Читать книгу Lu, die Kokotte - Artur Hermann Landsberger - Страница 9

VI.

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Frau Fanny litt unter dem veränderten Wesen ihrer Tochter; die Diagnose des Hausarztes genügte ihr auf die Dauer nicht; diese völlige Wandlung mußte einen andern Grund haben. Sie quälte ihr Kind, bat es, doch offen zu sein, sich mit ihr auszusprechen, beobachtete sie und suchte auf alle Weise hinter ihr Geheimnis zu kommen.

So wurden selbst die Stunden zu Hause für sie zur Qual.

An Harry schrieb Luise:

„Ich lese Deinen Brief alle Tage; schilt mich nicht kindisch, wenn ich Dich bitte, mir nicht mehr zu schreiben, ehe Ihr kommt. Sieh, so lebe ich in der Stimmung fort, in die ich durch Deine Zeilen kam. Und das ist, glaube ich, gut so. Aus Deinen Karten an die Mutter lese ich, daß es Dir gut geht; was brauche ich mehr zu wissen, da ich ja Deinen Eifer, Dein Herz und Deine Gesinnung kenne.“ —

Aber auch Mohr merkte diese Veränderung; alle Mühe, die er sich mit ihr gab, blieb fruchtlos. Ihr Widerstand war gebrochen, mochte er sie reizen, wie er wollte. Er sann Tag für Tag nach neuen Scheußlichkeiten, peinigte sie maßlos und ohne Erbarmen, verhöhnte und verspottete sie — aber sie blieb gleichgültig, kalt und empfindungslos.

„Glaube ja nicht, daß du mich los bist, wenn das Jahr um ist!“ brüllte er sie eines Tages an, als sie im Begriff war, von ihm zu gehen.

„Es war so ausgemacht!“ erwiderte sie kalt.

Er lachte laut auf.

„Habe ich es dir vielleicht schriftlich gegeben? Und selbst wenn: Abmachungen, die gegen die guten Sitten verstoßen, sind nichtig.“

„Ich wußte, daß Sie ein Schuft sind!“ sagte sie völlig ruhig.

„Vielleicht paßt es mir, dich ein paar Monate länger zu behalten.“

„Sie wissen, daß ich Sie kompromittieren kann, wenn ich rede.“

„Nicht mehr als dich selbst.“

„Ich habe nichts mehr zu verlieren“, erwiderte sie.

„Oho!“ sagte er, „liegt dir plötzlich gar nichts mehr an dem Renommee deines Bruders und deiner Mutter, um das du dich bei mir nun schon seit Monaten abrackerst?“

„Was soll das beißen?“ erwiderte sie und erschrak.

„Ja!“ grinste er laut, „du bist ein schlechter Geschäftsmann, Schatz! — Mir liegt nicht etwa daran, mich um das Geld herumzudrücken. In punkto Liebe bin ich empfindlich und lasse mir nichts schenken. Aber was glaubst du wohl, was geschieht, wenn dein Bruder von der Herkunft des Geldes etwas erfährt.“

Luise sah ihn entsetzt an. Und Mohr fuhr fort:

„Er würde auf der Stelle die Malerei an den Nagel hängen und nur noch einen Gedanken haben: Geld verdienen, um mir Heller und Pfennig dieses Sündengeldes“ — er unterstrich dies Wort, um sie zu reizen— „zurückzuzahlen.“

Luise sah, wie alles vor ihren Augen sich drehte; sie wankte; er stand auf und nahm sie in seine Arme.

„Entsetzlich!“ stieß sie mühsam hervor; „dann war ja alles umsonst!“

„Durchaus nicht!“ erwiderte er. „Du wirst mir, falls ich Lust verspüre, einfach ein bißchen länger gefällig sein, als du dachtest. Das ist alles. — Im übrigen halte ich mein Wort; wie ich es jeden Monat bisher gehalten habe. Und wenn das Jahr um ist, gibt’s statt der erwarteten Verlobung die zwischen uns vereinbarte Abfindung.“

Er hielt sie noch immer im Arm; drückte ihren Kopf an seine Schulter, sah sie frech an und fragte:

„Was also wirst du tun?“

„Schuft!“ stieß sie wieder hervor.

„Haßt du mich nun?“ fragte er sie.

Luise schüttelte sich:

„Du bist ein Tier, vor dem man sich ekelt.“

„So ist’s recht!“

Sie suchte sich zu befreien, aber er schloß sie fest in seine Arme.

„So mag ich dich!“ kläffte er mit heißem Atem und küßte sie; immer leidenschaftlicher, je mehr sie sich sträubte.

Lu, die Kokotte

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