Читать книгу Klara Klawitter - Annette Krauß - Страница 12
Оглавление7. Der Nintendo
Lappi nehme ich überall mit hin. Morgens, wenn ich mich angezogen habe, gehen Lappi und ich erst mal frühstücken. Das mit dem Anziehen mache ich schon ganz lange alleine. Das war so. Das Christkind hat der Emma einen Nintendo gebracht mit einem Spiel von Madagaskar.
Obwohl die Emma ja nie wollte, dass ich so dicht neben ihr sitze und zusehe, wie sie das macht mit dem Spiel, habe ich es trotzdem getan und ganz genau aufgepasst, auf welche Knöpfe sie drückt.
Sobald die Emma dann nicht da war oder ihren Nintendo nicht beachtet hat, habe ich ihn mir heimlich geschnappt und mich damit unter mein Plümo in meinem Zimmer gelegt oder hinter der Couch im Wohnzimmer versteckt. Dann konnte ich in Ruhe selber spielen und alles ausprobieren. Es dauerte nicht lange, dann konnte ich auch schon etwas und wollte unbedingt auch so einen Nintendo. Es dauerte aber auch nicht lange, bis Emma mich mit ihrem Nintendo erwischte und dann gab es einen riesen Ärger mit Emma. Sie hat mir den Nintendo mitten im Spiel weggerissen und nicht mehr zurückgegeben. Aber das war mir egal. Ich habe ihn mir natürlich heimlich immer wieder genommen. Es war nur so lästig, abzuwarten, bis Emma mal einen Moment nicht aufpasste und ich mir den Nintendo schnappen konnte. Ich brauchte auch so ein Gerät.
Mama und Papa meinten aber, so ein Nintendo wäre sehr teuer und den gäbe es nicht einfach so.
Dann haben sie einen Deal mit mir gemacht. Ich sollte mich ganz alleine morgens anziehen, sogar die Strumpfhose und mit allem Drum und Dran und dann bekäme ich einen Aufkleber. Den Aufkleber haben sie dann auf ein Blatt geklebt, was Mama am Computer gemacht hat. Auf dem Blatt waren mehr Kreise als ich zählen konnte und auf jeden Kreis sollte ich einen Aufkleber machen. Das Blatt hat sie in der Küche auf den Kühlschrank geklebt. Wenn das Blatt voll mit Aufklebern beklebt wäre, sollte ich auch einen Nintendo bekommen. Ich habe überall gesucht, wo Mama ihre Aufkleber versteckt haben könnte. Dann hätte ich sie ganz heimlich auf das Blatt kleben können und schneller meinen Nintendo bekommen. Aber sie hatte sie gut versteckt. Ich musste mich ganz oft alleine anziehen, bis ich endlich genug Aufkleber hatte.
Ich wollte unbedingt einen Blauen. Ich fand das echt gemein mit dem alleine Anziehen, aber ich hatte keine Wahl. Sie blieben hart. Wenn mir einer geholfen hat, gab es keinen Aufkleber. Ich musste mich also alleine anziehen, obwohl ich es hasste, mir die Strumpfhose anzuziehen. Die waren immer so furchtbar eng, wenn sie aus der Wäsche kamen.
Meine Füße passten überhaupt nicht mehr in den Anfang von der Strumpfhose. Wenn der Fuß dann endlich bis unten drin war, musste ich die doofe Strumpfhose auch noch über das ganze Bein zupfen. Dauernd habe ich mich in mein eigenes Bein gepitscht. Das tat noch mehr weh, als wenn Mama mir die Strumpfhose angezogen hätte.
Aber irgendwann war es dann soweit. Ich hatte tatsächlich alle Aufkleber zusammen und bekam meinen eigenen Nintendo. Wir fuhren alle zusammen in die Metro und ich habe mir einen schwarzen Nintendo ausgesucht. Der sah noch viel schöner aus als der Blaue. Es war sogar noch ein Spiel dabei und dann hatte ich endlich meinen eigenen Nintendo.
Das Spiel hat Mama mir aber dann wieder weggenommen, weil es angeblich nicht für Kinder in meinem Alter geeignet war. Ich fand das gemein. Das Spiel gehörte doch zu meinem Nintendo. Ich durfte es auch nicht in meinen Schreibtisch legen und warten, bis ich achtzehn war. Sie hat mir dann ein Spiel von einem Feuerwehrmann gekauft, der ganz schnell mit einem Auto zu seinem Einsatz rasen und da das Feuer löschen muss.
Eigentlich wollte ich noch Emmas Lieblingsspiel haben. Leider wollten mir Mama und Papa dieses Spiel nicht noch einmal kaufen. Sie sagten, dass mehrere Leute dieses Spiel spielen und wir uns abwechseln könnten mit dem Spiel. Emma und ich könnten unsere Spiele tauschen. Emma wollte nicht tauschen. Sie hatte keine Lust, Feuer zu löschen.
Ich habe dann einfach abgewartet, bis Emma nicht aufpasst hat und das Spiel heimlich in meinen Nintendo eingelegt.
Ich habe Mama und Papa gefragt, ob sie mich denn jetzt endlich wieder anziehen würden. Das wollten sie aber nicht. Ich könnte es ja jetzt so toll. Also musste ich mich weiter alleine anziehen. Das fand ich echt gemein.