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5. Kapitel

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Tide

Kaum habe ich das Rusty Rose betreten, steuere ich auf direktem Wege die Bar an. Nach der Sache mit Aria brauche ich ein Bier, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ehrlich gesagt, habe ich null Ahnung, was zur Hölle da passiert ist. Ich hätte nicht so heftig reagieren sollen, als sie meinte, ich solle mich besser auf den Heimweg machen. Sie war eindeutig nicht glücklich über das Auftauchen ihrer Eltern. Was nichts an meiner Wut ändert oder daran, dass ich diese gezeigt habe.

Da ich hier aufgewachsen bin, kenne ich die Spencers schon mein ganzes Leben – sie sind seit jeher herablassende Schnösel. Inzwischen bin ich mir sicher, dass Aria mich nur vor ihrer Gesellschaft bewahren wollte, aber vorhin fühlte es sich an, als wäre es ihr peinlich, mit mir gesehen zu werden. Selbst wenn, sollte es keine Bedeutung für mich haben; sie ist nicht meine Freundin. Wir kennen uns nicht. Ich arbeite nur an ihrem Haus – zumindest rede ich mir das immer wieder ein.

»Was ist los, Mann?« Colton begrüßt mich mit einem Fistbump, und ich setze mich auf einen der Stühle am Tresen, hinter dem er beschäftigt ist. »Ich dachte, du musst heute Abend arbeiten.«

»Das war der Plan, aber dann ist das Ganze irgendwie den Bach runtergegangen.« Oder besser gesagt: Ich habe es verbockt.

»Inwiefern?« Er macht mir ein Bier auf, lehnt sich gegen die Bar, verschränkt die Arme vor der Brust und mustert mich.

»Erinnerst du dich an Aria Spencer?«

Er runzelt die Stirn. »Aus der Highschool?«

»Ja.« Ich genehmige mir einen Schluck. »Sie ist vor kurzem wieder hierhergezogen und ich repariere aktuell einige Dinge an ihrem Haus.«

Er legt den Kopf schief und eine steile Falte bildet sich zwischen seinen Brauen. »Ich dachte, sie würde zusammen mit ihrem Ehemann in San Francisco leben. Zumindest hat das ihr Vater das letzte Mal erzählt, als er auf genau dem gleichen Platz saß, wie du jetzt.«

»Sie hat sich scheiden lassen und erst kürzlich ein Grundstück gekauft, das nicht weit entfernt von deinem liegt.«

»Macht wohl Sinn, schließlich leben ihre Eltern hier.« Er zuckt mit den Schultern und richtet seine Aufmerksamkeit auf einen Gast, der seinen Namen ruft. »Gib mir eine Minute.« Während sich Colton um eine Getränkebestellung kümmert, vibriert mein Handy und ich hole es hervor. Eine Nachricht von meiner Ex. Seufzend öffne ich sie. Wenig überraschend bittet sie mich um Geld, unter dem Vorwand, dass unsere Tochter Olivia neue Schuhe und Klamotten braucht. Was nicht stimmt, da ich alles Notwendige für sie gekauft habe, als sie zuletzt eine Woche bei mir war. Mit Sicherheit will meine Ex die Kohle, um sich Haare, Nägel oder einen anderen Mist machen zu lassen.

Da ich keinen Bock auf Streit habe, antworte ich ihr, dass ich alles, was Olivia braucht, besorge, ich ihr aber keinen Cent überweisen werde. Zwei Sekunden später erhalte ich eine weitere Mitteilung und das Wort ARSCHLOCH blitzt in Großbuchstaben auf meinem Display auf.

»Deinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass du mit Anna schreibst«, sagt Colton, und ich lege mein Telefon mit dem Bildschirm nach unten auf die Theke.

»Sie will Geld, um Olivia Anziehsachen zu besorgen.«

»Warst du nicht erst letztes Wochenende mit ihr einkaufen?«

»Ja, deshalb habe ich ihr auch mitgeteilt, ich würde ihr kein Geld schicken, sondern Olivia alles besorgen, was sie sonst noch braucht.«

Er schmunzelt. »Da war sie bestimmt sehr erfreut.«

»Du weißt, ich bin ein Arschloch, wenn ich ihr nicht gebe, was sie will.«

»Oder du bist generell eines.«

»Welch wahre Worte.« Ich proste ihm zu und nehme einen weiteren Schluck von meinem Bier. »Wie geht es Gia und Gino?«

Bei der Erwähnung seiner Frau und seines Sohnes wird seine Miene sanfter und er lehnt sich wieder gegen die Bar. »Gut. Mom ist bei Gia und zwingt sie hoffentlich, ein Nickerchen zu machen.«

»Hat sie immer noch Schlafprobleme?«

»Sie will nichts verpassen, wenn es um Gino geht, was ich auch verstehe, aber sie ist erschöpft.«

»Sie ist eine gute Mutter.«

»Sie ist die beste Mutter und Frau überhaupt«, entgegnet Colton kopfschüttelnd. »Sie kümmert sich wirklich aufopferungsvoll um mich und unseren Sohn.«

»Du könntest es wahrlich schlimmer treffen.«

»Da hast du recht, aber es ist meine Aufgabe, ebenso auf sie achtzugeben. Wenn meine Mom für eine Weile bei uns bleibt und sie zwingt, sich auszuruhen, dann nur zu.«

»Glaubst du wirklich, dass sie das tut?«, frage ich zweifelnd, weil ich Gia kenne und weiß, wie stur sie ist.

»Wahrscheinlich nicht, aber dann wird Mom aufräumen und Wäsche waschen, damit sich Gia darüber keine Gedanken machen muss. Aber jetzt mal zu der Sache mit Aria. Was hat es damit auf sich?«

»Nichts. Ich arbeite nur an ihrem Haus«, wiegle ich ab und widme mich wieder meinem Bier.

»Du lügst«, stellt Cole gleichmütig fest, und angesichts der Tatsache, dass wir uns seit unserer Kindheit kennen und beste Freunde sind, wundert es mich nicht, dass er mich durchschaut.

»Wir hatten einen Streit.« Ich stelle mein Bier ab.

»Einen Streit?« Besorgnis schwingt in seiner Stimme mit, und ich weiß, dass er an all die Auseinandersetzungen zwischen Anna und mir im Laufe der Jahre denkt. In denen sie normalerweise irgendwelche Dinge durch die Gegend wirft, ehe sie die Polizei ruft.

»Nicht so wie mit Anna. Aber ihre Eltern sind aufgetaucht und sie hat mir vorgeschlagen, nach Hause zu fahren. Da bin ich sauer geworden ...«

»Warum hat sie dich gebeten, zu gehen, wenn du für sie arbeitest?«, fällt er mir viel zu neugierig ins Wort.

»Wir waren unterwegs, um uns was zu essen zu holen, und als wir zurückkamen, standen sie vor ihrer Tür.«

»Ihr wart zusammen unterwegs, um euch was zu essen zu holen?« Sein Stirnrunzeln vertieft sich. »Wie bei einem Date?«

»Nein, wir waren beide hungrig, also habe ich für uns etwas beim Chinesen bestellt.«

»Du magst sie.« Eine Feststellung, keine Frage.

»Nicht auf diese Art«, widerspreche ich, wohlwissend, dass ich ihn – und mich selbst – damit belüge. Denn verdammt, Aria ist die erste Frau seit Jahren, die mein Interesse weckt. Sie ist mehr als hübsch und wirklich süß, wenn sie sich in meiner Gegenwart entspannt, und ich hätte nichts dagegen, ihren Körper mit meinen Händen und meinem Mund zu erkunden. Ich weiß allerdings, dass ich momentan nicht in der Verfassung bin, um überhaupt darüber nachzudenken, was mit ihr anzufangen. Nachdem ich gehört habe, wie sie über ihren Ex-Mann spricht, scheint das bei ihr nicht anders zu sein. Vielleicht ist auch das ein Grund für meine Zurückhaltung – ich will nicht den ersten Schritt machen und zurückgewiesen werden, weil sie immer noch wegen ihrem Ex durch den Wind ist.

»Rede dir das ruhig weiter ein.« Coles Kommentar reißt mich aus meinen Gedanken, und als ich aufsehe, hat er ein fettes Grinsen im Gesicht. »Wann können Gia und ich sie kennenlernen?«

Bei seinen Worten kommt mir eine Idee. »Was macht ihr am Samstagnachmittag?«

»Nichts.«

»Arias ganzer Kram wurde heute geliefert und ist immer noch in zig Kartons verstaut. Ich habe ihr vorgeschlagen, ihr dieses Wochenende beim Auspacken zu helfen.«

»Nur damit ich dich richtig verstehe: Du hast deiner Arbeitgeberin angeboten, ihr an deinem freien Tag beim Auspacken zu helfen ... aber du magst sie nicht?«

»Schon gut. Vergiss es.« Ich schnaube.

Schmunzelnd verschränkt er die Arme vor der Brust. »Gia und ich werden da sein.«

»Ich glaube, jetzt will ich nicht mehr, dass ihr vorbeischaut.«

»Oh, und ob wir das tun werden.«

Scheiße, warum kann ich nicht einfach meine Klappe halten? »Das ist keine Einladung für dich oder Gia, sie in ein Kreuzverhör zu nehmen.«

»Du weißt, ich habe keine Kontrolle darüber, was meine Frau tut oder sagt, also werde ich keine Versprechungen machen. Aber ich werde mich auf jeden Fall benehmen.«

So wie ich Gia kenne, brauche ich mir bei ihr keine Sorgen zu machen. Sie neigt jedoch dazu, jene Menschen zu beschützen, die ihr wichtig sind. Folglich habe ich keine Ahnung, was passieren könnte. Allerdings muss ich zuvor einen Weg finden, um die Wogen zwischen Aria und mir zu glätten. Auch wenn ich nicht sicher bin, wie das ausgehen wird.

»Ich werde mit Gia sprechen, sobald ich heute Abend nach Hause komme«, sagt er, als mein Handy zu klingeln beginnt.

Ein Anruf von Anna. Ich möchte nicht abheben, aber da ich weiß, dass Olivia bei ihr ist, nehme ich das Telefonat entgegen. Was ich zwei Minuten später bedaure. Denn Anna wirft mir vor, ein Scheißvater und -mann zu sein. Ich lege auf, trinke mein Bier aus und mache mich allein auf den Weg nach Hause.


Mit einem – wie ich hoffe – Friedensangebot in der Hand drücke ich mit dem Ellenbogen gegen die Türklingel, trete einen Schritt zurück und warte. Von drinnen sind Schritte zu hören, dann wird die Tür aufgerissen. Bei Arias Anblick muss ich mir ein Stöhnen verbeißen. Nicht viele Frauen sehen wenige Minuten nach dem Aufwachen so gut aus. Aber Aria – das Gesicht noch weich vom Schlaf, die Haare verwuschelt und ihr Körper nur in ein Tanktop, Shorts und einen dünnen Morgenmantel aus Baumwolle gehüllt – bietet einen Anblick, gegen den ich den Rest meines Lebens nichts einzuwenden hätte.

»Tide.« Sie blinzelt verwirrt, was unglaublich süß ist. »Was machst du hier?«

»Ich habe es versaut.« Ich überreiche ihr einen Becher Kaffee und schiebe mich an ihr vorbei ins Haus.

»Du ...« Sie sieht sich um, immer noch neben der Spur, und begegnet wieder meinem Blick. »Was?«

»Gestern Abend hätte ich nicht so reagieren sollen, als du mich gebeten hast, zu gehen.« Ich umrunde die Couch, die noch mitten in der Küche steht, und stelle eine Papiertüte auf der Anrichte ab.

»Hättest du nicht?«

Ich drehe mich zu ihr um und sehe, dass sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr schiebt. Mein Eingeständnis scheint sie zu überraschen.

»Nein, hätte ich nicht«, bestätige ich und mache mich daran, die Bagels und den Frischkäse auszupacken.

»Sind die von Leo’s?«, fragt sie und kommt zu mir rüber.

»Ja. Hast du einen Toaster?« Als sie an mir vorbeigreift, um ihren Becher auf die Anrichte zu stellen, spüre ich, wie sie ihre Brust gegen meinen Bizeps drückt, und der Duft von Lavendel steigt mir in die Nase. Der unschuldige Kontakt sollte mir nicht derart nahe gehen, aber mein Schwanz regt sich und ich kämpfe dagegen an, meinen Arm um ihre Taille zu legen und sie an mich zu ziehen, um meinen Mund auf ihren zu pressen.

»Ja.« Sie steuert einen der Kartons an und reißt das Klebeband ab, nicht ahnend, welche Richtung meine Gedanken eingeschlagen haben. »Er befindet sich in einer der Schachteln ... oder sollte es zumindest«, sagt sie, als sie hineinspäht und etwas rauszieht, das wie eine zusammengerollte Halloween-Girlande aussieht, die besser im Müll gelandet wäre. »Möglicherweise bin ich nicht sonderlich klug vorgegangen, was die Organisation der Umzugskisten betrifft, als die Möbelpacker hier waren.« Sie pustet sich eine rotblonde Strähne aus dem Gesicht und lässt den Girlandenklumpen auf den Boden fallen. Dann wühlt sie tiefer in dem Karton herum, bevor sie den Deckel schließt und den nächsten öffnet. Als sie Anstalten macht, noch weiterzusuchen, halte ich sie auf.

»Wir können einfach den Herd benutzen. Wenn du Pech hast, ist der Toaster in deinem Schlafzimmer oder sonst wo.«

»Da hast du vielleicht recht.« Sie lächelt und die Haarsträhne, mit der sie schon die ganze Zeit kämpft, fällt ihr wieder ins Gesicht. Ohne nachzudenken, berühre ich ihre Wange. Als ich die Haare zurück hinter ihr Ohr schiebe, zieht sie scharf die Luft ein. Mein Blick heftet sich auf ihren verlockenden Mund, und sie weicht rasch einen Schritt zurück, ohne zu bemerken, dass sich die Armlehne der Couch hinter ihr befindet.

»Mist.« Ich greife nach ihr, um zu verhindern, dass sie darüber stolpert, aber zu spät. Keine Ahnung, was ich erwartet habe, jedenfalls nicht, dass sie so herzlich über ihren Sturz lacht. Fröhlich stimme ich mit ein, ehe ich um das Sofa herumgehe. »Alles okay?«

»Ja, aber ich muss dieses Ding endlich aus der Küche schaffen.« Sie nimmt meine Hand, als ich sie ihr hinhalte, um ihr beim Aufstehen zu helfen, dann rückt sie ihr Top und ihre Shorts zurecht. »Danke.«

»Kein Problem.« Sie blickt zu mir auf, und ich bemerke erstaunt, wie sich ihre Wangen rosa färben. Ich glaube, ich habe seit meiner Kindheit keine Frau mehr rot werden sehen. Diese unschuldige Reaktion berührt mich und macht Aria nur noch attraktiver. Da ich nicht möchte, dass sie sich unwohl fühlt, trete ich einen Schritt zurück, drehe mich zum Herd und schalte ihn ein. »Wie ist es gestern Abend mit deinen Eltern gelaufen?«

»Mein Vater war betrunken und meine Mutter abwertend wie eh und je, also lief es so, wie du es dir vorgestellt hast.« Angesichts ihrer Worte ziehe ich eine Braue hoch und schaue sie über meine Schulter hinweg an. »Du lebst schon ewig hier. Ich bin mir sicher, dass du bereits die Unannehmlichkeit hattest, meinen Eltern zu begegnen.« Sie kaut auf ihrer Unterlippe herum, als ich anfange, einen der Bagels in zwei Hälften zu schneiden. »Das ist der einzige Grund, warum ich dich gestern Abend nicht bat, reinzukommen.« Die Worte schießen so schnell aus ihr heraus, dass sie beinahe nicht zu verstehen sind.

»Was mir klargeworden ist, als ich in Ruhe darüber nachdenken konnte.«

»Wirklich? Aber ...«

»Meine Reaktion war falsch, und du hattest recht. Ich kenne deine Eltern, und auch wenn es unbedeutend sein sollte ...«

»Du dachtest, ich würde mich schämen, mit dir gesehen zu werden«, unterbricht sie mich, und ich nicke bestätigend. »Dabei habe ich dich eigentlich gerettet.« Seufzend greift sie nach ihrem Kaffeebecher. »Nicht einmal ich möchte Zeit mit meinen Eltern verbringen, also will ich erst recht niemand anderen damit foltern.«

»Ihr versteht euch nicht?«

»Ich bin ihnen gleichgültig. Ich wünschte, es wäre anders, aber sie gehören nicht zu den Menschen, zu denen ich eine Beziehung haben möchte. Dank unserer gemeinsamen DNA habe ich aber keine andere Wahl.«

»Das ist ätzend, Baby.« Eine Untertreibung. Ich persönlich kann das nicht nachvollziehen, weil ich sehr eng mit meiner Familie verbunden bin. Mein Vater und ich stehen uns nahe, und meine Mutter geht immer noch genauso liebevoll mit mir um wie früher. Dann ist da noch meine Schwester, die eine meiner besten Freundinnen ist, auch wenn sie auf der anderen Seite des Landes lebt.

»Es ist, wie es ist.«

»Warum bist du hierher zurückgezogen, wenn euer Verhältnis so verfahren ist?«

»Es war der einzige Ort, der sich richtig anfühlte, nachdem ich beschloss, San Francisco zu verlassen.« Sie macht es sich auf der Anrichte bequem. »Mir war klar, dass ich meine Eltern ab sofort mindestens alle drei Monate zu Gesicht bekäme, sobald ich keine Ausreden mehr habe, ihnen weiterhin aus dem Weg zu gehen. Als ich in Kalifornien lebte, war das allerdings nicht anders, und diese Besuche überlebte ich auch. Vermutlich habe ich mir damit ins eigene Fleisch geschnitten. Mit Sicherheit erwarten sie jetzt, da ich wieder hier bin, dass ich mich bei ihren Partys blicken lasse. Ich habe mir aber geschworen, nur noch Dinge zu tun, die ich wirklich möchte, und ich weigere mich vehement, dieses Versprechen an mich selbst zu brechen.«

»Alle Achtung«, erwidere ich stolz.

»Danke«, flüstert sie zurück, als ich eine Pfanne aus dem Abtropfgitter neben dem Waschbecken nehme, die Bagels hineinlege und sie in den Ofen schiebe.

»Also, was hast du heute vor?«

»Ähm ...« Sie sieht sich um. »Auspacken und heute Nachmittag muss ich mit meiner Agentin telefonieren.«

»Agentin?«

»Für meine Bücher.« Sie zuckt mit den Schultern. »Sie steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch, weil ich ihr noch keine Idee für eine weitere Reihe geliefert habe, und mein Verlag möchte, dass sie ihnen etwas Neues vorstellt.«

»Welche Geschichten schreibst du?«

»Science-Fiction.«

»Science-Fiction«, wiederhole ich, unfähig, meine Überraschung zu verbergen. Aria zieht eine Braue hoch. »Entschuldige, ich dachte, du würdest Liebesromane sagen. Ich wusste nicht, dass du auf Science-Fiction stehst.«

»Nun, Sir, wir kennen uns auch nicht, und ich schreibe tatsächlich so was wie Liebesgeschichten. Jedes meiner Bücher dreht sich um zwei Protagonisten, die aufeinandertreffen, um das Böse zu bekämpfen. Im Laufe der Handlung verlieben sie sich ineinander, was sie meistens stärker und letzten Endes unbesiegbar macht.«

»Verstanden.« Ich lehne mich mit der Hüfte gegen die Anrichte. »Woran arbeitest du gerade?« Mein Interesse wird nur noch größer, als sich ihre Wangen dunkelrot färben.

»Momentan an nichts Bestimmtem. Ich ... Ich habe einfach versucht, einen Entwurf für meine Agentin zu erstellen.«

»Ist dir etwas Passendes eingefallen?« Ich drehe mich zum Ofen und öffne ihn, um nach den Bagels zu schauen. Da sie goldbraun sind, nehme ich ein Küchenhandtuch und hole die Pfanne heraus.

»Nicht wirklich«, antwortet Aria und klingt ein wenig von den Socken, als sie fortfährt. »Warum habe ich nie daran gedacht, meine Bagels im Ofen zu rösten?«

»Wahrscheinlich, weil du immer einen Toaster benutzt hast.« Ich grinse. »Ich bin ebenfalls single und besitze keinen Toaster.«

»Du hast keinen Toaster?«

»Du sagst das, als wäre es ein Verbrechen. Ich hatte einen, als ich mit meiner Ex zusammenlebte, den hat sie nach unserer Trennung mitgenommen. Als mir klarwurde, dass ich genauso gut den Ofen benutzen kann, habe ich mir nicht die Mühe gemacht, einen neuen zu kaufen.«

»Für einen Mann klingt das vermutlich sehr logisch.«

»Ich werde so tun, als wäre das ein Kompliment.« Ich öffne den Frischkäse. »Geräucherten Lachs oder Honig-Pekannuss?«

»Geräucherten Lachs, bitte.«

Als ich anfange, ihren Bagel mit Frischkäse zu beschmieren, begegne ich ihrem Blick. »Wie kommt man normalerweise auf die Idee für eine neue Buchreihe?«

»Bisher ist es stets einfach passiert.«

»Dich hier häuslich einzurichten, wird sicherlich helfen.«

»Vielleicht«, erwidert sie und nimmt den Teller, den ich ihr hinhalte. Sie legt die beiden Hälften wie ein Sandwich zusammen, bevor sie den Teller vor sich abstellt. Nachdem ich mein eigenes Frühstück zubereitet habe, folge ich ihrem Beispiel, ehe ich herzhaft hineinbeiße.

»Leo macht noch die besten Bagels.«

»Sein Enkel macht sie inzwischen.«

»Sein Enkel?«

»Babe, als wir zur Schule gingen, war Leo bereits fast siebzig. Er ist vor ungefähr sieben Jahren in den Ruhestand. Alle befürchteten, sein Laden würde schließen, aber sein Enkel, der ihm während des Sommers immer aushalf, zog hierher und übernahm das Geschäft.«

»Das ist cool.«

»Ja«, stimme ich zu, esse auf und spüle meinen Teller ab. »Da ich gestern Abend nichts erledigen konnte, widme ich mich heute dem Streichen. Morgen ist dann der Teppich dran.«

»Das musst du nicht. Ich weiß, dass du noch andere Jobs hast, um die du dich kümmern musst.«

»Ja, aber hier werde ich aktuell gebraucht.« Ich nehme meinen Kaffee und gehe an dem Kistenstapel vorbei in Richtung Wohnzimmer. »Schrei, wenn du meine Hilfe brauchst.«

»Ich könnte dir beim Malern helfen, wenn du willst.«

Ich drehe mich zu ihr um. »Okay, aber du musst dir etwas anziehen, was schmutzig werden darf.«

»Kein Problem«, sagt sie aufgeregt, als sie von der Anrichte hüpft. »Ich bin in einer Minute zurück.«

Als sie zur Treppe läuft, starre ich ihr auf den Hintern, wohlwissend, dass ich mir gerade selbst ins Knie geschossen habe. Denn je mehr Zeit ich in ihrer Nähe verbringe, desto größer wird der Drang, sie zu küssen. Ich glaube nicht, dass ich genug Willenskraft besitze, um mich langfristig zurückzuhalten.

Falling for Tide

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