Читать книгу Die ersten 3 Jahre meines Kindes - Anne Pulkkinen - Страница 35
ОглавлениеWenn etwas sein Interesse geweckt hat, gibt es für das Baby kein Halten mehr, und es robbt los.
Es geht vorwärts
Abhängig von ihren Möglichkeiten entwickeln Babys ganz unterschiedliche Strategien, sich vom Fleck fortzubewegen.
• Etwa mit fünf bis sieben Monaten dreht sich das Baby vom Rücken auf den Bauch – und kurze Zeit später auch umgekehrt vom Bauch auf den Rücken. Zeitgleich kann es sich um seine eigene Achse drehen (kreiseln), wenn es auf dem Bauch liegt.
• Mit acht bis neun Monaten können viele Babys robben: Sie liegen mit Bauch, Armen und Beinen auf dem Boden, heben den Kopf und »schleifen« sich vorwärts. Wenn der rechte Arm nach vorne greift, zieht das Baby zeitgleich das linke Knie Richtung Hüfte. Nun holt es den linken Arm nach vorne, während es im gleichen Zug das rechte Knie anwinkelt und zur Hüfte zieht. Die Phase des Robbens dauert nicht sehr lange an und ist in der Regel nach zwei bis drei Wochen wieder vorbei. Denn schon nach wenigen Tagen hat das Baby seine Muskeln so sehr trainiert, dass es seine Unterarme vom Boden abheben kann und stattdessen nur noch die Hände auf dem Boden hält. Jetzt ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Krabbeln.
Das Greifen
Etwa mit sieben Monaten können Sie die kindliche Hand-Auge-Koordination Ihres Kindes weiter fördern. Wenn Sie Ihrem Baby zwei Gegenstände auf einmal anbieten, etwa zwei Bauklötze oder zwei Löffel, wird es vermutlich mit beiden Händen danach greifen. Anfangs mag vielleicht das erste Teil wieder aus der Hand fallen, wenn die zweite Hand das andere umfasst. Doch bereits gegen Ende des achten Monats können die meisten Kinder mit beiden Händen für einige Sekunden je einen Gegenstand ergreifen und halten. Experten nennen diese Fähigkeit doppelseitige Koordination – ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung eines Kindes.
Allmählich wird auch das Greifen exakter. Ihr Baby packt nicht mehr unbedingt mit der ganzen Handfläche zu, sondern immer öfter mit gebeugten Fingern und gestrecktem Daumen. Sie können diesen »Scherengriff« sehr gut beobachten, wenn Sie dem Kind kleinere, dünnere Dinge anbieten, zum Beispiel einen Wollfaden, ein dünnes Buch oder eine Wäscheklammer.
HOPPLA, WAS SCHEPPERT DENN DA?
Nicht nur die Greiftechnik wird akkurater, sondern auch der Umgang mit dem Spielzeug ändert sich. Gegen Ende des neunten Monats realisiert das Baby, dass es mit seiner Hand nicht nur nach einem Gegenstand greifen kann und ihn damit aufnimmt, sondern dass es ihn auch wieder loslassen kann. Es lernt: Wenn ich meine Hand öffne, fällt der Bauklotz runter. Und scheppert dabei so schön …
Sitzen
Wenn Ihr Baby auf dem Rücken liegt und Sie ihm Ihre Hände reichen, zieht es sich vermutlich selbst in die Sitzposition. Viele Kinder können im Alter von etwa sieben Monaten sogar schon für einige Sekunden alleine sitzen, auch wenn sie sich dabei noch auf ihren Armen nach vorne abstützen. Zum Ende des achten Monats verbleiben dann viele Babys mindestens fünf Sekunden ohne jede Hilfe in der Sitzposition.
Wenn Sie Ihr Baby nach einem kurzen Moment wieder auf den Rücken ablegen, kann es selbst die »liegende Gartenzwerghaltung« einnehmen. Es dreht sich auf die Seite, hält den Kopf in Schräglage und stützt sich nur noch auf dem unten liegenden Arm ab. Mit der anderen Hand kann es gezielt nach etwas greifen. Diese Position stärkt den Gleichgewichtssinn und ist zugleich eine hervorragende Ausgangsposition, um bald von der Bauchlage ins freie Sitzen zu kommen.
DER RICHTIGE ZEITPUNKT
Die oben beschriebene Halteübung ähnelt dem Traktionsversuch, den auch der Kinderarzt durchführt (>) und der ihm entscheidende Hinweise liefert, ob der Entwicklungszustand des Babys seinem Alter entspricht.
Ganz wichtig: Als Eltern sollten Sie den Versuch auf keinen Fall nachahmen. Erst wenn die entsprechende Muskulatur Ihres Babys ausreichend entwickelt ist, ist der Zeitpunkt da, an dem es von alleine in den freien Sitz kommen kann und sich, wenn es schwankt, nach vorne oder zur Seite abstützen kann, damit es nicht unglücklich auf den Kopf fällt. Wird das Baby zu früh in eine sitzende Position gebracht und soll es womöglich gut gestützt auch so verharren, kann sich das zudem ungünstig auf den kindlichen Rücken auswirken – und im Extremfall sogar zu einem späteren Sitzbuckel führen. Haben Sie Geduld! Schon bald wird sich Ihr Baby ganz ohne Hilfe hinsetzen – erfahrungsgemäß ist es im Alter von neun oder zehn Monaten so weit. Dann halten die Kleinen beim Sitzen auch den Kopf wacker aufrecht, können bereits mit ihm nicken oder ihn schütteln – ein Zeichen dafür, dass sie ihr Kopfgelenk frei bewegen können.
INFO
Das kann ein Baby bis zum Ende des neunten Lebensmonats
Es dreht sich willentlich von der Rückenlage in die Bauchlage – und umgekehrt.
Es kreiselt in der Bauchlage um die eigene Achse.
Es kann robben beziehungsweise kriechen.
Es kommt in den Vierfüßlerstand, kann vor- und zurückwippen.
Es kommt selbstständig zum Sitzen, sitzt etwa eine Minute frei und stützt sich mit den Händen nach vorne ab.
Es ergreift mit beiden Händen einen Gegenstand und kann ihn für einen Moment festhalten.
Es kann einen Gegenstand von einer Hand in die andere übergeben und ihn absichtlich fallen lassen.
Es beherrscht den Scherengriff.
Im stabilen Sitz lässt sich die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten. Und die Hände sind auch frei.
VERSCHIEDENE SITZWEISEN
Kinder sind äußerst kreativ und fantasievoll wenn es darum geht, sich alleine aufzusetzen. Eine besonders beliebte Methode: Sie setzen den Po aus dem Vierfüßlerstand neben dem rechten oder linken Fuß am Boden ab und kommen dann über diesen Seitsitz zum eigentlichen Langsitz, also dem Sitzen mit ausgestreckten Beinen. Andere Kinder gelangen über die Gartenzwergposition (>) in den Langsitz, indem sie sich erst seitlich aufrichten und dann in den Sitz hochdrücken. Äußerst akrobatisch, aber weniger populär ist eine Variante, bei der sich das Baby zunächst aus der Bauchlage heraus mit beiden Händen auf dem Boden abstützt, um sich dann über den Spagat zum Sitzen zurückzuschieben. In der Regel vermeiden es diese Kinder, aus der Mitte heraus zu kommen, und spielen am liebsten im Sitzen – mit einem Gegenstand, den sie unmittelbar vor sich haben. Auf keinen Fall wollen sie aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Das bedeutet, sie umgehen eine Gewichtsverlagerung auf eine Gesäßseite. Wenn man diese Kinder zum Beispiel vorsichtig nach hinten drücken würde, bekämen sie Angst.
Manchen Kindern fehlt schlichtweg die Weichheit im Becken und eine entspannte hintere Beinmuskulatur, die nötig ist, um locker im Langsitz zu sitzen. Andere Kinder haben recht angespannte Beine, die sie eher wegstrecken und so gut wie nie in Richtung Bauch ziehen. Dies kann ein Hinweis auf eine frühe Blockade im Kopfgelenk beziehungsweise Becken sein. In diesem Fall können krankengymnastische oder osteopathische Behandlungen helfen.
Wieder andere Kinder kommen zwar über den Vierfüßlerstand zum Sitz, jedoch immer nur über eine bevorzugte Seite. Diese Babys sitzen meist auch nur auf einer Pobacke. Ihre Wirbelsäule weist erfahrungsgemäß eine »C-Form« auf, während ihr Köpfchen zur gegenüberliegenden Körperseite geneigt ist. Wenn auch Ihr Kind diese Sitzvariante bevorzugt, reichen Sie ihm von der Seite aus, zu der es den Kopf neigt, ein Spielzeug. Fast immer siegt die kindliche Neugier – und sorgt so dafür, dass das Baby seine Schräghaltung im Nu von alleine ausgleicht. Ist dies innerhalb einiger Tage trotz mehrmaliger Versuche nicht der Fall, sollten Sie den Kinderarzt, einen Osteopathen oder Physiotherapeuten zu Rate ziehen, ob eventuell eine einseitige Bewegungseinschränkung besteht.