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Wir können nicht NICHT kommunizieren
ОглавлениеDer österreichisch-amerikanische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat die Grundregel aufgestellt: Man kann nicht nicht kommunizieren. Das heißt, wann und wo immer sich Menschen begegnen, erfolgt immer eine irgendwie geartete Kommunikation. Dem können wir uns nicht entziehen.
Vielleicht haben Sie schon folgende Situation erlebt: Sie stehen in einem Fahrstuhl und auf dem Weg nach oben hält der Fahrstuhl in einer Etage an, eine fremde Person betritt den Fahrstuhl und dreht Ihnen sofort den Rücken zu. Sie verlassen in Ihrer Etage wortlos den Fahrstuhl. Niemand hat ein Wort gesagt, und trotzdem hat Kommunikation stattgefunden, und zwar nonverbal. Sie und die fremde Person haben sich körpersprachlich „unterhalten“. Die fremde Person, die den Fahrstuhl nach Ihnen betreten und Ihnen den Rücken zugekehrt hat, hat damit die Botschaft gesendet: Sprich mich nicht an. Und Sie haben darauf reagiert, indem Sie geschwiegen haben. Dadurch, dass Sie ebenfalls wortlos den Fahrstuhl verlassen haben, haben Sie die gleiche nonverbale Botschaft ausgesendet.
Das nächste Beispiel zeigt Ihnen, wie wir mit unseren Augen kommunizieren. Sie kennen den Satz: Wenn Blicke töten könnten. Folgendes Erlebnis bestätigt die Bedeutung von Blicken: Sie gehen in einer belebten Fußgängerzone spazieren. Ihnen kommen sehr viele Menschen entgegen und der Platz wird immer enger. Trotzdem bahnen Sie sich Ihren Weg durch die Menschenmenge, ohne andere zu berühren. Wie funktioniert das? Sie signalisieren allen Ihnen entgegenkommenden Menschen mit Ihrem Blickkontakt, wo Sie beabsichtigen entlangzugehen. Und die Menschen, die Ihnen begegnen, tun das Gleiche. Auch sie signalisieren durch den Blick die Richtung, in die sie gehen werden. Dadurch erfolgt nonverbal die Verständigung, die dafür sorgt, dass wir uns gut in einer Menschenmenge bewegen können.
Es geht allerdings auch anders. Es kann sein, dass Ihnen eine Person entgegenkommt, von der Sie annehmen, Sie würden Sie kennen. Also schauen Sie der Person ins Gesicht, um zu sehen, ob dies wirklich so ist. Die andere Person bemerkt dies und schaut Ihnen ebenfalls ins Gesicht, um zu erfahren, warum Sie sie anschauen. Obwohl Sie feststellen, dass Sie die Person doch nicht kennen, führt dieses Verhalten nun dazu, dass Sie voreinander stehen und nicht wissen, wer auf welcher Seite an wem vorbeigeht. Machen Sie den Test und probieren es aus, wenn Sie das nächste Mal fremden Menschen begegnen.
Auch diese Situation beschreibt, wie viel wir nonverbal kommunizieren und es bestätigt die Aussagen von Paul Watzlawick, dass wir nicht nicht kommunizieren können. Es zeigt auch, wie wichtig es ist, nonverbal empfangene Botschaften verbal zu prüfen, indem wir bestätigen oder hinterfragen, was der andere ausdrücken will.
Auch dazu ein Beispiel: Im Büro kommt Ihnen auf dem Flur ein Kollege entgegen. Sie sagen freundlich „Hallo“. Der Kollege geht allerdings wortlos an Ihnen vorbei. Nun wundern Sie sich, warum er das tut. Vielleicht fragen Sie sich sogar, ob Sie ihm etwas getan haben und der Kollege vielleicht beleidigt ist. Wenn Sie diese nonverbale Botschaft nicht klären, denken Sie schlimmstenfalls den ganzen Tag darüber nach. Besser ist es, Sie nehmen sich vor, den Kollegen – am besten am nächsten Tag – darauf anzusprechen: „Ist etwas nicht in Ordnung? Wir sind gestern so grußlos aneinander vorbeigegangen.“ Nun haben Sie die Chance, die Situation zu klären und erfahren bestenfalls, dass der Kollege nur gerade in Gedanken war oder Stress hatte und deshalb Ihren Gruß nicht erwidert hat.