Читать книгу Die Blöde - Barbara Fer - Страница 8
ОглавлениеENTSCHEIDUNG
Wie immer Freizeitstress am Wochenende. Fahrt zur „Hütte“, wie Mama dieses noble Wochenenddomizil nennt. Papa geht zum nahen Teich angeln, damit er sich in Ruhe erholen und den guten Fisch für die Familie auf dem Rost braten kann. Mama und Valerie finden in den feinen Boutiquen und Geschäften ländliche Abwechslung. Außerdem werden sie als die „Städter“ besonders vorzüglich behandelt. Und Mona? Sie macht sich „unsichtbar“ und kommt nur zu den Fixzeiten wie Essen, am Abend oder Abfahrt zur Familie. Dazwischen spaziert sie durch die Natur und gewinnt ungewöhnliche Eindrücke. Der seltene Feuersalamander, der sich in der Sonne räkelt und oft nicht schnell genug den Weg verlässt und überfahren wird. Daher trägt sie die geschützten Tiere immer auf die andere Wegseite, die zum Wasser führt. Manchmal belauscht sie auch in der Wiese sitzend die verschiedenen Vögel. Einige kann sie schon am Gesang erkennen. Ihre Vogelstimmen-CD hört sie sich aus diesem Grund immer wieder an. Die Blumenvielfalt gefällt Mona besonders gut. Sowohl am Wegrand als auch in den Wiesen gibt es blaue, gelbe, rote, weiße und gelegentlich rosa blühende Blumen. Ganz wenige pflückt sie für einen Blumenstrauß am Mittagstisch. Die anderen genießt sie in der freien Natur. Sie freut sich, dass hier auf dem Land noch viele Menschen die gesunde Natur schätzen und sie auch schützen. „Seelenverwandte“ nennt sie im Stillen diese einfachen Leute.
Wie auch immer. Es ergibt sich an diesem Wochenende keine Gelegenheit, in Ruhe mit einem Elternteil über ihr Problem zu sprechen und mitzuteilen, dass sie keinen Schulplatz hat. Daher geht sie am Montag, ohne lange nachzudenken, im Einkaufszentrum zum Lebensmittelgeschäft und bewirbt sich um die ausgeschriebene Lehrstelle. Im Gegensatz zu ihrer großen Schwester hält Mona Müßiggang oder Langeweile nicht lange aus. Sie sucht sich immer eine Beschäftigung, sonst könnte sie das „Nebenherlaufen“ in der Familie nicht aushalten.
Die Geschäftsführerin nimmt Mona gut gelaunt und gerne auf. Sie zeigt ihr die Räumlichkeiten und den Kastenbereich für ihre persönlichen Sachen. Den Schlüssel soll sie immer bei sich tragen und erst nach Dienstschluss, wenn sie ihre Sachen geholt hat, wieder anstecken. Dann erklärt sie Mona ihren Aufgabenbereich, der hauptsächlich im Schlichten von Lebensmitteln besteht. Als Lehrling darf sie natürlich nicht die ganz schweren Kartons und Kisten schleppen und hat auch eine tägliche Dienstzeit, die erst später nach dem Öffnen beginnt, und am frühen Nachmittag endet. Auch am Wochenende gibt es für Lehrlinge noch keine Beschäftigung. So ist die Gesetzeslage und an die hält sie sich strikt. Mona ist mit allem einverstanden. So kann sie in der Früh wie gewohnt weggehen und kommt rechtzeitig am Nachmittag nach Hause.
Lange wird sie wahrscheinlich diese Arbeit nicht machen. Nur bis die Schulsituation geklärt ist.