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Einführung

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In unserem Zeitalter der Spezialisierung sind die meisten Geschichten der Philosophie das Gemeinschaftswerk vieler Autoren, die jeweils auf unterschiedliche Gebiete und Epochen spezialisiert sind. Indem Oxford University Press mir anbot, als Alleinautor eine Geschichte der Philosophie von Thales bis Derrida zu schreiben, brachte der Verlag damit die Überzeugung zum Ausdruck, dass die Schilderung der Entwicklung der Philosophie aus einem einzigen Gesichtspunkt, der die antike, mittelalterliche, neuzeitliche und gegenwärtige Philosophie in einer an zusammenhängenden Themen orientierten, durchgehenden Darstellung verbindet, ein lohnendes Projekt sei. Dies ist der zweite von vier Bänden. Der erste Band behandelte die frühen Jahrhunderte der Philosophie im klassischen Griechenland und in Rom. In diesem Band wird die Darstellung von der Bekehrung des heiligen Augustinus bis zur humanistischen Renaissance fortgeführt.

Es gibt zwei verschiedene Gründe, warum Leser die Geschichte der Philosophie studieren möchten: Sie können entweder hauptsächlich an Philosophie oder hauptsächlich an Geschichte interessiert sein. Wir können die großen Philosophen der Vergangenheit studieren, um die Fragestellungen der gegenwärtigen philosophischen Forschung in ihren historischen Kontext zu stellen. Oder wir wollen vielleicht die Menschen und Gesellschaften vergangener Epochen verstehen und ihre philosophischen Werke lesen, um das intellektuelle Klima zu erfassen, in dem sie gedacht und gehandelt haben. Wir können die Philosophen früherer Jahrhunderte lesen, um bei ihnen Hilfen zur Lösung von philosophischen Problemen zu finden, die nach wie vor aktuell sind, oder um tiefer in die Gedankenwelt einer vergangenen Epoche einzudringen.

Ich bin von Beruf Philosoph, nicht Historiker, doch glaube ich, dass die Geschichte der Philosophie für das Studium der Philosophie selbst von großer Bedeutung ist. Es ist eine Illusion, wenn man annimmt, dass der gegenwärtige Stand der Philosophie den höchsten Punkt darstellt, den die philosophischen Bemühungen bislang erreicht haben. Mein Hauptanliegen beim Verfassen dieses Buches besteht im Gegenteil darin zu zeigen, dass die Philosophie der großen Denker der Vergangenheit in vieler Hinsicht nach wie vor aktuell ist und dass das sorgfältige Studium der großen Werke auch für Menschen der Gegenwart noch philosophisch erhellend sein kann. Es ist ein großes Privileg, sie geerbt zu haben.

Ich versuche in diesen Bänden sowohl ein philosophischer Historiker als auch ein historischer Philosoph zu sein. Philosophiegeschichten aus der Feder mehrerer Autoren sind manchmal chronologisch und manchmal thematisch aufgebaut. Ich werde versuchen, beide Vorgehensweisen zu kombinieren, indem ich in jedem Band zu nächst eine chronologische Übersicht biete und dieser dann eine thematische Behandlung bestimmter philosophischer Fragen von bleibender Bedeutung folgen lasse. Leser mit vorwiegend historischem Interesse werden sich stärker auf die chronologische Übersicht konzentrieren und bei Bedarf die thematischen Abschnitte zur Ergänzung zurate ziehen. Diejenigen Leser, die stärker an den philosophischen Problemen interessiert sind, werden hauptsächlich die thematischen Abschnitte der Bände lesen und die chronologischen Übersichten konsultieren, um ein bestimmtes Problem in seinen historischen Kontext stellen zu können.

Bei den Lesern, die ich vor Augen habe, handelt es sich um Studenten auf dem Niveau des zweiten und dritten Studienjahres. Da mir jedoch klar ist, dass viele Studenten, die sich für die Geschichte der Philosophie interessieren, für andere Fächer eingeschrieben sind, in denen die Philosophie nur eine untergeordnete Rolle spielt, werde ich, soweit es geht, nicht voraussetzen, dass meine Leser mit den philosophischen Methoden und der philosophischen Terminologie der Gegenwart vertraut sind. Ich habe mir außerdem zum Ziel gesetzt, so klar und unterhaltsam zu schreiben, dass die Lektüre dieser Geschichte der Philosophie auch denjenigen Vergnügen bereitet, die sie nicht lesen, weil es ihr Lehrplan nahelegt, sondern die dies zur eigenen Bildung und Unterhaltung tun.

Es ist noch nicht sehr lange her, dass man an den Universitäten in Kursen zur Geschichte der Philosophie von Aristoteles direkt zu Descartes weiterging und die Spätantike sowie das Mittelalter übersprang. In akademischen Kreisen war die Überzeugung, dass die Philosophie des Mittelalters das Studium nicht lohne, weit verbreitet. Diese Überzeugung basierte normalerweise nicht auf einer engen Vertrautheit mit den relevanten Texten: Es war wahrscheinlicher, dass es sich hierbei um ein ungeprüftes Erbe eines religiösen oder humanistischen Vorurteils handelte.

Es gab allerdings viele echte Hindernisse, die die mittelalterliche Philosophie schwerer zugänglich machte als die Philosophie jeder anderen Epoche. Man kann vier bedeutsame Hindernisse anführen, die überwunden werden müssen, wenn man mit dem Denken der Philosophen des Mittelalters vertraut werden will. Es handelt sich hierbei um sprachliche, professionelle, konfessionelle und um solche Gründe, die mit der Zugehörigkeit vieler Philosophen des Mittelalters zu bestimmten Orden zu tun haben.

Die meisten philosophischen Texte des Hochmittelalters sind in einem Latein geschrieben, das selbst für mit klassischem Latein vertraute Leser schwer verständlich ist. Auch Thomas von Aquin setzt einem Leser, der sein Latein durch die Lektüre von Livius und Cicero geschult hat, anfänglich einiges an Lesewiderstand entgegen, und dabei schreibt Thomas im Vergleich zu den meisten seiner Kollegen und Nachfolger ein einfaches und klares Latein.1 Erst in den letzten Jahren sind englische Übersetzungen von mittelalterlichen Autoren allgemein verfügbar geworden, und die Aufgabe der Übersetzung ist alles andere als trivial. Das scholastische Latein ist voll von technischen Neologismen, die ohne umständliche Umschreibungen nur schwer in andere Sprachen zu übertragen sind. Es trifft zwar zu, dass viele dieser Neologismen in transliterierter Form in modernen Sprachen fortleben, häufig auch im alltäglichen Sprachgebrauch (wie zum Beispiel „Intelligenz“, „Evidenz“ und „voluntaristisch“). Doch hat die moderne Verwendung dieser Wörter niemals ein genaues Gegenstück in ihrem scholastischen Gebrauch, und oft weicht er sogar stark davon ab. „Subjektiv“ und „objektiv“ sind beispielsweise zwei Begriffe, die seit dem Mittelalter ihre Bedeutungen praktisch umgekehrt haben.

Das erste, sprachliche Problem ist mit dem zweiten des Professionalismus eng verbunden. Das Studium der Philosophie war im Mittelalter professionalisierter als zu irgendeiner anderen Zeit vor der Gegenwart – daher auch der Begriff „Scholastik“. Philosophie fand größtenteils in engen universitären Gemeinschaften statt, die einen gemeinsamen Lehrplan, ein gemeinsames Erbgut an Texten sowie einen gemeinsamen Vorrat technischer Begriffe hatten. Die meisten der uns überlieferten Werke sind in irgendeiner Weise aus Vorlesungen, Übungen und Diskussionen an Universitäten hervorgegangen, und die Autoren dieser Werke konnten davon ausgehen, dass ihre Hörer oder Leser mit einem komplizierten Jargon vertraut waren und außerdem gelehrte Anspielungen verstanden. Für allgemeine Leser wurde fast gar keine Philosophie geschrieben. Die Autoren und Leser der Philosophie waren fast alle zölibatäre Kleriker. In einem Anhang zur Cambridge History of Later Medieval Philosophy sind Kurzbiografien der 66 bedeutendsten Philosophen des Mittelalters enthalten. Darunter findet sich nicht eine Frau und nur zwei von ihnen waren keine Kleriker, sondern Laien.

Das dritte Problem steht seinerseits mit dem zweiten in Beziehung. Da die bekanntesten Philosophen des Mittelalters der katholischen Kirche angehörten, wurde ihre Philosophie oft als Teil der Theologie oder Apologetik angesehen. Dies ist nicht fair: Sie alle waren sich des Unterschieds zwischen philosophischen Argumenten und dogmatischer Evangelisation bewusst. Allerdings trifft es zu, dass ein großer Teil ihrer besten philosophischen Arbeiten, da die meisten von ihnen ihre akademische Laufbahn in der theologischen Fakultät beendeten, in ihren theologischen Werken enthalten sind, und es bedarf einiger Erfahrung, um sie ausfindig zu machen.

Hinzu kommt, dass die meisten der wichtigen Denker religiösen Orden angehörten, die mit ihrem philosophischen Erbe häufig nicht gerade großzügig umgingen. Es gab lange Zeiten, in denen es so schien, dass alle und nur Dominikaner den heiligen Thomas studierten und alle und nur Franziskaner Bonaventura und Scotus. (Manche Scholastiker wurden fast gar nicht studiert, weil sie keinem Orden angehörten. So bestanden beispielsweise die geistlichen Erben von John Wyclif lediglich aus der kleinen Gruppe keinem Orden angehörender Kleriker, die mit der Kirche in Konflikt geraten waren.) Nachdem Papst Leo XIII. Thomas von Aquin als katholischem Theologen einen besonderen Status gegeben hatte, wurden seine Werke von vielen studiert, die keine Verbindung zum dominikanischen Orden hatten. Doch die Erhebung in diesen Status bestärkte lediglich die Ansicht säkularer Philosophen, er sei im Wesentlichen ein Sprachrohr der Kirche. Darüber hinaus nährte sie im Bereich der katholischen Forschung und Lehre die Auffassung, allein Thomas von Aquin sei es wert, als Philosoph ernst genommen zu werden. Dass man im späteren Mittelalter allmählich einige seiner Lehrmeinungen aufgab, wurde als zentrale Ursache für den Niedergang der Kirche gesehen, der zur Reformation führte. Ein philosophisches Streitgespräch zwischen Scotus und Ockham war – betrachtet man es aus dieser Perspektive – wie ein Ringkampf zwischen zwei Männern, die am Rande einer Klippe standen, von der sie beide in ihren Untergang stürzen sollten.

Der Professionalismus und Konfessionalismus der scholastischen Philosophie hatte unter anderem zur Folge, dass mittelalterliche Philosophen – verglichen mit früheren und späteren Autoren – als eher anonyme Figuren erscheinen. Nicht nur haben wir in manchen Fällen nur sehr wenige zusätzliche Informationen über ihr Leben: Ihre eigenen Schriften geben ihre Persönlichkeiten im Vergleich zu denen anderer Philosophen kaum zu erkennen. Sie verfassen nur wenige eigenständige Bücher. Der Hauptteil ihrer Arbeit besteht darin, die Arbeit ihrer Vorgänger in ihren Orden oder in der Kirche zu kommentieren und fortzusetzen. Das gesamte Gebäude der Scholastik gleicht einer mittelalterlichen Kathedrale: Sie ist die Leistung vieler verschiedener Handwerker, die – wie begabt Einzelne unter ihnen auch gewesen sein mögen – sich kaum darum gekümmert haben, erkennbar zu machen, welche Teile der Gesamtstruktur ihre eigene Arbeit war, die sie ohne Unterstützung anderer bewerkstelligt haben. Häufig ist es lediglich in den spontanen, als „Quodlibets“ bezeichneten Disputationen so, dass wir den Eindruck gewinnen, wir hätten es mit den Äußerungen einer lebendigen Einzelperson zu tun.

Natürlich gilt diese Verallgemeinerung lediglich für das Hochmittelalter unter dem Einfluss der Scholastik. In der vorscholastischen Periode begegnen wir Philosophen, die höchst beeindruckende Persönlichkeiten und durch keine vorgegebene Schablone geformt waren. Augustinus, Abelard und selbst Anselm kommen dem romantischen Bild des Philosophen als eines einsamen Genies näher als irgendeinem Ideal eines Handwerkers, der seinen Stein einer gemeinsam errichteten Pyramide hinzufügt.

Eine Geschichte der abendländischen Philosophie des Mittelalters muss Philosophen behandeln, die nicht als abendländisch in einem modernen Sinn angesehen werden, da die intellektuellen Grenzen des mittelalterlichen, lateinischen Europa, glücklicherweise, für die Einflüsse der muslimischen Welt und der in ihr lebenden Minderheiten durchlässig waren. Lateinische Versionen der philosophischen Schriften von Avicenna und Averroes hatten nicht weniger Einfluss auf die großen Scholastiker als die Werke ihrer christlichen Vorgänger. Daher enthält dieser Band eine Darstellung der muslimischen und jüdischen Philosophie, jedoch nur insoweit, als diese Philosophien in den Hauptstrom des abendländischen Denkens eingeflossen sind, nicht gemäß ihres philosophischen Eigenwerts.

Meine eigene philosophische Schulung begann an der Gregorianischen Universität in Rom, die es sich in den 1950er Jahren, entsprechend den Anweisungen der Päpste der jüngsten Vergangenheit, noch immer zum Ziel setzte, Philosophie im Geiste des heiligen Thomas zu unterrichten. Ich war meinen dortigen akademischen Lehrern, den Priestern Bernard Lonergan und Frederick Copleston, dafür dankbar, dass sie mir zeigten, dass die Schriften des heiligen Thomas wesentlich lesenswerter waren als populäre thomistische Lehrbücher und dass Thomas von Aquin nicht der einzige mittelalterliche Denker war, der ein aufmerksames Studium verdiente.

Nach meiner Zeit an der Gregoriana ging ich für weitere philosophische Studien nach Oxford, wo damals die Sprachphilosophie (ordinary language philosophy) ihre Blütezeit hatte. Sie war mir wesentlich geistesverwandter als die römische Scholastik, doch hatte ich das Glück, Professor Peter Geach und dem Priester Herbert McCabe OP zu begegnen, bei denen ich lernte, dass viele der Probleme, die damals Philosophen der analytischen Tradition beschäftigten, Problemen sehr ähnlich waren, die bereits von mittelalterlichen Philosophen und Logikern, häufig auf ebenso hohem Niveau, studiert worden waren.

Tatsächlich brachte das große Interesse an der logischen Analyse der gewöhnlichen Sprache, das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für Oxford so charakteristisch war, diese Bemühungen mittelalterlichen Methoden und Fragen näher als irgendeine andere Epoche der Philosophie seit der Renaissance. Doch dies wurde damals noch kaum gewürdigt. So hat zum Beispiel William Kneale, ein Oxforder Professor der Logik, der eine auf gründlicher Forschung basierende, wohlgesinnte Übersicht über die mittelalterliche Logik schrieb, über die Entwicklung der mittelalterlichen Philosophie zwischen 1200 und 1400 Folgendes zu sagen:

„Wir werden an dieser Stelle nicht zu entscheiden versuchen, ob das Ergebnis die große intellektuelle Anstrengung, die es hervorgebracht hat, wert gewesen ist. Vielleicht verdienen die Systeme von Thomas von Aquin und von Duns Scotus nur die widerwillige Bewunderung, die wir den ägyptischen Pyramiden und dem Schloss von Versailles entgegenbringen. Und möglicherweise wäre es für die vielen tausend jungen Männer, die sich an mittelalterlichen Universitäten mit subtilen Abstraktionen abmühten, besser gewesen, sie hätten literarische Studien betrieben, die man damals nur für einfache Schulen geeignet hielt.“2

Auf dem Gebiet der Logik erkannte man zuerst, dass das Studium der mittelalterlichen Texte Vieles zu bieten hatte. Mittelalterliche Logiker hatten sich mit Fragen beschäftigt, die nach der Renaissance in Vergessenheit geraten waren, und viele ihrer Einsichten mussten während der Wiedergeburt der Logik im 20. Jahrhundert wiederentdeckt werden. Die Cambridge History of Later Medieval Philosophy brachte dies einem breiteren Publikum zur Kenntnis und leitete eine neue Phase der Rezeption der mittelalterlichen Philosophie in der allgemeinen, säkularen akademischen Welt ein. Wie kraftvoll diese Wiederbelebung gewesen ist, lässt sich daran ablesen, wie viele hervorragende Artikel zur Philosophie des Mittelalters in der kürzlich erschienenen Routledge Encyclopedia of Philosophy zu finden sind.

Die Zunahme des Interesses der Englisch sprechenden Welt an der mittelalterlichen Philosophie in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ist niemandem mehr zu verdanken als Norman Kretzmann, dem Hauptherausgeber der Cambridge History. Zusammen mit seinem Mitherausgeber Jan Pinborg hat er die Arbeiten zusammengetragen, die in mehreren Ländern auf dem europäischen Festland entstanden sind, und sie einem breiteren akademischen Publikum in den USA und in Großbritannien vorgestellt. Seine eigene Lehrtätigkeit an der Sage School der Cornell University führte zur Entstehung einer Gruppe brillanter junger Forscher, die in den letzten Jahren über zahlreiche Themen der mittelalterlichen Philosophie bedeutsame Aufsätze veröffentlich haben. Paradoxerweise war eine Folge des neuen Interesses am Mittelalter eine Herabstufung von Thomas von Aquin. So ist sein Indexeintrag in der Cambridge History beispielsweise kürzer als der Eintrag für Sophismen. Kretzmann erkannte diesen Schwachpunkt und beseitigte ihn: Er verbrachte die letzten Jahre seines Lebens damit, zwei meisterhafte Bücher über die Summe gegen die Heiden des heiligen Thomas zu schreiben.

Ich selbst bin der Auffassung, dass es Thomas von Aquin auch weiterhin verdient, als bedeutendster Philosoph des Mittelalters bezeichnet zu werden. Allerdings ist er nur ein Höhepunkt in einer Kette, die auch mehrere andere glänzende Gipfel enthält. Die Philosophie des Mittelalters ist vor allem ein Kontinuum. Und wenn man einen einzelnen Philosophen studiert, sei es Abelard, Thomas von Aquin oder Ockham, so gewinnt man einen Eindruck von einem Stadium eines fortlaufenden gedanklichen Prozesses, und man lernt schnell, dass es zwischen zwei größeren Gipfeln kleinere gibt, die nicht zu vernachlässigen sind: So steht zum Beispiel zwischen Thomas von Aquin und Scotus Heinrich von Gent und zwischen Scotus und Ockham Heinrich von Harclay.

Ein Philosophiehistoriker der antiken Welt kann, ohne allzu große Mühe, sämtliche auf uns gekommenen philosophischen Schriften der Antike zur Kenntnis nehmen. Eine vergleichbare Leistung würde jedoch die Kräfte selbst des gewissenhaftesten Historikers der mittelalterlichen Philosophie weit übersteigen. Augustinus, Abelard und die großen Scholastiker haben so viel geschrieben, dass es Jahrzehnte dauert, sämtliche Werke auch nur eines Einzelnen von ihnen zu studieren. Daher muss sich jeder, der einen Band wie den vorliegenden verfassen will, stark auf Sekundärliteratur stützen, und sei es auch nur zu dem Zweck, Anleitungen dafür zu geben, wie man beim Studium der Primärtexte am besten vorgeht. An dieser Stelle möchte ich bekennen, wie tief ich in der Schuld der in der Bibliografie angeführten Autoren stehe, angefangen von meinem Lehrer, dem Priester Frederik Copleston (dessen Geschichte der Philosophie den Vergleich mit vielen seither verfassten Werken nicht scheuen muss) bis zu den neuesten Monografien meiner Kollegen und der Schüler von Norman Kretzmann. Besonders viel verdanke ich anderen auf dem Gebiet der islamischen Philosophie, da ich des Arabischen nicht mächtig bin. Während der Arbeit an den entsprechenden Abschnitten dieses Buches hatte ich Grund zutiefst zu bedauern, dass ich die Werke Avicennas, dessen Genie und Einfluss mir immer deutlicher geworden sind, nur in Latein lesen kann.

Mein besonderer Dank gilt Dr. John Marenbon und Professor Robert Pasnau, die viele hilfreiche Vorschläge zur Verbesserung einer früheren Version dieses Bandes gemacht und mich vor zahlreichen Fehlern bewahrt haben.

Anmerkung des Übersetzers: Bei der Übersetzung der Zitate wurde nach Möglichkeit eine deutsche Standardübersetzung verwendet oder der Originaltext zurate gezogen.

1 Anm. d. Übers.: Eine vollständige Ausgabe der Werke Thomas von Aquins im lateinischen Original finden interessierte Leser unter www.corpusthomisticum.org.

2 W. Kneale and M. Kneale, The Development of Logic (Oxford: Oxford University Press, 1962), 226.

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