Читать книгу Die ersten 3 Jahre meines Kindes - Anne Pulkkinen - Страница 43

Die Sprachentwicklung vom 1. bis 3. Monat

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Zugegeben, es kann manchmal ohrenbetäubend und außerordentlich anstrengend sein, wenn ein Neugeborenes kräftig schreit. Es schreit, wenn es Hunger hat. Es schreit, wenn es müde ist. Es schreit, wenn ihm langweilig ist. Es schreit, wenn die Windel voll ist. Es schreit, weil es mit sich und der Welt unzufrieden ist. Doch so anstrengend es auch sein mag, für einen Säugling ist das Schreien nun einmal die einzige Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen. Und ein Baby schreit grundsätzlich nie ohne Grund. Es hat immer ein dringliches Anliegen, und wenn Eltern dieses herausgefunden haben und die Ursache beheben können, tritt meistens Ruhe ein. Auf diese Weise erfährt der Säugling, dass sein Schreien bestimmte Auswirkungen hat. Etwa dass die Mutter kommt, ihn mit tröstenden Worten zu beruhigen versucht und ihn liebevoll auf den Arm nimmt und mit ihm kuschelt. Durch das Schreien und die darauf folgende Reaktion (Mama kommt) erleben Baby und Mutter ihren ersten kommunikativen Austausch – ein wichtiger Grundstein in der sozialen Entwicklung.

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Kleines Schreilexikon

Wenn ein Baby schreit oder weint, hört es sich im ersten Moment vielleicht immer gleich an. Doch wenn Sie Ihr Kind beobachten, bevor es zu schreien beginnt, erkennen Sie unterschiedliche Ausprägungen.

Hungerschreien: Bevor das energische Schreien losgeht, schickt Ihr Baby andere Signale voran: Es gibt schmatzende Geräusche von sich, lutscht an der Faust, fängt an zu murren und zu quengeln, weint.

Müdigkeitsschreien: Das Baby reibt sich die Augen oder die Nase, kneift die Augen zu, gähnt und meckert. Seine Botschaft: »Leute, der Tag war gut, aber mir reicht‘s jetzt. Ich will ins Bett!« Wird dem Bedürfnis nicht schnell nachgegeben, kann das Baby trotz enormer Müdigkeit lauthals schreien.

Langeweileschreien: Wach, satt, gut gelaunt – und keiner da, der mit mir spielt? Das Baby strotzt vor Energie, strampelt mit den Beinen und rudert mit den Armen, will sagen: »Los, was kommt jetzt?« Nichts? In den meisten Fällen wird das Baby erst einmal quengeln und jammern. Passiert dann immer noch nichts Spannendes, kommt’s …

Stressschreien: Wenn das Tagesprogramm anstrengend war oder dem Baby alles zu viel ist, macht es nicht selten seinen Rücken steif, ballt die Hände zu Fäusten und lässt kurze, schrille Schreie erklingen. »Mir reicht’s, ich will Ruhe haben.« Wenn dies nicht passiert, kann dem Schreien ein untröstliches, verzweifeltes Weinen folgen.

Schmerzschreien: Ein einziger Hilferuf. Meist schreit das Baby aus Leibeskräften in hoher Tonlage und japst nach Luft.

Die erste Lallphase

Nach und nach lernt das Kind, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, mit seiner Umwelt in Kontakt zu treten. Viele Babys können zum Beispiel bereits mit vier Wochen Laute von sich geben, wenn sie auf dem Rücken liegen. Dann nämlich rutscht die Zunge des Babys ein kleines Stück nach hinten, wodurch eine Art Gurgellaut zu hören ist.

Diese erste Lallphase lässt sich bei Kindern in allen Kulturen beobachten. Überall auf dem Erdball produzieren Säuglinge ähnliche Laute, und das Repertoire ist in diesem Alter oft größer, als es für die Muttersprache, die sie bald erlernen werden, nötig wäre. So sollen japanische Babys noch den Laut »R« über ihre Lippen bringen, obwohl sie ihn später gar nicht mehr benötigen. Wenn sie beim Sprechen nicht benötigt werden, verschwinden viele Laute nach und nach wieder, sodass nur noch an solchen gefeilt wird, die für das Erlernen der Muttersprache nötig sind.

Die anfänglichen Laute hören sich am ehesten an wie »ä« oder »a« und entstehen mitunter eher zufällig durch Muskelbewegungen in Mund, Hals und Kehlkopf. Täglich investiert das Baby jetzt in seinen wachen Phasen viel Zeit und Mühe, alle möglichen Laute zu produzieren. Es betreibt kontinuierliches Stimmtraining. Sogar taube Kinder gurgeln in diesen Wochen, was ein Hinweis dafür sein kann, dass die Babys sich selbst nicht zuhören.

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Mit Worten streicheln

Auch wenn wir Eltern wissen, dass unser neugeborenes Baby unsere Worte inhaltlich noch nicht verstehen kann, sprechen wir doch von Anfang an mit ihm. Das ist auch gut so. Denn Säuglinge mögen menschliche Stimmen, besonders die höhere Tonlage der »Ammensprache«: Wir reden in einer bestimmten Sprechmelodie, fast schon eine Art Sing-Sang mit kurzen Sätzen, häufigen Wiederholungen und ausgedehnten Vokalen (a, e, i, o, u). Diese Art, mit einem Säugling zu sprechen, wirkt wie Streicheleinheiten mit Worten auf das Baby.

Erste Silben

Etwa mit sechs bis acht Wochen vergrößert ein Säugling seinen »Wortschatz« und bringt bereits Kehllaute hervor. Kombiniert mit den Vokalen hören sie sich wie »e-che«, »ek-che« oder auch »e-rrhe« an. Genauere Beschreibungen sind schwierig, weil jedes Baby die unterschiedlichen Laute sehr kreativ kombiniert.

Auch wenn zu diesem Zeitpunkt annähernd jeder Laut, den das Baby von sich gibt, willkommen ist: Weit wichtiger ist, dass der Säugling auf Ansprache reagiert und sogar antwortet. Wenn Sie also Ihrem Baby zureden und es ermuntern, doch noch mehr zu erzählen, reagiert Ihr Baby vermutlich sehr positiv und brabbelt erst recht los. Dies ist ein erster wichtiger Schritt in einer sich anbahnenden Kommunikation zwischen Säugling und Erwachsenem.

Der Säugling antwortet, wenn Sie ihn ansprechen und ihm dabei freundlich zulächeln: Er strampelt mit seinen Beinchen, rudert mit seinen Armen und strahlt über das ganze Gesicht, um seine Freude zum Ausdruck zu bringen. Mit etwa acht Wochen bringt der Säugling sogar selbst schon ein paar glucksende Laute als Zeichen der Freude über seine Lippen. Jetzt dauert es nicht mehr lange, dann kann Ihr Baby unterscheiden, ob Sie es freundlich anlächeln oder ihm etwas Schönes erzählen, und tut es Ihnen gleich: Wenn Sie lächeln, lächelt auch das Kind. Wenn Sie ihm etwas erzählen, antwortet es Ihnen in seiner Brabbelsprache.

Viele Babys sind gegen Ende des dritten Monats so weit, erste Silbenketten zu kreieren. Das bedeutet, sie hängen viele Vokale (bevorzugt »e«- und »i«-ähnliche) aneinander. Die Babys experimentieren mit dem Mund, der Stimme und dem Atem und genießen jeden einzelnen Laut, der über ihre Lippen kommt.

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Vom »echten« Lächeln

Das allererste Lächeln, das sich auf dem Gesicht eines Säuglings beobachten lässt, heißt Engelslächeln. Es entsteht eher zufällig durch das Zusammenziehen der Gesichtsmuskeln. Anders ist es mit dem »echten« Lächeln, das um den zweiten Lebensmonat herum auf Babys Gesicht blitzt: Dieses Lächeln ist eine bewusste positive Reaktion auf Ihre Zuwendung – ein Zeichen der Freude. Das Baby fühlt sich wohl.

Einladung zum Sprechen

Wenn Sie Ihr Baby zum Sprechen animieren möchten, reden Sie selbst mit liebevollen Worten in einer ruhigen, kindgerechten Stimme zu ihm. Sie werden sehen, dass Ihr Kind sehr bald der »Einladung« folgt und dabei schon fast die Regeln einer gepflegten Konversation beherrscht: Es lauscht Ihren Worten begeistert (auch wenn es deren Bedeutung noch nicht versteht) und wartet, bis Sie fertig sind. Nach einem kleinen Moment beginnt es dann selbst zu brabbeln. Ist es fertig ist, macht es eine Pause – ganz so, als warte es auf Ihre Antwort. Wichtig dabei ist, dass ein Baby nur dann redet, wenn man mit ihm spricht, während es zum Beispiel auf das Klingeln einer Glocke nicht mit Lauten reagiert. Das haben Versuche gezeigt. Das Baby »antwortet« also nicht auf irgendeinen Laut, sondern nur auf Ihre Stimme. Ihr Kind antwortet, weil Sie mit ihm sprechen.

Ein Baby reagiert zudem auf ihm vertraute Stimmen in seiner unmittelbaren Nähe deutlich mehr als auf solche, die vom Tonband oder aus dem Fernseher zu hören sind.

Der Hörtest

Je früher eine Hörstörung erkannt wird, desto mehr wertvolle Zeit des Sprechenlernens ist gewonnen. Denn nur wer Töne, Laute und Geräusche über die Ohren wahrnehmen kann, ist in der Lage, diese zu wiederholen. Mittels eines Screening des Hörvermögens im Innenohr (OAE = Otoakustische Emission) lässt sich schon beim Neugeborenen feststellen, ob eine Verbindung zwischen äußerem Ohr und Innenohr besteht. Ist das Ohr in der Lage, auf einen bestimmten Ton in einer bestimmten Lautstärke zu reagieren? Nur dann kann Schwerhörigkeit weitgehend ausgeschlossen werden. Der Arzt steckt dem Baby dazu einen kleinen weichen Stöpsel ins Ohr, der mit einem Kabel am Testgerät verbunden ist. Nach weniger als einer Minute steht das Ergebnis fest.

Der für den Säugling schmerzlose Test wird meist bereits in den Geburtskliniken durchgeführt. War dies bei Ihrem Baby nicht der Fall, bietet auch der Kinderarzt diesen Test an (die Kosten von etwa 20 Euro müssen Sie selbst zahlen). Oder Sie lassen sich an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt überweisen, der die Untersuchung dann wiederum kostenlos durchführt.

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Das kann ein Baby am Ende des dritten Monats

 Es schreit auf unterschiedliche Weise und weist damit auf unterschiedliche Bedürfnisse hin.

 Es lernt, verschiedene Stimmen und Sprechmelodien zu unterscheiden.

 Es nimmt Blickkontakt auf und hält ihn.

Die ersten 3 Jahre meines Kindes

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