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Montagmorgen, Rothenburg ob der Tauber

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»Mama, hast du kurz Zeit?« Sehnsüchtig schielte Dodo auf die Kühlvitrine, in der sich auch heute wieder cremige Sahnetorten und dick belegte Obstkuchen türmten. Im Café »Mund-Art« nahe der Jakobskirche in Rothenburg herrschte an diesem herrlichen Montagmorgen noch nicht allzu viel Betrieb. Hell schien die Junisonne auf blank polierte Holzbohlen, zauberte Kringel auf die liebevoll drapierten antiken Küchengeräte an den Wänden und verwandelte den großen Raum in eine lichtdurchflutete Wohlfühloase. Vier chinesische Touristinnen an einem Ecktisch verglichen gerade kichernd Fotos auf ihren Mobiltelefonen. Auf der gepolsterten Bank neben dem Eingang saßen ein paar Damen in mittleren Jahren bei einem Kaffee, zu ihren Füßen mit Obst und Gemüse gefüllte Einkaufskörbe.

»Bist du nicht gerade im Dienst?« Brigitte Haug, eine drahtige Frau Anfang sechzig mit einem frisch gefärbten Kurzhaarschnitt in einem Farbton, der von Friseuren gern »Kastanie« genannt wird, aber im Tageslicht gelegentlich wie »Waldbrand« aussieht, stemmte die Arme in die Hüften und musterte Dodo argwöhnisch.

»Stell dich nicht so nahe neben den Kuchen«, warnte sie ihre Tochter. »Jedes Mal, wenn du mich besuchst, verschwindet was auf geheimnisvolle Weise.«

»Mama, das ist vermutlich irgendeine Essstörung, da kann ich nichts dafür. Wärst du so lieb?« Dodo überreichte ihrer Mutter mit ungerührter Miene einen vollen schwarzen Plastiksack.

»Bekomme ich jetzt endlich all das Geld zurück, das ich dir geliehen habe?«, wollte Brigitte lachend wissen und öffnete den riesigen Beutel. »Schmutzwäsche? Lass mich raten: Du hast den Schlüssel für deine Waschmaschine verloren.«

»Die schleudert nicht mehr, und ich hab nichts anzuziehen außer meinen guten Sachen«, rechtfertigte sich Dodo. »Wie geht es eigentlich deinen Katzen? Alle gesund und munter? Oder ist vielleicht eine gestorben? Simba sah nicht so gut aus bei meinem letzten Besuch.«

»Denen geht es bestens.« Brigitte Haug horchte auf. »Warum? Und was soll dieses Pflaster auf deinem Arm?«

»Beim Rasieren geschnitten. Mama, keine Fragen bitte, ich habe einen dringenden Fall.«

»Wissen wir.« Brigitte wandte sich an Kurti. »Schön, Sie zu sehen. Was ist mit Ihrer Wange? Auch beim Rasieren geschnitten?«

»Ihre Tochter war mit meinem Outfit nicht einverstanden«, antwortete Kurti grinsend. »Nein, kleiner Scherz.«

»Ihr kennt euch?« Dodo schaute von einem zum anderen. »Und was heißt: ›Wissen wir‹? Wo ist er?«

»An seinem Stammplatz natürlich.« Brigitte wies auf das Tor zum gepflasterten Innenhof, wo inmitten quadratisch angeordneter Fachwerkfassaden eine Armada von Kübelpflanzen versuchte, die Junisonne einzufangen.

»War nett neulich.« Brigitte zwinkerte Kurti zu.

»Nett?«, wiederholte Dodo. »Was geht hier hinter meinem Rücken vor?«

»Wir bewegen uns eben beide gern«, klärte Brigitte ihre Tochter auf. »Aber wenn man wie du immer nur vom Parkplatz bis zum Tresen einer Bar stolziert und dann ständig jammert, dass man abnehmen muss …«

»Du meinst, ich soll zum Abnehmen Gymnastik machen, so was wie Liegestütze und Sit-ups?«, fragte Dodo säuerlich.

»Es wäre schon genug Bewegung, den Kopf zu schütteln, wenn dir jemand Kuchen anbietet.« Ihre Mutter lachte. »Kurti und ich sind im selben Chi-Gong-Kurs, mehr nicht. Und jetzt hat man Sie meiner Tochter zugeteilt? Seien Sie vorsichtig, mein Lieber. Schatz, setz dich mit ihm nach draußen«, wandte sie sich an Dodo. »Ich bringe euch Kaffee, für eine Tasse ist sicher noch Zeit. Kurti, ein Stück Käsesahne?«

»Nein danke, Brigitte«, lehnte er ab. »Diese Woche keine Kohlenhydrate.«

»Ich würde ein Stück nehmen, Mama.« Dodo warf ihrer Mutter einen bittenden Blick zu. Brigitte verschwand wortlos hinter dem Kaffeeautomaten und stellte ein Tablett bereit.

»Komm mit«, forderte Dodo ihren neuen Kollegen auf. »Dauert nicht lange.«

»Guten Morgen, die Herrschaften.« Wolfgang Geißler, seines Zeichens Kriminaloberrat im Ruhestand, der bei einem Cappuccino über der Tageszeitung gebrütet hatte, stand auf und deutete höflich eine kleine Verbeugung an. »Sie werden mit jedem Tag hübscher, Frau Haug. Nehmen Sie Platz«, bat er.

»Endlich hat es jemand bemerkt. Danke.« Dodo setzte sich neben ihn auf eine weiße schmiedeeiserne Bank mit feuerroten Polstern. »Ich gehe davon aus, Sie wissen Bescheid.«

Wolfgang Geißler nickte gelassen.

»Selbstverständlich.«

Dodo seufzte. Der imposante Herr Mitte sechzig mit wachen hellblauen Augen unter einem schlohweißen Haarkranz war täglich hier im malerischen Innenhof des Cafés zu finden, wo er literweise Cappuccino in sich hineinschüttete und die Kreuzworträtsel in Zeitschriften ausfüllte, die jemand liegen gelassen hatte. Gelegentlich half er sogar ihrer Mutter beim Bedienen, wenn der Laden von Gästen überquoll. Seit seiner Pensionierung wusste er mit seiner Zeit nicht so recht etwas anzufangen, denn er war Kriminologe aus Leidenschaft und vermisste die Arbeit sehr. Bei jedem neuen Fall in der näheren Umgebung bot er Dodo seine Hilfe an und war schwerer abzuschütteln als ein an der Schuhsohle klebender Kaugummi. Aber er war immer hilfsbereit und hatte die besten Manieren, die Dodo je erlebt hatte. Man musste ihn mögen. Mehr oder weniger.

»Heute Morgen gegen sechs Uhr dreißig habe ich einen kleinen Spaziergang unternommen und bin dabei zufällig in der Galgengasse gelandet, wo gerade die Spurensicherung abzog«, erklärte Geißler nun. »Ziemlich spät übrigens. Zu meiner Zeit wären die schneller fertig gewesen.«

»Zufällig. Klar«, wiederholte Dodo ungerührt. »Früher war ohnehin alles besser. Auch meine Figur. Und mit ›sechs Uhr dreißig‹ meinen Sie vermutlich kurz nach Mitternacht, so wie ich Sie kennen und schätzen gelernt habe.« Geißler errötete für den Bruchteil einer Sekunde, sagte aber nichts.

»Können Sie uns schon Ihre Ermittlungsergebnisse mitteilen?«, bat Kurti todernst. »Dann fordere ich umgehend einen Haftbefehl an.«

»In achtzig Prozent aller Fälle ist es jemand aus dem nahen Bekannten- oder Verwandtenkreis.« Geißler musterte ihn streng. »Haben Sie den bereits überprüft?«

»Selbstverständlich.« Kurti grinste. »Wir benützen seit Neuestem einen Raketenrucksack, der uns zusätzliche Superkräfte verleiht, und sind schneller als der Schall. Hat man Ihnen das noch gar nicht zugetragen?«

»Sie sind neu.« Geißler musterte Kurti von oben bis unten. »Ach ja, Sie kommen vom Rauschgiftdezernat. Sind da alle so vorlaut?«

»Wir waren bis eben in einer Besprechung, Herr Geißler«, warf sich Dodo in die Bresche. »Und wir sind im Druck.«

»Zu meiner Zeit fuhr man ganz altmodisch zu den Leuten nach Hause«, sagte Geißler von oben herab. »Man verhörte sie gründlich und verhaftete sie anschließend. Da war nichts mit Kuscheln oder Stuhlkreis. Heute werden die Verbrecher mit Wattebällchen beworfen und lachen sich kaputt.«

»Ja, die gute alte Zeit.« Kurti zwinkerte ihm zu.

»Ist doch wahr. Früher musste man sich keine richterliche Erlaubnis besorgen, um ein Chatprotokoll bei WhatsApp überprüfen zu können. Da gab es diese Dinger gar nicht, diese vermaledeiten Mobiltelefone.«

»›Chatprotokoll‹?« Dodo war hellhörig geworden. »Herr Geißler, haben Sie auf dem Revier einen Maulwurf?«

»Sie sind bei der Kripo, finden Sie es selbst heraus.« Geißler schlürfte mit gespitzten Lippen seinen mittlerweile vermutlich kalten Cappuccino und setzte sein Pokerface wieder auf.

»Hier, bitte. Wolfgang, hören Sie auf, meine Tochter zu ärgern.« Unbemerkt war Brigitte Haug am Tisch aufgetaucht. Sie platzierte eine dampfende Tasse Kaffee vor Kurti und stellte vor ihrer Tochter mit einem Knall einen Kuchenteller mit einem riesigen Stück Käsesahnetorte ab.

»Sandra kannten hier übrigens viele.« Ächzend nahm sie neben Kurti Platz auf der Bank.

»Welche Sandra?«, wiederholte Dodo scheinheilig.

»Tun wir doch einfach so, als hätte ich es in der Zeitung gelesen«, schlug ihre Mutter gelassen vor. »Rothenburg ist keine sonderlich große Stadt, und Neuigkeiten verbreiten sich in Windeseile. Die Dame hat auch bei mir schon einmal mit Wilbold gefrühstückt. Er war verrückt nach ihr, das wussten wir alle. Pikante Geschichte, denn eigentlich war er anderweitig liiert.«

»Liiert?«, wiederholte Dodo interessiert.

»In den letzten zehn Jahren hat man ihn eigentlich immer in Begleitung derselben Frau gesehen«, mischte Geißler sich ein. »Daniela heißt sie, so viel konnte ich schon in Erfahrung bringen.«

»In Erfahrung bringen …« Kurti schmunzelte. »Natürlich. Und weiter?«

»Ein paar Jahre nach dem Tod seiner Frau lernte Wilbold Daniela kennen«, fuhr Geißler fort. »Sie war damals Mitte dreißig, er bereits Ende fünfzig. Aber so merkwürdig es klingt: Sie scheint ihn aufrichtig gemocht zu haben. Die beiden fuhren auch regelmäßig gemeinsam in Urlaub und …«

»Sie begleitete ihn überall hin«, unterbrach ihn Brigitte, »und wir alle haben gewartet, dass demnächst eine Verlobungsanzeige in der Zeitung erscheint. Immerhin ist Wilbold nicht mehr der Jüngste und so gar nicht der Typ für ein Bratkartoffelverhältnis.«

»Bratkartoffeln.« Dodo leckte sich die Lippen. »Das wäre jetzt was.«

»Es liest doch niemand mehr Zeitung, Brigitte«, erklärte Geißler. »Das einstige Volk der Dichter und Denker knallt heutzutage mit dem Kopf an Glasschiebetüren, weil es nur noch auf seine Handys starrt. Neulich hätte ich beinahe eine junge Frau überfahren, die ist schnurstracks über die Straße gelaufen, ohne auf den Verkehr zu achten.«

Brigitte tätschelte ihm beruhigend den Arm. »Wie gesagt, alle haben gewartet, dass Wilbold Nägel mit Köpfen macht«, fuhr sie fort. »Wohl niemand mehr als Daniela. Und dann, seit ungefähr einem halben Jahr, sah man ihn immer öfter mit dieser grell geschminkten Königin der Nacht. Die wohnte ja noch nicht lange in Rothenburg, war aber ständig in der Stadt unterwegs.«

»Mama, für dich heißt ›nicht lange hier wohnen‹ ›noch nicht seit mindestens hundert Jahren‹«, widersprach ihr Dodo. »Wir wissen, dass sie vor zwei Jahren hierhergezogen ist.«

»Die hat nichts anbrennen lassen«, behauptete Brigitte.

»Wir leben im 21. Jahrhundert, Mama«, seufzte Dodo. »Frauen dürfen tun, was sie wollen.«

»Dann sollen sie aber nicht jammern, wenn sie nicht geheiratet werden.« Brigitte warf ihrer Tochter einen scharfen Blick zu. »Wer viel wechselt, wird bald zu Kleingeld und muss sich nachts allein in dunklen Kneipen herumtreiben. Auf zu hohen Absätzen. Und davon kriegt man Hammerzehen.«

»Zu hohe Absätze gibt es nicht, Mama.« Dodo verdrehte die Augen. »Also, diese Sandra ließ nichts anbrennen. Wie kommst du darauf? Wart ihr im selben Kochkurs?« Sie grinste boshaft.

»Du weißt ganz genau, was ich meine. Innerhalb dieser zwei Jahre hat diese Sandra beinahe denselben Bekanntheitsgrad erreicht wie die Rothenburger Rathausuhr«, antwortete Brigitte mit sarkastischem Unterton. »Meine Freundinnen und ich haben uns häufig gefragt, wann die ersten Nachtwächtertouren zu ihrer Wohnung veranstaltet werden. In den hiesigen Hotels war sie ein oft gesehener Gast. Offenbar traf sie sich dort mit ihren Internetbekanntschaften: älteren Männern mit Luxuskarossen. Ich an ihrer Stelle wäre ja weiter weggefahren mit den Herren. Jedenfalls stand sie wohl auf Zimmerservice.«

»Eventuell wollte sie nur nicht in ihrer eigenen Wohnung hinter den Typen herwischen. Putzt eben nicht jeder so begeistert wie ein Tatortreiniger, Mama.«

Brigitte überhörte die Stichelei. »Auf alle Fälle hat sich diese Sandra vor einigen Monaten Wilbold geangelt, der von diesem Moment an überall nur noch mit ihr im Schlepptau auftauchte. Die arme Daniela war am Boden zerstört.«

»Kennst du sie näher?«, wollte Dodo wissen.

Brigitte schüttelte den Kopf. »Nur vom Sehen. Aber zwei meiner Stammgäste arbeiten in derselben Firma wie sie, die haben davon erzählt. Und im Internet hat sie öfter Fotos von sich und Wilbold gepostet.«

»Woher weißt du das denn?«, wollte Dodo wissen.

»Sie wurde mir von Facebook als Freundin vorgeschlagen«, antwortete Brigitte ungerührt. »Da habe ich mich eben auf ihrem Profil mal umgesehen.«

»Klar doch«, sagte Dodo. »Weil dir nichts ferner liegt als Neugierde.«

»Genau.« Brigitte nickte. »Verstehen kann ich nicht, warum Wilbold auf diese angemalte Nymphe reingefallen ist, er und Daniela waren letztes Jahr sogar in der Karibik. Und Daniela ist ja auch recht hübsch. Gepflegt vom Scheitel bis zur Sohle, nur ein bisschen üppig eben.«

»Also wie ich.« Dodo verzehrte genüsslich das letzte Stück ihrer Käsesahne.

»Wieso trägst du eigentlich heute wieder diesen formlosen Lappen im Lagenlook?« Brigitte zupfte vorwurfsvoll an Dodos Oberteil herum. »Du solltest doch immer dein Lasso dabei haben, für den Fall, dass du mal ein Pferd triffst.«

»Rein berufliche Gründe, Mama.« Dodo klopfte sich auf die Hüfte. »Damit man meine Knarre nicht sieht. Soll ich dir ein Stück Apfelkuchen vom Kopf schießen? Wenn ich treffe, darf ich es behalten. Deal?«

»Du bist wirklich unmöglich.« Brigitte sah ihre Tochter strafend an. »Dieser gerade Schnitt trägt fürchterlich auf, und ich finde es gruselig, dass du eine Waffe trägst. Aber nun gut, musst du wissen.«

Geißler rührte gedankenverloren in seinem Cappuccinorest. »Würde mir eine jüngere Frau meinen langjährigen Lebenspartner vor der Nase wegschnappen, ich wäre stinksauer. Sie nicht, Dorothea?«

»Jetzt bin ich mal gespannt.« Brigitte lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Mama, ich würde mich einfach vors Amtsgericht stellen und warten, bis mir da ein frisch geschiedener Mann vor die Füße stolpert. Herr Geißler, was bedeutet konkret: ›Sie war am Boden zerstört‹?«

»Na ja …«, Geißler machte eine vielsagende Pause. »Neulich war Wilbold mit seiner neuen Flamme im ›Eisenhut‹.«

»Gute Adresse«, bemerkte Kurti anerkennend.

»Plötzlich tauchte Daniela auf«, redete Geißler weiter. »Sie stürmte am Personal vorbei und machte eine schlimme Szene. Es wird behauptet, sie sei angetrunken gewesen. Dann hat sie Wilbolds Neuer ein Glas Wein über das Kleid geschüttet.«

»Ist nicht wahr!«, entfuhr es Dodo.

»Bordeaux, habe ich gehört«, mischte sich Brigitte ein. »Vierundachtzig Euro die Flasche. Viel Kleidung kann sie da aber nicht getroffen haben, bei den fünf Quadratzentimetern Stoff, die Sandra normalerweise trug. Der materielle Schaden hielt sich also in Grenzen.«

»Diese Daniela war wütend auf die neue Freundin ihres Ex.« Dodo kratzte mit der Kuchengabel die letzten Reste der Käsesahne vom Teller, missbilligend beobachtet von ihrer Mutter. »Die besten Jahre ihres Lebens an einen Mann vergeudet, der sie von heute auf morgen sitzenlässt. Wie alt ist sie jetzt?«

»Ich würde schätzen, Mitte vierzig.« Brigitte stellte die leeren Kaffeetassen auf ein Tablett. »Das geht schnell, meine Liebe, immer dran denken. Die Wäsche kannst du dir morgen abholen. Und such den Schlüssel für deine Waschmaschine, sonst kaufe ich dir eine neue, dann hast du keine Ausrede mehr. Von wegen ›die schleudert nicht mehr‹.«

»Mach ich. Danke, Mama. Kommst du, neuer Kollege?« Dodo erhob sich, Geißler stand ebenfalls auf. Er war und blieb ein Gentleman.

»Wenn Sie Hilfe benötigen …« Er sah sie treuherzig an. »Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«

»Sehr nett von Ihnen.« Dodo lächelte ihn strahlend an. »Aber ich und der König der Pfadfinder hier, wir schaffen das schon. Sagt auch unser Chef.«

»Können Sie es sich wirklich leisten, auf die Kenntnisse eines erfahrenen Ermittlers zu verzichten? All dieser digitale Kram«, Geißler winkte verächtlich ab, »der führt doch zu nichts. Ich komme schneller als Sie zu einem schlüssigen Ergebnis, da wette ich mit Ihnen jeden Betrag.«

»Wenn ich mit Ihnen wetten könnte, müsste ich nicht arbeiten.« Dodo drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Lassen Sie es lieber. Und Ihren Informanten finde ich auch noch. Ich bin sicher, dass Sie einen haben.« Sie winkte noch einmal zum Abschied und machte sich mit Kurti auf den Weg.

»Warum habe ich mich nur von dir überreden lassen, am Schrannenplatz zu parken? Dieser Gesundheitswahn ist nervtötend, das nächste Mal fahren wir mit dem Auto vor«, hörte man sie im Weggehen schimpfen.

»Von mir hat sie das nicht, diese Vorliebe für Waffen und Schimpfwörter.« Brigitte blickte den beiden Ermittlern nach, wie sie durch das gemauerte Tor auf die Straße verschwanden. »Ich habe mir immer gewünscht, dass sie ihr Potenzial ausschöpft, aber doch nicht mit Mord und Totschlag.«

»Jede Wette, dass ich das schneller gelöst hätte«, wiederholte Geißler gedankenverloren. »Brigitte, ich habe da so eine Idee. Lassen Sie uns darüber sprechen, sobald Sie Zeit haben.«

»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich diese Idee hören möchte.« Brigitte blickte ihn zweifelnd an. »Andererseits hätte meine Tochter mal einen Dämpfer verdient.« Eilig huschte sie zurück ins Café, denn es waren neue Gäste eingetroffen.

Geißler setzte sich wieder an seinen Stammplatz, starrte versonnen in die leere Tasse und dachte nach.

Tod in Rothenburg

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