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Was braucht ein Baby, um Sprache zu erlernen?

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Früher gaben Geburtshelfer gerne den berühmten Klaps auf den Po, um ihn zu hören: den ersten Schrei unmittelbar nach der Geburt. Er gilt als Beweis dafür, dass sich der kindliche Organismus auf das eigene Atmen umgestellt hat. Doch das ist noch nicht alles. Mit dem Schrei nimmt das Neugeborene zum ersten Mal Kontakt mit der Umwelt auf. Und diese Form der Kommunikation wird das Baby zumindest in den ersten Lebensmonaten noch öfter anwenden.

Das Gefühl von Liebe und Geborgenheit

Die Natur hat es auch diesmal wieder perfekt gemacht: Wenn Eltern mit ihrem Baby sprechen, bekommt ihre Stimme automatisch einen anderen Klang. Ganz selbstverständlich reden wir mit unserem Baby anders als mit einem Erwachsenen. Unsere Stimme ist leiser und der Klang weicher, behutsamer. Intuitiv sprechen wir automatisch höher und langsamer mit Babys, weil sie hohe Töne besser wahrnehmen können als tiefe. Ohne Hemmungen sprechen wir in einer Art Ammensprache und fragen schon fast zwitschernd: »Na wo ist denn der kleine süße Schatz?« Oder: »Wie hat denn die süße Maus geschlafen?« Dieser rücksichtsvolle Umgang, kombiniert mit sanften Streicheleinheiten, liebevoller Fürsorge und dauerhafter Zuneigung, hilft, dass ein Säugling Vertrauen zu seinen Mitmenschen aufbauen kann. Vertrauen zu den Menschen, die ihm das Gefühl geben, willkommen zu sein und geliebt zu werden. Zuneigung und Akzeptanz spielen eine ganz entscheidende Rolle, um lernen und wachsen zu dürfen. Das gilt auch für das Sprechenlernen. Sprechen bedeutet, mit seiner Umwelt in Kontakt zu treten und zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Noch geschieht dies vor allem durch Mimik und Gesten, später dann durch Worte.

INFO

Training schon im Mutterleib

Schon während der Schwangerschaft trainiert ein Baby alle Körperteile, die es später benötigt, um sprechen lernen zu können. Dazu gehören zum Beispiel seine Lippen, seine Zunge und der Gaumen, die immer wieder im Einsatz sind, wenn das Baby an seinen Fingern lutscht. Indem es Fruchtwasser schluckt, trainiert das Baby das Zusammenspiel von Zunge, Gaumen und Rachen. Etwa um den fünften Schwangerschaftsmonat herum ist das Baby in der Lage, Stimmen und Geräusche durch Mamas Bauchwand zu hören. Das schult sein Gehör.

Liebevolle Ansprache

Babys brauchen Worte. Wenn Sie bei allem, was Sie mit Ihrem Baby unternehmen, mit ihm sprechen, nehmen Sie Kontakt auf. Auch wenn es anfangs noch nicht antworten kann, werden Sie schnell erkennen, ob und wann es mit Ihnen verbunden ist. Zuerst lauscht ein Baby Ihren Worten und hält inne, wenn Sie ihm etwas erzählen. Sehr bald wird es seine Freude über Ihre Anwesenheit mit einem Lächeln oder freudigem Strampeln belohnen. Es dauert nicht mehr lange, dann wird es Ihrer Stimme lauschen und gleichzeitig Ihren Blickkontakt suchen, wenn Sie mit ihm sprechen. Und es wird Ihnen zulächeln aus tiefer Dankbarkeit, dass Sie sich so liebevoll um es kümmern.

Babys ab einem guten halben Jahr sind ebenfalls stark auf den verbalen Kontakt angewiesen. Denn nun beginnen die ersten Versuche, die Eltern zu imitieren und ihre Worte nachzuahmen. Je intensiver der Austausch, desto größer ist die Freude am Sprechen. Natürlich gibt es auch hier Grenzen. Mütter, die ohne Punkt und Komma auf ihren Säugling einreden und ihm kaum eine Chance lassen, selbst zu antworten, verhalten sich hinsichtlich der Sprachentwicklung nicht gerade förderlich.

Dabei können Sie den Spracherwerb Ihres Kindes durchaus unterstützen. Etwa mit sieben bis acht Monaten bestimmen unter anderem die Anreize, die es bekommt, die Sprechfreude Ihres Babys. Die Leichtigkeit, mit der Ihr Baby Laute hervorbringt und später Silben formt, hängt aber auch damit zusammen, wie viel kindgerechte Worte Sie Ihrem Schatz zukommen lassen. Ihr Baby möchte unterhalten werden und Sie dabei so erleben, wie es Ihrem Naturell entspricht. Sprechen Sie daher so mit Ihrem Baby, wie es Ihnen am leichtesten fällt – unkompliziert und natürlich. Sie müssen dabei nicht extra langsam oder betont deutlich sprechen. Viel lieber ist es Ihrem Baby, wenn Sie sich so geben, wie Sie sind.

TIPP

Zeit zum Reden

Gehören Sie zu jenen Menschen, die in der Öffentlichkeit eher Hemmungen haben, mit ihrem Kind zu plaudern? Dann planen Sie feste Zeiten in den Tagesablauf ein, an denen Sie Ihrem Baby Geschichten erzählen. Das kann zu einem festen Ritual werden und hilft zugleich, den Alltag im Babyleben sinnvoll zu strukturieren.

Wenn Sie nicht gerne lange Reden halten und frei Geschichten erzählen, können Sie natürlich genauso gut ein Bilderbuch anschauen und ihm die Dinge darin zeigen und aufzählen: »Schau, da ist der Hund. Siehst du den schönen Ball? Das Auto …«

Bitte zuhören!

Ebenso wichtig wie das gemeinsame Plaudern und Erzählen ist das Zuhören. Auch wenn es Ihnen anfangs ungewohnt erscheint, Ihrem Baby zu »antworten«, sollten Sie es stets wie einen vollwertigen Gesprächspartner behandeln. Das bedeutet auch, dass Sie ihm zuhören und es ausreden lassen. Geben Sie Ihrem Baby die Möglichkeit, alleine brabbeln zu können, und zeigen Sie ihm Ihre volle Aufmerksamkeit. Sie können es währenddessen immer wieder ermuntern, weiterzuplaudern, oder kleine »Zwischenfragen« stellen. Ihr Baby erwartet keine langen Monologe von Ihnen und möchte auch selbst keine einseitige Konversation betreiben. Es möchte gehört und beachtet werden, wenn es in seiner Lautsprache bei Ihnen »anklopft«. Und es freut sich, wenn Sie sich auf ein Plauderstündchen mit ihm einlassen.

Wenn Sie Ihrem Baby eine Frage stellen, werden Sie sicher automatisch eine kleine Pause einlegen, so als ob Sie auf seine Antwort warten würden. Gut so! Denn durch dieses achtsame Verhalten steigern Sie die Sprechfreude Ihres Babys, weil Sie es zu einer Reaktion ermutigen. In den meisten Fällen lässt die Antwort nicht lange auf sich warten – und schon sind Sie mittendrin in der Unterhaltung: »Was du nicht sagst? Nein – das musst du mir genau erzählen …«

Blickkontakt halten

Ihr Baby lernt sprechen, weil Sie sich mit ihm unterhalten. Eltern sind also maßgeblich am Sprecherfolg ihrer Kinder beteiligt. Ein ganz entscheidender Faktor ist dabei der Blickkontakt zwischen Ihnen und Ihrem Baby. Idealerweise gewöhnen Sie es sich vom ersten Tag an, Ihrem Sprössling volle Aufmerksamkeit zu schenken und ihn anzuschauen, wenn Sie mit ihm sprechen. Dieser Augenkontakt gibt Ihrem Baby das Gefühl, dass es gesehen, gehört und akzeptiert wird. Hinzu kommt, dass Sie über den Blick eine emotionale Verbindung herstellen. Indem Sie Ihr Baby anschauen, bringen Sie ihm eine Form der Wertschätzung entgegen: »Ich bin meiner Mama so viel wert, dass sie ihre Arbeit unterbricht, um mir zuzuhören.« Nicht zuletzt spielt auch der Nachahmungseffekt eine wesentliche Rolle. Nur wenn Ihr Baby Ihnen ins Gesicht schaut und Ihre Lippenbewegungen sieht, ist es in der Lage, seinen Mund so zu formen und Laute hervorzubringen, die den Ihren ähneln. Wenn Sie es so wollen, lernt es sprechen, indem es die Worte von Ihren Lippen abliest.

SPRACHPYRAMIDE


Die ersten 3 Jahre meines Kindes

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