Читать книгу Der unendliche Mensch (Arthur Drey) (Literary Thoughts Edition) - Arthur Drey - Страница 3
AUFBRUCH-MUSIK
ОглавлениеDie Luft bebt wie ein Schall, der mir gebietet,
Daß ich die Düsterheit der Zeit zersprenge,
Daß alle Stirn, von Sonnen überblütet,
Zu einem lichten Menschentag gelänge.
Gesang von Worten, menschenheiliges Gut,
Die Harfe Ozean, der auferregt
Den Segler Erdgefährten, Strom und Blut
Der Pulse: – ist in meine Macht gelegt.
Wie wird mein Atemdasein heiß und schwer,
Wenn ich mich tief besinne in die Pflicht,
Daß ich der Sprache nachtumtostes Heer
Umfange im gesungenen Gedicht.
Doch wie ich leise, lauter, heller singe,
Erschwebt frohlockend meinem Licht und Blick
Ein Wissen: Daß ich in die Menschen dringe,
Mein Urwunsch Güte in das arme Glück.
Als sei ein Allumlieben zu erschwingen,
Wird mir der Erde stürmisches Gezelt
Voll jubelnd kühnen Lieds verliebtem Singen.
Und schlanke Leiber, flackernd aufgehellt,
Tollen den Tanz der Küsse ... im Gewühl
So linienwild, bis sie, sich überbiegend,
Hinsinken, mild, ein ausgespieltes Spiel,
Dem weich verwirrten Fliederbild erliegend.
Da ist Vergebung. Knaben sinnen treu
Den Ritter wie den Räuber; denn der böse
Entmenschte Feind ist ihnen fremd, und frei
Aufbäumt und beugt sich weite Herrschergröße,
Kein Wille klebt am eignen kleinen Weh.
Und auch der rauhe Mann ist wie ein Kind,
Voll froher Frommheit hält er die Idee,
Daß Sonne, Erde, Mensch das Heilige sind.
Oft hat mein Sehnen vor sich selbst gebebt!
Mein Aufwärtswollen wird auch dann nicht still,
Wenn über meinen Kopf die Welt sich hebt
Und wie ein giftiger See mich töten will.
Wie ein gehetztes Gemsenwild der Felsen
Errette ich den Stolz der freien Höhn.
Und von den Himmeln, da sich Donner wälzen,
Fühl’ ich Berufung wogend mich durchwehn.
Zurück! Hinab! Wo irrendes Entsetzen,
Wo Schlacht aufheult und metzelndes Verwühlen,
Geschürt von Führern, die die Völker hetzen,
Wo auf Ministerthronen Schurken spielen,
Wo blühnde Leiber, hingefällt in Stücke
Verklumpten Bluts, und Millionen Augen
In Nacht versinken – Eine Meuchlerclique
Will Krieg, daraus Tyrannenmut zu saugen!
Nicht stöhne, Stimme! Weit wie Firmament
Sei Zorn und Kraft und Heilung allem Dürsten
Des Volkes Mensch! Die waren nie getrennt,
Nur mordgepeitscht von roh’ und eitlen Fürsten!
Dein Wutwort, heller Sänger, es zertrete
Die Untat, die in Lügen sich verlarvt!
Bis ein Homer des Friedens im Gebete
Erwachse, weinend brausend hingeharft ...
Wie Blütenflut aus tiefen Wiesen dringt,
So bricht der Klänge Brandung aus dem Sänger,
Der blindgeboren noch die Sonne singt.
Wie einer Krone göttlicher Empfänger
Nimmt er die ganze buntgewirkte Zier
Der endlos wilden Erde ... so geeint
Mit jeder Blume, Pflanze, jedem Tier,
Daß Mensch zu sein uns wie ein Ruhm erscheint!