Читать книгу Deutsche Frauen vor sowjetischen Militärtribunalen - Annerose Matz-Donath - Страница 8

1. Mütter und Kinder

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Versuchen Sie, sich ein solches Erlebnis vorzustellen:

Ein strahlender Tag, ein Sonntag. Morgens beim Aufstehen denken Sie, das sei ein richtiger Geburtstags-Sonntag für Ihre Jüngste. Der zweite Geburtstag ist es, aber der erste, den das Kind bewußt erlebt und auf den es sich seit Wochen freut. Alles haben Sie schon gerichtet. Nur das Blumenkränzchen für den kleinen Blondschopf muß noch geflochten werden. Da klingelt es an Ihrer Wohnungstür. Zwei Soldaten – fremde Uniformen – umgeschnallte Pistolen.

Einer drängt in die Tür, hat den Fuß auf der Schwelle. Und ehe Sie recht begreifen, was da vor sich geht, trifft Sie schon wie ein Schlag der Befehl:

„Aufmachen!“ – „Mitkommen!“

„Ich…?-Wieso ….? – Und ….wohin… ?“

„Eine Aussage nur!“

In Ihr zögerndes, ratloses Fragen hinein:

„Eine Aussage – ich…? Wieso ich…?“ Und: „Das muß doch ein Irrtum sein… !?“

Da packt der eine Soldat schon zu. Sein brutaler Griff reißt sie fast von den Füßen, macht Sie stolpern – ins Treppenhaus, die Stufen hinunter, aus der Haustür …

„Das Kind – mein Gott! – ganz allein in der Wohnung …“

fährt es schneidend durch Ihren Sinn. Von Panik erfaßt, spannen sie alle Kraft, um sich loszureißen, holen aus und – erwachen im eigenen Bett, eine Faust ins Kissen gebohrt.

Ein Albtraum nur, und einer, den Sie in Wirklichkeit sicherlich niemals träumten.

Doch hätten Sie je so geträumt – nicht länger als ein, zwei Sekunden hätte der Nachklang von Angst und Schrecken Ihnen das Bild der vertrauten Wirklichkeit verdunkelt. Vorausgesetzt – ja, vorausgesetzt, dass Ihnen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Ihr Wohnort nicht zum Schicksal geworden wäre, wie vielen Männern und Frauen in Sachsen, in Sachsen-Anhalt, in Thüringen, Brandenburg und in Mecklenburg.

Deutsche Frauen vor sowjetischen Militärtribunalen

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