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6. Feuer und Wasser

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Im Moment beschränkte sich unser Handeln eher aufs Jagen und Fischen, was keinesfalls sonderlich zufriedenstellend war. Dennoch hatte ich das Gefühl, dies würde sich baldig ändern. Ich ging zu Bruder Matthias in die Höhle, damit er sich endlich ausruhen konnte. Er hatte sich bereits den ganzen Tag um die Fremde gekümmert. Sichtlich erleichtert durch mein Erscheinen erhob er sich und kam auf mich zu. „Ich dachte du könntest ein wenig Schlaf vertragen. Wild ist gewiss auch noch etwas übrig, sicher hast du auch Hunger.“ Ich blickte in sein überaus müdes Gesicht.

„Dies ist ein guter Einfall Samuel. Könntest du vielleicht vom Fluss frisches Wasser besorgen? Eventuell würde dir ein wenig Wasser ebenfalls guttun, du siehst keinesfalls mehr so… so gänzlich sauber aus. - Ich warte so lange bei ihr“, sagte der Mönch.

Natürlich verstand ich seine Andeutung nur zu gut, nahm den Eimer und schritt in Richtung Fluss. Dieser war keinesfalls weit vom Lager entfernt. Nach einer Weile kam ich am Fluss an, stellte den Eimer auf den Boden, legte meine Waffen daneben und sprang kurzerhand in den Fluss. Das ging erstens viel schneller und zweitens wurden meine Sachen dadurch sofortig gesäubert.

Gemächlich stieg ich aus dem Wasser und schüttelte mich ein wenig. Sodann nahm ich wiederum meine Waffen auf und füllte den Eimer. Meine Sachen würden ohnedies schnell trocken, so kühl war es derweil auch nicht. Ich hasste es gänzlich meine Zeit mit zu viel Reinlichkeit zu verschwenden.

Schließlich drehte ich mich um und maschierte in Richtung Höhle zurück. Natürlich musste ich an Ludger sowie den anderen vorbei, was ich ehrlich gesagt keinesfalls bedacht hatte.

„Bist du ins Wasser gefallen oder war der Eimer zu schwer für dich?“, lachte Ludger hämisch. Ich atmete tief aus und verdrehte entnervt meine Augen. Sicher! Ludger und seine Scherze, daran hatte ich wahrhaftig keinesfalls gedacht. Sowie ich aussah tropfend nass, war ich gewiss äußerst belustigend für jedermann. In letzter Zeit war ich erheblich unkonzentriert, was irgendwie mit dieser Fremden zu tun hatte. Eigentlich ärgerte mich dies im hohen Maße. So viel Schwäche als Krieger zu zeigen aufgrund eines Weibsstücks ward sichtlich unverzeihlich.

Äußerst gefasst schaute ich Ludger an und sagte: „Ich wollte lediglich meine Sachen säubern. Könntest du gewiss auch einmal versuchen, Ludger!“ Er schaute mich finster an, jedoch Veland fing augenblicklich schallend an zu lachen.

„Ha… ha, wahrlich äußerst spaßig. Machst dich wohl fein für sie?“ Ich verdrehte die Augen, zugleich schritt Ludger lachend zur Feuerstelle zurück. Alsdann ich die Höhle betrat schaute Bruder Matthias mich mit großen Augen an.

„Was ist denn mit dir geschehen? Du solltest dich keinesfalls so erfrischen. Du bist völlig durchnässt.“ Der Mönch schüttelte den Kopf und warf mir ein Stück Stoff zu.

„Ehrlich gesagt deine Waschgepflogenheiten solltest du einmal überdenken, ansonsten wirst du auf kurz oder lang trotz alledem noch krank. Auch wenn du sonstig eher gesund bist.“ Wiederum schüttelte der Mönch den Kopf, zugleich grinste er. Mit unschuldiger Miene blickte ich ihn an und trocknete meine Haare mit dem Tuch ab.

Schließlich murmelte ich: „Wolltest du dich keinesfalls ausruhen? - Muss ich den Verband unverzüglich erneuern oder hast du dieses bereits getan?“ Ich schaute Bruder Matthias fragend an.

„Du kannst ruhig noch eine gewisse Zeit vergehen lassen. Ihr scheint es ein wenig besserzugehen. Das Fieber ist wahrhaftig gesunken und die Wunde beginnt endlich anzuheilen. Lediglich ihre Lippen müsstest du ab und zu mit Wasser befeuchten, allerdings davon hast du ja jetzig mehr als genug. Bis dahin.“ Schmunzelnd sowie sichtlich erschöpft verließ Bruder Matthias die Höhle.

Was hatte ich für einen unverständlichen, irrsinnigen Einfall? In der Höhle war es kalt, außerdem hatte ich zudem nasse Sachen an. Letztendlich blieb mir wahrscheinlich nichts anderes übrig, als von einem der Schlafplätze mir eine Decke oder ein Fell zu nehmen. Ansonsten würde ich womöglich dennoch krank und dies wäre wahrlich äußerst fatal.

Ich schaute mich um. Mehrere Fackeln erhellten die Höhle, jedoch das Licht strahlte eine beruhigende Wärme aus. Langsam schritt ich auf ihr Lager zu, neugierig betrachtete ich sie. Wahrhaftig sie schaute keinesfalls mehr so bleich aus. Darüber hinaus ging ihr Atem um einiges gleichmäßiger. Augenblicklich verspürte ich abermals dieses seltsame Gefühl von Neugier und Faszination. Dieses konnte man allerdings wahrlich schwer in Worte fassen.

Ihr Gesicht… ihre glatte, makellose Haut… ihre kleinen enganliegenden Ohren… ihre verführerischen Lippen, die noch immer überaus blass beinahe farblos waren sowie ihren sinnlichen Mund. Ich atmete schwer aus. Wie gerne würde ich diesen Mund, diese sinnlichen Lippen berühren… Nein! Aufhören! Nicht weiterdenken!

Ich pustete meine Luft aus meiner Lunge und drehte mich gleichzeitig um. Verdammt! Ich muss mich zusammenreißen. Ich durfte keinesfalls ihrem Zauber gänzlich verfallen.

Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen, atmete tief ein und aus. Spürbar beruhigte ich mich ein wenig, worauf ich wiederum die Augen öffnete. Ich blickte dieses faszinierende Wesen erneut an. Sie war abermals von einer Art Decke bedeckt, wie ein Schleier der ihre Konturen ein wenig hervorhob. Schwer schluckte ich und versuchte meine inneren, aufgewühlten Gefühle zu verstehen.

Wenn ich ehrlich zu mir war, würde ich die Decke niemals ohne ersichtlichen Grund entfernen. Ich hatte keinerlei Ahnung wie ich auf sie gänzlich reagieren würde, wenn ich die Decke abnehmen würde. Sie lag da, wie ein… mir fehlten irgendwie die angemessenen Worte. Ja sie sah aus… wie ein gefallener Engel. Anderes konnte ich sie keinesfalls beschreiben.

Wenn sie gleichwohl endlich erwachen würde. Vielleicht könnte ich mein Denken über sie ändern und sie gänzlich vergessen. Jedoch machte sie mir keinesfalls den Eindruck von einer arroganten Adligen. Sie wirkte auf mich eher sanfter sowie besonnener. Nun gut, wir würden sehen…

Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihre Stirn. Ja, Bruder Matthias hatte wahrhaftig Recht. Ihre Stirn fühlte sich in keinster Weise mehr so heiß an, die Schweißperlen waren gänzlich verschwunden. Vorsichtig nahm ich ein Stück Stoff und befeuchtete dieses mit dem kühlen Wasser. Behutsam tupfte ich ihre Stirn, ihr Gesicht sowie ihren Hals ab. Ihre Haut war so makellos so vollkommen sowie dieser wundervolle Mund …


***


Urplötzlich erschrak ich innerlich, gleichzeitig hielt ich in meiner Bewegung inne. Sie starrte mich unerwartet mit großen Augen an. Jedoch kam kein einziger Laut über ihre Lippen. Lediglich ihre Augen blickten mich weiterhin verängstigt an. Wunderschöne blaugrüne Augen sagten mir, dass sie erwacht war und sich fürchtete. Ich räusperte mich, zugleich legte ich das Stück Stoff beiseite und sah sie neugierig an.

„Du brauchst keinerlei Angst vor mir zu haben. Ich werde dir gewiss keineswegs etwas zuleide tun. - Du warst schwer verletzt und eine lange Zeit ohne jegliches Bewusstsein. Ich habe dich hierhergebracht. Du bist an diesem Ort vollkommen in Sicherheit.“ Allerdings gab sie mir keinerlei Antwort, lediglich ihre Augen schauten mich ununterbrochen an. Nein, sie durchbohrten mich förmlich. Langsam erhob ich mich und sah neugierig sowie fasziniert zu ihr.

Ihre grünblauen Augen starrten immerfort in mein Gesicht, eiäusperte mich,d langsam au,, ja,ja sie verfolgten jeder meiner Bewegungen. Abermals atmete ich aus und blickte etwas ratlos zu dem Höhlenausgang. Inständig hoffte ich, dass der Mönch augenblicklich im Höhleneingang erscheinen würde. Was sollte ich in diesem Augenblick mit ihr anfangen?

„Äh… ich heiße Samuel. Du brauchst keinerlei Furcht vor mir zu haben. - Deine Verfolger haben nicht im Entferntesten eine Ahnung wo du dich im Moment aufhältst. Du bist diesbezüglich in Sicherheit. - Glaubt mir bitte und versuche dich ein wenig zu beruhigen.“

Abwartend blickte ich sie an, worauf ihr ein Seufzer entglitt und sie sich ganz allmählich entspannte. Ihr Blick wanderte bedächtig durch die Höhle, alsdann richtete sie ihre Augen wiederum auf mein Gesicht. Jedoch kam weiterhin kein einziger Ton… kein einziges Wort, von dieser geheimnisvollen Maid.

„Du bist gewiss durstig? Warte, ich werde dir etwas zu trinken besorgen.“ Ich drehte mich um und schritt langsam zu dem Eimer, wo sich das frische, klare Wasser befand. Vorsichtig füllte ich den Becher mit dem köstlichen Nass und ging zurück zu ihrem Lager.

Behutsam legte ich meine Hand hinter ihren Nacken. Vorsichtig hob ich den Kopf an und flößte ihr ganz langsam etwas Wasser in den Mund. Sorgsam sowie erleichtert ließ ich sie auf ihr Lager zurücksinken. Ganz vorsichtig nahm ich meine Hand von ihrem Nacken und spürte ein eigenartiges Kribbeln in meiner Hand.

„Danke.“ Entgeistert starrte ich sie an. Ihr erstes zudem einziges Wort. Ich schluckte, wenngleich ich auch sichtlich überrascht war. Sie konnte sprechen. Mittlerweile hatte ich mich innerlich wiederum im Griff und meinte: „War mir ein Vergnügen.“

Sodann kam das Schweigen, ein endloses langes, erdrückendes Schweigen. Offensichtlich wusste keiner von uns beiden so recht, wer oder was wir sagen oder Fragen sollten. Ich spürte ihre Blicke auf meinem Gesicht, worauf ich wiederum in Richtung des Höhlenausgangs späte. Inständig hoffte ich, dass der Mönch baldig auftauchen würde. Schließlich hielt ich es in keinster Weise mehr länger aus und brach dieses erdrückende Schweigen.

„Würdet Ihr mir eventuell verraten, wer Ihr seid und woher Ihr kommt?“ Sie schaute mich mit durchdringenden Augen an, löste allmählich den Blick von mir und sah zur Höhlendecke. Ein lautes Seufzen entwich ihr, jedoch sah sie mich keinesfalls mehr an.

„Nun, dass ich kein Jüngling bin habt Ihr wohlweislich bereits herausgefunden. Wahrscheinlich fragt Ihr Euch was ich ebendort im Wald verloren hatte? Allerdings werde ich dieses Euch in keinster Weise mitteilen.“ Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung und schaute mich mit ihren unergründlichen Augen abwartend an. Ich räusperte mich und strich unbewusst über mein Kinn, worauf sie sich zur anderen Seite drehte.

„Wie fühlt Ihr Euch? Ich meine abgesehen von Eurer verletzten Schulter?“ fragte ich sie. Worauf sie tatsächlich antwortete: „Ich weiß es keinesfalls so genau… Ich habe keinerlei Erinnerung… Ich kann mich lediglich noch an einen furchtbaren, unerklärlichen Schmerz besinnen. Alles andere ist wie im Nebel, verschwommen und gänzlich unbegreiflich. - Wo bin ich hier? Wer seid Ihr und was habt Ihr mit mir vor?“ Sie blickte mich ein wenig verunsichert an, zugleich versuchte sie ihr Zittern vor mir zu verbergen.

„Ich sagte Euch trotz alledem, dass Ihr keinerlei Besorgnis haben müsst. Ich habe Euch in der Nähe von Dudley gefunden. Die Schergen des Sheriffs waren hinter Euch her. Sie haben Euch mit Pfeilen beschossen und darüber hinaus an der Schulter verletzt. - Erinnert Ihr Euch vielleicht daran?“ Fragend sah ich sie an, jedoch sie verneinte dies mit einem Kopfschütteln. Konnte oder wollte sie sich keineswegs daran erinnern? Wiederum atmete ich schwer aus.

„Gewiss… ich kann mich bruchstückhaft erinnern. Ich war... ich wollte… ich wollte vor...“ Urplötzlich liefen ihr die Tränen über die Wange. Sie drehte ihren Kopf von mir fort und starrte wiederum die Decke der Höhle an. „Wenn Ihr für einen Moment alleine sein möchtet, ich könnte Euch…“

„Nein. Nein bitte… Bitte… Lasst mich jetzig keinesfalls allein. Ich ertrage dies zu dieser Stunde keineswegs.“ Ihre Stimme brach weg. Hörbar rang sie nach Luft und blickte mich mit ihren schmerzverzerrten, tränennassen sowie flehenden Augen an. Wie konnte ich diesen geheimnisvollen, tiefgründigen Augen sowie ihrem engelhaften Gesicht etwas abschlagen?

„Also gut.“ Ich setzte mich mit angewinkelten Beinen auf den Höhlenboden und wartete. Meine Sachen waren zum Glück halbwegs getrocknet, sodass ich den Höhlenboden keinesfalls als kühl empfand. Jetzig wartete ich darauf, dass sie ihr Schweigen brach und mir ein wenig über sich erzählte. Die Minuten verstrichen, immer noch kein Wort keine einzige Silbe von ihr. Ich spürte ihre Blicke auf mir ruhen, worauf ich langsam den Kopf hob und sich unsere Augen trafen. Ihre grünblauen Augen waren so tiefgründig… wie ein klarer Sternenhimmel. So dunkel, so funkelnd, so rein und dennoch so geheimnisvoll. Scheu richtete sie ihren Blick zur Seite und atmete schwer sowie erschöpft aus. Wovor hatte sie so unheimliche Angst?

„Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir? Weshalb habt Ihr mich hierhergebracht? Warum habt Ihr mich nicht ebendort an diesem Ort gelassen? - Ich meine, ich bin lediglich ein Weibsstück? Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin zu…“ Sie blickte mich mit fragenden Augen an und seufzte wiederum schwer. Was um alles in der Welt faselte sie dortig für einen Irrsinn? Wäre sie lieber im Wald gestorben?

Jedoch schob ich meine Gedankengänge erst einmal auf Seite. Schaute sie an und antwortete etwas mürrisch: „Es war mir noch niemals sonderlich wichtig, wer oder was für einen Stand jemand einnimmt. - Ihr brauchtet meine Hilfe und dies habe ich ohne nachzudenken getan.“ Abschätzend schaute ich sie an, zugleich schüttelte sie ungläubig ihren Kopf.

„Ich danke euch für euer Tuen. Allerdings wäre es vielleicht besonnener gewesen, Ihr hättet mich ebendort im Wald liegengelassen. Ich kann mir wahrhaftig keinesfalls vorstellen, dass jemand wie mich, ein Weib, irgendwo bereitwillig und sonderlich willkommen ist. - Jeder wird erleichtert sein, wenn ich wiederum verschwunden bin.“ Sie blickte mich barsch an. Ich war sichtlich überrascht von diesen Worten. Wieso war sie so feindselig? Was hatte sie allein zu diesem Gedanken gebracht? Wieso wollte sie keinerlei unsere Hilfe annehmen?

„Bei uns im Wald haben Weiber, wie Ihr Euch selbst bezeichnet den gleichen Stellenwert, wie unsereins. Wenn ich so denken würde wie Ihr, hätte ich Euch den Schergen überlassen und zugleich keinesfalls meine eigene Haut riskiert. Ich weiß wahrhaftig nicht im Geringsten, wieso Ihr so negativ über einen von uns denkt. - Die Männer, die Euch verfolgt haben, werden Euch hier gewiss keineswegs finden. Ihr seid an diesem Ort gänzlich in Sicherheit. Darum werden wir uns schon kümmern. Warum glaubt Ihr dies mitnichten?“

Mittlerweile stand ich neben ihrer Schlafstätte und schaute ihr tief in die Augen. Abgebracht zog ich die Luft tief in mich ein und atmete ein wenig wütend aus. Worauf sie hörbar schluckte. „Uns? Wer ist uns?“, fragte sie mich mit weitaufgerissenen und angsterfüllten Augen.

„Wir sind Sieben. - Wir kämpfen gegen die Erniedrigung sowie die Unterdrückung der Bauern, Leibeigenen oder Untertanen. Wie Ihr es wahrhaftig auch immerfort nennen möchtet, durch die sogenannte Obrigkeit.“ Ich schaute sie von der Seite an und wartete auf eine verräterische Reaktion von ihr.

„Kämpft Ihr wahrhaftig gegen alle Adligen?“ Sie schluckte hörbar und starrte mich mit großen Augen an.

„Nein! Lediglich gegen diejenigen die Ihre Untertanen schlecht behandeln. Allerdings im Großen und Ganzen sind dies sowieso beinahe alle Adligen. Ich für meinen Teil habe noch keinerlei Ausnahmen gesehen. - Warum, empfindet Ihr dies keinesfalls so? Ich meine, umsonst waren die Männer ja keineswegs hinter Euch her. Was habt Ihr ausgefressen, dass sie vier bewaffnete Männer brauchten um Euch wiederum einzufangen?“

Amüsiert grinste ich sie an, jedoch sie schaute verlegen zur Seite und erwiderte kein einziges Wort. Stille breitete sich wiederum aus. Laut hustete ich und meinte: „Ich würde gerne nach Eurer Wunde sehen. Falls Ihr nichts dagegen einzuwenden habt? Ihr könntet dies wahrhaftig auch von Bruder Matthias durchführen lassen. Ich dachte da er, nun… nun ja… er ist ein Geistlicher.“ Ich musterte sie und erblickte sogleich Furcht in ihren Augen.

„Wenn ich es mir recht überlege ist Bruder Matthias im Moment unabkömmlich. Ich meine, es wird noch eine gewisse Zeit dauern, bis er wiederum hierselbst erscheinen wird.“ Fragend blickte ich sie jetzig an und wusste nicht im Entferntesten, was ich mit ihr anfangen sollte. Sie sagte wiederum kein einziges Wort. Dies war wahrhaftig zum verrückt werden!

Abwartend schaute ich sie an und endlich antwortete sie mir: „Ich werde auf den Geistlichen waren. Jedoch danke ich Euch, für Eure Frage diesbezüglich. - Ich werde versuchen mich ein klein wenig auszuruhen, um die verbleibende Zeit sinnvoll zu überwinden. Es wäre ausgesprochen zuvorkommend, wenn Ihr vor der Höhle warten würdet.“ Sie blickte mich äußerst bestimmend an. Fassungslos starrte ich sie an und hatte erheblich Mühe, meine Beherrschung keinesfalls zu verlieren. Was bildete sie sich eigentlich ein? Sie wollte über mich bestimmen? Sie wollte mir Befehle erteilen? Ich bin doch keinesfalls einer ihrer Lakaien!

Ungläubig schaute ich sie ihr und schüttelte den Kopf. „Mitnichten werde ich dieses tun! Ich werde diese Höhle keinesfalls verlassen, so ist meine Order. Wenngleich Euch dieses auch missfallen sollte.“ Sie schnaufte vor Wut, gleichzeitig drehte sie ihren Kopf in die entgegengesetzte Richtung. Indessen konnte ich mein Schmunzeln schwerlich verbergen. Dies war eine überaus arrogante und dreiste Forderung von ihr. Was dachte sie denn, wo sie in diesem Augenblick wäre? Wahrscheinlich in ihren Gemächern und ich wäre ihr Lakai?

Nachdenklich setzte ich mich auf den Baumstumpf, den wir als Schemel benutzten und betrachtete sie. Anscheinend war sie diese besagte Adlige, die Erwählte von Gundsrad von Hereford. Niemand konnte so arrogant sein als die Adligen. - Eigentlich bedauernswert, denn sie war genauso oberflächlich, eingebildet und überheblich, wie alle anderen Adligen ebenfalls. Was hatte mich gänzlich dazu veranlasst, mich so in ihr zu täuschen? Mir eine Rüge wegen dieser Adligen einzuholen und an sie immerfort zudenken. Was hatte ich mir dabei gedacht? Jetzig erschien mir alles ausgesprochen lächerlich und dumm dazu.


***


Wütend schaute ich in Richtung Ausgang. Ich konnte lediglich hoffen, dass Bruder Matthias keinesfalls solange sich ausruhte, als ich dachte. Ich nahm meinen Wetzstein aus dem Beutel und begann extrem langsam sowie gemächlich eins meiner Kurzschwerter zu schleifen.

Erbost drehte sie ihren Kopf in meine Richtung, wobei ihre Augen mich äußerst wütend anfunkelten. „Könntet Ihr dieses unterlassen? Ich möchte mich wahrhaftig ausruhen. Dieses Geräusch stört mich gänzlich in meiner Ruhe.“, zischte sie ungehalten und schnaufte wiederum vor Wut.

„Nein! Dies kann ich keinesfalls. Ich muss ständig kampfbereit sein, dazu gehört, dass ich mich um meine Waffen kümmere.“ Belustigend blickte ich sie an und fuhr gemächlich mit meinen Tuen fort.

„Könntet Ihr sodann die Güte besitzen, Eure Waffen vor der Höhle zu schleifen?“ Jetzig klang sie bereits ein wenig gereizter, sogar mehr als wütend.

„Nein, keineswegs. Ich hatte Euch vor geraumer Zeit bereits mitgeteilt, dass ich die Höhle keinesfalls verlassen werde“, wiederum grinste ich sie an. Oh… sie hatte so ein geheimnisvolles Funkeln in ihren Augen, wenn sie wütend war. Was mich auf eine gewisse Weise faszinierte sowie gleichermaßen reizte. Mit einem lauten Zischen durch ihre Zähne und der abrupten Wendung ihres Kopfes, in die andere Richtung wusste ich, dass ich gewonnen hatte.

Indessen konnte ich mir mein Lachen beinahe keinesfalls mehr verbergen. Demzufolge widmete ich mich wiederum der Waffe und dies erheblich langsamer. Das brachte sie abermals so in Verstimmung, dass sie versuchte ihre Ohren zuzuhalten. Was ihr jedoch keineswegs gelang. Dies brachte abermals ein Grinsen auf mein Gesicht. Natürlich nahm sie dies wahr und machte sie noch wütender. Es verging eine geraume Zeit, bis endlich Bruder Matthias erschien. Er blickte mich erstaunt an und schaute zu ihr. Der Mönch runzelte die Stirn und sah mich fragend an.

„Bruder Matthias, endlich. Mylady ist erwacht, wie du schwerlich erkennen kannst. Ihr widerstrebt allerdings die Vorstellung, dass ich ihre Wunde versorge. So musst du dieses jetzig wohl oder übel für mich übernehmen. Außerdem kann sie jemanden ganz und gar, in kürzester Zeit einen auf zermürbende Weise zusetzen.“

Schelmisch grinste ich ihn an und blickte verstohlen in ihre Richtung, wohl wissend, dass sie keinesfalls mehr schlief. „Ich hoffe lediglich, du bist wahrlich gut ausgeruht. Da ich gewissermaßen eine geraume Zeit diese Höhle meiden werde.“ Unzufrieden schaute ich den Mönch an und seufzte daraufhin schwer.

„Wann ist sie erwacht? Wenn ich wahrhaftig keineswegs so gänzlich verstehe, weshalb du so aufgebracht bist. - Samuel ist irgendetwas vorgefallen?“ Er blickte erst ihr sodann mich argwöhnisch an. Wie auch immer. Ich beabsichtigte, ihm dies keinesfalls mitzuteilen, wie enttäuscht ich gleichwohl von ihr war. Geradewegs wütend auf mich selbst.

Wie lange hatte ich mir den Kopf über sie zerbrochen? Alle verschwendete Mühe. Sie zeigte mir lediglich wie selbstgefällig sie war. Wie alle, wahrlich alle Adlige dies im Grunde waren. Ich hatte mir etwas vorgemacht und dennoch ging mir dieses arrogante Weibsstück keinesfalls mehr aus dem Kopf. Ich musste hierselbst sofortig fort… so schnell als möglich diese verdammte Höhle verlassen.

Bruder Matt schaute mich immer noch missbilligend sowie fragend an. Ich seufzte auf seinen Blick resigniert. Ich wusste, dass der Mönch in dieser Hinsicht hartnäckig war und mich keineswegs gehenlassen würde, bevor er eine Antwort erhalten hatte.

„Sie ist vor einigen Stunden erwacht. Sie war nicht geradewegs gesprächig, obendrein äußerst launisch sowie weibisch, wie auch immer. Wenn du mich keineswegs mehr benötigst Bruder Matthias würde ich gerne unverzüglich auf die Jagd gehen. Hierselbst ist mir die Luft gänzlich zu eisig. Wenn du verstehst?!“ Äußerst genervt blickte ich den Mönch an.

„Nein ich glaube, dass ich dich im Moment keinesfalls mehr benötige. Ich dank dir vielmals für dein tuen, Samuel. - Geht nur… geht. Damit du deinen Kopf wiederum in die richtigen Bahnen bringen kannst. Ich bin wahrhaftig deiner Meinung, dass du umgehend frische Luft benötigst. Später werde ich Minna bitten, mir einige Sachen zu besorgen. Nun geht… bis dahin Samuel.“ Er schaute mich an und nickte wissentlich. Ich nickte ebenfalls, ohne mich noch einmal nach ihr umzudrehen und verließ ich die Höhle. Was für eine Erleichterung!




















Im Schatten des Waldes

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