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Die Sprachentwicklung vom 7. bis 9. Monat

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Das Baby brabbelt vor allem dann mit Vorliebe, wenn es sich in seiner vertrauten Umgebung wohlfühlt und wenn es allein ist. Es schöpft dabei aus dem Vollen, reiht Vokallaute, »rrr«-Ketten, Blasreiblaute und Lippenverschlusslaute aneinander oder wechselt munter alles miteinander ab. Es ist eine wahre Freude, ihm zuzuhören.

Auf dem Weg zu den ersten Worten

Mit etwa acht Monaten ist das Baby, auch was die Lautstärke anbelangt, sehr flexibel. Mal krächzt es laut, dann flüstert es beinahe. Das Gleiche gilt für die Tonhöhe: Von hellen, hohen Tönen bis zu den tieferen Varianten – alles ist möglich. Weil es von dieser Fähigkeit selbst vollkommen entzückt ist, beginnt es verstärkt, die unterschiedlichsten Äußerungen in jeder ihm möglichen Lautstärke preiszugeben.

Gegen Ende des neunten Monats verbinden viele Babys gerne und häufig zwei gleiche Silben miteinander – eigentlich nichts Neues, denn dies üben sie bereits seit Wochen. Jetzt allerdings sprechen Experten von der »deutlichen Silbenverdoppelung«, weil die Kinder immer mehr dazu übergehen, nur zwei gleiche und klar verständliche Silben aufeinanderfolgen zu lassen. Diese Silbenverdoppelungen werden dann unzählige Male wiederholt: »da-dda-da«, »ba-bba-ba« oder »dei-dei–dei«. Nicht selten kommt ihnen in diesem Alter auch das erste »ma-ma-ma« oder »pa-pa« über die Lippen – sehr zur Freude der Eltern.

Im Unterschied zur ersten und zweiten Lallphase lässt die »Internationalität« der Lautäußerungen allmählich nach; das Baby orientiert sich von nun an ganz klar an seiner Muttersprache und bringt vorwiegend solche Laute hervor (beziehungsweise präzisiert sie), die es auch in dieser wahrnimmt. Gezielt achtet es auf die Mundbewegungen seines Gegenübers und versucht, sie nachzuahmen. Auch das, was es hört, versucht das Baby so gut wie möglich zu kopieren und nachzuplappern.


Gemeinsam zu spielen und zu singen fördert das Sprachverhalten eines Kleinkinds ganz nebenbei und ohne Druck.

KANN DAS BABY AUCH WIRKLICH HÖREN?

Auch wenn Ihr Baby in den letzten Wochen viel »erzählt« und sich rege mit Ihnen ausgetauscht hat, dürfen Sie als Eltern nicht automatisch davon ausgehen, dass es normal hören kann. Wenn Ihr Baby von einem Tag auf den anderen aufhört, zu brabbeln und zu lallen, könnte das ein Hinweis auf ein Hörproblem sein. Kinder, die taub geboren wurden, hören erfahrungsgemäß in diesem Zeitraum ebenfalls auf zu »sprechen«. Der Grund: Etwa mit einem halben Jahr beginnen Babys, ihre Fähigkeit, Geräusche und Stimmen nachzuahmen, auszubauen. Dies gelingt natürlich nur, wenn ihre Ohren überhaupt etwas Interessantes aufnehmen.

Waren bisher bestimmte Berührungsreize (beispielsweise von Lippen und Zunge) ausschlaggebend, um Töne und Laute zu formen, ist es für die weitere Sprachentwicklung entscheidend, dass ein Kind sich selbst hören kann.

Sie können aber noch weitere Hinweise auf das Hörvermögen Ihres Babys bekommen: Bewegt Ihr Baby niemals seinen Kopf in Ihre Richtung, wenn Sie mit ihm sprechen, oder zuckt es nicht, wenn Sie hinter ihm laut mit den Händen klatschen, kann das ebenfalls auf ein vermindertes Hörvermögen hinweisen. Suchen Sie in diesem Fall immer den Arzt auf, auch wenn Ihr Baby noch so viel brabbelt.

NACHAHMEN ERWÜNSCHT

In den kommenden Wochen erzählt das Baby so viel, dass die meisten Eltern gerne in die Plauderei einsteigen. Wenn sie zum Beispiel zwei Silben laut und deutlich vorsprechen, wird das Kleine sich bemühen, diese genauso nachzusprechen (bei Müttern ist die Silbenkombination »ma-ma« sehr beliebt, Väter trainieren mit ihren Babys auch gerne »pa-pa«). Mit der Zeit gelingt es dem Kind immer besser, die Eltern nachzumachen – vorausgesetzt, die Silben gehören zu seinem derzeitigen Lautrepertoire. Das Nachahmen ist ein wichtiger Schritt in der kindlichen Sprachentwicklung. Denn durch das »Rede- und Antwortspiel« lernt Ihr Baby, sich Ihre Sprache und Ihre Sprechweise anzueignen. Ein Baby kann immer nur so gut sprechen, wie es sein Vorbild kann. Es ist daher auf Ihre Art der Kommunikation ebenso angewiesen wie auf den Wortschatz, dem Sie ihm bieten. Lassen Sie es täglich aus dem Vollen schöpfen, indem Sie ihm viele verschiedene Laute, Töne und Worte präsentieren. Dabei lautet gerade anfangs die Devise: Lieber einfach, dafür aber häufiger. So fällt es dem kindlichen Gehirn leichter, sich Worte und Laute einzuprägen. Sprechen Sie Ihr Baby immer wieder mit seinem Namen an, und nennen Sie die Namen von Gegenständen. Sie werden sehen: In den kommenden Wochen werden ihm die Worte immer leichter über die Lippen kommen.

INFO

Das kann ein Baby am Ende des neunten Monats

 Es plaudert.

 Es flüstert.

 Es bildet Silbenketten.

 Es kann imitieren, was Sie ihm sprachlich vormachen.

VOM REIMEN UND SINGEN

Babys lieben die Kombination aus zärtlichen Berührungen und der Stimme ihrer Eltern – vor allem dann, wenn Mama und Papa singen. Reime oder Bewegungsspiele bieten eine schöne Möglichkeit, beides miteinander zu verbinden.

Einfache Kinderlieder, -reime und Kniereiterverse sind leicht verständlich und mit vielen Wortwiederholungen gespickt. Sie schlagen damit mindestens fünf Fliegen mit einer Klappe: Sie präsentieren Ihrem Baby neue Laute, widmen ihm Zeit und Aufmerksamkeit, schulen sein Hörvermögen, fördern seine Körperwahrnehmung und seine Motorik und schenken ihm liebevolle Zuwendung. Kurzum: Solche Reime und Lieder sind Labsal für die kindliche Seele und die kleinen Ohren. Anregungen erhalten Sie auf >.

Das Wortverständnis bildet sich

Ihr Kind versteht immer mehr, was verschiedene Worte bedeuten, und weiß langsam, was zum Beispiel mit »Auto« oder »Ball« gemeint ist. Schließlich hat es inzwischen viele Erfahrungen sammeln dürfen und bereits unzählige Male die einzelnen Namen von Gegenständen gehört. Es hat sein Spielzeug Hunderte Male mit Händen, Füßen und Mund erkundet und parallel dazu von Ihnen erfahren, dass es sich bei dem viereckigen Holzwürfel um einen Bauklotz oder dem menschenähnlichen Stoffwesen um eine Puppe handelt. Eltern und Baby standen mittlerweile viele Male im Austausch – beim Füttern, Wickeln, Baden, Schmusen oder Spielen. Ihr Baby hatte genug Zeit, Ihnen zuzuhören, Sie nachzumachen und mit Ihnen zu plaudern. Einmal haben Sie Ihrem Baby etwas erzählt und vorgemacht – und es hat Ihnen mit Bewunderung zugehört. Im Gegenzug haben Sie ihm Ihre Aufmerksamkeit geschenkt und seine »Worte« aufgegriffen und imitiert. Dieses wechselseitige Geben und Nehmen liefert eine wundervolle Basis für das Sprechenlernen.

DIE SPRACHE VERSTEHEN

Mit dem Moment, in dem Ihr Baby den Worten eine spezielle Bedeutung zuordnen kann, ist es auch immer mehr in der Lage, sich selbst verständlich zu machen. Dabei zeigt es zuweilen vollen Körpereinsatz: Indem es zum Beispiel mit dem Finger auf einen Hund deutet und dabei die Silbenkombination »wau-wau« äußert, gibt es klar zu verstehen, was es sieht. Schnell hat es auch einen ganz eigenen Ausdruck für Essen oder Trinken kreiert und verlangt mitunter mit Nachdruck danach. Wenn Sie seine Aufforderung verstehen und ihm geben, was es will (oder auch nicht), lernt das Baby, dass seine Eltern auf seine Äußerungen reagieren.

INFO

Wenn sich die Atmung verändert

Wenn es die anatomischen Verhältnisse zulassen, atmet ein gesundes Baby fast ausschließlich durch die Nase und mit geschlossenem Mund. Vergrößerte Mandeln und Polypen im Nasen-Rachen-Raum, immer wiederkehrende Infekte und Erkältungen, Mittelohrentzündungen oder eine schiefe Nasenscheidewand können jedoch dazu führen, dass das Kind dauerhaft durch den Mund atmet. Die betroffenen Babys haben den Mund stets geöffnet; es tropft immer wieder Speichel aus dem Mund. Lippen, Zunge und Wangen können keine ausgeprägte Muskelkraft entwickeln, weil die Muskeln den Mund nicht geschlossen halten und somit nicht kräftig genug sind. Das bleibt auch fürs spätere Sprechen nicht ohne Folgen:

Die Zunge findet keinen Halt, sondern drückt stattdessen gegen die Zähne und den Zahnbogen. Neben einer Kiefer- und Zahnfehlstellung kann dies dazu führen, dass das Kind später lispelt.

Aufgrund der fehlenden Muskelkraft ist die Zunge in ihren Bewegungen eingeschränkt. Das Kind kann bestimmte Laute nicht eindeutig bilden.

Die Nase kann nicht als »Schmutzfilter« gegen Keime wirken; Atemwegserkrankungen und Mittelohrentzündungen häufen sich. Letztere können das Hörvermögen reduzieren, was wiederum zu Sprachentwicklungsstörungen führen kann. Schließlich muss das Kind hören, was es lernen soll.

Machen Sie daher bald einen Termin beim Kinderarzt aus, um die Gründe abzuklären.

Mit dem Löffel zu essen ist erst mal gar nicht so einfach. Aber es macht auf alle Fälle viel Spaß.

Die ersten 3 Jahre meines Kindes

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