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Stakeholdermanagement kostet Geld

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Die Fokussierung auf den Projektgegenstand (die sachbezogene Arbeit) hat oftmals zwei Gründe. Erstens ist es für viele Menschen das, was sie erfahrungsgemäß können und wo sie sich sicher und einigermaßen zu Hause fühlen. Gerade in technischen Berufen finden Sie nicht zwangsläufig Menschen, die Ihren Beruf primär gewählt haben, weil Sie »gerne was mit Menschen« machen wollten. Zweitens arbeiten wir schließlich für eine konkrete Sache, die wir planen. Um das Sachergebnis »Erstellung und Einführung der neuen Welpenbewertungssoftware« zu erreichen, planen wir Termine, Kosten und natürlich auch unsere zur Verfügung stehenden Ressourcen. Das ganze strubbelige soziale Drumherum hat also weder in der Gefühlswelt der Projektmitarbeiter noch in der Planung einen richtigen Platz.

Jetzt kommt die Krux. Sobald wir die Stakeholderanalyse gemacht und festgestellt haben, dass bestimmte Personengruppen regelmäßig informiert werden sollten, muss dieses Informieren auch geplant werden. Es müssen Termine und Vorbereitungszeiten eingeplant werden, eventuell gibt es Informationspräsentationen, die erstellt, oder regelmäßige Projekt-Newsletter, die geschrieben werden müssen. Das alles bindet Ressourcen und kostet Geld, und von beidem hat man üblicherweise im Projektalltag nur begrenzt viel zur Verfügung.

Stakeholdermanagement ist aufwendig und kann richtig teuer sein. Die Praxis zeigt aber, dass Projekte häufig nicht an der fachlichen Kompetenz, sondern schon eher an der methodischen Kompetenz, aber oft insbesondere an der sozialen Kompetenz scheitern. Fachlich stimmte alles (oder zumindest das meiste), die Methoden könnten noch besser sitzen, aber die Menschen, die direkt vom Projekt betroffen sind, wurden einfach nicht abgeholt. Beispiele gibt es in den unterschiedlichsten Projektarten: Transformationsprojekte in Unternehmen gehen nicht ohne Betriebsrat, Softwareprojekte gehen nicht ohne die zukünftigen Anwender, und große Investitionsprojekte gehen nicht ohne die Politik. So gern und oft man sich auch als weniger schlechter Projektmanager eine Welt ohne Befindlichkeiten wünscht, so bleibt dies doch nur ein süßer Traum.

Als weniger schlechter Projektmanager wissen Sie aber nun: Auch wenn Sie gern würden, Sie können nicht ohne die Menschen, die an Ihrem Projekt beteiligt und von Ihrem Projekt betroffen sind. Da Sie nicht ohne können, müssen Sie diese Menschen kennen und sie nach ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten integrieren.

Sorgen Sie dafür, dass die Befürworter Ihres Projekts nicht nur Ihnen sagen, wie toll Ihr Projekt ist, sondern auch möglichst vielen anderen. Nutzen Sie die Gelegenheit, die Ihnen ein einflussreicher Projektfan bietet. Gleichzeitig müssen Sie Ihre Opponenten identifizieren, ihre Beweggründe verstehen und diese im Rahmen Ihrer Möglichkeiten auf Ihre Seite bekommen. Halten Sie sich die Querulanten vom Leib und kümmern Sie sich nicht um den Rest. Ein Projektmanager ist keine Insel, Projektarbeit findet nicht im Vakuum statt, aber mit einem ordentlichen Stakeholdermanagement fallen Sie deutlich seltener auf Ihr Projektmanagernäschen als ohne.

Weniger schlecht Projekte managen

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