Читать книгу Wenn Gott zum Kaffee kommt - Annette Jantzen - Страница 6
Das erste Gespräch
Оглавление„Hallo“, sagt Gott.
Ich stehe auf dem Aussichtsturm am Dreiländereck und Gott lehnt ziemlich lässig neben mir am Geländer.
„Oh, hallo Gott“, sag ich. „Das ist ja mal eine Überraschung.“
„Wieso?“, fragt Gott.
„Na dich so nah hier bei mir zu haben“, sag ich.
„Für dich vielleicht“, sagt Gott. „Für mich nicht, ich war immer schon da.“
„Guck mal“, sag ich und zeige Richtung Stadt. „Da wohne ich.“
„Ich weiß“, sagt Gott.
„Hätte ich drauf kommen können“, sag ich.
„Ja“, sagt Gott. „Lass uns doch mal häufiger treffen. Zum Reden und so.“
„Und worüber kann ich so mit dir reden?“, frag ich.
„Über alles natürlich“, sagt Gott.
„Oh“, sag ich. „Das stell ich mir schön vor.“
Gott lächelt.
„Ich mir auch“, sagt Gott.
„Bist du so eine Art imaginärer Freund?“, frag ich.
„Nee“, sagt Gott. „Ich bin doch Gott.“
„Aber …“, setze ich an.
„Mach dir mal keine Sorgen um meine Wirklichkeit“, sagt Gott. „Da kannst du Löffel drum biegen, wenn du Lust dazu hast.“
„Also ich denk mir das nicht nur aus“, sag ich.
„Du wirst es herausfinden“, sagt Gott.
„Erstaunlich, dass ich mit dir reden kann“, sag ich.
„Wie gesagt – für mich nicht“, sagt Gott.
„Ich denke mir manchmal, wir sagen das zwar immer so mit dem gottebenbildlich“, sag ich, „aber es gibt doch so viele verschiedene Menschen, welche Gestalt hast du denn?“
„Dir ist aber schon klar, dass es dabei nicht ums Aussehen geht, oder?“, fragt Gott. „Aber um deine Frage zu beantworten: Ich bin da flexibel.“
„Weil, du bist ja kein Mensch“, sag ich.
„Nee“, sagt Gott.
„Aber du redest mit mir wie ein Mensch“, sag ich.
„Ja“, sagt Gott. „Weil du einer bist. Damit du mich hören kannst. Wenn du eine Fledermaus wärst, würde ich halt mit Ultraschall-Stimme sprechen.“
„Aber eigentlich höre ich dich ja nicht mit den Ohren“, sag ich.
„Hauptsache, du verstehst mich trotzdem“, sagt Gott.
„Also du bist da, und ich kann mit dir reden, und du bist gleichzeitig Gottüber-allem“, sag ich.
„Prima, du machst Fortschritte“, sagt Gott. „Wenn das mal kein guter Anfang ist.“
Ich lasse meinen Blick über den Wald und die Stadt schweifen.
„Du musst so groß sein“, sag ich, „wenn du uns alle kennst.“
„Klar“, sagt Gott. „Und für dich bin ich genau richtig. Und bevor du fragst: Du bist für mich auch genau richtig.“
„Danke“, sag ich.
„Dann mach es mal gut“, sagt Gott. „Wir sprechen uns dann in Zukunft öfter.“
„Ich freue mich drauf“, sag ich.
„Ich mich auch“, sagt Gott. „Bis bald mal wieder, und Amen.“