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Druiden.

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Was vor Jahrtausenden gerauscht

Im Hain der alten Eichen,

Das wurde einst von mir erlauscht

Samt Zeichen und Gebräuchen.

Auch flog manch Blatt vom Sturm verweht

Auf meinen Tisch durchs Fenster.

Ich hab entziffert, wie ihr seht,

Die Runen der Gespenster.

Erkennst du den Gedankengang

Der Geister alter Zeiten,

Kannst du aus dem Zusammenhang

Dir ein System bereiten.

Bei allem aber, was man denkt,

Darf man nicht übersehen,

Warum die Menschheit irr' gelenkt

Sich niemals konnt' verstehen.

In dem uralten Eichenhain beim herrlich gelegenen Schloss Mainberg, in dem vor mehr als zweitausend Jahren die Druiden, die Priester der keltischen Ureinwohner, ihren Gottesdienst feierten, versammelte sich am Johannistage des Jahres 1886 eine Anzahl von etwa sechzig fremden Männern in weißen Mänteln zu einer geheimnisvollen Feier. Die meisten Teilnehmer waren von Bad Kissingen gekommen, die Mehrzahl von ihnen bestand aus Amerikanern. Nach Absingung eines Liedes traten nacheinander zwei Redner auf. Der erste sprach englisch und begrüßte die Versammlung. Der zweite sprach deutsch, erklärte den Zweck der Zusammenkunft und setzte den aufmerksamen Zuhörern auseinander, dass sie sich hier an einer heiligen Stätte befänden, die von den Druiden und Barden, den Priestern und Sängern der hier seit urvordenklichen Zeiten angesiedelten Kelten, der Abhaltung ihres Gottesdienstes geweiht und gefeit war. Dann fuhr der Redner fort:

„Wie bei allen Kulturvölkern gab es bei den Kelten zweierlei Religionen: die eine war die Volksreligion, die sinnlich wahrnehmbare Bilder als ihre Stammes- und Ortsheiligen, Nothelfer und Beschützer verehrte, ihre Umgebung mit guten oder bösen Geistern belebte und einem vielseitigen Aberglauben huldigte. Die andere Religion war die der Auserwählten, der gebildeten und gelehrten Leute, die nur an den einen und einzigen Gott glaubten, der für jene, die Gesicht, Gehör und Gefühl haben, überall in den Werken und Geschöpfen sichtbar, dessen Stimme tausendfach in den Stimmen der Natur hörbar und für alle, die reinen Sinn, ein gutes Herz und Gewissen haben, allerwege fühlbar ist. Die Wissenden waren durch diesen Glauben mit der Vergangenheit, durch die Liebe mit der Gegenwart, durch die Hoffnung mit der Zukunft verbunden. Darum waren die Druiden auch Seher, keine Schwindler, wie die jetzigen Wahrsager, sondern erleuchtete Propheten, die in einer langen Schule mit allen Wissenschaften und Kenntnissen vertraut, durch geheime Bande mit ihren Brüdern aller Orten verbunden und von ihnen über alle möglichen Dinge unterrichtet waren. In dem Namen Druiden drückt sich der Inhalt ihrer Lehre aus. Denn das keltische Wort Dru oder Tru heißt: Wahrheit, Weisheit, Treue. Das war der Inhalt ihres Strebens, Glaubens und Lebens. Sie waren auch die erhabenen Sänger, die mit ihren Liedern den Gottesdienst zu veredeln, die Großtaten der Helden zu überliefern, die Volkssitte, den Volksgesang und die Volksbildung zu heben suchten. So stellten sie als wirklicher Adel die Kette dar, die die Vergangenheit mit der Gegenwart verband und die Unterlage für die geistige Fortdauer von Geschlecht zu Geschlecht schuf. Der Glaube an Gott war der Vater; der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele der Sohn. Und aus beiden entsprang der Heilige Geist, der in einer geläuterten Sittenlehre sich offenbart. Sie ist uns von dem griechischen Philosophen Diogenes von Laerte aus dem dritten Jahrhundert in der Vorschrift aufgezeichnet worden: Ehre Gott, scheue das Böse, sei ein Mann!“

Der Redner ging dann auf die Geschichte des Druidenbundes ein und sagte weiter:

„Als die Druiden von den römischen Gewalthabern auf dem Kontinent verfolgt und vertrieben wurden, haben sie ein Asyl in Britannien und Irland gesucht und dort ihren Geheimbund und ihre Geheimlehre durch der Zeiten Not und Drang in den Bardenbund gerettet. Zwar musste auch der Bardenbund der Zeit den Tribut des hohen Alters entrichten, aber er lebte noch eine Zeitlang in Frankreich in den Troubadours wie in Deutschland in den Minnesängern fort, während der aus dem gleichen Stande des Adels gebildete Templerorden, der die philosophisch-theologische Geheimlehre des Druidenbundes in sich aufgenommen hatte, den nämlichen Verfolgungen der weltlichen und geistlichen Gewalthaber erliegen musste wie einst das Druidentum selbst unter den römischen Kaisern und englischen Königen. Aber gute Ideen und Gedanken sterben nicht, sie erleben immer wieder eine Auferstehung. So übernahmen die bürgerlichen Zünfte mit ihren Meistersingern die Stelle der adeligen Minnesänger wie die mittelalterlichen Bauhütten die Geheimlehren der Tempelritter. Und als in der Neuzeit die Zünfte veralteten und die Bauhütten zerfielen, da übernahmen die Freimaurer in England die Geistesarbeit der Werkmaurer. Gleichzeitig ging im 18. Jahrhundert die Sonne der Aufklärung und Duldung über der alten Welt auf und ergoss ihre Strahlen auch über die neue Welt, wo der aus dem Dunkel der Vergangenheit zum Licht emporgetragene Druidenbund ihr Träger und Missionar wurde. Dieser Bund umfasst heute diesseits und jenseits der Meere bereits zweihunderttausend Mitglieder, die miteinander verbunden sind durch das Bekenntnis des alten Druidenglaubens, auf dem im letzten Grunde auch der Glaube und die Moral jener Bekenner beruht, die den Lehren der großen Religionsstifter Moses, Jesus und Mohammed, Buddha, Zoroaster und Konfutse aufrichtig anhängen. Nicht Religionen oder Kirchen zu bekämpfen ist ihre Aufgabe, sondern unter Achtung der Gewissensfreiheit Andersdenkender die alte philosophische Grundlehre in ihrer Ursprünglichkeit, Reinheit und Lauterkeit zu erhalten und sie zum Fundament ihres Strebens und Wandels, der Kindererziehung und Geselligkeit zu machen, — das ist die Aufgabe des Druidenbundes. Darum pflegt er auch nach Druidenart als eine Pflanzstätte alles Edlen, Guten und Schönen den Gesang, indem wir uns auch heute an dieser ältesten Weihestätte vereinigen zu dem gemeinsamen Liede: Brüder, reicht die Hand zum Bunde!“

Nach Absingung dieses alten Freimaurerliedes sprach der Oberdruide, ein ehrwürdiger Mann im weißen Bart, der eine goldene Kette auf dem weißen Mantel trug, den Segensspruch über die Gemeinde Mainberg und das bayerische Land aus, die den ehrwürdigen Hain in treuer Hut erhalten und nicht der Entweihung und Ausrottung preisgegeben hätten, wie dies in anderen Ländern mit den Weihestätten der Druiden geschehen sei. „Der Segen des Bundes — so schloss der Oberdruide — ruhe auf dir, du ewig schönes Land, das viele Männer unseres Bundes oder schon ihre Eltern das Weltenlicht erblicken ließ, der Segen des Himmels beschirme auch die alte Burg und das gute Dorf Mainberg, zu dessen Markung dieser Wald gehört und dessen Huld wir getrost diese älteste Kultur- und Kultusstätte des Druidenbundes empfehlen dürfen. Der Geist Gottes schwebt über euch und um euch, sein Hauch weht durch den Hain und zieht in eure Brust, er durchleuchte und erleuchte euer Hirn und Herz, dass wir dem Bund die beschworene Treue halten in seinem Geiste und in der Wahrheit. Amen!“ — Und alle Teilnehmer stimmten in das Amen ein. — —

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Das Erbe der Druiden

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