Читать книгу Die Blöde - Barbara Fer - Страница 5
ОглавлениеALLTAG
Zum Frühstück um sieben Uhr versammelt sich die gesamte Familie. Jeder hat seine Vorlieben. Tee, Kaffee oder Kakao und Müsli, Sandwich oder Kuchen. Die Haushälterin, von allen liebevoll Micki genannt, denn Dicki wäre ja verletzend, serviert pünktlich allen das Gewünschte. Sie selbst frühstückt ausgiebig, wenn alle außer Haus sind.
Um halb acht Uhr ist für die Familie der tägliche Aufbruch. Vater fährt mit der Limousine vor. Mutter nimmt vorne Platz, die beiden Töchter auf der hinteren Sitzbank. Michael wohnt wochentags in Uni-Nähe in einem Studentenheim.
Zuerst geht es direkt zur Privatschule der Stadt, wo Valerie und Mona die Schule besuchen. Anschließend wird die Route so gewählt, dass Mama ihre vormittäglichen Aktivitäten erledigen kann. Danach fährt Vater zur eigenen Firma, wo er bis zum späten Nachmittag arbeitet und danach die beiden Töchter wieder von der Schule abholt.
Den Schulhof betreten die beiden Schwestern getrennt, denn Valerie beeilt sich, zu ihren wartenden Freundinnen zu kommen. Sie tauschen noch schnell ihre Neuigkeiten aus, bevor sie in ihr Klassenzimmer gehen. Die Schulstunden verbringen sie eher gelangweilt. Erst in den Pausen wird es für die Mädchenclique wieder lustig und interessant. Mona hingegen geht gemächlich in ihre Klasse. Nach dem Auspacken plaudert sie ein wenig mit ihrer Sitznachbarin. Bestimmte Unterrichtsgegenstände wie Mathematik oder Biologie findet sie so informativ, dass die Stunde recht schnell vergeht. Den anderen Fächern folgt Mona aufmerksam und erledigt die gestellten Aufgaben auch gewissenhaft.
Mama besucht meistens den großen „Einkaufstempel“, wie sie zu sagen pflegt. Dort findet sie alles. Vom Kosmetikbereich bis zu exklusiven Shoppingboutiquen und Bodystylinginstituten. Hier verbringt sie meistens ihre Vormittage. Gelegentlich trifft sie sich auch mit Bekannten. Meistens fährt sie nach ihren Erledigungen mit dem Taxi heim. Micki serviert ihr dann einen leichten Snack, damit sie ihre vorteilhafte Figur behält.
Vater wird in der Firma von seiner Sekretärin empfangen und über die anstehenden Termine und Arbeiten informiert. Lisa arbeitet schnell und gewissenhaft. Daher sitzt sie im Vorzimmer ihres Chefs, der im anschließenden riesigen Büro nochmals einen Kaffee trinkt, bevor er sich in den Arbeitsalltag stürzt. Gewöhnlich merkt er erst am frühen Nachmittag, dass er durchgearbeitet hat. Dann lässt er sich von Lisa aus der Firmenkantine ein leichtes Menü holen. Meistens isst er abschließend einen köstlichen Kuchen und trinkt wieder Kaffee dazu. Allerdings muss er aufpassen, dass er dadurch nicht zu viel an Gewicht zunimmt. Seine Frau merkt sofort jede kleine Rundung am Bauch und verordnet ihm dann eine leichte Diät. Er denkt aber, dass er das Süße braucht, damit er sein Arbeitspensum bewältigen kann.
Am späten Nachmittag fährt Vater müde zur Schule, um seine Töchter abzuholen. Manchmal geht er sogar in den Schulbereich hinein, wenn er zu früh kommt und spricht mit der Direktorin oder dem noch anwesenden Lehrpersonal. Meistens sind es keine ernsthaften Gespräche, sondern nur Small Talk. Valerie und Mona nähern sich Vater in solchen Fällen mit gebührendem Abstand. Wartet er jedoch vor der Schule im Auto, steigt Valerie mit einem koketten „Hallo“ ein, während Mona zu seiner Tür stürzt und ihn mit einem Wangenbusserl stürmisch begrüßt. Er bedankt sich immer mit einem besonders breiten Lächeln.
Zu Hause brauchen alle ihren Rückzug, um sich vom Alltag zu erholen und sich für das Abendessen frisch zu machen. Vater und Mutter verbringen diese Zeit in ihrem gemeinsamen Wohn- und Schlafbereich mit den Nassräumen. In der gleichen Etage haben auch die Kinder ihre getrennten Räumlichkeiten, die nur über den Flur erreichbar sind.
Zum gemeinsamen Abendessen treffen sich wieder alle im Esszimmer, das von Micki vorher immer nett dekoriert wird. Der abgelaufene Tag wird nun besprochen und für den morgigen Tag Absprachen getroffen. Danach widmet sich jeder seinen Interessen und Hobbys. Manchmal wird auch noch lange in der Bibliothek oder im Wohnzimmer diskutiert und geplaudert.