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Angsterleben und Depression

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Angst ist allgegenwärtig und hängt mit der Ungesichertheit des Daseins zusammen, letztlich mit dem unabwendbaren Tod. Schon immer hat der Mensch Praktiken entwickelt, um die Angst zu bannen. Heute sind es Versicherungen gegen alle möglichen Risiken des Lebens und es wird alles getan, um Krankheit und möglichst auch den Tod zu verbannen. Wie ich zeigen werde, hängt die Angst mit der Illusion des Ichs zusammen, Substanz zu sein, Dauer zu haben, sich selbst Halt geben zu können, Herr über die Dinge zu sein und alles im Griff haben zu können. In der Schizophrenie und der Depression erlebt der Mensch diese Illusion; er erlebt, dass er keinen Halt mehr findet, dass er ins Bodenlose fällt, dass ihm alles entgleitet – der Verstand, der Lebenswille, Empfindungen, alles verliert seinen Wert – und er reagiert mit panischer Angst, ins Nichts zu fallen, verrückt zu werden. Der Schizophrene erlebt die Angst vor Auflösung und den Verlust des Verstandes.

Das Ich hat unglaubliche Angst, sich zu verlieren, es hält sich krampfhaft an sich selbst fest, dabei wäre Loslassen das einzig richtige. Aber es hat eine panische Angst davor, dann ins Leere, ins Nichts zu fallen. Genau das erlebt der Schizophrene: Einerseits die panische Angst, sich und damit alles zu verlieren, und andererseits hat die Verkrampfung im Ich eine dermaßen dramatische Form angenommen, dass es sich damit von allen Lebenswurzeln abgetrennt hat. Da diese Lebenswurzeln die Quelle der Kraft sind, ist es nicht verwunderlich, dass das Ich nun völlig schwach und kraftlos ist, unfähig, noch irgendetwas zu tun, und sich nahe an der Auflösung befindet. Der Mensch im Ich weiß ja nicht, dass ein neuer Halt und eine neue Kraft sich auftun, wenn das Ich loslässt. Zunächst erscheint es als die völlige Vernichtung. Das macht den Sprung, von dem noch zu reden sein wird, so schwer, weil das Ich fürchtet, ins bodenlose Nichts zu fallen.

Die Bedrohung von innen und die damit verbundene Angst resultieren aus der Tatsache, dass das Ich sich selbst den Halt zu geben versucht, den es sich aber nicht geben kann. Dadurch ist es den unbewussten Mächten ausgeliefert und der damit verbundenen Angst, von ihnen verschlungen zu werden. Von den mit der Schizophrenie verbundenen Symptomen steht Angst an erster Stelle (Häfner S. 135). Solange der Mensch aus dem Ich heraus lebt, ist Angst sein ständiger Begleiter, denn im Hintergrund lauert das Wissen um die Substanzlosigkeit. Es fühlt die Bedrohung im tiefinneren Wissen, dass dieser sich selbst gegebene Halt eine Illusion ist. Den meisten Menschen gelingt es ein Leben lang, diese Bedrohung zu unterdrücken, zu verdrängen; sie müssen dadurch aber in Kauf nehmen, dass sie sich in ihrem Leben viel vormachen und sich letztlich selbst betrügen. Dem Schizophrenen gelingt das nicht und deshalb bekommt er die volle Wucht der andrängenden unbewussten Kräfte zu spüren, denen er kaum oder nicht, jedenfalls meistens nicht, ohne Hilfe standhalten kann. Da es sensible Menschen sind, erleben sie die Möglichkeit, sich zu verlieren und wenden viel Energie auf, um diesem Sich-Verlieren zu entgehen und verzehren darin ihre kostbare Energie.

Angst entsteht auch gerade im Wahn, weil man nicht weiß, wo die Grenze ist, wie weit man fortgerissen wird, wie weit man überschwemmt wird und nicht mehr Herr der Lage ist. Diese Befürchtung kann sich zur Panik steigern. Mir hat geholfen, dass ich wusste, dass in der Hypnose niemand zu etwas gebracht werden kann, wozu er nicht innerlich bereit ist. Die Frage ist natürlich, dass man auch das nicht weiß, wozu man fähig ist, denn man kennt sich ja viel zu wenig und merkt nun, dass man ein Abgrund ist, zu Dingen fähig, die man niemals geglaubt hätte.

Schizophrenie als Chance

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