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Der Krieg von 1324–27
ОглавлениеDER KRIEG VON 1294–98 hatte die bestehende Problematik von Souveränität und Landesherrschaft verschärft. Doch er hatte auch für neuen Streit gesorgt, nicht zuletzt in der Frage derjenigen Ländereien, die zwischen 1294 und 1303 an die französische Krone gefallen waren. Ein 1311 in Périgueux einberufenes Treffen brachte keinen Verhandlungserfolg. Der Druck auf die Grenzen der englischen Besitzungen hielt an. All diese Faktoren führten 1324 erneut zum Kriegsausbruch.
Wiederum waren es die Franzosen, die den Krieg provozierten. Bedienstete Karls IV. ermunterten den Abt von Sarlat, an der bastide von Saint-Sardos im Agenais die französische Flagge zu hissen. Nominell unterstand das Agenais englischer Herrschaft, die jedoch seit dem Krieg von 1294 von französischer Seite infrage gestellt wurde. Womöglich handelte Karl in der Erwartung, dass die militärische Reaktion Englands auf diese Provokation durch Eduards Engagement in Schottland eingeschränkt sein würde. Der englische Seneschall der Gascogne, Sir Oliver Ingham, schluckte den Köder. Er befahl den Angriff auf die bastide, wodurch er Karl ermöglichte, Eduard an seinen Hof einzubestellen und anschließend dessen französische Ländereien zu konfiszieren. Karl IV. reiste höchstpersönlich nach Toulouse – seltener Besuch eines französischen Königs im Süden seines Reiches – und traf dort den versammelten Adel des Languedoc an, der bereits in Waffen stand und ihm seine Unterstützung zusagte. Ponthieu fiel ohne Gegenwehr. Die Franzosen besetzten das Agenais und zogen einen Belagerungsring um La Réole. Die Kriegskosten auf englischer Seite waren wesentlich niedriger als 1294, aber es bedurfte dennoch beträchtlicher Ausgaben, um Bordeaux mit Kriegsmaschinen zur Abwehr feindlicher Schiffe auszustatten. Gegen den Widerstand einheimischer Truppen mit englischer und aragonesischer Verstärkung gelang es den Franzosen nicht, mehr als nur einige wenige feste Plätze in der Gascogne zu erobern. Der eigentliche Krieg war nach nur fünfzehn Monaten vorüber. Im Oktober 1325 ging Eduard, der Prinz von Wales (der nachmalige Eduard III.) in Begleitung seiner Mutter nach Paris, um dort Karl IV. den Lehnseid für das Herzogtum Guyenne zu leisten. Während die Verhandlungen noch andauerten, kehrte Königin Isabella mit ihrem Sohn nach England zurück und bewirkte im Januar 1327 die Absetzung ihres Gatten. Dieser Schachzug war durch die bewaffnete Unterstützung Johanns von Hennegau erleichtert worden, dessen Nichte Philippa 1329 mit dem jungen Eduard vermählt wurde. Diese Verbindung sollte sich zu Beginn des Hundertjährigen Krieges, als Eduard III. sich auf die Suche nach Verbündeten machte, noch als überaus bedeutsam erweisen. Im Februar 1327 bedrängten die Engländer noch immer den Seneschall von Aquitanien, aragonesische Hilfstruppen auszuheben, während die Franzosen eine groß angelegte Invasion des Herzogtums erwogen. Im Nachlass eines der Berater Karls IV. ist ein faszinierendes Dokument überliefert, demzufolge dafür ein vierzehnmonatiger Feldzug einzuplanen gewesen wäre, dessen Kosten das dreifache Jahreseinkommen der französischen Krone noch überstiegen hätten. Eine Invasion sei (so der Entwurf weiter) ohne die umfängliche Aufwendung zusätzlicher Steuermittel nicht durchführbar – ein Problem, das beiden Konfliktparteien im Hundertjährigen Krieg nur allzu geläufig werden sollte. Was diese Quelle jedoch so bemerkenswert macht, ist, dass sie – nur ein Jahrzehnt vor dem Ausbruch des Hundertjährigen Krieges! – konkrete Pläne zur endgültigen Zerschlagung der englischen Präsenz auf französischem Boden belegt.
Die gerade erfolgte Absetzung Eduards II. und die Thronbesteigung seines Sohnes im Alter von nur vierzehn Jahren machten es den Engländern so gut wie unmöglich, einen Friedensvertrag abzulehnen, und sei er noch so unvorteilhaft. Die Franzosen ihrerseits waren zwar nicht in der Lage, die Gascogne zu erobern – aber militärisch hatten sie noch immer die Oberhand. Während die Friedensverhandlungen bereits aufgenommen waren, gingen noch überall entlang der Dordogne französische Truppen ihren Belagerungsaktivitäten nach. Der Friede von Paris – geschlossen im März, proklamiert im September 1327 – zwang Eduard zu Reparationszahlungen in Höhe von 50.000 Mark, darüber hinaus zur Zahlung eines Lehngeldes von 60.000 Pfund Tournois für sein Herzogtum, für das er 1325 ja bereits den Lehnseid geleistet hatte. Was jedoch noch schlimmer war: