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Kapitel 5

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»Du willst, dass ich was tue?« Quill blinzelte gegen die Morgensonne, die in den Konferenzraum fiel. Er hatte gestern Nacht beschissen geschlafen, was nicht gerade ein neues Problem für ihn war. Sein dummes Gehirn hatte einfach nicht zur Ruhe kommen wollen und er hatte sich nicht entscheiden können, was er mehr bereute: dass er der Versuchung, doch in Owens Zimmer zu gehen, nicht nachgegeben hatte oder dass die Dinge überhaupt so aus dem Ruder gelaufen waren. Gott, er konnte sich nicht erinnern, irgendjemanden so gewollt zu haben, wie er Owen gewollt hatte. Vielleicht…

Aber nein. Es war die richtige Entscheidung gewesen, es zu beenden. Trotz seiner rasenden Gedanken hatte er am Hotelbüfett etwas Toast und schwarzen Kaffee heruntergestürzt und war pflichtbewusst für sein frühes Treffen mit Hattie ins Büro geeilt. Aber jetzt musste er sich der sehr realen Möglichkeit stellen, dass er noch immer träumte.

»Deine Partnerin hatte irgendeinen Notfall in ihrer Familie«, erklärte Hattie geduldig noch einmal. »Wir sind verschiedene Optionen durchgegangen. Wir können die Stelle nicht offen lassen – es ist einfach zu viel Arbeit für eine Person. Es wäre einfach sinnvoll, Owen Han aus Chugach zu dir zu versetzen. In Chugach gibt es genug Ehrenamtliche und du scheinst dich gestern gut mit ihm verstanden zu haben. Es ist wichtig, dir jemanden zu geben, mit dem du gut zusammenarbeiten kannst.«

»Das ist nicht… Ich kann nicht…« Fuck. Es war zwar Hattie, aber er würde trotzdem nicht gestehen, wie er sich am gestrigen Abend zum Narren gemacht hatte. Und wenn Gedanken an seinen Ruf ihn davon abgehalten hatten, mit Owen den nächsten Schritt zu tun, dann erlaubte eben dieser Ruf ihm definitiv nicht, dem Vorschlag zu widersprechen, weil Owen eine zu große Versuchung und Risiko für seine geistige Gesundheit darstellte. »Es gibt wirklich keine andere Option?«

»Keine gute. Wir haben nicht genug Zeit vor dem ersten Schnee, um die Stelle neu auszuschreiben, jemanden hierherzuholen und einzuweisen. Unsere anderen Ehrenamtlichen sind schwieriger zu versetzen. Paare und Leute, die ausdrücklich um einen bestimmten Posten gebeten haben. Owen hat sich für keine bestimmte Stelle im Bundesstaat beworben, also protestiert er wahrscheinlich nicht so sehr wie manche andere. Und gestern war er offenbar ziemlich freundlich zu dir. Hat sich etwas… geändert?« Hatties Blick wandelte sich leicht, als versuchte sie, ihm eine Ausrede zu geben, aber sie waren nicht allein im Konferenzraum. Andere Mitglieder kamen allmählich herein und manche waren in Hörweite, auch Hatties Boss, der diese Planänderung offenbar bereits abgesegnet hatte.

Quill konnte nichts anderes tun, als sich zu einem Kopfschütteln zu zwingen. »Nein. Ich hasse es nur, Leute zu verärgern. Wahrscheinlich hat er sich auf Chugach gefreut.«

»Ich habe heute Morgen mit ihm geredet. Er ist einverstanden mit der Idee. Nicht verärgert.«

»Ah.« Fuck. Na, damit war Quills einzige Hoffnung auf einen Ausweg erledigt. Wenn Hattie bereits mit Owen gesprochen hatte, war es beschlossene Sache. Aber warum zum Teufel hatte Owen nicht protestiert? Er sollte nichts mit Quill zu tun haben wollen. Verdammt. Was für ein Schlamassel.

»Ist das in Ordnung?« Hattie neigte den Kopf und die Sorge war deutlich in ihren braunen Augen zu erkennen.

»Ja, ich schätze schon.« Welche Wahl hatte er denn? Er hatte nicht zwanzig Jahre lang diese Arbeit gemacht, nur um plötzlich einen Ruf als Diva oder schwieriger Partner zu bekommen. Er bemerkte Owen, der weiter hinten im Raum stand und sich gerade heißes Wasser für Tee einschenkte. »Gibt es sonst etwas, das ich wissen sollte?«

»Nein. Außer…« Hattie verzog den Mund und stieß einen kleinen Seufzer aus. »Vielleicht, dass du aufgeschlossen sein solltest? Ich denke wirklich, dass das für alle Beteiligten gut funktionieren könnte.«

»Mache ich.« Quill hatte keine Hoffnung, dass diese Sache für irgendjemanden gut funktionieren würde, aber er hatte bereits getan, was er konnte. Es hatte keinen Sinn, Hattie zu verstimmen, wenn sie einfach nur versuchte, ihre Arbeit zu tun. Er hob sich seinen Zorn auf und ging zum Kaffeetisch, wo Owen immer noch an seinem Tee herumdokterte.

Quill konnte jetzt auf keinen Fall ein Getränk vertragen. Gott, er hasste unangenehme Gespräche, Konfrontationen, aber dieses Mal ließ es sich nicht vermeiden. Er machte sich nicht die Mühe, sich über eine Begrüßung den Kopf zu zerbrechen, starrte Owen fest an und nickte in Richtung Gang. »Auf ein Wort?«

»Natürlich.« Owen nahm seinen Tee und folgte Quill in den Flur hinaus, weit freundlicher als Quill es nach ihrer gestrigen Trennung erwartet hatte. Vielleicht hatte er besser geschlafen als Quill. Und verdammt, die Frage, ob Owen allein geschlafen hatte, war nicht gerade das, womit sich Quill in diesem Moment beschäftigen wollte. Nicht, dass er irgendetwas an dieser Situation tun wollte, aber neben allem anderen konnte er die Eifersucht nicht auch noch gebrauchen.

»Hast du darum gebeten?«, fragte Quill, als sie sich von den Türen entfernt hatten. »Versetzt zu werden?«

Owen machte große Augen. »Nein. Überhaupt nicht. Deine Freundin Hattie hat mich heute Morgen angerufen. Ich war mehr als überrascht.«

»Warum hast du dann nicht Nein gesagt?«

»Ich dachte, ich hätte keine Wahl.« Owens Stimme war so ruhig, dass es ihn in den Wahnsinn trieb. »Es ist ja nicht so, als hättest du gewollt, dass sie weiß, dass wir… nicht gerade freundschaftlich auseinandergegangen sind. Ich dachte, du würdest meine… Verschwiegenheit zu schätzen wissen.«

»Das weiß ich durchaus zu schätzen«, presste Quill heraus. Wie sich herausstellte, war Wut ein gutes Mittel gegen Widerwillen. Er wollte dieses Gespräch vielleicht nicht führen, aber der Ärger ließ seine Stimme ruhig bleiben und ihn auf seinem Standpunkt beharren. »Aber Mann, das ist ein Schlamassel. Du willst nicht wirklich mit mir überwintern.«

»Es ist eher so, dass du nicht mit mir überwintern willst.« Owen lachte locker. Verdammt. Warum musste er so vernünftig sein? »Ich habe kein Problem damit. Wie ich dir gestern gesagt habe, ich kann mich anpassen. Und es ist mir nicht wichtig, in welchem Park ich eingesetzt werde. Es sollte trotzdem Spaß machen.«

Spaß. Da war dieses verdammte Wort wieder und diesmal konnte Quill sein Temperament nicht unterdrücken. »Wenn du Spaß suchst, bist du hier am falschen Ort. Das ist harte Arbeit. Sogar brutal. Die Tage sind lang. Hattie hat nicht unrecht, dass dieser Job für eine Person zu viel ist, aber es ist viel mehr als ein Spaziergang. Und wenn du glaubst, dass ich für… irgendetwas Zusätzliches zu haben bin, dann irrst du dich.«

»Harte Arbeit und Spaß schließen sich nicht gegenseitig aus.« In Owens dunklen Augen blitzten mehr Emotionen auf als Quill bisher an ihm gesehen hatte. »Ich bin bereit, hart zu arbeiten. Du bist es, der das von Anfang an angezweifelt hat. Schätze, ich werde es dir einfach beweisen müssen.«

»Ich hab nicht gemeint…« Quill verstummte, denn er hatte durchaus gemeint, dass er nicht glaubte, Owen könnte den Winter überstehen. Er hatte nicht vorgehabt, unhöflich zu sein, aber seine Meinung konnte er dennoch nicht leugnen. »Hör mal, das muss nicht komisch sein. Du könntest—«

»Es wird nur komisch sein, wenn du es zulässt.« Mr. Vernünftig wieder. »Und nein, ich werde nicht darum bitten, noch einmal versetzt zu werden. Und falls es dich interessiert, ich habe auch nicht vor, dich den ganzen Winter lang anzumachen. Ich verstehe einen Wink mit dem Zaunpfahl und eine Nacht mit jemandem, der nicht geoutet ist, mag zwar unterhaltsam sein, aber es ist auch nicht gerade meine Gewohnheit.«

»Ich bin nicht… Das ist…« Fuck. War das ernsthaft Enttäuschung, die sich in ihm ausbreitete und in seinen Kopf schlich? Er wollte nicht, dass Owen ihn anmachte. Und was spielte es für eine Rolle, was Owen von ihm dachte? »Ich bin ein zurückhaltender Mensch.«

»Hey, ich verurteile dich nicht. Sei einfach du selbst.« Quills Nackenmuskeln spannten sich an, als er Owens verständnisvollen und gönnerhaften Tonfall hörte. JP hatte einen ähnlich abschätzenden Ton gehabt und es nie geschafft, Quills Abneigung gegenüber Drama zu verstehen. Und Quill begriff durchaus, dass die meisten Leute es vorzogen, ein wenig lauter zu leben als er es konnte. Aber die darin enthaltene Andeutung, dass er irgendwie prüde war, gefiel ihm trotzdem nicht.

Prüde deutete eine gewisse Unvernunft an, ein beharrliches Festklammern an irrationalen Ängsten. Aber Quill wusste nur allzu gut, dass seine Schwierigkeiten nicht zufällig waren. Andere hatten nicht seinen Weg beschritten, hatten nicht all die Hänseleien und das Herumschubsen ertragen, bis ihm allein bei der Vorstellung von Offenheit der kalte Schweiß ausgebrochen war. Trotzdem hatte er es früher versucht. Hatte sich erlaubt, jung und dumm zu sein. Und das rote Gesicht seines Vaters und die wütenden Worte und alles, was danach passiert war, würde er bis zu seinem Tod nicht vergessen. Nein, er verhielt sich nicht irrational. Das Leben bestand nicht immer nur aus Regenbogen-T-Shirts und fröhlichen Paraden. Manchmal brachte Offenheit einen hohen Preis mit sich und Quill würde sich nicht dafür entschuldigen, dass er diesen Preis nicht bezahlen wollte, nie wieder.

»Professionell wäre jedenfalls am besten.« Quill schlug einen ebenso vernünftigen Ton an wie Owen, als verhandelten sie über den Verkauf eines Gebrauchtwagens, und ließ sein Urteil nicht von den Erinnerungen an den gestrigen Abend trüben. Am besten wäre es, wenn sie vergessen konnten, dass der Kuss je passiert war. Falls das überhaupt möglich war, solange seine Lippen noch kribbelten und sich daran erinnerten, wie Owen sich angefühlt und geschmeckt hatte.

»Ich kann professionell sein.« Owen nahm den Tee in die linke Hand und streckte die rechte aus. »Das wird ein guter Winter. Versprochen. Und man kann nie wissen. Vielleicht werden wir tatsächlich Freunde.«

Ha. Mit Hattie hatte Quill Jahre gebraucht, um sich wahrer Freundschaft zu nähern. Mit Owen würde das auf keinen Fall in nur wenigen Monaten passieren, vor allem nicht, wenn er Abstand halten musste, um der Versuchung nicht erneut zu erliegen. Nicht, wenn schon ein Handschlag mit Owen Wärme seine Wirbelsäule hinaufschickte. Überleben, nicht Freundschaft, musste hier sein Ziel sein.

***

Owen hatte es ernst gemeint: Er würde nicht den ganzen Winter damit verbringen, jemanden anzumachen, der deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er nicht interessiert war. Obwohl Quills Reaktion auf ihre Küsse und die Leidenschaft in seinen Augen heute Morgen, als Owen nichts als Kälte und Verlegenheit erwartet hatte, verrieten, dass er doch Interesse hatte. Owen zog zwar einen direkten Weg vor, wenn er sich holte, was er wollte, aber er würde sich nicht aufdrängen. Ein miserabler Winter für sie beide war nicht das, was er wollte. Aber das bedeutete nicht, dass er kein pragmatischer Optimist war. Es war wahrscheinlich, dass es lange Monate werden würden, und ihm gefielen die Chancen darauf, früher oder später noch weitere Küsse zu bekommen, auch wenn er sich nicht besonders bemühte, Quill mit wiederholten Einladungen in eine unangenehme Lage zu bringen. Manche Dinge waren einfach unvermeidlich und etwas, was so voller explosiver Energie steckte wie das von gestern Abend, musste irgendwann Feuer fangen.

Und Mann, er sehnte sich nach den Flammen, sehnte sich danach, herauszufinden, wie Quill wäre, wenn er seine eiserne Selbstbeherrschung jemals komplett ablegte. Die Küsse waren so gut gewesen, so verzehrend, dass er selbst jetzt, Stunden später, an nichts anderes denken konnte. Gestern Abend war er durch die Innenstadt von Anchorage gegangen, hatte noch ein Bier in einer Bar getrunken, die seine Touristenapp als inklusiv beschrieben hatte, konnte aber einfach keine Begeisterung dafür aufbringen, sich unter die Leute zu mischen, geschweige denn, mit jemand anderem mitzugehen. Er würde nicht so weit gehen zu sagen, dass Quill ihn für andere ruiniert hatte, nachdem sie einmal rumgemacht hatten, aber es war nicht weit davon entfernt. Er würde so bald nicht vergessen, wie Quill geschmeckt, wie er sich angehört, wie er Owen die Kontrolle überlassen und zugleich sehr aktiv mitgemacht hatte.

Aber er musste wirklich aufhören, an Quills Küsse zu denken, und sich auf die Einweisung konzentrieren. Für den zweiten Tag standen die weitere Bereitschaftsausbildung sowie die Zertifizierungsprüfungen für Reanimation auf dem Programm. Er musste die Prüfungen bestehen, statt sich in Gedanken an gestern Abend zu ergehen. Oder an ihr gereiztes Gespräch heute Morgen. Quill war verständlicherweise sauer über die Planänderung, aber eigentlich konnte Owen nur sein Bestes geben, um ihm das Gegenteil zu beweisen.

Wie das Glück es wollte, war er für die Prüfung, die aus einem praktischen Teil und einem schriftlichen Test bestand, wieder mit Quill in einer Gruppe. Owens letzter Kurs hatte an einem einzigen Tag stattgefunden und die Art, wie dieser aufgeteilt war, bereitete ihm Sorgen, dass er über Nacht etwas vergessen haben könnte. Quill trat natürlich als Erster vor und bestand die Demonstration mühelos. Owen hatte nie unter übermäßiger Prüfungsangst gelitten, aber das Wissen, dass Quills Blick auf ihm ruhte, machte es ihm so viel schwerer und sein altes Verlangen zu beeindrucken sorgte dafür, dass er perfekte Ergebnisse liefern wollte. Irgendwie schaffte er es jedoch und bekam sein Zertifikat.

»Gute Arbeit«, sagte Quill, während sie für den nächsten Vortrag, bei dem es um Bodennutzungsregelungen und -konflikte ging, über die sie Bescheid wissen mussten, zu ihren Plätzen zurückgingen. Etwas an seinem Tonfall ärgerte Owen – als hätte er erwartet, dass Owen durchfiel. Er hatte nichts dagegen, andere positiv zu überraschen, aber durchgehend negative Erwartungen wurden schnell alt. Außerdem hatte er so eine Ahnung, dass Quills Haltung ein Grund dafür sein würde, dass er ihm im Dienst nicht vertraute, und das wäre beschissen. Und vielleicht würde Quill keinem Ehrenamtlichen vertrauen, der ihm zugeteilt wurde, aber Owen war entschlossen, ihm das Gegenteil zu beweisen, auch wenn er es zähneknirschend tun musste.

Wie sich herausstellte, half Quill Hattie bei dieser Präsentation und redete darüber, wie man Konflikte zwischen verärgerten Bewohnern und Urlaubern friedlich löste. Egal, wie sauer er war, Owen hörte ihm trotzdem gerne zu und war fast traurig, als sie zum letzten Vortrag über Notfallwartung übergingen: Generatoren, Fahrzeuge, Dächer und andere Dinge, die überprüft werden mussten.

Apropos Fahrzeuge, das stand nach der Einweisung als Nächstes auf Owens Liste. Die Regeln für ehrenamtliche Mitarbeiter sahen vor, dass er einen eigenen Wagen mit Allradantrieb hatte, und anstatt sich darum zu kümmern, ein Auto zu verschiffen oder selbst hinaufzufahren, hatte er einfach seinen eigenen Wagen, an dem er nicht besonders hing, verkauft und würde sich hier irgendetwas Gebrauchtes, aber Verlässliches besorgen, das er vor seiner Abreise im frühen Mai wieder verkaufen konnte.

Als die Einweisung vorbei war, schrieb er gerade die letzte E-Mail an einen örtlichen Autohändler, als Quill herüberkam.

»Also… äh… schätze, ich sehe dich in ein paar Tagen?« Quills Unsicherheit wäre süß gewesen, wenn er nicht gleichzeitig so ausgesehen hätte, als stände er kurz vor einer siebenmonatigen Tour durch Kanalisationen oder etwas ähnlich Widerwärtigem.

»Jepp. Ich muss nur mein Auto abholen, dann spiele ich bis zum Fünfzehnten Tourist. Außer du brauchst mich früher?«

»Nein, nein, der Fünfzehnte reicht.« Quill schluckte hart, bevor sein Ausdruck nachdenklicher wurde. »Dein Auto? Brauchst du Hilfe damit, ein Fahrzeug zu organisieren? Soll ich mit dir kommen?«

»Ich hab alles im Griff.« Owen hielt sein Handy hoch. »Ich habe eine Mitfahrgelegenheit zum Autohändler. Er hat einen neueren Gebrauchtwagen, den ich mir ansehen kann. Wenn der in Ordnung ist, breche ich wahrscheinlich bald auf. Ich fahre übers Wochenende nach Talkeetna und Denali.«

»Du bist sehr…« Quill neigte den Kopf und hielt für eine lange Sekunde inne. »Unabhängig.«

»Das nehme ich als Kompliment«, sagte Owen, obwohl er nicht sicher war, ob Quill es so gemeint hatte. Aber er sah seine hart erkämpfte Unabhängigkeit als etwas Gutes, nachdem ihm zu viele Jahre als verwöhnter jüngerer Bruder und zu viele Monate nach der Chemotherapie, in denen er nicht einmal die einfachsten Aufgaben selbst hatte erledigen können, eine ernste Abneigung gegen Abhängigkeit von anderen eingeflößt hatten.

»Treib es nur nicht so weit, dass du dumme Risiken eingehst. Ich habe das schon viel zu oft bei Touristen gesehen.«

»Ich komme schon klar. Und wenn ich in Denali von einem Bären gefressen werde, wärst du wahrscheinlich ohnehin erleichtert, oder?«

Ein gequälter Ausdruck huschte über Quills Gesicht. »Nein. Nicht erleichtert. Allerdings scheinst du entschlossen zu sein, es zu einer Herausforderung zu machen, dich bis zum Frühling am Leben zu halten.«

Quills Sorge war sowohl süß als auch aufreizend. »Du bist nicht für mich verantwortlich. Ich komme, um dir zu helfen, nicht, damit du noch eine Aufgabe hast.«

»Dort oben bin ich für alles verantwortlich.« Quills Stimme war fest. »Dich miteingeschlossen.«

»Das werden wir ja—« Owen unterbrach sich, als Hattie zu ihnen herübermarschierte.

»Freut mich, euch beide plaudern zu sehen.« Mit ihrem fröhlichen Ton schaffte sie es, die Spannung zwischen ihnen zu ignorieren. »Owen, du bekommst meine alte Unterkunft. Ich habe ein paar Dinge dort hinterlassen, die dir vielleicht nützlich sein werden. Ruf gerne an, wenn du Fragen hast oder irgendetwas brauchst.«

»Danke.« Aus irgendeinem Grund war ihre Sorge weit weniger ärgerlich als Quills. Und er nutzte ihre Gegenwart nur zu gerne aus, um aus der Diskussion mit Quill zu flüchten. »Bis bald, Quill. Ich sollte gehen und das Auto begutachten.«

»Quill kennt sich mit Autos aus«, bot Hattie an und Owen unterdrückte gerade so ein Stöhnen.

»Ich auch.« Das war nicht gelogen – auf der Highschool war er gezwungen gewesen, sein Wahlfach in der Autowerkstatt zu absolvieren, da die drei Kurse, die er hatte belegen wollen, bereits voll gewesen waren, und er hatte im Laufe der Jahre genug Autos gekauft, um eine gute Vorstellung davon zu haben, was er wollte. Und er war wirklich nicht erfreut über die Andeutung, dass Quill die Aufgabe eines Autokaufs besser ausführen könnte als er. Noch eine von Quills Annahmen über ihn und seine Fähigkeiten. »Ich schaffe das schon.«

Und als er nach ein paar Verabschiedungen den Raum verließ, konnte er nur hoffen, dass es die Wahrheit war. Er wollte Quill auf die schlimmste Art und Weise beeindrucken und ihm nicht zur Last fallen. Seine natürliche Selbstsicherheit hatte ihn allerdings noch nie im Stich gelassen und er musste daran glauben, dass sie diesen etwas holprigen Start überwinden konnten. Auch wenn er dafür seine Fantasien vom heißen Ranger hintenanstellen musste, während er sich vornehmlich darauf konzentrierte, sich Quills Respekt zu verdienen. Er wollte nicht innehalten und genauer inspizieren, warum er diese Wertschätzung so sehr wollte – ja, brauchte –, aber er wusste bereits, dass er alles in seiner Macht Stehende dafür tun würde.

Frozen Hearts: Arctic Heat

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