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7. Erwachen

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Der Mönch blickte mich ein wenig misstrauisch an. „Ich bin Bruder Matthias, anderseits wusstet Ihr dies ja bereits. Nun gut. Würdet Ihr Euch freundlicherweise auf die Seite drehen, damit ich mir Eure Wunde ansehen kann?“ Widerwillig drehte ich mich um, schwieg jedoch wohlweislich erst einmal. Zu sehr war ich noch gänzlich erbost über die Worte des Kriegers. Dessen Name ich wahrlich vergessen hatte, oder hatte er ihn mir überhaupt genannt? Ich seufzte leise.

Der Mönch, ich glaube er hieß Bruder Matthias, nahm mir den Verband von der Schulter. Jetzig spürte ich ein leichtes Ziehen an meiner Haut sowie einen stechenden Schmerz. Ich zuckte gänzlich zusammen, verkrampfte mich und pustete meine Luft durch die Zähne wiederum aus.

„Samuel hätte Euch wohlweislich den Verband wechseln können. Allerdings hat dies jetzig lediglich zur Folge, dass der Kräuterverband ein wenig an Eurer Haut haftet. Dadurch muss ich die Wunde zusätzlich noch ausgiebiger reinigen, was wahrhaftig keinesfalls nötig gewesen wäre. - Was für einen Disput oder Unstimmigkeit war dies zwischen Euch beiden? Normalerweise ist Samuel ein äußerst umgänglicher junger Mann. So aufgebracht habe ich ihn seit einer Ewigkeit keinesfalls mehr gesehen. Er war außer sich vor Zorn.“

Allerdings sagte ich kein Wort und atmete lediglich tief aus. Jedoch schien dies den Mönch keinesfalls zu stören, denn er sprach einfach weiter. „Nur gut, dass Ludger keineswegs nach Euch gesehen hat, dies wäre wahrhaftig nicht ohne Weiteres so einfach verlaufen. Ludger hasst jedes weibliche Geschöpf. Anderenfalls wenn ich es mir recht überlege, ist er immerfort so aufbrausend.“ Irgendwie hatte ich das Gefühl, als würde der Mönch mehr mit sich selbst sprechen alsdann mit mir. Nach einer Weile hatte er die Wunde gesäubert sowie wiederum verbunden.

„Ihr könnt Euch, wenn Ihr dieses wünscht ein wenig aufrichten. Ihr wart eine erhebliche Zeit ohne Bewusstsein. Wir dachten bereits Ihr würdet keineswegs mehr erwachen. - Auch wenn es Euch vielleicht in keinster Weise interessiert. Einer der Wenigen dem dieses keineswegs gänzlich gleichgültig war, ob Ihr lebt oder sterbet, war Samuel. Deshalb solltet Ihr ihn gewissermaßen mit ein wenig mehr Respekt behandeln. Seid Ihr wahrlich keineswegs auch dieser Meinung?“ Ich richtete meine Augen zu dem Mönch und schluckte hörbar. Er schaute mich fragend sowie mit unmissverständlicher Miene an.

„Gewiss habt Ihr ein wenig Durst sowie Hunger?“ Er reichte mir einen Becher mit Flüssigkeit und nickte. Augenblicklich spürte ich, wie ausgetrocknet mein Mund war. Ich nahm den Becher und trank, das Wasser schmeckte köstlich. Danach reichte er mir ein Stück Brot, was ich dankbar annahm. Denn meinen Hunger spürte ich jetzig erst richtig. Ich nahm das Brot und aß es gierig, worauf mich der Mönch zunehmend musterte.

„Ist es Euch nun ein wenig wohler oder benötigt Ihr noch gewisse Dinge?“ Bruder Matthias war ein äußerst gewissenhafter sowie freundlicher Mann, ganz anders wie dieser gewisse Samuel. Ich räusperte mich, gleichzeitig schaute ich ihn unsicher an.

„Ich würde mich gerne ein wenig frisch machen, sowie mich erleichtern. Wenn Ihr mich wahrlich versteht, was ich damit andeuten möchte.“ Scheu schaute ich ihn an, jedoch der Mönch nickte wissentlich.

„Was denkt Ihr, wenn ich Euch stützte… könntet Ihr Euch eventuell erheben, damit Ihr Euch erleichtern könntet?“ Ich nickte ein wenig gequält und blickte ihn ängstlich an.

„Wohlan dann lasst uns dies versuchen.“ Vorsichtig richtete ich mich auf und schob behutsam eine Art Decke beiseite. Meine Beine ließ ich langsam, extrem langsam, zu dem Höhlenboden gleiten. Sie fühlten sich im Moment ein wenig taub an. Jedoch ich wollte unter allen Umständen dies gänzlich alleine versuchen. Jedoch als ich auftrat, versagten mir meine Beine den Gehorsam. Bevor ich gänzlich auf den Höhlenboden stürzte, fing mich der Mönch mit schnellem Griff auf.

„Hatten wir nicht uns auf gemeinsam geeinigt? Jetzig verstehe ich in ein wenig was Samuel vorhin damit gemeint hatte. Seid keinesfalls so töricht, so unvernünftig und lasst Euch helfen. Ich glaube, wir sollten es ein wenig langsamer angehen. Meint Ihr Dies nicht ebenfalls? Kommt, ich werde Euch stützen. Gemeinsam werden wir dies sicherlich bewerkstelligen.“

Er nahm meinen Arm um seine Schulter, zog mich hoch und wir verließen mühsam die Höhle in Richtung Wald. Die Luft war kühl, anscheinend befand ich mich mitten in einem Wald. Dieses war mir im Augenblick allerdings vollkommen gleichgültig. Alsdann ich mich erleichtert hatte, fühlte ich mich wesentlich besser. Ich versuchte mich etwas am naheliegenden Fluss zu waschen, was sich jedoch als ziemlich schwierig herausstellte. Nach einer kurzen Verschnaufpause, ging ich wiederum mit dem Mönch in Richtung Höhle und kam seitlich an der Feuerstelle vorbei.

Verängstigt klammerte ich mich an Bruder Matthias, alsdann ich die Blicke der vier Männer sowie einer Frau auf mir spürte. Drei der Männer waren etwa im mittleren Alter. Sie standen in der Nähe der Feuerstelle und waren mit ihren Waffen beschäftigt. Ein Jüngling der vielleicht in meinem Alter war, legte gerade ein wenig Holz auf das Feuer, über dem ein großer Kessel mit Essen hing. Eine junge Frau rührte vorsichtig in diesem Kessel, von dem ein angenehmer Duft ausging.

Alle hatten in ihren Bewegungen innegehalten und starrten mich mit großen Augen an. Ich spürte wie die Angst mich mehr und mehr erfasste. Schnell senkte ich meinen Blick auf den Boden, zugleich war ich erheblich erleichtert als wir die Höhle betraten. Bevor ich jedoch gänzlich in der Höhle verschwunden war, hörte ich eine raue unangenehme männliche Stimme.

„Ist dieses elende Weibsstück schließlich doch erwacht? Schade, ich hatte wahrlich angenommen dies würde sich von selbst erledigen und wir…“

„Ludger, es reicht!“ Mehr konnte und wollte ich wahrhaftig keineswegs mehr hören. Der Mönch hatte diesbezüglich recht. Der Krieger Samuel, wie er wohl hieß, war einer der Wenigen dem mein Leben keinesfalls gänzlich gleichgültig war. Wo um Gotteswillen hatte er mich hingebracht?

Immerhin schien ein weibliches Wesen ebenso bei diesen Männern zu existieren. Jedoch welchen Stellenwert nahm sie diesbezüglich ein? Den dunkelhaarigen Krieger, hatte ich allerdings keinesfalls an der Feuerstelle bemerkt. Dementsprechend waren es vier Männer, ein Mönch, ein Jüngling und sie. Sieben! Sieben, die hier anscheinend in den Wäldern lebten und wie es aussah äußerst gut. Waren sie diejenigen, wovon ich bereits so viele Geschichten gehört hatte? Die sich vor der Obrigkeit versteckten und zugleich anscheinend unsichtbar waren? Natürlich lediglich im bildlichen Sinn, da sie den Schergen immerfort entwischten. Waren es wahrhaftig diese Menschen, die ich dortig am Feuer gesehen hatte? Wieso hatten sie eine Maid in ihren Reihen sowie einen Mönch? Überaus seltsam!

Jedoch ließ ich mir meine Gedanken keinesfalls anmerken. Mit einem Seufzer setzte ich mich, sichtlich erleichtert wiederum auf mein Lager. Sofort starrte ich auf den Boden, atmete tief ein und aus, gleichzeitig schaute ich den Mönch verwirrt an.

„Ich danke Euch für alles. Anscheinend bin ich hier keineswegs willkommen. Warum habt Ihr Euch überhaupt diese Bürde auferlegt? Wieso habt Ihr mich nicht ebendort sterbenlassen, alsdann wäre wahrhaftig alles vorüber?“ Resigniert schüttelte ich den Kopf, seufzte und blickte auf meine Hände. Mein Hals war als sei dieser zugeschnürt, zugleich wurde ich zunehmend verwirrter. Weshalb war ich hierselbst an diesem Ort? Hatte ich ihr Gebiet betreten oder hatten sie eine Art… Ehrenkodex jedem zu helfen? … Vielleicht hatte dieser seltsame Krieger lediglich ein gutes Herz? … War es vielleicht tatsächlich Fügung, dass er mich dortig fand? …Wenngleich er auch genau sah, dass ich keineswegs ein Bauernbursche war? Was hatte ihn jedoch dazu veranlasst?

Mit einem tiefen Seufzer legte ich mich auf mein Lager und starrte die Höhlendecke an. Verdammt, was sollte ich jetzig tun? Meine Schulter schmerzte entsetzlich. Kleine Punkte tanzten vor meinen Augen, worauf ich diese so schnell als irgendwie möglich schloss. Da ich wahrhaftig dadurch ein wenig panisch wurde. Nachdem ich zweimal tief ein und ausgeatmet hatte, fühlte ich mich besser. Selbst mein leichtes Zittern hörte schließlich auf.

„Wie fühlt Ihr Euch? - Harroh hat Ludger im Griff. Er kann keinesfalls seinen Mund halten und redet meistens dumm daher. Ihr braucht keinerlei Angst diesbezüglich zu haben. Ihr seid hier gänzlich in Sicherheit. Selbst wenn Samuel geringfügig auf Euch erzürnt war, anderseits dieser beruhigt sich irgendwann wiederum. Er ist so engen Kontakt keinesfalls gewöhnt. - Demzufolge beruhigt Euch bitte ein wenig. Es wird gewiss sich alles wiederum zum Guten sich wenden.“

Der Mönch hatte vorsichtig seine Hand auf mein Bein gelegt. Erst jetzig bemerkte ich, wie meine angewinkelten Beine zitterten. Unwillkürlich legte ich sie flach auf die Schlafstätte, atmete noch einmal tief ein und aus, sodann drehte ich mich zu dem Geistlichen. Ich schaute ihn mit großen Augen an. Dieser nahm seine Hand von meinem Bein und meinte völlig unverständlich: „Wieso möchtet Ihr lieber sterben? Das Leben ist so sonderlich kurz. Warum möchtet Ihr dies frühzeitig beenden?“

Keine Antwort! Ich wollte ihm keinerlei Antwort darauf geben, er hätte dies wahrlich keinesfalls verstanden. Was sollte ich ihm darüber hinaus auch sagen? Raven wahrscheinlich tot. Mein Vater bestimmt in seinem Grundgedanken zerstört. Brigitt gänzlich verwirrt, derweil sie keine Nachricht von uns bekam und ich… hierselbst an diesem Ort… wo man mich keineswegs haben wollte. Nein! Man hasste mich sogar.

Dies hätte er weiß Gott mitnichten verstanden, selbst wenn er ein Mönch war. Schon möglich, dass er manche seltsame Geschichte in seinem Leben gehört hatte. Ich wollte allerdings meine Gedanken für mich behalten… meine Gedanken… meinen Schmerz… ich…

„Was ist mit Euch? Habt Ihr möglicherweise Schmerzen?“ Der Mönch blickte mich ein wenig besorgter an. Ich öffnete meine Augenlider. Noch immer lag ich auf der Seite und spürte augenblicklich, dass mir die Tränen über mein Gesicht rannen. Ich atmete tief aus und blickte in die entgegengesetzte Richtung.

„Mir geht es gut. Ich bin lediglich erschöpft. Würdet Ihr mir eventuell eine Frage beantworten?“ Ich starrte auf den Höhlenboden und wartete.

„Wenn ich dieses kann. Wie lautet Eure Frage?“ Er blickte mich forschend an, sogleich schluckte ich schwer. Vorsichtig drehte ich mich auf den Rücken, sodass ich die Decke der Höhle ansehen konnte. „Warum hat er…“ Mein Atem stockte, ich holte tief Luft und begann von neuem.

„Warum hat er mich hierhergebracht? Weshalb hat er mich keinesfalls dortig zurückgelassen, alsdann er wusste was ich bin? Ich meine…“ Ich schüttelte den Kopf, jedoch konnte ich keinesfalls weitersprechen. Mir liefen abermals die Tränen über mein Gesicht und ich war mitnichten in der Lage sie zu stoppen. Bruder Matthias legte seine Hand behutsam auf meinen Arm.

„Meine Tochter, ich kann Euch diese Frage wahrhaftig keineswegs beantworten. Es war gänzlich allein Samuels Entscheidung. Glaubt mir, Samuel ist über diesen Entschluss, denn er an jenem Tag getroffen hat, Euch hierherzubringen genauso überrascht. Genauso wie Ihr es selber diesbezüglich seid.“

Er atmete tief aus und fuhr fort: „Ich glaube, dass dies Schicksal war. Eine Fügung oder vielleicht etwas Vergleichbares, dass Euch an diesem Tag zusammengebracht hat. Ihr solltet Euch an diesem Tag begegnen. Warum das kann ich Euch keinesfalls beantworten.“ Erstaunt schaute ich ihn an blieb aber schweigsam.

„Ich weiß, wie dies für Euch klingen mag. Zumal aus dem Mund eines Geistlichen. Dennoch glaubt mir, ich weiß, dass es Dinge gibt die man mitnichten erklären kann und auch keinesfalls erklären möchte. - Es ist allerdings traurig zu vernehmen, dass Ihr lieber tot wärt als am Leben. Es gibt für alles wahrlich eine Lösung. Ihr habt Sie lediglich noch in keinster Weise gefunden, dieweil Ihr bislang danach wahrhaftig keinesfalls gesucht habt.“

Er drehte sich um und sprach weiter: „Versucht Euch ein wenig auszuruhen. Ihr müsst in erster Hinsicht gesund werden. Alsdann können wir uns gemeinsam, vorausgesetzt Ihr wünscht dies, eine Lösung finden. Schlaft jetzig.“ Der Mönch legte eine Art Decke über mich, worauf ich folglich die Augen schloss.

„Bruder Matthias?“

„Ja.“

„Er, ich meine Samuel. Glaubt Ihr er ist mir wohlgesinnt? Ich… ich denke, als Weib und sodann als Mensch?“ Langsam drehte ich mich zu ihm um und schaute den Mönch direkt in die Augen.

„Ich weiß, dass er von Euch wahrlich äußerst angetan ist. Wo Ihr ohne Bewusstsein wart, ist Samuel beinahe niemals von Eurer Seite gewichen. Er hat sich sogar deshalb Ärger mit Harroh, dieser ist unser Anführer, eingehandelt. Jedoch war dies für ihn unerheblich. Samuel ist sich gänzlich bewusst, dass er Euch hierhergebracht hat. Deswegen ist er für Euch in jeder Hinsicht verantwortlich. - Versucht ein wenig zu schlafen. Wenn Samuel sieht, dass es Euch besser geht wird er ebenfalls wiederum ruhiger. Bitte schließt Eure Augen und versucht Euch auszuruhen.“

„Bruder Matthias ich danke Euch für Eure Ehrlichkeit sowie Offenheit.“ Er erhob sich, drehte allerdings augenblicklich sein Gesicht zu mir.

„Samuel ist ein guter Mensch. Dies solltet Ihr beim nächsten Mal einfach bedenken. Er würde Euch niemals etwas antuen. - Zu mindestens ist dies alles, was ich derzeit wahrlich darüber sagen werde. Einen erholsamen Schlaf.“ Der Mönch lächelte ein wenig und verließ die Höhle. Ich schloss meine Augen und schlief augenblicklich ein. Ich wachte von einem leisen Geräusch auf, hielt allerdings wohlweislich meine Augen weiterhin geschlossen.


***


„Bruder Matt. Wie geht es ihr? - Ich meine was ist vor kurzem am Feuer vorgefallen? Tiw hat lediglich verlauten lassen, dass Ludgers dummes Gerede sie verängstigt hatte. Demzufolge was hat Ludger von sich gelassen?“ Die zweite Stimme flüsterte, sodass ich mich schließlich noch mehr anstrengen musste um etwas zu vernehmen.

„Sie ist am Schlafen. Sie war völlig aufgelöst. Ludger hat lediglich seine üblichen dummen Äußerungen von sich gegeben keinesfalls mehr. Dies hat sie ein wenig aus der Fassung gebracht.“

„Was hat er im Bezug darauf zu ihr gesagt?“ Mittlerweile war die andere Stimme ebenfalls am Flüstern.

„Er hat bedauert, dass sie erwacht war und dazu noch am Leben. Samuel beruhige dich, du weißt ungeachtet dessen wie er auf Adlige reagiert. Ich meine, wir alle sind keine besonderen Freunde von der Obrigkeit und ihren Schergen. Das weißt du genauso gut wie ich selbst. Ausgerechnet jetzig ist genauso eine Adlige in unser Lager gekommen. Siehst du denn keinesfalls die Schwierigkeiten, den gefährlichen Konflikt?“

„Gewiss. Hat Harroh bereits eine Entscheidung getroffen, was wir jetzig mit ihr machen sollen?“

„Ich glaube bislang noch in keinster Weise. Er wollte zurzeit noch ein wenig abwarten. Wir müssen wahrlich mehr über sie in Erfahrung bringen. Du solltest versuchen mit ihr zu sprechen.“

„Was ich? Sie verabscheut mich zutiefst. Nein, sie findet mich eher widerwärtig. Sie wird mir niemals etwas preisgeben.“

„Bist du dir vollkommen sicher, dass sie dich verabscheut? Ich mitnichten.“

„Was meinst du damit? Könntest du dich ein wenig genauer ausdrücken?“








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