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Prolog Logan Zehn Jahre zuvor …

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Dicke Regentropfen prasseln sinnflutartig auf die Windschutzscheibe des Autos, während ich konzentriert dem Verlauf der kurvigen Straße folge. Erst vor ein paar Wochen bin ich sechzehn Jahre alt geworden und ich habe noch nicht lange einen Führerschein. Da ich meine Freundin zu einem Date ausführen möchte, durfte ich heute unseren Familienvan, einen uralten Dodge Ram, mitnehmen.

Ich stelle die Scheibenwischer auf die höchstmögliche Wischstufe ein, da ich aufgrund des nicht nachlassenwollenden Starkregens nicht einmal mehr die Fahrbahnmarkierung sehen kann, und nehme den Fuß vom Gaspedal. Doch auch das Verringern des Tempos ändert nichts an der eingeschränkten Sicht. Wegen der Wassermengen auf der Straße, ist es verdammt rutschig.

Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und die Scheinwerfer sind die einzige Lichtquelle, da es hier keine Straßenlaternen gibt. Wobei das Wort Lichtquelle ein wenig übertrieben ist. Die alten Scheinwerfer leuchten mittlerweile nur noch schwach.

Es ist unglaublich mühselig dem Verlauf der Straße zu folgen. Ich versuche mit besonders viel Bedacht und Vorsicht zu fahren. Vorausschauend tippe ich auf das Gaspedal, wenn es die Straße zulässt, oder werde langsamer, wenn sich eine Kurve nähert. Ich habe sogar schon das Radio ausgeschaltet, um mich besser konzentrieren zu können.

Unglücklicherweise verschätze ich mich bei einer Kurve und bremse zu spät ab. Augenblicklich verliert der Wagen die Bodenhaftung. Ich probiere gegenzulenken, als er zu schlittern beginnt. Ich gebe mein Möglichstes, um die Kontrolle zurückzuerlangen, reiße das Lenkrad herum, doch plötzlich beginnt sich alles zu drehen. Ich fühle mich wie ein Kleidungsstück, das im Schleudergang durch die Waschmaschine gewirbelt wird und verliere die Orientierung.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, sehe ich, wie aus dem Nichts, einen großen Baum bedrohlich näherkommen. Ich kneife die Augen fest zusammen, spanne jeden Muskel an und hoffe, dass das Auto doch noch irgendwie vorher zum Stehen kommt. Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gebracht, höre und vor allem spüre ich, wie der Wagen mit einem ohrenbetäubenden Knall gegen den Baum kracht.

Dann herrscht nur noch Stille.

Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, was gerade passiert ist.

Mir dröhnt der Kopf, als würde ihn jemand mit einem Presslufthammer bearbeiten, und ich spüre, wie kalte Schweißperlen meine Stirn benetzen. Meine Atmung geht flach und ungleichmäßig, mein Herz rast wie verrückt. Allerdings habe ich keine Schmerzen.

Das nächste, das ich wahrnehme, ist eine warme Flüssigkeit, die über meine Wange rinnt. Ich fasse mir ins Gesicht und wische mir mit dem Daumen über die Wange. Blut. Mit pochendem Herzen möchte ich den Ursprungsherd erkunden, bin allerdings nicht dazu in der Lage, mich auch nur einen Millimeter zu rühren. Mein Körper verweigert mir jedweden Befehl, was vermutlich daran liegt, dass ich unter Schock stehe.

Stöhnend versuche ich, das Ausmaß des Unfalls einzuschätzen. Die Frontscheibe ist zu tausend kleinen Kristallen zersplittert, die Fahrertür ist nach innen hin eingebeult und eine pechschwarze, dichte Rauchwolke quillt aus dem Motorraum.

Verdammt, Mom wird mich zu Hackfleisch verarbeiten, ist das Nächste, das mir in den Sinn kommt.

Dann wird mir klar, dass wir so schnell wie möglich aus dem Auto steigen sollten, bevor es in die Luft fliegt.

Ich höre ein Wimmern und von Panik erfüllt, durchfährt ein beißender Schmerz all meine Glieder, als ich unter größter Kraftaufwendung meinen Kopf zur Seite drehe und in die weitaufgerissenen Augen meiner großen Liebe Melina blicke. Mit aller Macht versuche ich mich vom Gurt zu befreien, doch er klemmt. Wie ein Irrer zerre ich an der Sicherheitsvorrichtung, aber sie will sich einfach nicht lösen.

„Melina? Baby? Ist alles in Ordnung bei dir? Bitte, bitte, sprich mit mir“, krächze ich. Doch sie reagiert nicht auf meine Fragen. Während die Sekunden verstreichen, die sich wie Stunden anfühlen, spüre ich meinen eigenen Pulsschlag, der immer schneller geht.

„Süße, komm schon, sag was“, setze ich erneut an, doch abermals keine Antwort.

Verdammt. Verdammt. Verdammt.

Ich starte einen weiteren Befreiungsversuch und probiere alles, um mich irgendwie aus meinem Sitz zu schälen, mich aus dem Gurt zu winden, doch meine Anstrengungen sind umsonst. Der Gurt sitzt so bombenfest in seiner Verankerung, dass ich chancenlos bin. Die Hilflosigkeit, die ich in diesem Moment verspüre, bringt mich fast um. Es ist für mich nicht zu ertragen, dass ich meinem Mädchen nicht helfen kann.

„Fuck. Fuck. Fuck“, brülle ich aus voller Kehle und lehne mich keuchend zurück. Dabei schlage ich mir die Hände vor das Gesicht und muss feststellen, dass auch sie blutig sind. Doch das ist mir egal. Meine eigenen Verletzungen sind zweitrangig. An erster Stelle steht für mich, dass Melina hier lebend herauskommt.

Doch als die Atmung meiner Freundin immer schwerfälliger wird und sie zu röcheln beginnt, tue ich das Einzige, was in diesem Moment noch in meiner Macht steht. Ich hebe meine Hand und lege sie behutsam auf Melinas Wange. In der Ferne höre ich Sirenen.

„Halte durch. Du musst nur noch einen Augenblick lang stark sein und kämpfen. Hörst du? Hilfe ist schon unterwegs. Ich liebe dich, Baby“, flüstere ich ihr zu und bete, dass meine Worte in ihr Bewusstsein vordringen und ihren Kampfgeist am Leben erhalten.

Ich suche Melinas Hand und drückte sie, um ihr zu vermitteln, dass nun alles wieder in Ordnung kommen wird. Als ich ihre schlanken Finger endlich zu fassen bekomme, stelle ich erschrocken fest, dass sie eiskalt sind. Gleichzeitig sehe ich, dass sich ihr Brustkorb weder hebt noch senkt. Sofort lege ich den Mittel- und Zeigefinger um ihr Gelenk, um den Puls zu fühlen. Nichts. In der Sekunde wird mir klar, dass der Rettungsdienst zu spät kommen wird.

Diese Erkenntnis schmerzt mehr als alles andere. Mir wird schlecht. Panik macht sich in mir breit und mein Herz zerbricht in tausend Stücke. Der Schmerz ist nicht zu ertragen, er zerreißt mich. Ich gebe auf, denn es gibt keinen Grund mehr, zu kämpfen, und lasse bereitwillig zu, dass meine Augenlider immer schwerer werden und hoffe, dass ich auch nicht überleben werde.

Defense of Life

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