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Die Bewegungsentwicklung vom 1. bis 3. Monat

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Die motorischen Fähigkeiten eines Säuglings entwickeln sich von Kopf bis Fuß – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Muskeln der Augen und des Nackens sind die ersten Körperteile, die das Baby beherrschen kann. Während die Augen vollends damit beschäftigt sind, einen Menschen oder Gegenstand anzuschauen, versucht die Nackenmuskulatur, den Kopf gerade zu halten, damit das Bild vor den Augen nicht verschwimmt. Sobald sein Blick etwas fixiert hat, zeigt der Säugling gegen Ende des dritten Lebensmonats heftige Reaktionen darauf: Indem er mit Armen und Beinen strampelt, deutet er an, etwas im Blick zu haben. Die ganz cleveren Babys sind sogar schon imstande, beide Händchen in die Richtung des Gesehenen zu bewegen.


Im Bauch hatte das Baby wenig Platz. Daher genießt es in den ersten Wochen, eingewickelt (gepuckt) zu sein.

Die totale Beugehaltung

In den ersten Lebenswochen nehmen Neugeborenen sowohl in der Rücken- als auch in der Bauchlage die totale Beugehaltung ein: Die Ellbogen sind gebeugt, die Arme dicht am Brustkorb angewinkelt. Ebenso hat das Baby seine Beinchen angewinkelt und in Richtung Bauch gezogen. Mit den Händchen bildet es Fäuste, die den Daumen ganz umschließen. Noch kann es seine Hände nicht bewusst öffnen und seine Fingerchen ausstrecken.

Bereits im zweiten Monat ist die totale Beugehaltung jedoch deutlich weniger stark ausgeprägt; das Gleiche gilt für die Fausthaltung. Gegen Ende des ersten Lebensmonats hat das Baby seine Händchen immer häufiger und immer länger leicht geöffnet.

Liegt das Baby auf seinem Rücken, ist sein Köpfchen zunächst nach rechts oder nach links gerichtet. Es dauert aber nur wenige Wochen, bis das Baby in der Lage ist, in dieser Position sein Köpfchen in der Mitte zu halten. Spätestens zum Ende des dritten Monats ist es meist so weit.

INFO

Das kann ein Neugeborenes

 Es liegt vermehrt in der Beugehaltung.

 In der Rückenlage liegt der Kopf auf der rechten oder linken Seite.

 Die Hände bilden Fäuste, der Daumen liegt unter den anderen Fingern.

 In der Bauchlage hebt es den Kopf kurz von der Unterlage ab.

 Es greift, sobald ihm etwas in die Hand-innenfläche gegeben wird (Greifreflex).


In der Rückenlage ist der Kopf zur Seite gedreht. Achten Sie darauf, dass er mal nach links, mal nach rechts zeigt.

In der Bauchlage

Schon jetzt kann Ihr Baby sein Köpfchen für einen Moment taumelnd anheben, wenn es auf dem Bauch liegt. Nicht selten gelingt es ihm sogar, seinen Kopf aus dieser mittigen Position zur Seite zu drehen und dann wieder abzulegen. Durch dieses in der Regel reflektorische Aufrichten des Köpfchens und die anschließende Kopfdrehung weitet sich der Brustkorb, und die kindlichen Lungen können sich besser entfalten: Es fällt dem Baby leichter, zu atmen. Das Heben des Köpfchens in der Bauchlage ist aber weit mehr als eine hervorragende Leistung in den ersten Lebenstagen. Sie ist auch ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg, die Wirbelsäule aufzurichten. Durch tägliches Üben und dank des unbändigen Willens, aufzustehen und gehen zu können, durchläuft Ihr Baby in den ersten zwölf Monaten einen enormen motorischen Entwicklungsprozess. Und der Weg zum ersten eigenen Schritt beginnt mit dem Kopfheben in den ersten Lebenstagen, gefolgt von der stabilen Bauchlage in den kommenden Wochen.

INFO

Bauchlage und Kindstod

Immer wieder beobachten Experten, dass Eltern ihr Baby nicht gern auf den Bauch legen. »Die meisten Babys, die am plötzlichen Kindstod gestorben sind, lagen auf dem Bauch«, argumentieren die besorgten Mütter und Väter. Tatsächlich haben Babys, die mehrere Stunden auf dem Bauch oder in der Seitenlage schlafen, ein deutlich höheres Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben (>). Das bedeutet jedoch nicht, dass sie tagsüber nicht auf dem Bauch liegen dürfen. Im wachen Zustand, mit möglichst leerem Magen und vor allem unter Beobachtung ist die Bauchlage eine gute Alternative zu anderen Liege-positionen. Ihr Kind kräftigt dadurch seine Nacken-, Schulter- und Rumpfmuskulatur, die es schon bald zum Krabbeln braucht.

KOPF HOCH, KLEINES …

Nach etwa drei Monaten kann das Baby sein Köpfchen in der Rückenlage aktiv in der Mitte halten und willentlich zur Seite drehen, etwa um einem Geräusch zu folgen oder einen Gegenstand zu fixieren. Wenn es auf dem Bauch liegt, kann es seinen Kopf in einem Winkel von 45 bis 90 Grad anheben und für etwa eine Minute selbstständig halten. Weil er durch diese Haltung seine Hals- und Brustwirbelsäule von der Unterlage abhebt und streckt, kann der Säugling die Oberarme unter dem Brustkorb hervorholen und sich auf seine Unterarme stützen. Seine Händchen öffnen sich dabei immer mehr und bieten ihm eine stabilere Basis für den Unterarmstütz. Geschafft!

Während das Baby den Kopf anhebt, kann es allmählich auch sein Becken auf der Unterlage ablegen. Die ausgestreckten Beine bieten ihm zusätzlich sicheren Halt. Mit der Zeit verlagert sich der Schwerpunkt seines Körpers immer mehr in Richtung Becken. Diese Position verhilft zu einem ausgezeichneten Blick auf alles, was sich im näheren Umfeld befindet, und ist ein tolles Training für Bauch- und Rückenmuskeln.

BAUCHLAGE LEICHT GEMACHT

Solange Ihr Baby noch nicht von alleine in die Bauchlage kommt und sein Köpfchen noch nicht selbstständig halten kann, benötigt es dafür Ihre Hilfe. Idealerweise unterstützen Sie es dabei, indem Sie es aus der Rückenlage über die Seite in die Bauchlage drehen. Wenn Sie das Kind dabei einmal zur linken, das andere Mal zur rechten Seite bewegen, fällt es ihm später leichter, sich über beide Körperseiten zu drehen.

In der Bauchlage zu verweilen erfordert vom Baby viel Kraft und Körpereinsatz. Nicht selten ist es schlichtweg zu schwach, diese Position zu halten. Dabei wäre gerade für solche Kinder diese »Übung« so wichtig, um die Rumpfmuskulatur zu kräftigen. Um das Baby nicht zu überfordern, drehen Sie es immer nur ein paar Sekunden, dafür aber öfter auf den Bauch – zum Beispiel bei jedem Wickeln.


Noch ist das Baby zu schwach, um sich im Unterarmstütz zu halten. Doch täglich wird es kräftiger.

DAS BABY KANN DEN KOPF NICHT HEBEN

Einige Babys liegen zwar auf dem Bauch, sind aber nicht in der Lage, das Köpfchen zu heben, und schaffen es dementsprechend auch nicht, in den Unterarmstütz zu kommen. Stattdessen verweilen sie in einer einseitigen Vorzugshaltung – schauen also nur noch rechts oder nur nach links. Kein Wunder, dass diese Position nicht angenehm ist und das Babys quengelt oder weint. Zuweilen liegt die Ursache für eine einseitige Vorzugshaltung nicht nur an der mangelnden Kraft, sondern in einer Blockade in der Wirbelsäule, im Kopfgelenk oder im Brustkorb (>). Vielleicht lehnt Ihr Schatz die Bauchlage auch ab, weil es wegen Druck im Bauchraum, Blähungen, Reflux (Aufstoßen) oder anderen Verdauungsproblemen diese Position als unangenehm empfindet. Versuchen Sie es einfach später noch einmal.

Aber ganz gleichgültig aus welchen Grund Ihr Baby partout nicht auf dem Bauch liegen mag: Zwingen Sie es nicht, in dieser Position zu verweilen, denn das macht die Situation auch nicht besser. Sprechen Sie spätestens bei der U4 den Kinderarzt darauf an. Auch speziell für Kinder ausgebildete Osteopathen, Cranio-Sacral-Therapeuten und Physiotherapeuten können sehr oft helfen, eventuell vorhandene Blockaden zu lösen – damit Ihr Baby gern auf dem Bauch liegt.

BABY MAG NICHT AUF DEM BAUCH LIEGEN

Immer wieder gibt es Babys, die zwar kräftig genug wären, sich kurz in der Bauchlage zu halten, es aber trotzdem ungern tun. Sie sind einfach zu bequem. In diesem Fall liegt es an Ihnen, Ihr Kleines zu motivieren, einen kurzen Moment auf dem Bauch liegen zu bleiben. Am einfachsten gelingt dies, wenn Sie sich vor ihm auf den Boden legen oder vor dem Wickelplatz etwas in die Hocke gehen; so sind Sie beide auf einer Augenhöhe. Loben Sie es mit sanfter Stimme, dass es so tapfer »trainiert«. Mitunter hilft ein Spielzeug (etwa eine Rassel), das Ihr Baby ablenkt. Um Ihrem Baby die Bauchlage zu erleichtern, können Sie ein kleines Handtuch aufrollen und es quer unter dem Brustkorb positionieren, sodass die Arme im Unterarmstütz gehalten werden und das Brustbein sich darauf abstützen kann. Dadurch wird der Unterarmstütz bequemer, und das Baby kann ein bisschen länger in der Bauchlage verweilen.


So klein das Baby noch ist: Dank des Greifreflexes kann es schon richtig fest zupacken.

Das Greifen

In den ersten sechs Wochen ist der Greifreflex sehr deutlich ausgeprägt. Sobald Sie die Hand-innenfläche Ihres Babys berühren (zum Beispiel mit dem Finger), greift es automatisch mit der ganzen Hand zu. »Mein Kind kann schon ganz schön fest zupacken«, beschreiben viele Eltern begeistert diese reflektorische Reaktion.

INFO

Das kann ein Baby am Ende des dritten Lebensmonats

 Es streckt sich vermehrt.

 Es öffnet seine Hände.

 Es stützt sich auf beiden Unterarmen ab.

 Es hält seinen Kopf mittig und dreht ihn von der einen Seite zur anderen.

 Es hebt in der Bauchlage den Kopf etwa eine Minute zwischen 45 und 90 Grad.

 Es fixiert mit den Augen das Gesicht einer Person oder einen Gegenstand.

 Es bewegt seine Hand halb geöffnet in die Richtung eines für ihn erkennbaren Gegenstandes.

 Es reagiert bewusst auf den Ton eines Glöckchens.

Die ersten 3 Jahre meines Kindes

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