »Ich fühle mich so dumm.«
»Das müssen Sie nicht. Diese Dinge passieren.« Owen beugte sich wieder hinab und drückte sanft ihre Schulter. »Und ich bin kein Arzt, aber es könnte schlimmer sein. Ich glaube nicht, dass Sie sich das Bein gebrochen haben. Ich hatte mal ein verstauchtes Knie von einem Skiunfall und das ist genauso angeschwollen.«
»Oh, ich will keine Knie-OP.« Helens Stimme war dünn und verstört.
»Klar, manche Knieverletzungen müssen operiert werden, aber nicht alle. Meine ist einfach mit etwas Ruhe verheilt. Und Sie müssen sich nicht dumm fühlen – wenigstens hatten Sie den Schwindel als Ausrede. Meine war, dass ich mit einem Freund geredet habe, anstatt auf den Hügel zu schauen, und bevor ich mich's versah, wurde ich immer schneller und habe mit einem Baum Tango getanzt«, sagte er locker und versuchte, der Frau ein Lachen zu entlocken, bevor Quill zurückkam.
»Okay, der Helikopter wird uns auf einer Lichtung direkt hinter der Stelle treffen, wo wir die Quads geparkt haben«, berichtete Quill und kniete sich wieder neben Owen. »Ich will nicht, dass Sie sich mit dem Schwindel viel bewegen, auch nicht mit unserer Hilfe. Wir tragen Sie runter.«
»Mein Rucksack…«, sagte Helen besorgt, während Quill die Trage neben ihr ausbreitete.
»Mach dir keine Sorgen. Ich nehme ihn.« Norma zog den Rucksack vorsichtig unter Helens Kopf hervor und versuchte, ihn zusammen mit ihrem zu schultern. »Wir lassen deine Kamera nicht zurück, versprochen.«
Owen gefiel nicht, wie Norma unter dem Gewicht beider Rucksäcke wankte. »Warten Sie. Ich trage ihren Rucksack.«
Er schulterte ihn schnell und schnallte die Riemen über Brust und Taille zu. Helen war offenbar eine rüstige Bergsteigerin, denn der Rucksack war nicht leicht, aber er würde auf keinen Fall etwas von seinen wachsenden Zweifeln daran zeigen, dass sie Helen hinabtragen konnten. Er musste für diese Frauen selbstbewusst und fröhlich sein, vor allem neben Quill, der verdrießlich und auf die Aufgabe konzentriert blieb. Er zwang sich zu einem lässigen Lächeln, während er in Position ging, um sie mit Quill auf die Trage zu heben.
»Das könnte jetzt wehtun«, warnte Quill. »Auf drei?«
Owen folgte seinen Anweisungen, als sie Helen auf die Trage hoben, und verzog ebenfalls das Gesicht, als sie stöhnte. Da ein kühler Wind um sie herumwehte, wickelten sie sie so gut sie konnten in die mitgebrachten Decken.
»Erzählen Sie mir von Ihrer Kamera«, sagte er, um Helen von ihren Schmerzen abzulenken.
»Es ist eine Nikon…« Sie verstummte, um tief durchzuatmen, und kniff die Augen zu.
»Hey, bleiben Sie bei uns.« Owen hatte Schwierigkeiten, die Panik aus seiner Stimme herauszuhalten. »Was für eine Nikon? Eine DSLR?«
Während sie den Weg wieder zurückgingen, stellte er hauptsächlich Ja-Nein-Fragen, aber er brauchte die Versicherung, dass Helen nicht in die Bewusstlosigkeit hinüberglitt, entweder von einer Gehirnerschütterung oder davon, was auch immer den Schwindelanfall ausgelöst hatte. Bitte lass es keinen Schlaganfall sein. Er war nicht gerade der Typ für Gebete, aber er hatte zwei Großeltern an Schlaganfälle verloren und nahm sich einen Moment, um das Universum um Hilfe zu bitten, damit Helen so schnell wie möglich medizinisch behandelt werden konnte. Wenn es ein Schlaganfall war, war Zeit ausschlaggebend.
»Alles in Ordnung, Owen?«, rief Quill mit angespannter Stimme, während sie eine Serpentine navigierten. Er hatte die Führung übernommen und schulterte zweifellos den größeren Teil des Gewichts, aber Owens Schultern protestierten trotzdem unter der Trage und dem Rucksack. Aber seine Füße bereiteten ihm mehr Sorgen. Jeder Schritt war entscheidend und der Abstieg war die reine Hölle für seine Waden, denn er musste sie anspannen, um nicht zu rutschen.
»Ja.«
»Owen?«, sagte Norma vorsichtig hinter ihm, wie viele es taten, wenn sie versuchten, seinen Namen mit seiner Herkunft zu vereinen.
»Ja. Ich bin Owen und das ist Quill. Schätze, wir hätten uns besser vorstellen sollen.« Bei seinen letzten Worten stieß Helen ein leises Stöhnen aus und er nahm seine Bemühungen, sie abzulenken, wieder auf. »Ich habe auch eine tolle Geschichte zu meinem Namen. Der Familienname stammt von einem chinesischen Vorfahren, der vor mehreren Generationen in Vietnam gelebt hat. Aber mein Vorname ist der spaßige Teil. Beide Großeltern sind in den Sechzigern in den Osten von San Jose eingewandert und meine Eltern wohnten in derselben Nachbarschaft, waren aber nicht befreundet. Dann hat ihr Soziologielehrer Mr. Owens sie in der zehnten Klasse zu einer gemeinsamen Gruppenarbeit gezwungen und als sie ihre Präsentation gehalten haben, schwärmten sie bereits füreinander. Sie haben nach der Highschool geheiratet, bevor sie aufs College gegangen sind. Alle hielten sie für verrückt, aber jetzt sind sie schon seit über vierzig Jahren zusammen.«
»Und Quill?« Helens Stimme klang jetzt deutlich schwächer und Owens Rücken prickelte, als die Sorge um ihren Zustand stärker wurde.
»Meine Eltern waren auch jung. Zu jung. Irgendjemand hat meiner Mutter ein Babybuch gegeben, aber nicht den Verstand, es auch zu lesen.« Das war mehr als die Antwort, die er Owen bei ihrer ersten Begegnung gegeben hatte, und seine relative Gesprächigkeit verriet Owen, dass auch er besorgt war.
»Warum benutzt du nicht einfach deinen zweiten Vornamen?«, fragte Owen. »Ich meine, wenn er dir so wenig gefällt.«
»Bestimmt nicht. Der ist noch schlimmer. Wie gesagt. Meine Mom ist… etwas speziell.«
»Jetzt will ich ihn wissen«, neckte Owen, obwohl er gleichzeitig an einer holprigen Stelle auf seine Schritte achten musste.
»Nein. Vorsichtig jetzt. Der Weg wird gleich schmaler.« Gerade als Quill die Warnung aussprach, musste Owen die Fersen in den Boden stemmen und seine Haltung anpassen. Seine Arme und Beine brannten, aber schmerzende Muskeln waren die geringste seiner Sorgen. Helens blasse Haut und flache Atmung machten ihn nervös.
»Ist Ihnen noch schwindlig?«, fragte er sie.
»Ja«, brachte sie schwach heraus. »Vielleicht hab ich mir beim Sturz doch den Kopf gestoßen. Ich weiß nicht. Bin müde.«
»Bleiben Sie wach. Sie bekommen gleich einen idyllischen Helikopterflug, für den die meisten Touristen gutes Geld bezahlen.« Irgendwie schaffte Owen es, seine Stimme locker zu halten. »Also, wem werden Sie zu Hause von Ihrem Abenteuer erzählen? Kindern? Enkelkindern? Ich brauche Details.«
Er hielt das Gespräch mit Helen und Norma aufrecht und fand heraus, dass sie aus Maine stammten, seit ihrer Kindheit befreundet waren, ihre Familien im ganzen Land verstreut lebten und jetzt, da sie beide in Rente und verwitwet waren, eine Vorliebe für gemeinsame Abenteuerreisen entwickelt hatten.
»Okay, der nächste Teil ist der schwierigste.« Quill klang leicht frustriert, als wäre Owens Geplauder vielleicht zu viel für ihn. Er würde sich einfach damit abfinden müssen. Owen sah, dass die Frauen die Ablenkung brauchten, auch wenn Quill es nicht tat. Der Weg stieg an, bevor er wieder steil abfiel und Felsvorsprünge machten jeden Schritt zu einer Herausforderung.
Aber als der Weg wieder flach wurde, erkannte Owen die Umgebung und etwas von der Spannung verließ seinen Körper. »Nicht mehr weit, Helen.«
»Gut.« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Mir ist wieder schwindlig… Seltsam, ich gehe nicht mal selbst.«
»Wir besorgen Ihnen Hilfe«, versprach er, während sein Magen gleichzeitig unter der neuerlichen Sorge um einen möglichen Schlaganfall protestierte. »Sie werden eine tolle Geschichte für die Kinder haben, während Sie sich wieder erholen. Und dann werden Sie bereit für das nächste Abenteuer sein.«
»Genau«, warf Norma ein. »Du wirst in Ordnung kommen.«
Glücklicherweise hörte er das ferne Dröhnen eines Helikopters.
»Kannst du schneller gehen?«, fragte Quill. »Bei diesem Wind weiß ich nicht, wie viele Landegelegenheiten sie bekommen.«
»Jepp.« Mit dem Adrenalinstoß folgte er Quills Führung und beschleunigte seine Schritte, während sie sich mühten, es zu der Lichtung zu schaffen, auf der sie die Quads abgestellt hatten. Er biss die Zähne zusammen, als er sich daran erinnerte, was Quill während der Einweisung gesagt hatte – dass alle Bemühungen, jemanden zu retten, manchmal scheiterten. Owen weigerte sich, das hier geschehen zu lassen. Seine Schultern brannten und seine Beine schmerzten, aber er würde seiner Erschöpfung erst nachgeben, wenn Helen in Sicherheit war.