Читать книгу Mars - Asja Bakić - Страница 9

3.

Оглавление

Die Kinder saßen auf der Rückbank des langsam vorwärts ruckelnden Autos. Ihnen war heiß – ihre nackten Beine klebten am Kunstleder. Es gab noch kein Internet, und so konnten sie sich nicht bei gleichaltrigen Freunden darüber beschweren, wie schwer sie es hatten und wie heiß es war. Der Onkel murrte vor sich hin. Er war Junggeselle, und die Großmutter wollte, dass er sie an jedem Wochenende in ihr Dorf fuhr. Er hasste Smoluća, er hasste seine Mutter.

»Wir können immer im Bach baden«, sagte eines der Mädchen.

»Das können wir«, sagte der Onkel. »Das können wir, aber wir wollen nicht.«

Auf der Hälfte des Hanges blieb das Auto stehen, mit großer Mühe gelang es dem Onkel, es wieder in Bewegung zu setzen. Die Kinder mochten es, wenn er beim Starten die Handbremse losließ. Sie fanden es aufregend zu erleben, wie sich Onkel und Auto abquälten, nach oben zu kommen. Als sie endlich angekommen waren, sahen sie Hühner und Gänse vor Zorans Haus herumlaufen. Der Hund war angekettet. Er bellte laut und verärgert.

»Bleibt im Auto«, sagte der Onkel. »Ich komme gleich wieder.«

Zorans Haus hatte einen Erdboden. Die Hühner spazierten frei im Flur herum. Zwei schäbige und schläfrige Katzen lagen direkt vor dem Eingang. Der Onkel musste über sie steigen. Am Tisch saß Zoran, eine Flasche Bier in der Hand, und starrte abwesend durch das kleine Fenster.

»Hallo«, sagte der Onkel.

»Hey«, antwortete Zoran, »was führt dich zu mir?«

»Unser Brunnen ist ausgetrocknet.«

»Das wundert mich nicht, wir haben eine große Dürre.«

»Wir sollten einen neuen graben. An einer Stelle, die keine Schwierigkeiten mit dem Wasser haben wird. Aber mir ist es eigentlich egal. Mit Wasser oder ohne, ich bin sowieso mit meiner herummeckernden Mutter geschlagen.«

»Du darfst nicht so über deine Mutter sprechen«, sagte Zoran.

Es klang wenig überzeugend.

»Das alte Weib geht uns allen auf die Nerven. Sie macht mich und meine Schwester verrückt, sie schimpft nur rum, schluckt Tabletten und hortet Müll. Seitdem Vater gestorben ist, ist sie unerträglich.«

Zoran fixierte den Onkel. Er betrachtete ihn aufmerksam.

»Manchmal ist es ein Segen, ein Elternteil zu verlieren«, sagte er. Es sah so aus, als hätte der Onkel ihn nicht gehört. Er starrte die Bierflasche an.

»Willst du ein Bier?«, fragte der Brunnenbauer.

»Gerne!«

Zoran drehte sich um, der Kühlschrank stand direkt hinter ihm.

»Hast du viel zu tun?«, fragte der Onkel.

»Ja, aber ich kann trotzdem morgen kommen und nachschauen, wo das Problem liegt.«

»Ausgezeichnet!«, sagte der Onkel und trank seinen hundertsten Schluck Bier.

Die Kinder hatten natürlich nicht auf den Onkel gehört und waren sofort aus dem Auto gestiegen. Die Gänse waren sauer, und eine begann, sie über den Hof zu verfolgen. Ganz außer Puste stürmten die Mädchen in Zorans Haus. Die Katzen flitzten in ihr Versteck. Der Hund hörte nicht auf zu bellen.

»Sind das deine wunderbaren Nichten?«, fragte Zoran den Onkel.

»Ja, das sind unsere drei Schätze!«, antwortete der Onkel. »Meine älteste Schwester hat noch zwei Söhne und ein Töchterchen. Die sind auch wunderbar«, fügte er hinzu.

Die Mädchen blickten Zoran an. Es kam ihnen so vor, als hätten sie ihn schon irgendwo gesehen. Es gefiel ihnen nicht, wie Zoran lachte. Er erinnerte sie – so meinte später eines der Mädchen – an das Waldmonster, das sie einmal in einem der Arke-Hefte gesehen hatten. Es war ein Monster, das jeden, der sich an der Oberfläche eines kühlen Waldsees zu spiegeln versuchte, in die Tiefe zog. Vorher hatten sie nicht gewusst, wie dieses Monster heißt, aber als sie den Brunnenbauer sahen, war ihnen alles klar. Das Monster hieß Zoran, und es war aus dem Wald herausgekommen. Es brauchte den See nicht mehr.

Mars

Подняться наверх