Читать книгу Klara Klawitter - Annette Krauß - Страница 9
Оглавление4. Die Zahnfee macht auch auf Texel Urlaub
Ich liebe Tiere. Vom Christkind habe ich einen Bauernhof bekommen mit einem Spielteppich. Der Teppich liegt jetzt in meinem Zimmer und darauf spiele ich mit meinen ganzen Tieren. Am liebsten mit den Pferden. Ich habe fast nur Männer-Pferde und Emma hat die Frauen-Pferde. Ich habe auch noch ganz viele andere Tiere, Tiger und Löwen und einen kleinen Schäferhund, der heißt Niki. Nikis Eltern habe ich auch. Nikis Onkel habe ich von der Zahnfee bekommen.
Im Urlaub auf Texel habe ich mir in einem Geschäft den Schneidezahn ausgeschlagen. Mama und Papa wollten da unbedingt rein, obwohl es da kein Spielzeug und nur langweilige Anziehsachen gibt. Früher gab es in dem Geschäft eine große Rutsche für Kinder, aber die war nicht mehr da. Ich frage mich, wo sie die Rutsche versteckt haben, denn die war zu groß, um sie aus der Tür zu tragen. Dann haben Emma und ich wilde Löwen gespielt und wir sind ganz wüst herumgelaufen und haben gebrüllt wie richtige Löwen.
Wir hatten gerade so viel Spaß, da bin ich mitten im Laufen über einen Steg in dem Geschäft gestolpert und auf mein Gesicht gefallen. Dabei ist ein Zahn aus meinem Mund gebrochen. Denselben Zahn hatte ich vor einiger Zeit schon einmal verloren.
Das war damals so. Es war schon spät und wir sollten längst im Bett sein. Aber wir wollten noch nicht schlafen und versuchten, das Schlafengehen solange wie möglich in die Länge zu ziehen. Wir sind immer wieder von oben heruntergekommen und ganz wild durch das Wohnzimmer gerannt, als ich über die Schnur von der Stehlampe neben der Tür gestolpert bin. Ich bin hingefallen und mit dem Kopf auf den Boden geknallt. Es hat total wehgetan und mein ganzer Mund war voll Blut. Mama und Papa sind direkt angerannt gekommen. Mama hat gesagt, ich soll ganz vorsichtig den Mund aufmachen.
Sie hat gesagt, dass einer von meinen Schneidezähnen weg wäre. Dann ist ihr schlecht geworden, weil sie kein Blut sehen kann. Mama hat mich getröstet und Papa hat auf dem Boden nach dem Zahn gesucht. Aber der Zahn lag nirgendwo. Dann hat Papa mit der Taschenlampe in meinen Mund geleuchtet und gesagt, er könnte den Zahn sehen, er wäre in mein Zahnfleisch gerammt worden, als ich mit dem Kopf aufgeschlagen bin. Er konnte noch eine kleine Spitze von dem Zahn in meinem blutenden Mund sehen. Er sagte, Mama sollte sich das auch mal ansehen. Sie war ganz grün im Gesicht als sie mit der Taschenlampe in mein Gesicht geleuchtet hat.
Papa ist dann mit mir noch in ein Kinderkrankenhaus gefahren, um einen Arzt zu fragen, ob ich meinen Zahn wiederhaben darf. Aber der Arzt hat gesagt, dass der Zahn selber entscheiden darf, ob er wiederkommt oder nicht. Es könnte sein, dass er noch einmal neu aus meinem Mund wächst. Nach ein paar Monaten kam er dann wirklich, ein bisschen schief, aber ich hatte meinen Zahn wieder. Ich war ganz stolz, dass er sich entschieden hatte, wieder in meinen Mund zurückzukommen.
Jetzt war er gerade zurück und dann hatte ich ihn schon wieder verloren in dem Geschäft auf Texel. Der Zahn lag direkt neben mir und ich hatte Blut im Mund und alles tat weh. Ich habe ganz laut geschrien, noch lauter als damals. Mama stand gerade nackt in der Umkleidekabine und musste sich noch anziehen, bevor sie mich trösten konnte.
Alle liefen ganz aufgeregt herum. Als ich den großen Zahn neben mir sah, musste ich noch mehr schreien. Er war weiß und lang, wie ein Tigerzahn. Ich fragte mich, ob ich noch mehr von diesen Tigerzähnen in meinem Mund hatte.
Mehrere Verkäuferinnen kamen ganz schnell angerannt und brachten mir feuchte Lappen, Wasser und gelbe Limo, weil sie nicht wussten, was ich lieber trinken würde. Eigentlich trinke ich am liebsten weiße Limo, aber das hatte ich in diesem Moment vergessen. Ein Verkäufer hat mir einen blauen Fußball geschenkt, als Trost, weil ich so arm dran war.
Es tat so weh und ich habe immer weiter geweint.
Endlich kam Mama ganz aufgelöst aus der Umkleidekabine und nahm mich auf den Arm. Ich wollte, dass sie den Zahn wieder reinsteckt, aber sie sagte, dass das nicht geht und das wir ihn jetzt lieber draußen lassen. Ich glaube, sie wollte es einfach nicht, denn Opa kann seine Zähne auch raus- und reinstecken. Er erschreckt mich immer mit seinen Zähnen. Aber ich weiß das jetzt und lasse mich nicht mehr erschrecken.
Eigentlich hatte Mama versprochen, dass wir nach dem Geschäft essen gehen würden, aber jetzt war alles voller Blut und mir tat der ganze Mund weh. Ich habe gedacht, dass ich jetzt nie mehr etwas essen könnte. Ich machte mir furchtbare Sorgen, ob ich jetzt verhungern müsste mit diesem tiefen, riesigen Loch im Mund.
Mama sagte, dass das Loch wieder zugeht und dass mein Mund am nächsten Morgen bestimmt nicht mehr weh tut. Dann könnte ich auch wieder etwas essen. Aber das wollte ich in meiner Verzweiflung nicht glauben und deshalb habe ich noch mehr geweint. Wir sind dann in ein Restaurant gegangen, obwohl alle wussten, dass ich nichts essen konnte und verhungern würde. Ich bin direkt auf Mamas Schoss geklettert und unglücklich und hungrig in ihrem Arm eingeschlafen.
Zu Hause haben wir den Zahn dann in Emmas Zahndose gelegt. Sie hatte ihre Dose mit in den Urlaub genommen, falls sie auf Texel einen Wackelzahn bekommt.
Jetzt brauchte ich diese Dose ganz dringend für meinen Tigerzahn. Die Dose war fast voll, als ich ihn hineingelegt habe.
Am nächsten Tag konnte ich dann aber doch wieder essen, es gelang mir sogar eine Beefi zu kauen. Eva hat mit einer Taschenlampe nach dem Loch in meinem Mund gesucht. Sie hat gesagt, dass es geschrumpft ist über Nacht. Ich bekam eine extra große Portion Pommes mit Ketchup, weil ich ja für gestern noch mitessen musste. In der Nacht darauf kam dann tatsächlich die Zahnfee.
Die kommt nämlich immer, wenn man den ersten Zahn verliert. Ich hätte nur nicht gedacht, dass sie bis nach Texel ins Ferienhaus kommt. Die Zahnfee weiß zwar, wo wir zu Hause wohnen, aber dass die uns sogar im Urlaub gefunden hat war natürlich toll. Ich weiß gar nicht, woher sie die Adresse von unserem Ferienhaus hatte und unser Name stand ja auch gar nicht an der Tür.
Sie hat mir den Onkel von Niki gebracht. Der lag morgens plötzlich unter meinem Kopfkissen. Abends lag er noch nicht da. Ich hatte extra nochmal nachgesehen, bevor ich eingeschlafen bin. Vielleicht hatte die Zahnfee ja zufällig auch Urlaub auf Texel gemacht und in einem Ferienhaus gewohnt wie wir.
Zu Hause hat mir Papa dann noch die Mutter von Niki gekauft. Den Vater von Niki hatte ich nämlich schon. Die Mutter von Niki gab es im Kaufhof. Da will ich immer hin. Da gibt es alle Tiere für den Bauernhof. Wenn wir da sind, renne ich direkt die zwei Rolltreppen hoch bis unter das Dach. Da ist die Spielwarenabteilung. Ich weiß genau, wo die ganzen Tiere liegen. Bis Mama endlich oben ankommt, habe ich schon alle Hände voll mit Tieren, die ich unbedingt noch brauche. Manchmal darf ich mir ein Tier aussuchen. Das fällt mir ganz schwer, mich zu entscheiden, weil ich ja alle Tiere brauche. Manchmal bekomme ich aber noch nicht einmal ein Tier und das finde ich dann echt gemein. Dann nehme ich mir aber immer einen Katalog mit, wo alle Tiere abgebildet sind, die man im Kaufhof kaufen kann.